
Die Palantir-Aktie hat in den vergangenen Monaten eine rasante Rally erlebt und Anlegern spektakuläre Gewinne beschert. Doch seit Kurzem mehren sich warnende Stimmen, die den Titel für massiv überbewertet halten. Besonders eine Aussage des prominenten Short-Sellers Andrew Left hat hohe Wellen geschlagen: Selbst ein Kurs von 40 US-Dollar sei seiner Meinung nach noch deutlich zu hoch.
Ein Blick auf den Kursverlauf: Von Raketenstart zur harten Landung?
Palantir Technologies zählt seit Monaten zu den am heißesten gehandelten Aktien im KI-Sektor. Der Kurs hatte sich 2025 im Jahresverlauf mehr als verdoppelt und zeitweise sogar die Marke von 190 USD erreicht. Doch zuletzt folgte eine starke Korrektur: Innerhalb weniger Handelstage verlor die Aktie über 12 % an Wert und rutschte unter die Marke von 160 USD. Analysten sprechen vom schlechtesten Wochenergebnis im S&P 500 in dieser Zeit.
Dieser Kursrückgang hat die Diskussionen um eine mögliche Überbewertung neu entfacht. Anleger stellen sich vermehrt die Frage:
„Ist die Palantir-Aktie wirklich so stark überbewertet?“
Die Antwort darauf fällt – je nach Quelle – unterschiedlich aus. Während optimistische Analysten auf starkes Wachstum und technologische Vorreiterrolle verweisen, sehen kritische Stimmen die Bewertung als vollkommen losgelöst von der fundamentalen Realität. Insbesondere die extrem hohen Bewertungsmultiplikatoren werfen Fragen auf.
Bewertungskennzahlen im Fokus: Das spricht für eine Überbewertung
Gewinne und Umsatzwachstum: Stark, aber teuer bezahlt
Palantir hat zuletzt mit beachtlichen Zahlen geglänzt. Im zweiten Quartal 2025 wurden über 1 Milliarde US-Dollar Umsatz erzielt – ein Anstieg um 45 % gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn je Aktie stieg um 78 %. Auch der Rule-of-40-Score – eine gängige Bewertungsformel für Softwareunternehmen – lag mit einem Wert von 94 % weit über dem Branchendurchschnitt. Dennoch bleibt die Bewertung ein Reizthema:
„Wie hoch ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis (P/S) bei Palantir im Vergleich zur Branche?“
Aktuelle Berechnungen zeigen ein P/S-Verhältnis zwischen 80× und 100×. Zum Vergleich: Selbst erfolgreiche Softwarefirmen wie Adobe oder Salesforce liegen deutlich darunter. Der S&P 500-Schnitt bewegt sich bei etwa 3× bis 5×. Auch das Forward-KGV liegt mit rund 290× in einem Bereich, der sonst nur bei extremen Wachstumsphantasien zu beobachten ist.
Shortseller Andrew Left: „Selbst 40 Dollar sind zu viel“
Besonders Aufmerksamkeit erregte ein Statement von Andrew Left, Gründer von Citron Research. Er erklärte, dass er gegen die Palantir-Aktie wette und sogar bei einem Kurs von 40 US-Dollar noch keine angemessene Bewertung sieht. Wörtlich sagte er: „Selbst bei 40 Dollar ist diese Aktie noch ein Witz. Es ist ein reines Hype-Spiel.“
Left verweist auf fundamentale Bewertungsmodelle, die einen inneren Wert von rund 15–16 USD ermitteln. Auch Dienste wie AlphaSpread und GuruFocus kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Die Differenz zum tatsächlichen Kurs liegt dabei bei über 400 % – ein klares Warnsignal.
Was sagen Privatanleger? Einblicke aus Foren und sozialen Medien
Während institutionelle Analysten noch gespalten sind, zeigen sich in sozialen Netzwerken bereits klare Tendenzen. In einschlägigen Reddit-Foren wie r/Aktien oder r/palantir wird intensiv diskutiert. Ein Nutzer schreibt:
„Ich schaue mir Palantir seit Wochen an, aber ich finde keinen Grund, warum der Kurs so hoch sein sollte. Eine Korrektur um 70 % wäre fundamental gerechtfertigt.“
Andere Nutzer verweisen auf verpasste Chancen oder warnen vor einer „Bubble“ ähnlich der Tech-Blase Anfang der 2000er. In Foren wie r/ValueInvesting heißt es, dass Palantir trotz über zehnjähriger Marktpräsenz wenig Substanz vorweisen könne. Diese Skepsis findet auch in klassischen Bewertungsmodellen ihren Niederschlag.
„Was sagt der Rule-of-40-Score zur Bewertung von Palantir aus?“
Der Rule-of-40-Wert kombiniert Umsatzwachstum und Gewinnmargen zu einem Gesamtwert. Mit einem Wert von 94 % (regulär 75 % unter Einbezug aktienbasierter Vergütungen) liegt Palantir hier im Spitzenfeld. Dennoch warnen Experten wie bei Seeking Alpha, dass dies kein Freifahrtschein sei – insbesondere, wenn das Wachstum durch einmalige Verträge oder staatliche Projekte getrieben werde.
Analysten uneins: Kursziele schwanken extrem
Während einige Investmenthäuser wie Piper Sandler die Aktie mit einem Kursziel von 170 USD bewerten und Palantir als „secular winner“ im KI-Bereich einstufen, bleiben andere Stimmen deutlich zurückhaltender. Die Spannbreite reicht von 45 bis über 200 USD – ein Hinweis auf die Unsicherheit in der Bewertung.
„Wie groß ist die Divergenz der Analysten zum Kursziel der Palantir-Aktie?“
Die Analystenerwartungen sind derzeit extrem unterschiedlich. Während einige einen kontinuierlichen Anstieg erwarten, stufen viele die Aktie nur noch mit „Halten“ ein. Der Konsens-Kurs liegt etwa bei 154–156 USD – und damit unter dem aktuellen Marktpreis.
Langfristige Prognosen: Zwischen Euphorie und Realität
Langfristig gehen einige Analysten sogar von einem Kursziel von bis zu 936 USD aus – gestützt auf starkes Wachstum, hohe operative Margen und dominierende Marktstellung im KI-Bereich. Andere Modelle wie CoinPriceForecast sehen die Aktie hingegen mittelfristig unter 50 USD.
Einigen Berechnungen zufolge müsste Palantir seine Umsätze in den nächsten zehn Jahren verzehnfachen, um die aktuelle Bewertung zu rechtfertigen. Ob das realistisch ist, bleibt offen – insbesondere bei zunehmendem Wettbewerb durch Microsoft, Databricks oder OpenAI.
Risikofaktoren jenseits der Bewertung
„Welche Risikofaktoren werden neben der hohen Bewertung für Palantir diskutiert?“
- Abhängigkeit von Regierungskunden: Ein Großteil der Umsätze stammt aus Verträgen mit US-Behörden – politisch nicht immer stabil.
- Technologischer Wettbewerb: Der Markt für KI- und Datenanalyse wird zunehmend kompetitiver.
- Insiderverkäufe: Großinvestoren haben zuletzt größere Positionen verkauft – ein potenzielles Warnsignal.
Emotionale Dynamiken: Der Faktor „FOMO“
Ein interessantes Phänomen: Viele Anleger berichten von Angst, „den Anschluss zu verpassen“. Ein Nutzer auf Reddit schreibt:
„Ich habe bei 6 USD gekauft, dann nochmal bei 12. Jetzt sind es über 150 – aber ich frage mich täglich, ob ich nicht doch verkaufen sollte.“
Diese Unsicherheit und emotionale Spannung führt zu stark schwankenden Kursbewegungen – was wiederum die fundamentale Bewertung verzerrt.
Fundamentale Bewertung vs. Marktdynamik
Insgesamt zeigt sich ein komplexes Bild. Auf der einen Seite stehen starke Wachstumszahlen, strategisch wichtige Verträge und eine klare Marktposition. Auf der anderen Seite: extrem hohe Bewertungen, politische Risiken und eine hohe Abhängigkeit von Hype und Marktstimmung.
Auch Bewertungsmodelle wie DCF (Discounted Cashflow) und Intrinsic Value führen zu erheblich niedrigeren Zielkursen als der Markt aktuell abbildet. Das Kursziel laut GuruFocus: rund 14,40 USD. Ein massiver Unterschied, der nicht ignoriert werden kann.
Die Debatte um die Palantir-Aktie ist sinnbildlich für den aktuellen Zustand des KI-Marktes: zwischen Euphorie und Realismus, zwischen Technologieversprechen und Bewertungsfragezeichen. Während einige Investoren auf eine goldene Zukunft wetten, sehen andere in der jetzigen Entwicklung eine gefährliche Blase. Ob der Markt Palantir eine faire Chance gibt oder sich das Blatt bald wendet, bleibt abzuwarten – die kommenden Quartale dürften entscheidend werden. Anleger sollten jedenfalls wachsam bleiben, fundierte Analysen heranziehen und nicht dem Hype allein vertrauen.