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Elon Musk baut eigene Städte: Starbase ist Realität, Snailbrook in Planung

In Aktuelles
Mai 21, 2025

CCS, Texas – 21. Mai 2025, 10:00 Uhr

Der visionäre Unternehmer Elon Musk verfolgt seit Jahren ambitionierte Projekte – von der Eroberung des Weltraums bis hin zur Revolution des Verkehrs. Nun schreitet er mit einem weiteren Vorhaben voran, das große Aufmerksamkeit auf sich zieht: dem Aufbau eigener Städte in Texas. Mit Starbase hat er bereits ein Stück Realität geschaffen, während Snailbrook als geplantes „Utopia“ noch im Entstehen ist. Doch die Entwicklungen polarisieren: zwischen Faszination, Kritik und Fragen nach Kontrolle.

Starbase: Die offizielle Stadt von SpaceX

Historische Abstimmung in Boca Chica

Am 3. Mai 2025 war es soweit: Die Bewohner der texanischen Region Boca Chica entschieden mit überwältigender Mehrheit über die Gründung der Stadt Starbase. Von 218 abgegebenen Stimmen entfielen 212 auf „Ja“, nur 6 auf „Nein“. Damit wurde der Weg für die offizielle Anerkennung der von Elon Musk angestoßenen Siedlung frei. Die meisten Wahlberechtigten waren Mitarbeiter von SpaceX oder deren Angehörige – ein Umstand, der Fragen zur Unabhängigkeit der Abstimmung aufwirft.

Führungsstruktur und politische Legitimität

Die neue Stadt wird von einem Bürgermeister und zwei Kommissaren regiert. Alle wurden ohne Gegenkandidaten gewählt und haben enge Verbindungen zu SpaceX. Kritiker bemängeln, dass dies die demokratische Legitimation der neuen Verwaltung untergrabe. Musk selbst begrüßte das Ergebnis euphorisch auf seiner Plattform X und erklärte Starbase stolz zur „echten Stadt“.

Infrastrukturpläne und Alltag in Starbase

Um die Stadt langfristig lebensfähig zu machen, sind mehrere Infrastrukturprojekte geplant und teils bereits in Umsetzung:

  • Ein modernes Gemeindezentrum im Wert von 22 Millionen US-Dollar mit Schwimmbad und Mehrzweckhallen
  • Eine eigene Schule für alle Klassenstufen (K-12)
  • Eine medizinische Klinik für Grundversorgung
  • Wohnbauten zur Ansiedlung neuer Mitarbeiter

Starbase soll dabei nicht nur ein Arbeitsort, sondern ein ganzheitlicher Lebensraum für SpaceX-Mitarbeiter werden. Mit dem Projekt will Musk neue Maßstäbe für unternehmensnahe Stadtplanung setzen – doch das Vorhaben ist nicht unumstritten.

Wachsende Startfrequenz und Umweltfolgen

Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA hat die Genehmigung erteilt, bis zu 25 Starship-Starts pro Jahr von Starbase aus durchzuführen – ein deutlicher Anstieg gegenüber den bisherigen fünf Starts. Während dies die strategische Bedeutung des Standorts für SpaceX unterstreicht, sorgen sich Umweltschützer über die Auswirkungen auf lokale Ökosysteme.

Indigene Gruppen kritisieren den zunehmenden Verlust von Zugang zu kulturell bedeutenden Stätten, während Umweltschutzorganisationen den Eingriff in empfindliche Naturräume und Küstenabschnitte beklagen. Bereits in der Vergangenheit wurde SpaceX mit Bußgeldern belegt – unter anderem wegen illegaler Abwassereinleitung.

Snailbrook: Eine geplante Unternehmersiedlung bei Austin

Was ist Snailbrook?

Parallel zur Gründung von Starbase arbeitet Elon Musk an einem weiteren ambitionierten Projekt: der Unternehmenssiedlung Snailbrook. Gelegen in Bastrop County nahe Austin, soll dort eine „utopische“ Kleinstadt entstehen, die Wohn- und Arbeitsraum für Mitarbeiter seiner Firmen – insbesondere der Boring Company – bietet. Der Name geht auf das Maskottchen der Boring Company zurück, eine Schnecke.

Geplante Infrastruktur und besondere Merkmale

Seit 2021 hat Musk über 3.800 Hektar Land für das Projekt erworben. Die Planungen für Snailbrook umfassen:

  • Über 110 Wohneinheiten im Rahmen des Projekts „Amazing“
  • Mieten unter Marktniveau (rund 800 US-Dollar pro Monat)
  • Sportanlagen (Tennisplätze, Pickleballfelder)
  • Eine eigene Montessori-Schule für bis zu 50 Kinder
  • Langfristig: Eine eigenständige Universität

Auch kulturelle Elemente sollen in die Stadtplanung einfließen. So sollen bekannte Persönlichkeiten wie Grimes (Musks ehemalige Partnerin) und der Musiker Kanye West an der Ideenentwicklung beteiligt gewesen sein.

Soziale Kontrolle oder moderne Lebensform?

Ein zentrales Merkmal – und gleichzeitig Kritikpunkt – an Snailbrook ist das sogenannte „Company Town“-Modell. Dabei handelt es sich um Städte, die von einem Unternehmen aufgebaut, verwaltet und kontrolliert werden. In Snailbrook gilt beispielsweise: Wer seine Anstellung verliert, muss innerhalb eines Monats die Wohnung verlassen. Diese Praxis erinnert an historische Industrieorte, in denen Arbeitgeber das Leben der Bewohner umfassend bestimmten.

„Die Vision klingt fortschrittlich – aber die Realität könnte auf soziale Abhängigkeit hinauslaufen“, meint ein Soziologe der University of Texas.

Befürworter sehen in Snailbrook hingegen eine innovative Lösung für den zunehmenden Fachkräftemangel im technischen Bereich, da bezahlbarer Wohnraum und Arbeitsort direkt miteinander verbunden werden.

Gegenüberstellung: Starbase vs. Snailbrook

MerkmalStarbaseSnailbrook
StatusOffizielle Stadt (seit Mai 2025)In Planung
OrtBoca Chica, SüdtexasBastrop County, Nähe Austin
FunktionWeltraum- und Startzentrum (SpaceX)Wohnraum für Mitarbeiter (Boring Company)
BevölkerungSpaceX-Mitarbeiter und AngehörigeBoring-Company-Angestellte und Familien
InfrastrukturGemeindezentrum, Schule, Klinik, WohnbauSportanlagen, Montessori-Schule, Wohnungen

Faszination und Kritik: Zwei Seiten eines Experiments

Elon Musk verfolgt mit seinen Stadtprojekten eine moderne Vision von Arbeit und Leben. Dabei geht es nicht nur um Effizienz, sondern auch um Einfluss. In Starbase hat er bewiesen, dass sich eine Unternehmensstadt realisieren lässt. Snailbrook soll diesem Modell folgen – mit mehr kulturellem Anspruch und Lebensqualität.

Doch viele Fragen bleiben offen:

  • Wie demokratisch kann eine Stadt sein, in der die Mehrheit von einem Konzern abhängig ist?
  • Welche langfristigen Auswirkungen haben solche Projekte auf lokale Gesellschaften und Natur?
  • Wird das Modell Schule machen – oder als Experiment scheitern?

Ein Zukunftsmodell mit Schatten

Während manche Elon Musk als modernen Visionär feiern, sehen andere in seinen Plänen einen Rückgriff auf paternalistische Unternehmensherrschaft. Städte wie Starbase und Snailbrook mögen futuristisch wirken – doch sie erinnern in Struktur und Machtverhältnissen an vergangene Zeiten. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Siedlungen in der Realität entwickeln werden. Fest steht: Sie stehen sinnbildlich für eine neue Phase wirtschaftlich getriebener Stadtplanung, in der Technik, Profit und Macht neue gesellschaftliche Fragen aufwerfen.

Fazit: Zwischen Utopie und Realität

Mit Starbase hat Elon Musk eine Stadt geschaffen, die ganz im Zeichen der Raumfahrt steht. Mit Snailbrook will er eine neue Lebensform für Tech-Mitarbeiter etablieren. Beide Projekte zeigen das Potenzial von Innovationsgeist – werfen aber auch ethische, soziale und ökologische Fragen auf. Sie könnten Blaupause für neue Formen von Arbeits- und Lebensräumen werden – oder als Mahnung dafür stehen, wie leicht Fortschritt in Kontrolle umschlagen kann.

Die Zukunft von Starbase und Snailbrook bleibt offen. Sicher ist nur: Wenn Elon Musk eine Stadt baut, blickt die Welt hin – fasziniert, besorgt, neugierig.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.