
Das ADAC RAVENOL 24‑Stunden‑Rennen auf dem Nürburgring hat sich in seinen 53 Ausgaben zu einem der spektakulärsten und vielseitigsten Motorsport-Events entwickelt. Obwohl viele Fans bereits informierte Experten sind, verbergen sich hinter dem Rennen 2025 zehn verblüffende Geheimnisse, die selbst langjährige Besucher möglicherweise überrascht auffinden. In diesem Artikel decken wir die spannendsten Fakten auf – von technischer Innovation über Nachhaltigkeitsstrategien bis hin zu kuriosen Insider-Entscheidungen –, die das Rennen in diesem Jahr einzigartig machen.
1. eFuel-Pionier mit dem ersten „grünen“ GT4
Ein Geheimnis, das noch kaum in Pressemitteilungen auftauchte: Bonk Motorsport setzt beim diesjährigen Nürburgring-Event mit seinem BMW M4 GT4 (#888) vollständig auf eFuel Racing 98 – einem synthetischen Kraftstoff, der CO₂-neutral und ohne Leistungsabstriche betrieben wird. Während andere Rennteams konventionellen Benzin einsetzen, fährt Bonk den ersten „grünen“ GT4 und stellt damit seine Innovationskompetenz unter Beweis. Tester vor Ort berichten, dass Leistung und Fahrbarkeit unverändert seien, einzig der Geruch habe sich leicht verändert. Das ist ein wichtiger Schritt für den Motorsport, der zunehmend zukunftsfähige Technologien erprobt.
2. Rekordbeteiligung: 11 Autos in neuen AT‑Klassen
Eine versteckte Strukturreform zeigt sich in den sogenannten AT-Klassen (Alternative Triebstoffe): 2025 stehen gleich elf Fahrzeuge in insgesamt drei AT-Unterklassen am Start – ein neuer Rekord für das 24‑Stunden-Rennen. Die Klassen umfassen Fahrzeuge mit eFuel, Biogas, Biokomposit-Bauteilen und anderen nachhaltigen Lösungen. Der ADAC hat diesen Rahmen speziell entwickelt, um ökologische Innovationen sichtbar zu machen und einen fairen Wettbewerb unter den alternativen Fahrwerken zu ermöglichen.
3. Red Bulls Doppel-Engagement mit „Grello“ und Lamborghini
Schon lange ist der „Grello“-Porsche von Manthey Racing mit seinem ikonischen Farbdesign eine Legende. Doch 2025 geht das Projekt eine neue Mission ein: Neben dem Grello-Porsche startet erstmals ein Abt-Lamborghini mit Red Bull als Namenssponsor gleichermaßen prominent. Damit engagiert sich Red Bull gleich doppelt im Langstreckenklassement – und avanciert damit zu einem Schlüsselakteur. Gleichzeitig starten Manthey-Prototypen mit leichten Biokomposit-Bauteilen – Blende und Türen aus recycltem cfK –, um Gewicht zu sparen und Nachhaltigkeit zu demonstrieren.
4. Neuer Fan- und TV-Rekord: mehr als 200.000 Besucher und 28 Stunden Live Coverage
Das Rennen 2025 zielt auf gleich zwei Rekorde: Erstmals sollen über 200.000 Besucher die Rennstrecke erleben. Begleitet wird dies von der umfangreichsten TV-Berichterstattung in der Geschichte – mit mindestens **28 Stunden Live-Übertragung** durch NITRO, ergänzt durch Vorberichte, Geschichten aus dem Fahrerlager und spezielle Feature-Segmente mit Rennlegenden. Auch digital werden Fans live eingebunden, mit App-gestützter Streckenführung und interaktiven Timings. Die Kombination aus größerem Publikum, längerer TV-Übertragung und neuem Content-Format macht das Event zu einer reichweitenstarken Medienproduktion.
5. Reifen-Poker entscheidet Top-Qualifying: Michelin statt Yokohama
Ein strategischer Kniff, der erst zum Qualifying enthüllt wurde: Manthey wechselte den Grello-Porsche von Yokohama auf Michelin-Reifen – nur kurz vor dem entscheidenden Kräftemessen um die Pole-Position. Ein hochriskantes Manöver, denn die Zeit zum Einbahn-Betrieb der neuen Reifen war knapp. Ergebnis: Die schnellste Runde im Top-Qualifying. Dieser Last-Minute-Wechsel sorgte für Erstaunen im Fahrerlager und verdeutlicht, wie extrem Reifenentscheidungen in der Langstrecke ins Gewicht fallen – oft sind sie erfolgsentscheidend.
6. 10.000 m² Lärmschutzwald: stille Innovation für Fans
Eine der wenig beachteten Maßnahmen im Umfeld des Rennens ist die massive Aufforstung: An kritischen Streckenstellen wurden insgesamt 10.000 m² Lärmschutzwald gepflanzt, um die Unterhaltungsqualität für zahlreiche Zuschauer zu erhöhen. Der Wald sorgt für natürliche Schallschluckung und verbessert die Aufenthaltsbedingungen entlang der Nordschleife, gerade für Familien, die sich mit Kindern in Terrazonen niederlassen. Eine grüne Investition, die direkt mit Fan-Bedürfnissen korrespondiert – und bislang weitgehend unkommentiert blieb.
7. Ökostrom und Smart Grid: Energiemanagement auf dem Ring
Beinahe unsichtbar für Besucher: Die Rennstrecke wurde komplett auf Ökostrom umgestellt. Eine >3.500 m² große Photovoltaik-Anlage liefert solar erzeugten Strom mit einem intelligenten Energiemanagementsystem. Dieses koordiniert Leistungsspitzen und -täler, etwa während Rennpausen oder Boxenstopps. Laut Veranstalter ist das ein Pilotprojekt mit Vorbildcharakter – andere Rennstrecken in Europa sollen folgen. Ein strategischer Schritt in Richtung klimaneutraler Motorsportinfrastruktur.
8. Kultfaktor: Dacia Logan fährt mit und steht für den V4-Geist
Abseits des GT3-Spektakels bereichert ein „Underdog“ das Feld: der Dacia Logan der V4-Klasse. Während er in Sachen Leistung hinter GT3-Konzernen zurückbleibt, gibt es kaum ein charmanteres Fahrzeug im Feld. Der Logan ist Publikumsliebling und klassisches Symbol der Subkultur des Breitensports. Im Fahrerlager nennen ihn viele liebevoll „Gegenhold“. Niemand erwartet einen Sieg, aber der kleine Rumäne sorgt für Gelächter und Gallier-Moment, wenn er an imposanten Boliden vorbeizieht.
9. Fahrer klagen über „unfaire“ Bedingungen und harte BoP-Entscheidungen
Im Fahrerlager rumorte es bereits: Scherer-Audi wurden wegen eines unautorisierten Reifenwechsels und Rückveränderungen an der Motordatenbank vom Top-Qualifying ausgeschlossen – was ein juristisches und fahrtechnisches Nachspiel nach sich zieht. Auch die Balance-of-Performance (BoP)-Regeln stehen in der Kritik. Ein GT3-Pilot formulierte es so: „Unser härtester und unfairster Kampf bisher.“ Fahrer beklagen teils extreme Streckendifferenzen zwischen Nordschleife und Grand-Prix-Kurs, die der BoP kaum gerecht werden kann.
10. Wetterchaos erwartet – aber ungebrochene Fan-Stimmung
Ein Geheimtipp für alle, die das Ungewisse lieben: Auch für 2025 sind Nebel und Regen im Prognosebericht präsent. 2024 führte dichter Nebel zu einer Rennunterbrechung von mehr als 14 Stunden. Dennoch zählt genau diese Unberechenbarkeit zum Mythos Grüne Hölle. Fans ahnen: Je rauer das Wetter, desto intensiver das Erlebnis. In sozialen Medien heißt es: „Wir kommen nur wegen des Chaos!“ – und manche Stammgäste erwägen bereits, ihre Anreise wetterbedingt zu verschieben. Regen oder Nebel gelten längst als Teil der Show.
Zusammenfassung und Ausblick
Das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring 2025 ist mehr als nur ein Sportereignis: Es ist ein Schaufenster für nachhaltige Technologien, eine Bühne für strategische Entscheidungen und ein Magnet für Gegenkultur im Motorsport. Die zehn Geheimnisse, die wir hier gelüftet haben, zeigen die vielen Gesichter des Events:
- Hightech mit eFuel: Bonks BMW M4 GT4 fährt synthetisch und CO₂-neutral.
- Breite Innovationspulverisierung: 11 Fahrzeuge in AT-Klassen defekt beweisen Breitenwirkung.
- Big Player Engagement: Red Bulls sichtbare Doppel-Strategie mit Grello-Porsche und Abt-Lambo.
- Rekordbesucher und TV-Offensive: 200.000 Fans und mehr als 28 Stunden Liveübertragung.
- Entscheidender Reifen-Poker: Michelin-Strategie von Manthey beim Top-Quali.
- Umwelt-Fan-Strategie: 10.000 m² Lärmschutzwald rund um die Strecke.
- Innovatives Energiemanagement: Ökostrom und Smart Grid auf dem Ring.
- Kult im Feld: Dacia Logan verkörpert V4-Geist und Underdog-Charme.
- BoP-Kontroverse: Kritik an Balance-of-Performance und Rennaufsicht.
- Wetter als Charakter: Regen und Nebel als dramaturgischer Faktor, nicht als Störfan fakt.
Für die Verkehrspiloten, Rennstrategen und Festivalfans unter den Besuchern ist klar: 2025 wird das Rennen so abwechslungsreich wie selten zuvor. Technik und Tradition, Chaos und Strategie, Performance und Pop – alles auf 25,378 Kilometern Strecke und in 24 Stunden konzentriert. Wer dachte, schon alles zu kennen, könnte sich irren. Die Grüne Hölle hat auch in ihrer 53. Auflage noch Überraschungen im Petto.
Und wenn am Sonntagabend die Ziellinie überschritten wird, bleibt die Erkenntnis: Beim 24‑Stunden‑Rennen auf dem Nürburgring dreht sich längst nicht mehr alles nur um Geschwindigkeit. Es ist ein Spiegelbild technologischer, gesellschaftlicher und kultureller Trends – mit spektakulären Geheimnissen hinter jeder Ecke.