
Weltweit wurden Milliarden Dosen verabreicht – doch wie groß war der Nutzen wirklich? Neue Studien liefern überraschende Ergebnisse und zeigen, worauf Verbraucher beim Thema Impfstoff und Anwendung achten sollten.
Einleitung: Eine globale Maßnahme im wissenschaftlichen Rückblick
Die COVID-19-Impfkampagnen gelten als ein historisches Gesundheitsprojekt: Noch nie zuvor wurden so viele Menschen in so kurzer Zeit gegen eine Infektionskrankheit geimpft. Die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen ist jedoch komplex. Wie viele Todesfälle wurden durch die Impfstoffe tatsächlich verhindert? Und was bedeutet das für Verbraucher heute – medizinisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich?
Was bedeutet „gerettete Leben“ in der Forschung?
Die Einschätzung, wie viele Leben Impfstoffe gerettet haben, basiert auf sogenannten „Counterfactual“-Modellen. Diese vergleichen den tatsächlichen Verlauf mit Impfungen mit einem hypothetischen Szenario ohne Impfungen. Daraus ergibt sich eine Schätzung der verhinderten Todesfälle.
Diese Modelle berücksichtigen unter anderem:
- Infektionsraten und Virusvarianten
- Impfwirksamkeit gegen schwere Verläufe
- Impfverfügbarkeit und Verteilung
- Demografische Risikoprofile
WHO-Schätzungen: 14 bis 20 Millionen gerettete Leben im ersten Jahr
Laut einer umfassenden Modellierung des Imperial College London im Auftrag der WHO wurden allein im ersten Jahr der globalen Impfkampagnen etwa 14,4 Millionen direkte Todesfälle verhindert. Zählt man indirekte Effekte durch reduzierte Krankenhausbelastung und Infektionsketten hinzu, gehen die Schätzungen bis zu 19,8 Millionen gerettete Leben weltweit.
Diese Zahlen basieren auf Hochrechnungen, die besonders die hohe Wirksamkeit in den ersten Wellen (z. B. Alpha und Delta) einbeziehen. Auch hier lag der Fokus auf älteren Personen und vulnerablen Gruppen.
Neuere konservative Studien: Rund 2,5 Millionen Leben weltweit gerettet
Eine neue Studie, erschienen im JAMA Health Forum 2025, geht von deutlich geringeren Zahlen aus. Unter Berücksichtigung realistischerer Impfraten, der Wirkung moderner Varianten und dem zeitlichen Rückgang der Impfwirksamkeit kommt sie auf rund 2,533 Millionen gerettete Leben weltweit im Zeitraum 2020–2024.
Besonders auffällig: Über 90 % der geretteten Leben entfielen auf Personen über 60 Jahre. Bei jungen Menschen unter 30 Jahren war der Effekt minimal – laut Modell mussten etwa 100.000 Impfungen verabreicht werden, um ein einziges Leben zu retten.
Verteilungsgerechtigkeit: Hätten noch mehr Leben gerettet werden können?
Ein häufig genannter Kritikpunkt ist die ungleiche globale Impfstoffverteilung. Eine NBER/USC-Analyse zeigt: Mit gerechterer Verteilung – etwa nach Bevölkerungsanteil statt wirtschaftlicher Macht – wären etwa 670.000 zusätzliche Todesfälle vermeidbar gewesen. Vor allem Länder mit niedrigem Einkommen erhielten Impfstoffe oft zu spät oder in unzureichender Menge.
Wie hat sich die Impfwirksamkeit über die Zeit verändert?
Während die mRNA-Impfstoffe zu Beginn (2021) noch eine Wirksamkeit von 90–95 % gegen schwere Verläufe aufwiesen, sank diese bei späteren Varianten wie Omikron deutlich. Aktuelle CDC-Zahlen aus 2024/25 zeigen:
- Wirksamkeit gegen Hospitalisierung (65+): ca. 45 %
- Bei immungeschwächten Personen: ca. 40 %
- Gegen Ambulanzbesuche: ca. 33 %
Der Rückgang der Effektivität erklärt, warum frühere Hochrechnungen möglicherweise überschätzt waren.
Was kostet ein gerettetes Leben durch Impfung?
Laut National Bureau of Economic Research lag der Preis pro gerettetem Leben im Herbst 2021 bei rund 55.000 USD. Ein Jahr später stieg dieser Wert auf über 200.000 USD, da die Impfkampagnen in niedrigeren Risikogruppen weniger effizient wirkten. Trotzdem: Die Einsparungen im US-Gesundheitssystem beliefen sich auf über 1,15 Billionen USD.
Alternative Betrachtung: Gewonnene Lebensjahre
Viele Forscher empfehlen, nicht nur gerettete Leben, sondern auch verlorene Lebensjahre (YLL) zu betrachten. So konnten laut einer globalen Analyse durch Impfungen weltweit über 14,8 Millionen Lebensjahre gesichert werden – ein Argument für die Impfung älterer Menschen mit längerer Lebenserwartung.
FAQ: Nutzerfragen zum Thema Impfstoffwirkung
- Wie viele Menschen unter 30 Jahren profitierten von der Impfung?
- Weniger als 0,1 % aller geretteten Leben entfielen auf unter 30-Jährige – rund 2.100 weltweit.
- Wie viele Dosen brauchte es durchschnittlich pro gerettetem Leben?
- Im Durchschnitt etwa 5.400 Dosen – bei jungen Menschen oft deutlich mehr.
- Wie viele Leben wurden in den USA gerettet?
- Laut Commonwealth Fund: etwa 3,2 Millionen zwischen 2020 und 2022.
- Hätten ärmere Länder mit mehr Impfstoff deutlich mehr Leben gerettet?
- Ja, bis zu 670.000 zusätzliche Leben laut NBER/USC-Analyse.
Ratgeber: Impfstoffe verstehen und richtig informieren
Was ist ein Corona-Impfstoff?
Corona-Impfstoffe sind biotechnologisch entwickelte Substanzen, die das Immunsystem gezielt auf das Virus SARS-CoV-2 vorbereiten. Die wichtigsten Typen sind:
- mRNA-Impfstoffe (z. B. BioNTech, Moderna): höchste Wirksamkeit, aber temperaturempfindlich.
- Vektor-Impfstoffe (z. B. AstraZeneca, Johnson & Johnson): robust, aber teils umstritten.
- Proteinbasierte Impfstoffe (z. B. Novavax): klassische Wirkweise, gute Verträglichkeit.
Worauf sollte man beim Thema Impfung achten?
- Zulassung: Achten Sie auf Zulassung durch EMA, WHO oder FDA.
- Alter und Gesundheitsstatus: Für chronisch Kranke und Senioren gelten besondere Empfehlungen.
- Kühlkette und Haltbarkeit: mRNA-Impfstoffe müssen tiefgekühlt transportiert werden.
Was kostet ein Impfstoff?
- BioNTech/Pfizer: ca. 15–20 €
- Moderna: ca. 18–25 €
- Novavax: ca. 10–15 €
In Deutschland übernimmt in der Regel der Staat die Kosten. In anderen Ländern können Impfstoffe auf privatem Weg erworben werden – dann ist auf Fälschungssicherheit zu achten.
Wo erhält man weitere Informationen?
Seriöse Informationen erhalten Sie über:
- Das Robert-Koch-Institut (RKI)
- Das Paul-Ehrlich-Institut
- Offizielle Webseiten der WHO oder EMA
Fazit: Die Wahrheit liegt zwischen den Extremen
Zwischen 2,5 und 20 Millionen gerettete Leben: So weit reichen die aktuellen Schätzungen zum Effekt der Corona-Impfstoffe. Entscheidend ist: Für Risikogruppen war die Impfung lebensrettend. Für jüngere Menschen war der Nutzen geringer, aber nicht bedeutungslos. Die Debatte zeigt, wie wichtig transparente Forschung, gerechte Verteilung und evidenzbasierte Aufklärung sind – auch in zukünftigen Gesundheitskrisen.