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Skurriler Fund auf der Straße Plötzlich 89,90 Euro weniger auf dem Konto – Experten schlagen Alarm

In Aktuelles
November 04, 2025

Unerlaubte Abbuchungen häufen sich

Berlin, 4. November 2025. Ein Schockmoment, den inzwischen viele Bankkundinnen und -kunden erleben: Beim Blick auf den Kontoauszug fällt eine unbekannte Abbuchung über exakt 89,90 Euro auf. Kein Vertrag, kein Einkauf, keine Erinnerung – nur ein rätselhafter Verwendungszweck namens „vorsorge-karte.com“. Innerhalb weniger Tage häufen sich bundesweit ähnliche Fälle, und Verbraucherschützer sprechen bereits von einer neuen Betrugswelle.

Unerlaubte Abbuchungen in Serie

Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Verbraucherzentralen werden derzeit vermehrt unerlaubte Lastschriften in Höhe von 89,90 Euro gemeldet. Auffällig: Der Abbucher trägt häufig den Namen Megatipp Emergency Call Services oder eine ähnliche Bezeichnung. Die Betroffenen haben nach eigenen Angaben weder ein Produkt bestellt noch ein Lastschriftmandat erteilt. Dennoch wurde das Geld eingezogen – meist mit dem Verweis auf die Webseite „vorsorge-karte.com“.

Laut der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen handelt es sich dabei um ein Angebot für eine sogenannte „Vorsorge-Karte“, die medizinische Notfalldaten speichern soll. Doch viele Betroffene haben von dieser Karte nie gehört. „Wir gehen von unrechtmäßigen Abbuchungen aus“, erklärt eine Sprecherin. Wie das Unternehmen an die Bankdaten gelangt ist, bleibt unklar – möglich sind Datenweitergaben oder unerlaubte Telefonwerbung.

Verbraucherschützer empfehlen sofortige Reaktion

Wer eine Abbuchung über 89,90 Euro bemerkt, sollte nicht zögern. Banken können unberechtigte Lastschriften bis zu 13 Monate rückwirkend stornieren, wenn kein gültiges SEPA-Mandat vorliegt. „Kundinnen und Kunden sollten ihre Bank umgehend kontaktieren und die Rückbuchung veranlassen“, rät die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Außerdem empfiehlt sie, das Unternehmen schriftlich zur Vorlage eines Vertragsnachweises aufzufordern und gegebenenfalls den Datenschutzbeauftragten zu informieren.

  • Rückbuchung beauftragen – direkt bei der Bank (auch nach Ablauf der 8-Wochen-Frist möglich, falls keine Zustimmung vorlag)
  • Unternehmen anschreiben – Nachweis über Vertrag anfordern
  • Daten prüfen – keine persönlichen Informationen am Telefon preisgeben
  • Kontoauszüge regelmäßig kontrollieren – auch kleinere Beträge können betrügerisch sein

Wie Betrüger an Kontodaten gelangen

In Foren und sozialen Netzwerken schildern Betroffene, dass sie zuvor Anrufe von angeblichen Gewinnspielanbietern erhalten hatten. Einige erinnerten sich, im Gespräch unbewusst persönliche Daten bestätigt zu haben. Auf Reddit etwa berichtete ein Nutzer: „Ich dachte, das Gespräch sei beendet – Wochen später war die Abbuchung da.“ Diese Fälle deuten darauf hin, dass Kontodaten möglicherweise über Telefonakquise oder Datenweitergaben aus Gewinnspielen in Umlauf geraten.

Auch die European Payments Council weist in ihrem aktuellen Bericht zu Betrugstrends darauf hin, dass viele Täter auf kleine Beträge setzen, um unterhalb der Aufmerksamkeitsschwelle zu bleiben. Solche Mikro- oder Testabbuchungen sollen Vertrauen schaffen – wer sie nicht bemerkt, wird später oft erneut belastet. Die Summe von 89,90 Euro sei dabei „typisch hoch genug, um rentabel zu sein, aber niedrig genug, um keinen Alarm auszulösen“.

Die europäische Dimension des Problems

Laut einem Bericht der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) liegt die durchschnittliche Betrugsrate bei elektronischen Zahlungen in Europa derzeit bei rund 0,031 Prozent. Das klingt gering – entspricht aber Milliardenbeträgen im Jahr. Immer häufiger werden digitale Abbuchungen automatisiert ausgelöst, was Rückbuchungen erschwert, wenn Verbraucher zu spät reagieren.

Häufige Fragen, die sich Betroffene stellen

Viele Verbraucher fragen sich, ob eine Abbuchung ohne unterschriebenes Lastschriftmandat überhaupt legal sein kann. Die Antwort ist eindeutig: Nein. Nur wer einer Abbuchung ausdrücklich zugestimmt oder ein SEPA-Mandat erteilt hat, erlaubt die Zahlung. Andernfalls handelt es sich um eine nicht autorisierte Transaktion, die die Bank erstatten muss.

Auch die Frage, wie ein Unternehmen wie Megatipp Emergency Call Services überhaupt an Kontodaten gelangt, bleibt offen. Verbraucherschützer vermuten illegale Datenkäufe oder die Nutzung von Datenbanken, die aus Online-Gewinnspielen stammen. Eine offizielle Stellungnahme des Unternehmens liegt bislang nicht vor.

Reaktionen in sozialen Medien

Auf der Facebook-Seite der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen häufen sich Kommentare verunsicherter Kundinnen und Kunden. Einige berichten sogar von mehrfachen Abbuchungsversuchen. „Ich habe mein Konto inzwischen sperren lassen, weil es erneut passiert ist“, schreibt eine Nutzerin. Die Verbraucherzentrale bestätigt, dass es sich nicht um Einzelfälle handelt – die Zahl der gemeldeten Fälle steigt seit Mitte Oktober spürbar an.

Finanzexperten warnen zudem vor einer neuen Qualität solcher Betrugsformen. Laut einer Untersuchung von JPMorgan Chase seien KI-generierte Schreiben und Anrufe inzwischen so überzeugend, dass klassische Warnsignale – wie Grammatikfehler oder falsche Logos – kaum noch erkennbar sind. Das mache es Tätern leichter, Vertrauen zu gewinnen und sensible Informationen zu erlangen.

Was Banken und Behörden jetzt raten

Banken raten ihren Kunden, Kontoauszüge wöchentlich zu prüfen und auf wiederkehrende Beträge in ähnlicher Höhe zu achten. Wird eine unberechtigte Abbuchung festgestellt, sollte die Rücklastschrift sofort online oder telefonisch beauftragt werden. Bei Verdacht auf Datenmissbrauch können Betroffene zudem Strafanzeige bei der Polizei erstatten. Auch eine Meldung an den jeweiligen Landesdatenschutzbeauftragten kann sinnvoll sein, wenn persönliche Daten offenbar ohne Einwilligung verwendet wurden.

Die neue Vorsicht im digitalen Alltag

Der Fall um die 89,90-Euro-Abbuchungen zeigt, wie verwundbar selbst alltägliche Bankprozesse geworden sind. Die Grenze zwischen technischem Missbrauch und gezielter Täuschung verschwimmt – oft genügt ein unachtsames Telefonat oder ein Klick auf eine dubiose Webseite. Verbraucherschützer appellieren an alle Bankkundinnen und -kunden, Datensparsamkeit zu üben, Kontoauszüge regelmäßig zu prüfen und jede ungewöhnliche Bewegung ernst zu nehmen.

Die aktuelle Betrugsserie könnte nach Einschätzung der Experten nur die Spitze des Eisbergs sein. Mit dem zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz zur Erstellung realistisch wirkender Nachrichten oder Anrufe dürfte das Risiko weiter steigen. Was bleibt, ist die alte Regel, die heute mehr denn je gilt: Wer seine Daten schützt und seine Kontobewegungen im Blick behält, ist dem Betrug oft einen entscheidenden Schritt voraus.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.