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Selenskyj in Ankara: Ukraine und Russland starten Friedensgespräche in Istanbul

In Aktuelles
Mai 15, 2025

Am heutigen Donnerstag, dem 15. Mai 2025, finden in Istanbul neue Gespräche zur Beendigung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine statt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj traf bereits am Vormittag in Ankara ein und plant, nach einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan nach Istanbul weiterzureisen. Selenskyj betonte seine Bereitschaft zu Verhandlungen und erklärte: „Wir haben keine Angst vor Treffen.“

Der russische Präsident Wladimir Putin wird nicht persönlich an den Gesprächen teilnehmen. Stattdessen wird eine russische Delegation unter der Leitung von Putins Berater Wladimir Medinski, begleitet von Vize-Außenminister Michail Galusin und Vize-Verteidigungsminister Alexander Fomin, die Verhandlungen führen.

Selenskyj hatte im Vorfeld betont, dass er nur zu direkten Gesprächen mit Putin bereit sei und die russische Delegation als „dekorativ“ bezeichnet. Er forderte einen 30-tägigen Waffenstillstand als Voraussetzung für substantielle Verhandlungen.

Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit Spannung. US-Präsident Donald Trump hat seine Teilnahme an den Gesprächen in Aussicht gestellt, sollte Putin persönlich erscheinen. Derzeit befindet sich Trump auf einer Reise in den Vereinigten Arabischen Emiraten. US-Außenminister Marco Rubio wird jedoch definitiv in Istanbul anwesend sein.

Die Europäische Union hat unterdessen ein neues Sanktionspaket gegen Russland beschlossen, das Maßnahmen gegen die russische Schattenflotte und Unternehmen umfasst, die Sanktionen umgehen oder die russische Rüstungsindustrie unterstützen.

Die Gespräche in Istanbul sollen am Nachmittag beginnen. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte, dass die Verhandlungen auf Initiative der türkischen Seite auf die zweite Tageshälfte verlegt wurden.

Türkische Vermittlungsrolle gewinnt an Bedeutung

Die Rolle der Türkei als Vermittler in diesem Konflikt wird zunehmend relevanter. Präsident Erdoğan hat in den vergangenen Monaten mehrmals versucht, beide Konfliktparteien an einen Tisch zu bringen. Durch seine guten Beziehungen sowohl zur Ukraine als auch zu Russland genießt er in beiden Lagern ein gewisses Maß an Vertrauen. Die erneute Einladung zu Gesprächen nach Istanbul unterstreicht den diplomatischen Ehrgeiz der Türkei, sich als zentraler Akteur in der internationalen Friedenspolitik zu positionieren.

Humanitäre Lage bleibt prekär

Während die diplomatischen Bemühungen in Istanbul laufen, bleibt die humanitäre Lage in vielen Teilen der Ukraine angespannt. Besonders in den umkämpften Gebieten im Osten des Landes fehlt es an medizinischer Versorgung, Lebensmitteln und Strom. Internationale Hilfsorganisationen fordern dringend sichere Korridore für Hilfslieferungen. Ein kurzfristiger Waffenstillstand könnte nicht nur den Weg für Gespräche ebnen, sondern auch humanitäre Hilfe erleichtern und Leid mindern.

Erwartungen an die Gespräche

Die Erwartungen an die Verhandlungen sind trotz aller Skepsis hoch. Viele Beobachter hoffen, dass zumindest ein symbolischer Fortschritt erzielt werden kann – etwa eine gemeinsame Erklärung oder die Vereinbarung eines konkreten Folgetreffens. Ein echter Durchbruch ist angesichts der politischen Spannungen und der weiterhin laufenden Kampfhandlungen zwar unwahrscheinlich, doch jede Form des Dialogs wird als wichtiger Schritt in Richtung Deeskalation gewertet.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.