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Listeriose in Frankreich: Rückruf von Weichkäse nach zwei Todesfällen

In Aktuelles
August 13, 2025

Frankreich erlebt derzeit einen der größten Weichkäse-Rückrufe der letzten Jahre. Nach einem Listeriose-Ausbruch mit 21 bestätigten Fällen und zwei Todesopfern warnen Behörden vor dem Verzehr mehrerer Weichkäsesorten mit weißer Rinde. Betroffen sind nicht nur französische Verbraucher – auch in Deutschland, Belgien und weiteren europäischen Ländern könnten die Produkte im Umlauf gewesen sein.

Hintergrund des Rückrufs

Am 12. und 13. August 2025 haben das französische Landwirtschaftsministerium und die nationale Gesundheitsbehörde Santé publique France eine landesweite Rückrufaktion für Weichkäse der Fromagerie Chavegrand angekündigt. Die Produkte, darunter Camembert, Brie, Coulommiers sowie Ziegenkäse in verschiedenen Formen, tragen die Kennzeichnung FR 23.117.001 CE/UE und wurden bis zum 9. August 2025 in Umlauf gebracht. Sie sind unter zahlreichen Handelsmarken im Verkauf gewesen, sowohl in Frankreich als auch in anderen europäischen Ländern.

Die Behörden sehen einen wahrscheinlichen Zusammenhang zwischen dem Verzehr dieser Produkte und einem Listeriose-Ausbruch, bei dem bislang 21 Fälle registriert wurden. Zwei der Betroffenen sind verstorben, beide zählten zu Risikogruppen und litten an Vorerkrankungen. Die Altersgruppe der Erkrankten liegt zwischen 34 und 95 Jahren.

Welche Produkte sind betroffen?

Die Rückruflisten, die auf dem amtlichen Portal RappelConso und in sozialen Medien veröffentlicht wurden, zeigen die enorme Bandbreite an betroffenen Produkten. Neben den klassischen Sorten wie Camembert und Brie sind auch Marken wie Le Paturon – Fromage ovale à pâte molle, Le Chaignet – Fromage carré, L’Angevine, Saveur d’Antan und Le Doucrémeux – Chêne d’argent gelistet. In einigen Fällen handelt es sich um Eigenmarken großer Supermarktketten wie Leclerc, Carrefour, Auchan, Lidl und U. Auch deutsche Einzelhändler, darunter Rewe, sollen einzelne betroffene Produkte im Sortiment gehabt haben, etwa Camembert de Caractère Vieux Porche und Camembert Charles VII.

Vertrieb und Reichweite

Die betroffenen Käse wurden nicht nur in ganz Frankreich verkauft, sondern auch ins Ausland exportiert. Belgien meldete bereits einen ersten Fall im Zusammenhang mit französischem Weichkäse. Internationale Handelsketten sorgen dafür, dass der Rückruf über nationale Grenzen hinaus relevant ist. Daher raten auch Verbraucherschutzorganisationen in Deutschland und anderen EU-Ländern, die amtlichen Listen regelmäßig zu prüfen.

Warum auch pasteurisierter Käse betroffen ist

Viele Verbraucher stellen sich derzeit die Frage: „Warum wurde pasteurisierter Weichkäse zurückgerufen – ist Pasteurisation keine sichere Methode?“ Die Antwort lautet: Pasteurisation tötet zwar Krankheitserreger ab, schützt jedoch nicht vor einer nachträglichen Kontamination. Bei Weichkäse kann es nach der Erhitzung, etwa beim Schneiden, Verpacken oder in der Produktionsumgebung, zu einer Einschleppung von Listerien kommen. Diese Bakterien sind besonders widerstandsfähig und können selbst bei Kühlschranktemperaturen wachsen.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weist darauf hin, dass mehr als 90 Prozent der invasiven Listeriosefälle auf den Verzehr von sogenannten „ready-to-eat“-Produkten mit hohen Keimzahlen zurückzuführen sind. Bei Weichkäse mit weißer Rinde ist das Risiko daher besonders hoch, vor allem wenn er lange gelagert oder nach Anbruch nicht zügig verzehrt wird.

Gesundheitsgefahr und Risikogruppen

Listeriose ist zwar selten, kann jedoch einen schweren Verlauf nehmen. Die EU-weit dokumentierte Hospitalisierungsrate liegt bei rund 96 Prozent, die Sterblichkeitsrate bei knapp 20 Prozent. Besonders gefährdet sind Schwangere, ältere Menschen und Personen mit geschwächtem Immunsystem. Für Schwangere können Listerien eine besondere Gefahr darstellen, da sie zu Schwangerschaftskomplikationen, Frühgeburten oder Totgeburten führen können.

Wer Symptome wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Übelkeit oder Durchfall verspürt und in den letzten Wochen Weichkäse verzehrt hat, sollte umgehend medizinischen Rat einholen. Dabei ist zu beachten, dass die Inkubationszeit bei Listeriose sehr variabel ist – im Median liegt sie bei acht Tagen, kann aber bis zu 67 Tage betragen.

Wie lange kann die Inkubationszeit bei Listeriose dauern?

Die lange Inkubationszeit erschwert die Rückverfolgung erheblich. Das bedeutet, dass zwischen dem Verzehr eines kontaminierten Produkts und dem Auftreten erster Symptome oft mehr als eine Woche vergeht. In dieser Zeit haben viele Verbraucher Schwierigkeiten, sich an ihre genauen Konsumgewohnheiten zu erinnern, was die Arbeit der Ermittlungsbehörden komplexer macht.

Verbraucherhinweise und Rückgabe

Die Empfehlung der Behörden ist eindeutig: Betroffene Käseprodukte sollten nicht mehr verzehrt werden. Verbraucher können diese gegen Erstattung des Kaufpreises zum Händler zurückbringen oder entsorgen. In sozialen Medien wird teils auch eine Frist für Rückgaben genannt – der 16. September 2025 –, nach deren Ablauf möglicherweise kein Anspruch mehr auf Erstattung besteht. Offiziell bestätigt ist dieses Datum nicht, Verbraucher sollten sich daher direkt beim jeweiligen Händler oder Hersteller informieren.

Praktische Tipps für den Umgang mit Weichkäse

  • Kaufdatum und Verpackungskennzeichnungen (Chargennummern) prüfen.
  • Bei Unsicherheit Produkt im Kühlschrank separat lagern, um Kreuzkontamination zu vermeiden.
  • Nach Anbruch schnell verzehren und auf die angegebenen Haltbarkeitsfristen achten.
  • Risikogruppen sollten generell auf Weichkäse mit weißer Rinde verzichten, wenn dieser rohmilchbasiert oder nur pasteurisiert, aber nicht weiter erhitzt wurde.

Welche Lehren aus früheren Rückrufen gezogen wurden

Die Frage „Wurden ähnliche Listeria-Käse-Rückrufe in Europa veröffentlicht, und was wurde daraus gelernt?“ lässt sich mit einem klaren Ja beantworten. In den vergangenen Jahren gab es mehrere größere Rückrufaktionen, die gezeigt haben, dass Listeriose-Ausbrüche oft nicht auf einen einzelnen Produktionsfehler, sondern auf komplexe Hygienemängel in der gesamten Verarbeitungskette zurückzuführen sind. Ein Beispiel ist der Ausbruch 2018 durch tiefgekühltes, blanchiertes Gemüse, bei dem europaweit 53 Menschen erkrankten und zehn verstarben.

Internationale Dimension

Das aktuelle Geschehen in Frankreich hat durch die internationale Vermarktung der Produkte eine besondere Tragweite. Social-Media-Posts und Forendiskussionen zeigen, dass Verbraucher in verschiedenen Ländern den Rückruf mit eigenen Erfahrungen verknüpfen und Produkte vergleichen. In Großbritannien und Irland wurden zeitgleich Ziegenkäse-Produkte wegen Listeriengefahr zurückgerufen – auch wenn es sich nicht um denselben Hersteller handelt, verdeutlicht dies die Anfälligkeit der Lieferketten.

Öffentliche Kommunikation und soziale Medien

Die Rolle sozialer Netzwerke bei diesem Rückruf ist nicht zu unterschätzen. Offizielle Accounts wie der von RappelConso verbreiten detaillierte Listen der betroffenen Produkte oft schneller, als klassische Medien diese vollständig aufbereiten können. Verbraucher profitieren so von einer zeitnahen Information, um ihre Einkäufe mit den veröffentlichten Listen abzugleichen. Auch Kommunen und lokale Medienhäuser greifen die Meldungen auf und verbreiten sie gezielt an Familien, Schulen und Kindertagesstätten.

Welche Weichkäsesorten sind vom Listeria-Rückruf in Frankreich betroffen?

Diese Frage beschäftigt derzeit viele Konsumenten. Zusammengefasst handelt es sich um Weichkäse mit weißer Rinde in unterschiedlichen Formen, darunter Camembert, Brie, Coulommiers, Crémeux, Gorgonzola und diverse Ziegenkäseprodukte. Sie wurden unter verschiedenen Marken verkauft und stammen alle aus der Produktion der Fromagerie Chavegrand mit der Kennzeichnung FR 23.117.001 CE/UE.

Wie geht es weiter?

Die Lage ist dynamisch, und die französischen Behörden haben angekündigt, die Untersuchungen fortzuführen. Ziel ist es, die genaue Ursache der Kontamination zu ermitteln und sicherzustellen, dass betroffene Produkte so schnell wie möglich aus dem Verkehr gezogen werden. Parallel dazu prüfen Händler ihre Lieferketten und kommunizieren aktiv mit Kunden.

Für Verbraucher bleibt es in den kommenden Wochen wichtig, aufmerksam zu bleiben, Rückruflisten regelmäßig zu prüfen und beim Kauf von Weichkäse auf Herkunft und Produktionsangaben zu achten. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, kann auf Hartkäse oder Käsearten zurückgreifen, die vor dem Verzehr erhitzt werden.

Der aktuelle Listeriose-Ausbruch in Frankreich zeigt eindrucksvoll, wie schnell ein lokaler Lebensmittelskandal internationale Dimensionen annehmen kann. Die enge Vernetzung von Herstellern, Händlern und Lieferketten macht es erforderlich, dass Rückruf- und Warnsysteme europaweit harmonisiert und beschleunigt werden. Für Verbraucher sind transparente, aktuelle Informationen der Schlüssel, um Gesundheitsrisiken zu minimieren und verantwortungsbewusste Kaufentscheidungen zu treffen.

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Redaktion / Published posts: 2007

Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.