Rund 800 Polizisten durchsuchen 40 Objekte in Hessen und anderen Bundesländern – Verdacht auf bandenmäßige illegale Prostitution

In Regionales
Mai 10, 2025
Am 8. Mai 2025 führte die Bundespolizei unter der Leitung der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main eine großangelegte Razzia gegen ein mutmaßliches Schleusernetzwerk durch. Rund 800 Einsatzkräfte sowie acht Steuerfahnder durchsuchten insgesamt 40 Objekte in acht Bundesländern, darunter Hessen, Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Bayern, Schleswig-Holstein, Thüringen, Bremen und Niedersachsen.

Im Fokus der Ermittlungen standen neun Beschuldigte, denen vorgeworfen wird, chinesische Staatsangehörige ohne gültige Aufenthaltstitel nach Deutschland eingeschleust und in der illegalen Prostitution eingesetzt zu haben. Die Frauen sollen an nahezu 500 verschiedenen Orten im gesamten Bundesgebiet, meist in sogenannten Tagesterminwohnungen wie Hotels oder Apartments, sexuelle Dienstleistungen angeboten haben.

Bei dem Einsatz wurden drei Personen festgenommen – zwei Frauen und ein Mann im Alter von 34, 41 und 42 Jahren. Alle Festgenommenen sind chinesische Staatsangehörige. Die 34-jährige Frau und der 42-jährige Mann stehen im Verdacht, zwischen Oktober 2022 und Oktober 2024 zahlreiche Frauen aus China als Prostituierte beschäftigt und untergebracht zu haben, obwohl diese nicht über die erforderlichen Aufenthaltstitel verfügten. Die 41-jährige Frau soll die 34-Jährige im Juli 2024 bei der Verwaltung einer weiteren, kontinuierlich betriebenen Tagesterminwohnung vertreten und unterstützt haben.

Die Ermittlungen umfassen auch den Verdacht des banden- und gewerbsmäßigen Einschleusens von Ausländern, des Vorenthaltens von Sozialversicherungsbeiträgen sowie der Steuerhinterziehung im besonders schweren Fall. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt betonte, dass den Beschuldigten bewusst gewesen sei, dass die beschäftigten Prostituierten nicht über die erforderlichen Aufenthaltstitel verfügten und keiner Arbeit in Deutschland nachgehen durften.

Die Durchsuchungen fanden unter anderem in Frankfurt, Marburg, Duisburg, Bremerhaven und Cuxhaven statt. In Marburg-Wehrda wurde ein Mehrfamilienhaus durchsucht, in dem möglicherweise illegal eingereiste Prostituierte tätig waren. Obwohl dort keine Festnahmen erfolgten, war der Einsatz Teil der bundesweiten Aktion gegen das Schleusernetzwerk.

Die Festgenommenen sollen am 9. Mai 2025 dem Haftrichter des Amtsgerichts Darmstadt vorgeführt werden, der über die Inhaftierung entscheiden wird. Die Ermittlungen dauern an.

Organisierte Struktur mit hoher Professionalität

Ermittler sprechen von einer hochprofessionell organisierten Bande, die Arbeitsteilung und verschlüsselte Kommunikation nutzte, um das illegale Netzwerk zu betreiben. Während einzelne Gruppenmitglieder für die Logistik der Anreisen und Unterbringungen zuständig waren, kümmerten sich andere um die Koordination der Einsätze in verschiedenen Städten. Die Wohnungen wurden häufig kurzfristig angemietet und regelmäßig gewechselt, um die Aktivitäten zu verschleiern und die Ermittlungen zu erschweren.

Finanzielle Gewinne im sechsstelligen Bereich

Nach ersten Schätzungen sollen durch das Netzwerk Einnahmen in hoher sechsstelliger Höhe erzielt worden sein. Die Zahlungen erfolgten meist in bar oder über schwer rückverfolgbare Zahlungswege. „Diese Strukturen bedienen sich moderner Finanztechnologien und nutzen grenzüberschreitende Systeme zur Geldwäsche“, erklärte ein Ermittler. Ein Großteil des Geldes wurde mutmaßlich in Asien reinvestiert oder zur Finanzierung weiterer Schleusungsvorgänge verwendet.

Betroffene Frauen in psychologischer Betreuung

Einige der aufgegriffenen Frauen befinden sich inzwischen in psychologischer Betreuung. Viele von ihnen seien nach ersten Aussagen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nach Deutschland gelockt worden – mit Versprechen auf seriöse Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich. Vor Ort seien sie dann zur Prostitution gedrängt oder genötigt worden. Die Behörden arbeiten mit Opferhilfeorganisationen zusammen, um den betroffenen Frauen Schutz und rechtliche Unterstützung zu bieten.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.