Aachener Friedenspreis 2025: Zeichen für Demokratie und Menschenrechte

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September 01, 2025

Aachen. Der Aachener Friedenspreis 2025 wurde am 1. September in der Aula Carolina feierlich verliehen. Mit der Auszeichnung würdigt der Verein Aachener Friedenspreis e. V. auch in diesem Jahr mutige Initiativen, die für Demokratie, Meinungsfreiheit und Zivilcourage einstehen. Geehrt wurden der Amirkabir Newsletter aus dem Iran sowie Birgit und Horst Lohmeyer mit ihrem Festival „Jamel rockt den Förster“.

Ein Preis mit Tradition und Bedeutung

Seit seiner Gründung im Jahr 1988 ist der Aachener Friedenspreis zu einem Symbol für den Einsatz von Bürgerinnen und Bürgern geworden, die sich in besonderer Weise für Frieden und Verständigung einsetzen. Anders als große internationale Preise richtet sich die Auszeichnung bewusst an Basisinitiativen und Projekte, die direkt aus der Zivilgesellschaft heraus wirken. Mit einer Dotierung von jeweils 2.000 Euro erhalten die Preisträger nicht nur finanzielle Unterstützung, sondern vor allem Anerkennung und Sichtbarkeit auf internationaler Ebene.

Die Preisverleihung findet traditionell am 1. September statt, dem internationalen Antikriegstag. Die Wahl dieses Datums ist ein bewusstes Signal: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus. In der Aula Carolina in Aachen versammeln sich dazu nicht nur die Preisträger, sondern auch zahlreiche Gäste aus Politik, Kultur und Zivilgesellschaft. In diesem Jahr hielt der Regisseur Ali Samadi Ahadi die Laudatio – ein Künstler, der selbst für seine politischen Dokumentationen und seinen Einsatz für Freiheitsrechte bekannt ist.

Wer sind die Preisträger 2025?

Die diesjährigen Preisträger spiegeln eindrucksvoll die Vielfalt der Friedensarbeit wider. Auf der einen Seite steht der Amirkabir Newsletter, ein studentisches Online-Medium aus dem Iran, das trotz massiver Repressionen mutig über Menschenrechtsverletzungen berichtet. Auf der anderen Seite wurden Birgit und Horst Lohmeyer ausgezeichnet, die mit ihrem Festival „Jamel rockt den Förster“ seit 2007 ein starkes Zeichen gegen Rechtsextremismus in Mecklenburg-Vorpommern setzen.

Der Amirkabir Newsletter: Stimme der Studierenden im Iran

Gegründet an der Amirkabir-Universität in Teheran, dokumentiert der Newsletter seit Jahren Protestbewegungen, Repressionen und Zwangsexmatrikulationen. Er gibt Studierenden und Aktivisten eine Stimme, die im eigenen Land kaum Gehör finden. Die Redaktion arbeitet im Untergrund, viele Mitglieder leben im Exil. Allein der Chefredakteur, der inzwischen in Armenien lebt, durfte nicht zur Preisverleihung nach Deutschland einreisen. Die deutschen Behörden verweigerten ihm ein Visum mit der Begründung, er könne in Deutschland bleiben wollen. Der Verein Aachener Friedenspreis e. V. kritisierte diese Entscheidung als widersprüchlich zu dem Anliegen, Menschenrechte zu fördern.

Über seinen Telegram-Kanal erreicht der Amirkabir Newsletter mittlerweile mehr als 13.000 Abonnenten. Dort werden Fotos, Videos und Augenzeugenberichte veröffentlicht, die ein ungeschöntes Bild der Lage im Iran zeichnen. Diese Arbeit ist lebensgefährlich, zeigt aber, wie wichtig unabhängige Informationskanäle für die iranische Gesellschaft sind.

„Der Amirkabir Newsletter dokumentiert mutig und unbeirrbar die Realität in einem Land, in dem freie Medien kaum existieren. Diese Stimme zu stärken, ist unser Auftrag“, erklärte ein Sprecher des Vereins bei der Verleihung.

Jamel rockt den Förster: Festival der Zivilcourage

Im Dorf Jamel, einem Ort mit weniger als 40 Einwohnern, dominiert seit Jahren die rechtsextreme Szene. Gegen diesen Druck setzen Birgit und Horst Lohmeyer mit ihrem Festival ein starkes Zeichen. Seit 2007 laden sie Musikerinnen und Musiker, Aktivisten und Besucher ein, um gemeinsam für Demokratie und Vielfalt einzutreten. Das Festival ist inzwischen weit über die Grenzen Mecklenburg-Vorpommerns hinaus bekannt und zählt regelmäßig über 3.500 Besucherinnen und Besucher.

Trotz massiver Drohungen, Brandanschläge und Einschüchterungen hielten die Lohmeyers unbeirrt an ihrem Engagement fest. Im Jahr 2015 brannte eine Scheune ab, 2016 wurden Reifen zerstört – Einschüchterungsversuche, die den Willen des Ehepaars nur stärkten. Mit prominenter Unterstützung, etwa durch Bands wie „Die Toten Hosen“, entwickelte sich das Festival zu einem Symbol der Zivilgesellschaft.

Im Jahr 2025 setzte das Festival neue Akzente, darunter die erste Drag-Show in Jamel – ein bewusstes Signal für Offenheit und Inklusion. Doch es gibt auch neue Herausforderungen: Die Gemeinde verlangt erstmals eine Nutzungsgebühr in Höhe von rund 10.500 Euro für das Festivalgelände. Ein Eilantrag gegen diese Forderung wurde abgelehnt, sodass rechtliche Auseinandersetzungen drohen.

„Wir lassen uns nicht einschüchtern. Demokratie lebt vom Mut, sichtbar zu bleiben, auch wenn es unbequem wird“, betonten die Lohmeyers in ihrer Dankesrede.

Die Kontroversen rund um die Verleihung

Die Vergabe des Aachener Friedenspreises 2025 verlief nicht ohne Debatten. Besonders die Entscheidung, dem Chefredakteur des Amirkabir Newsletter die Einreise zu verwehren, sorgte für Empörung. Kritiker sehen darin ein Signal, das den Grundgedanken des Preises untergräbt. Statt Schutz und Aufmerksamkeit für bedrohte Menschenrechtsaktivisten zu bieten, habe Deutschland eine Chance vertan.

Auch das Festival in Jamel steht im Fokus öffentlicher Diskussionen. Während es bundesweit Anerkennung findet, sehen sich die Organisatoren vor Ort mit bürokratischen Hürden konfrontiert. In sozialen Medien, Foren und auch auf Plattformen wie Reddit wird lebhaft über die Rechtmäßigkeit und Fairness der Nutzungsgebühr diskutiert. Viele Stimmen empfinden die Forderung als Versuch, das Festival zu behindern.

Häufig gestellte Fragen zum Aachener Friedenspreis 2025

Was ist der Aachener Friedenspreis 2025?

Der Aachener Friedenspreis 2025 ist eine Auszeichnung für Initiativen, die sich aktiv für Frieden, Demokratie und Menschenrechte einsetzen. Er wird jährlich vergeben und richtet sich vor allem an Basisinitiativen.

Wer sind die Preisträger des Aachener Friedenspreises 2025?

Die Auszeichnung ging an den Amirkabir Newsletter aus dem Iran sowie an Birgit und Horst Lohmeyer mit ihrem Festival „Jamel rockt den Förster“.

Wann und wo wird der Preis verliehen?

Die Preisverleihung fand am 1. September 2025 in der Aula Carolina in Aachen statt, im Rahmen einer öffentlichen Feier zum Antikriegstag.

Warum durfte der iranische Preisträger nicht einreisen?

Die deutsche Botschaft verweigerte das Visum, da sie befürchtete, der Chefredakteur könne dauerhaft in Deutschland bleiben wollen. Diese Entscheidung stieß auf scharfe Kritik.

Welches Anliegen verfolgt das Festival „Jamel rockt den Förster“?

Das Festival möchte ein deutliches Zeichen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie und Vielfalt setzen. Es richtet sich gegen die rechtsextreme Vorherrschaft im Dorf Jamel und wird trotz Drohungen konsequent fortgeführt.

Was zeichnet den Amirkabir Newsletter besonders aus?

Der Newsletter berichtet unabhängig über Proteste, Inhaftierungen und Menschenrechtsverletzungen im Iran. Er bietet Studierenden und Aktivisten eine Plattform und erreicht über soziale Medien tausende Menschen.

Gesellschaftliche Wirkung und internationale Bedeutung

Die Wahl der Preisträger zeigt, wie breit das Spektrum an zivilgesellschaftlichem Engagement sein kann. Einerseits stehen Studierende im Iran, die unter hohem persönlichem Risiko Informationen veröffentlichen. Andererseits stehen zwei Künstler in Deutschland, die ihr Privatleben zur Bühne für Demokratie und Freiheit machen. Beiden gemeinsam ist die Haltung, nicht zu schweigen, wenn Unrecht geschieht.

International sorgt die Entscheidung ebenfalls für Aufmerksamkeit. Insbesondere die Ablehnung des Visums für den iranischen Preisträger wirft Fragen auf. Während Deutschland weltweit für seine humanitären Werte eintritt, wird die innenpolitische Praxis in diesem Fall kritisch betrachtet. Für den Aachener Friedenspreis bleibt es eine Herausforderung, auch künftig eine Brücke zwischen lokaler Verleihung und globaler Bedeutung zu schlagen.

Der Aachener Friedenspreis 2025 hat erneut gezeigt, wie wertvoll zivilgesellschaftliches Engagement ist – ob in einem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern oder an einer Universität in Teheran. Beide Preisträger erinnern daran, dass Demokratie und Menschenrechte niemals selbstverständlich sind. Sie müssen jeden Tag neu verteidigt werden, durch Mut, Standhaftigkeit und den Willen, sichtbar zu bleiben. In Aachen wurde dies mit großem Applaus gewürdigt – und zugleich mit der Hoffnung, dass die Botschaften von Jamel und Teheran weit über den Tag der Verleihung hinaus wirken.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.