
Warum hat Israel die Gaza-Offensive trotz fehlender Geisel-Einigung ausgeweitet?
5. Mai 2025, 07:36 Uhr, Jerusalem
Die Spannungen im Nahen Osten haben erneut zugenommen, nachdem Israels Premierminister Benjamin Netanjahu angekündigt hat, die militärischen Operationen im Gazastreifen auszuweiten, sollte es zu keiner Einigung über die Freilassung der Geiseln kommen. Diese Entscheidung folgt auf gescheiterte Verhandlungen mit der Hamas und hat sowohl national als auch international für Aufsehen gesorgt.
Hintergrund der Eskalation
Seit dem Angriff der Hamas und anderer islamistischer Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem über 1.200 Menschen getötet und etwa 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden, befindet sich die Region in einem anhaltenden Konflikt. Israel reagierte darauf mit intensiven Luftangriffen und einer Bodenoffensive in Gaza. Nach israelischen Angaben befinden sich derzeit noch 101 Geiseln in der Gewalt der Hamas, wobei unklar ist, wie viele von ihnen noch am Leben sind.
Netanjahus Ankündigung und militärische Vorbereitungen
In einer Ansprache betonte Netanjahu, dass die bisherigen Freilassungen gezeigt hätten, dass militärischer Druck eine notwendige Voraussetzung für die Freilassung von Geiseln sei. Er erklärte, dass jegliche Waffenruhe-Verhandlungen nur “unter Feuer” stattfinden würden und kündigte an, die Angriffe auf den Gazastreifen auszuweiten, falls kein Geisel-Deal zustande komme. verteidigungsminister Joav Galant unterstrich diese Haltung und betonte, dass die Angriffe fortgesetzt würden, bis alle Kriegsziele erreicht seien.
Die israelische Luftwaffe hat bereits massiv Ziele im Gazastreifen bombardiert, darunter Verstecke, Raketen-Abschussrampen, Waffenlager und weitere militärische Infrastruktur der Hamas. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten behörden wurden dabei mehr als 400 Menschen getötet, darunter mehrere führende Mitglieder der Hamas-Regierung.
Internationale Reaktionen und humanitäre Lage
Die internationale Gemeinschaft reagierte besorgt auf die Eskalation.UN-Generalsekretär António Guterres äußerte sich besorgt über die neuen israelischen Luftangriffe und forderte die sofortige Rückkehr zur Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas. Er betonte die Notwendigkeit, humanitäre Hilfe ungehindert zu den Bedürftigen gelangen zu lassen und verlangte die bedingungslose Freilassung aller Geiseln. Kritik kam auch vom Iran, von mehreren arabischen Staaten sowie von Frankreich und der Türkei. Das Bundesaußenministerium äußerte sich ebenfalls besorgt.
Die humanitäre Lage im Gazastreifen verschlechtert sich zunehmend. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind 20 der 36 Krankenhäuser im Gazastreifen außer Betrieb. Die noch funktionierenden Kliniken arbeiten aufgrund von Material- und strommangel nur im Notbetrieb. Die WHO hat den Kontakt zu mitarbeitern, Gesundheitseinrichtungen und anderen Partnern im Gazastreifen verloren und äußerte große Sorgen um deren Sicherheit und die unmittelbare gesundheitsgefährdung der Patienten.
Reaktionen der Geisel-Familien
Angehörige der israelischen Geiseln reagierten entsetzt auf die massiven Angriffe.Ein Sprecher des Forums der Geisel-Familien erklärte, man sei schockiert, wütend und entsetzt über die bewusste Demontage des Prozesses zur Rückkehr der Geiseln aus der schrecklichen Gefangenschaft der Hamas. Er betonte, dass militärischer Druck die Geiseln gefährde und die erneuten Angriffe zeigten, dass die israelische Regierung die Geiseln aufgegeben habe.
Ausblick
Die Lage im Nahen Osten bleibt angespannt. Die israelische Regierung hält an ihrer harten Linie fest und plant, die militärischen Operationen im Gazastreifen auszuweiten, sollte es zu keiner Einigung über die Freilassung der Geiseln kommen. Die internationale Gemeinschaft steht vor der Herausforderung,zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln und eine weitere Eskalation zu verhindern,während die humanitäre Situation im Gazastreifen zunehmend kritisch wird.