Tesla erlebt in Europa massive Absatzrückgänge von über 50 Prozent

In Wirtschaft
September 02, 2025

Tesla steht in Europa vor einer der schwersten Absatzkrisen seiner Firmengeschichte. Die Verkaufszahlen sind in vielen Ländern innerhalb weniger Monate teils um mehr als die Hälfte eingebrochen. Gleichzeitig drängen chinesische Konkurrenten mit aggressiven Preisen und neuen Modellen auf den Markt, während Elon Musks Marke mit einem veralteten Portfolio kämpft.

Ein dramatischer Einbruch bei den Verkaufszahlen

Die neuesten Zulassungsstatistiken zeigen, dass Teslas Verkäufe in Europa in mehreren Kernmärkten massiv zurückgegangen sind. Während der europäische Markt für Elektroautos weiterhin wächst, verzeichnete Tesla im gleichen Zeitraum deutliche Verluste. In Schweden brachen die Zulassungen um rund 84 % ein, in Frankreich um 47 % und in Dänemark um 42 %. Besonders drastisch war die Situation in Deutschland, wo im Januar ein Minus von knapp 60 % gemeldet wurde. Auch in Italien lag das Minus bei 4,4 %, während die Niederlande einen Rückgang von rund 50 % verzeichneten.

In absoluten Zahlen bedeutet das, dass Tesla im Juli 2025 europaweit nur noch rund 6.600 Fahrzeuge absetzen konnte – ein Rückgang von 42 % gegenüber dem Vorjahr. Im Januar waren es europaweit sogar fast 50 % weniger als im gleichen Monat des Vorjahres. Damit verliert das Unternehmen spürbar an Boden in einem Markt, der eigentlich weiterhin expandiert.

Warum sind Teslas Verkäufe in Europa stark gesunken?

Diese Frage stellen sich derzeit viele potenzielle Käufer und Analysten. Die Ursachen sind vielfältig. Ein entscheidender Punkt ist das Modellportfolio. Tesla brachte zuletzt 2020 das Model Y auf den Markt, seitdem folgten keine neuen Modelle im Massenmarkt. Die Produktpalette wirkt im Vergleich zu den aggressiven Neuerscheinungen der Konkurrenz zunehmend veraltet. Hinzu kommen technische Aspekte, die in Foren und sozialen Netzwerken kritisiert werden. Nutzer bemängeln unter anderem die Bedienung ohne Blinkerhebel oder die unzuverlässige Automatiksteuerung von Scheibenwischern.

Gleichzeitig schaden Elon Musks politische Statements dem Markenimage. In Deutschland kam es nach umstrittenen Äußerungen zu Boykottaufrufen. Dieses Imageproblem verstärkt die Verkaufsprobleme, da europäische Kunden stärker Wert auf Markenwerte und gesellschaftliche Verantwortung legen.

Marktanteil schrumpft dramatisch

Ein Blick auf die Marktanteile verdeutlicht das Ausmaß: In der Europäischen Union sank Teslas Anteil im Juli 2025 von 1,3 % auf nur noch 0,7 %. Zählt man Großbritannien, Norwegen, die Schweiz und Island hinzu, fiel der Anteil von 1,4 % auf 0,8 %. Damit liegt Tesla inzwischen hinter dem chinesischen Konkurrenten BYD, der erstmals einen Anteil von 1,2 % erreichen konnte. Im zweiten Quartal 2025 kletterte BYD sogar auf über 10 % Marktanteil bei batterieelektrischen Fahrzeugen in Europa.

LandVerkaufsrückgang TeslaMarktentwicklung EV gesamt
Schweden-84 %+6 %
Frankreich-47 %+2,2 %
Dänemark-42 %leicht positiv
Deutschland-60 %starker EV-Zuwachs
Norwegen+21 %starkes Wachstum, BYD +218 %

Starker Wettbewerb aus China

Während Tesla in vielen Märkten schwächelt, erlebt BYD einen regelrechten Boom. Die chinesische Marke steigert ihre Verkäufe in Europa um mehrere Hundert Prozent und bietet Modelle zu Preisen an, die teilweise deutlich unter den Tesla-Angeboten liegen. In Spanien wuchs der EV-Markt im Jahresverlauf um knapp 90 %, Teslas Absatz dort legte aber nur um rund 1 % zu. BYD hingegen erreichte ein Wachstum von über 400 %.

Auch in Norwegen, einem Schlüsselmarkt für Elektroautos, überholte BYD Tesla beim Absatz deutlich. Dort verzeichnete Tesla ein Plus von 21 %, BYD jedoch ein Wachstum von mehr als 200 %. Damit ist klar: Die Konkurrenz schläft nicht und baut ihren Vorsprung in rasantem Tempo aus.

Wie stark ist Teslas Marktanteil in Europa gesunken?

Innerhalb weniger Monate fiel der Marktanteil auf Werte unterhalb von einem Prozent. Dieser Rückgang ist besonders gravierend, da der Gesamtmarkt für Elektroautos gleichzeitig zweistellig wächst. Für Tesla bedeutet das, dass nicht nur weniger Fahrzeuge verkauft werden, sondern auch der relative Einfluss im Markt drastisch abnimmt.

Kritik aus der Community: Kosten und Nutzererfahrungen

Neben dem Modellportfolio und dem Wettbewerb sind auch die Gesamtkosten im Alltag ein Thema. In Foren berichten Tesla-Besitzer über deutlich gestiegene Versicherungsprämien. Ein Beispiel aus Großbritannien: Ein 33-jähriger Model-Y-Fahrer zahlt über 1.400 Pfund pro Jahr – deutlich mehr als in den Jahren zuvor. Solche Fixkosten können potenzielle Käufer abschrecken und Leasingangebote weniger attraktiv erscheinen lassen.

Ein weiteres Problem betrifft die Finanzierungsangebote. Kunden berichten von Diskrepanzen zwischen den im Konfigurator angezeigten Leasingraten und den tatsächlich in der App ausgewiesenen Preisen. Solche Unstimmigkeiten beschädigen das Vertrauen und verlangsamen den Bestellprozess.

Wie viel Prozent gingen Teslas Verkäufe in einzelnen Ländern zurück?

Die Unterschiede nach Ländern sind groß, doch insgesamt zeigt sich ein ähnliches Bild: Rückgänge von 40 bis 84 % in den wichtigsten Märkten, mit wenigen Ausnahmen wie Norwegen. Besonders in Frankreich, Schweden und Dänemark sanken die Zulassungen stark, während Spanien nur leichte Zuwächse verbuchte, die nicht mit dem Marktwachstum Schritt hielten.

Politischer Imageschaden als Verkaufshemmnis

Die Frage, ob Elon Musks politische Äußerungen den Verkaufsrückgang beeinflusst haben, lässt sich mit einem klaren Ja beantworten. Analysten und Medien berichten von Kaufzurückhaltung und Boykottstimmungen, insbesondere in Deutschland. Musks Nähe zu rechtspopulistischen Bewegungen und provokante Aussagen passen nicht zum europäischen Mainstream. Das wirkt sich spürbar auf das Vertrauen in die Marke aus und verstärkt den Absatzrückgang.

„Die Marke Tesla verliert nicht nur wegen der Konkurrenz, sondern auch wegen der Person Elon Musk selbst an Attraktivität. In Europa wird ein Imageverlust sehr schnell zum handfesten Absatzproblem.“ – Analystenkommentar

Gibt es Länder mit positiven Ausnahmen?

Ja, in Spanien und Norwegen konnte Tesla Zuwächse verbuchen. In Spanien stiegen die Gewinne 2024 sogar um mehr als 15 %. Allerdings wuchs der Markt insgesamt deutlich stärker, sodass Tesla relativ gesehen Marktanteile verlor. In Norwegen stiegen die Zulassungen zwar um rund 21 %, doch auch hier überholte BYD die Amerikaner mit einem Wachstum von über 200 % deutlich.

Was plant Tesla, um gegenzusteuern?

Tesla hat erkannt, dass Handlungsbedarf besteht. Noch Ende 2025 soll ein günstigeres Massenmodell auf den Markt kommen, das neue Kundenschichten erschließen soll. Zudem wurde das Model Y überarbeitet. Allerdings blieb die Resonanz bislang überschaubar. Viele Verbraucher warten auf echte Innovationen, während andere Marken längst neue Modelle mit modernster Technik und besserer Ergonomie anbieten.

Wie entwickelte sich der Gesamt-EV-Markt?

Während Tesla in Europa schwächelt, erlebt der EV-Markt insgesamt einen Boom. Im Januar wuchsen die Verkäufe um 34 %, im Juli lag der Marktanteil elektrischer Fahrzeuge in der EU bei 15,6 % gegenüber 12,5 % im Vorjahr. Das bedeutet: Immer mehr Kunden steigen auf Elektroautos um – nur eben nicht auf die Modelle von Tesla.

Vergleich Tesla vs. Markt

  • Januar 2025: Tesla −50 %, EV-Markt +34 %
  • Juli 2025: Tesla −42 %, EV-Markt +39 %
  • August 2025: Tesla −47 % (Frankreich), EV-Markt +2,2 %

Der Blick nach vorn

Die Entwicklung der kommenden Monate wird entscheidend sein. Sollte Tesla nicht mit neuen Modellen, besseren Preisen und klarer Kommunikation reagieren, droht die Marke dauerhaft an Relevanz zu verlieren. Analysten sehen die Gefahr, dass chinesische Hersteller wie BYD oder Nio dauerhaft führende Positionen im europäischen Markt einnehmen könnten. Für Tesla wäre das ein herber Rückschlag, nachdem die Marke jahrelang als Synonym für Elektromobilität galt.

Fest steht: Teslas Verkäufe brechen in Europa nicht zufällig ein, sondern sind das Ergebnis einer Kombination aus verschärfter Konkurrenz, fehlender Modellinnovationen, steigenden Nebenkosten und einem angeschlagenen Markenimage. Der Markt selbst wächst, doch Tesla profitiert nicht davon. Vielmehr läuft die Entwicklung in die entgegengesetzte Richtung. Ob die angekündigten Modelle die Trendwende bringen können, bleibt abzuwarten.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob Tesla in Europa noch die Kraft hat, den massiven Absatzrückgang aufzuhalten – oder ob der einstige Pionier der Elektromobilität von neuen Wettbewerbern dauerhaft überholt wird.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.