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Sterne-Restaurant in Stuttgart vor dem Aus: Insolvenz erschüttert Feinschmecker-Szene

In Aktuelles
Juli 19, 2025

Stuttgart – Ein Restaurant mit Michelin-Stern, außergewöhnlichem Ambiente und prominenter Führungskraft muss Insolvenz anmelden. Der Fall des „5 Gourmet Restaurant & Bar“ bewegt nicht nur die Feinschmecker-Szene der Stadt, sondern ist auch ein Sinnbild für die Herausforderungen der gesamten Branche.

Ein Blick hinter die Kulissen: Wie kam es zur Insolvenz?

Das renommierte Sterne-Restaurant „5 Gourmet Restaurant & Bar“ in der Stuttgarter Bolzstraße hat offiziell Insolvenz in Eigenverwaltung angemeldet. Die Betreibergesellschaft ZEDO GmbH, geführt vom ehemaligen Bundesliga-Profi Michael Zeyer, sah sich gezwungen, diesen Schritt zu gehen, da Rechnungen nicht mehr bedient werden konnten. Trotz laufendem Betrieb und guter Auslastung konnte das Unternehmen die finanziellen Verpflichtungen nicht länger erfüllen.

Doch warum meldete das „5 Gourmet Restaurant & Bar“ in Stuttgart Insolvenz an? Die Ursachen liegen tiefer: Gestiegene Kosten in nahezu allen Bereichen – von Lebensmitteln über Energie bis hin zu Personalkosten – haben das Geschäftsmodell zunehmend belastet. Gleichzeitig blieb nach der Corona-Krise eine vollständige Erholung der Umsätze aus. Außergerichtliche Einigungen mit Gläubigern scheiterten, was schließlich zur Zahlungsunfähigkeit führte.

Was bedeutet „Insolvenz in Eigenverwaltung“ für ein Restaurant?

Ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung bedeutet, dass das Unternehmen weiterhin unter der Leitung der bisherigen Geschäftsführung operiert, allerdings unter Aufsicht eines gerichtlich bestellten Sachwalters. Im Fall des „5“ wurde der erfahrene Insolvenzexperte Steffen Beck von der Kanzlei PLUTA als vorläufiger Sachwalter eingesetzt. Unterstützt wird der Prozess zudem von Sanierungsberater Dr. Dirk Eichelbaum von der dhmp Restrukturierung.

Ziel dieses besonderen Verfahrens ist es, das Unternehmen neu aufzustellen und möglichst viele Arbeitsplätze sowie den Geschäftsbetrieb zu erhalten. Der Betrieb des Restaurants läuft währenddessen weiter. Gäste können weiterhin reservieren und das Sterne-Menü genießen.

Reservierungen bleiben – Gutscheine verlieren vorerst an Wert

Eine der häufig gestellten Nutzerfragen lautet: Kann ich meine Reservierung weiter nutzen und werden Gutscheine eingelöst? Die Antwort: Ja, Reservierungen bleiben gültig. Gäste, die in den kommenden Wochen einen Besuch geplant haben, können beruhigt sein. Allerdings gilt dies nicht für Gutscheine. Diese können aufgrund der insolvenzrechtlichen Rahmenbedingungen aktuell nicht eingelöst werden. Ob und wann sie wieder gültig werden, hängt vom Fortgang des Verfahrens ab.

Ein Haus mit Geschichte und hoher kulinarischer Reputation

Das „5 Gourmet Restaurant & Bar“ befindet sich in einem der geschichtsträchtigsten Gebäude Stuttgarts – dem ersten Bahnhof der Stadt. Auf zwei Ebenen verbindet das Restaurant zeitloses Design mit urbaner Atmosphäre. Küchenchef Alexander Dinter führt das Haus seit Jahren mit hoher handwerklicher Qualität. Der Michelin-Stern, den das Restaurant seit 2018 regelmäßig erhielt, zeugt von der konstant hohen kulinarischen Leistung.

Erst im Juni 2025 wurde dem „5“ erneut der Stern verliehen – ein Ritterschlag für jedes Fine-Dining-Konzept. Diese Tatsache macht den Insolvenzantrag umso bemerkenswerter: Qualität allein reicht offenbar nicht mehr aus, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein.

Betroffene Mitarbeiter: Was passiert mit dem Team?

Die etwa 30 Mitarbeitenden – darunter auch mehrere Auszubildende – sind direkt von der Insolvenz betroffen. Doch sind die Mitarbeiter des Restaurants abgesichert? Ja, zumindest vorübergehend: Ihre Löhne und Gehälter sind über das sogenannte Insolvenzgeld der Bundesagentur für Arbeit bis einschließlich September 2025 gesichert. Darüber hinaus wird derzeit an einer nachhaltigen Lösung gearbeitet, um möglichst viele Arbeitsplätze langfristig zu erhalten.

Branchenblick: Warum trifft es gerade die Spitzengastronomie?

Der Fall des „5“ ist kein Einzelfall. Die Zahl der Insolvenzen in der Gastronomie ist 2025 deutschlandweit gestiegen. Laut aktuellen Zahlen lag die Zahl der Insolvenzen im Gastgewerbe bei fast 10 pro 10.000 Betrieben – ein überdurchschnittlicher Wert im Branchenvergleich. Gründe dafür sind vielfältig:

  • Gestiegene Energie- und Lebensmittelpreise
  • Fachkräftemangel und höhere Lohnkosten
  • Sinkende Auslastung nach Corona
  • Hoher Wettbewerbsdruck durch neue Food-Konzepte

Ein besonders belastender Punkt ist der Wegfall staatlicher Corona-Hilfen, während die Rückzahlungspflichten bestehen bleiben. Zudem steigen die Refinanzierungskosten durch gestiegene Zinsen – besonders für kleine und mittlere Betriebe ein ernstzunehmendes Risiko.

Perspektiven für das „5“: Wie stehen die Chancen auf Rettung?

Die Sanierungsberater geben sich vorsichtig optimistisch. Wie stehen die Chancen, dass das Restaurant gerettet wird? Laut Dr. Dirk Eichelbaum sind diese durchaus gegeben. Die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Sanierung seien aufgrund der ausgezeichneten Reputation, des stabilen Kundenstamms und der bewährten Führung unter Michael Zeyer vorhanden. „Wir haben ein klares Ziel: Die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit wiederherstellen und das Haus in eine sichere Zukunft führen“, so der Berater.

Sanierungspotenzial: Diese Faktoren sprechen für einen Neuanfang

StärkenRisiken
Michelin-Stern, hohe BekanntheitHohe Fixkosten im laufenden Betrieb
Standort in bester InnenstadtlageVerlust des Vertrauens durch Gutscheinproblematik
Starkes Management und erfahrene BeraterVolatile Kundennachfrage bei Hochpreisgastronomie

Wer steckt hinter dem Restaurant?

Wer ist hinter dem Restaurant und wer führt es? Die Betreibergesellschaft ZEDO GmbH mit Sitz in Neresheim wird von Michael Zeyer geleitet. Der ehemalige Bundesliga-Profi hat sich nach seiner aktiven Karriere in der Spitzengastronomie etabliert. Unterstützt wird er von Küchenchef Alexander Dinter, der als kreative Seele der Küche gilt. Gemeinsam führen sie das Haus mit hohem Anspruch – sowohl an Service als auch an Produktqualität.

Öffentliche Reaktionen: Kritik, Unterstützung und offene Fragen

In sozialen Medien zeigen sich unterschiedliche Reaktionen auf die Insolvenzmeldung. Auf Facebook etwa kommentierten Stammgäste enttäuscht über die Gutscheinsituation, während andere Verständnis äußerten. Auf Reddit tauchten sogar schon Wochen vor dem offiziellen Antrag Spekulationen über finanzielle Schwierigkeiten auf – ein Hinweis darauf, dass sich die Situation intern bereits länger zuspitzte.

Auch auf LinkedIn wurde der Fall vom Branchenmedium AHGZ kommentiert. Die dort diskutierten Sanierungsstrategien zeigen, dass das Thema auch unter Gastronomen, Investoren und Beratern intensiv beobachtet wird. Es geht also nicht nur um ein einzelnes Restaurant, sondern auch um ein Modell für die Zukunft der Spitzengastronomie.

Die Rolle der Insolvenzverwaltung – ein kritischer Balanceakt

Die Rolle des Sachwalters ist entscheidend für den Fortgang des Verfahrens. Er muss die Interessen der Gläubiger wahren, zugleich aber eine realistische Zukunftsperspektive für den Betrieb ermöglichen. In Stuttgart setzen viele darauf, dass der Mix aus professioneller Begleitung, gutem Ruf und klarem Sanierungskonzept gelingt – auch weil andere Beispiele aus der Branche Mut machen.

Einzelfall oder Symbol für einen Systemwandel?

Der Fall des „5 Gourmet Restaurant & Bar“ ist mehr als eine Unternehmensmeldung. Er ist ein Gradmesser für die Resilienz der gehobenen Gastronomie in Deutschland. Die Erwartungen der Gäste sind hoch, der Preisdruck ebenso. Selbst höchste kulinarische Qualität bietet keine Garantie für wirtschaftlichen Erfolg mehr. Es ist ein sensibles Gleichgewicht zwischen Erlebnis, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit – und genau hier wird sich entscheiden, ob Betriebe wie das „5“ bestehen können.

Fest steht: Der Weg zur wirtschaftlichen Gesundung wird kein einfacher sein. Doch die Voraussetzungen – Erfahrung, Qualität, Standort und ein starkes Team – sind vorhanden. Wenn es gelingt, diese Komponenten strategisch zu nutzen und die Gäste zurückzugewinnen, dann könnte das „5“ zu einem Vorbild für viele andere Betriebe werden, die aktuell ebenfalls mit dem Rücken zur Wand stehen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.