
München, 27. Dezember 2025 – Die Nachricht wirkt harmlos, fast routiniert. Ein Hinweis zur Mitgliedschaft, ein vermeintliches Sicherheitsproblem, manchmal auch ein Dankeschön für langjährige Treue. Doch hinter den derzeit massenhaft versendeten Mitteilungen verbirgt sich eine Betrugsmasche, die millionenfach versendet wird. ADAC-Mitglieder geraten ins Visier professioneller Cyberkrimineller – mit potenziell gravierenden Folgen für ihre finanzielle Sicherheit.
Der ADAC, mit rund 22 Millionen Mitgliedern Deutschlands größter Automobilclub, warnt aktuell eindringlich vor einer bundesweiten Phishing-Welle. Betrüger versenden E-Mails, Kurznachrichten und tätigen Anrufe im Namen des Vereins. Ziel ist es, sensible Daten abzugreifen – von Login-Informationen bis hin zu Kreditkartendaten. Wer unachtsam reagiert, riskiert im schlimmsten Fall einen direkten Vermögensverlust.
ADAC-Phishing: Eine Masche mit System
Die derzeit kursierenden Betrugsnachrichten folgen einem klaren Muster. Sie geben sich als offizielle Kommunikation des ADAC aus und greifen typische Alltagssituationen auf, die bei vielen Mitgliedern keine Skepsis auslösen. Häufig geht es um angeblich notwendige Sicherheitsüberprüfungen, gesperrte Zahlungsfunktionen oder Änderungen an der Mitgliedschaft.
Besonders perfide: Die Texte sind sprachlich sauber formuliert, optisch an bekannte ADAC-Schreiben angelehnt und mit Logos, Farben oder Layouts versehen, die Seriosität vermitteln. Der Tonfall ist sachlich, manchmal freundlich, gelegentlich dringlich. Genau diese Mischung macht die Nachrichten so gefährlich.
In einzelnen Fällen wird suggeriert, eine Kreditkarte sei aus Sicherheitsgründen vorübergehend eingeschränkt worden. In anderen Nachrichten ist von exklusiven Vorteilen, Tankgutscheinen oder Service-Upgrades die Rede, die angeblich nur noch bestätigt werden müssten. Der Klick auf den beigefügten Link führt jedoch nicht zum ADAC, sondern auf täuschend echt nachgebaute Webseiten.
Typische Inhalte betrügerischer ADAC-Nachrichten
- Aufforderungen zur „Verifizierung“ von Zahlungs- oder Mitgliedsdaten
- Hinweise auf angeblich gesperrte Kreditkarten oder offene Sicherheitsprobleme
- Versprechen von Geschenken, Prämien oder exklusiven Vorteilen
- Fristen oder Warnungen vor angeblichen Konsequenzen bei Nichtreaktion
Der Aufbau ist stets ähnlich: Eine kurze Problembeschreibung, ein deutlicher Handlungsappell und ein direkter Link. Genau hier beginnt das Risiko.
Warum Millionen ADAC-Mitglieder potenziell gefährdet sind
Der ADAC ist ein attraktives Ziel für Cyberkriminelle – nicht wegen einer Sicherheitslücke im Verein selbst, sondern wegen seiner enormen Reichweite. Nahezu jeder zweite Haushalt in Deutschland hat einen Bezug zum Automobilclub. Betrüger können daher mit vergleichsweise geringem Aufwand eine enorme Trefferquote erzielen.
Hinzu kommt ein weiterer Faktor: Viele Mitglieder sind seit Jahren oder Jahrzehnten beim ADAC. Sie sind an regelmäßige Post, E-Mails und Serviceinformationen gewöhnt. Genau dieses Vertrauen wird ausgenutzt. Die Angreifer setzen darauf, dass Routine Misstrauen ersetzt.
Der ADAC betont ausdrücklich, dass es keine Hinweise auf ein internes Datenleck gibt. Vielmehr greifen Kriminelle auf Daten zurück, die aus anderen Quellen stammen können – etwa aus früheren Datenabflüssen bei Drittanbietern oder durch automatisierte Abfragen öffentlich zugänglicher Informationen.
So unterscheiden sich echte ADAC-Nachrichten von Fälschungen
Trotz der professionellen Aufmachung lassen sich Phishing-Mails in vielen Fällen erkennen – vorausgesetzt, Empfänger nehmen sich einen Moment Zeit.
- Unpersönliche Anrede ohne vollständigen Namen des Mitglieds
- Absenderadressen, die nicht eindeutig zur offiziellen ADAC-Domain gehören
- Links, deren Zieladresse nicht auf eine bekannte ADAC-Webseite verweist
- Aufforderungen zur Eingabe sensibler Daten per E-Mail oder Formular
- Formulierungen, die starken Zeitdruck erzeugen
Nach Angaben des Automobilclubs werden Mitglieder niemals per E-Mail oder Telefon dazu aufgefordert, Passwörter, PINs oder Kreditkartendaten zu übermitteln. Auch Verlinkungen zu externen Formularen zur Dateneingabe gehören nicht zur regulären Kommunikation.
Telefonbetrug und digitale Täuschung
Neben E-Mails und Textnachrichten berichten Verbraucherzentralen auch von telefonischen Betrugsversuchen. Dabei geben sich Anrufer als Mitarbeiter des ADAC aus, bieten vermeintliche Zusatzleistungen an oder informieren über angebliche Gewinne. Ziel ist es, persönliche Daten zu erfragen oder Zahlungen auszulösen.
Die Gespräche verlaufen oft freundlich, manchmal verbindlich, gelegentlich auch drängend. In einigen Fällen werden Betroffene dazu aufgefordert, „Bearbeitungsgebühren“ zu überweisen oder Kontodaten zu bestätigen. Auch hier gilt: Der ADAC führt keine solchen Telefonaktionen durch.
Wenn Daten bereits weitergegeben wurden
Besonders kritisch wird es, wenn Betroffene bereits reagiert haben. Schon die Eingabe von Namen, Adressen oder Geburtsdaten kann problematisch sein. Finanzdaten ermöglichen darüber hinaus direkte Zugriffe auf Konten oder Kreditkarten.
- Passwörter und Zugangsdaten sollten umgehend geändert werden
- Kreditkartenanbieter und Banken müssen sofort informiert werden
- Kontobewegungen sollten engmaschig überprüft werden
- Eine Anzeige kann helfen, spätere Schäden nachzuweisen
Je schneller reagiert wird, desto größer sind die Chancen, finanziellen Schaden zu begrenzen oder ganz zu vermeiden.
Digitale Sicherheit als Daueraufgabe
Die aktuelle Betrugswelle reiht sich ein in eine zunehmende Zahl digitaler Angriffe, die gezielt große Organisationen und deren Mitglieder ins Visier nehmen. Phishing ist längst kein Randphänomen mehr, sondern ein Massenproblem – technisch ausgefeilt und psychologisch präzise.
Sicherheitsfachleute weisen darauf hin, dass nicht nur Technik, sondern vor allem Aufmerksamkeit entscheidend ist. Regelmäßige Updates, aktuelle Schutzsoftware und ein kritischer Blick auf eingehende Nachrichten gehören zu den wirksamsten Schutzmaßnahmen.
Empfehlungen zum Schutz vor Phishing
- Keine sensiblen Daten über Links oder Formulare eingeben
- Unklare Nachrichten unbeantwortet löschen
- Offizielle Webseiten manuell im Browser aufrufen
- Im Zweifel direkt beim ADAC nachfragen
Der Automobilclub selbst setzt auf kontinuierliche Aufklärung und informiert seine Mitglieder regelmäßig über neue Betrugsmaschen. Ziel ist es, Sensibilität zu schaffen – nicht Angst.
Vertrauen schützen, Routine hinterfragen
Die Phishing-Angriffe auf ADAC-Mitglieder zeigen, wie schmal der Grat zwischen digitaler Bequemlichkeit und realem Risiko geworden ist. Gerade vertraute Absender verleiten dazu, Warnsignale zu übersehen. Wer jedoch einen Moment innehält, prüft und im Zweifel nicht klickt, schützt nicht nur seine Daten, sondern auch sein Vermögen.
In einer zunehmend vernetzten Welt bleibt digitale Wachsamkeit eine dauerhafte Aufgabe. Die aktuelle Betrugsserie ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig sie geworden ist.