
Berlin. Nach zähen Verhandlungen innerhalb der Regierungskoalition zeichnet sich eine mögliche Rückkehr der Kaufprämie für Elektroautos ab. Statt einer pauschalen Förderung für alle Käufer will die Bundesregierung diesmal sozial gestaffelte Zuschüsse einführen. Die Maßnahme soll vor allem einkommensschwächere Haushalte entlasten und den Absatz von Elektrofahrzeugen wieder ankurbeln.
Eine neue Richtung: Förderung mit sozialer Staffelung
Gezielte Unterstützung für kleinere und mittlere Einkommen
Die Bundesregierung plant nach übereinstimmenden Medienberichten ein neues Förderkonzept für den Kauf von Elektroautos. Kern des Plans ist eine „soziale Staffelung“ der Prämie: Statt pauschaler Zuschüsse, wie sie beim früheren Umweltbonus üblich waren, sollen künftig Haushalte mit geringem oder mittlerem Einkommen bevorzugt werden. Ziel ist es, die Mobilitätswende breiter zu verankern, nachdem der Absatz von Elektrofahrzeugen seit dem Wegfall der bisherigen Förderung deutlich zurückgegangen ist.
Bereits 2024 hatte sich abgezeichnet, dass die bisherigen Maßnahmen zu stark auf kaufkräftige Zielgruppen wirkten. Der neue Ansatz, der Teil eines umfassenden Klima- und Transformationspakets sein soll, setzt auf gezielte Entlastung statt flächendeckender Subventionierung. Insgesamt sollen rund drei Milliarden Euro bereitgestellt werden, teilweise finanziert aus dem Klima- und Transformationsfonds sowie dem EU-Sozialfonds.
Steuerliche Anreize statt klassischer Kaufprämie
Im Unterschied zum früheren Umweltbonus wird der neue Fördermechanismus stärker steuerlich geprägt sein. Vorgesehen sind Sonderabschreibungen beim Kauf von Elektrofahrzeugen, insbesondere für Dienstwagen und gewerbliche Fahrzeuge. Diese sollen bis Ende 2027 gelten und sowohl Neu- als auch bestimmte Gebrauchtwagen umfassen. Für Privatkunden sind direkte Zuschüsse vorgesehen, die allerdings an Einkommensgrenzen gebunden werden sollen.
Eine weitere Maßnahme ist die sogenannte 0,25-Prozent-Regelung, die für Elektro-Dienstwagen verlängert und in Teilen ausgeweitet werden soll. Damit bleibt die private Nutzung von E-Dienstwagen weiterhin steuerlich attraktiv, was insbesondere mittelständischen Unternehmen entgegenkommt.
Von der Kaufprämie zur steuerlichen Förderung
Warum sich die Bundesregierung für ein neues Modell entschieden hat
Der Hintergrund der Neuausrichtung liegt in der Erkenntnis, dass pauschale Kaufprämien zwar kurzfristig den Absatz steigern, langfristig aber Mitnahmeeffekte erzeugen. Studien wie die des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen, dass frühere Erhöhungen der Prämien zu kurzfristigen Kaufanstiegen führten, der Markt danach jedoch stark einbrach. Zudem profitierten häufig Haushalte mit überdurchschnittlichem Einkommen, die ohnehin ein Elektroauto gekauft hätten.
Die neue Förderung soll daher gezielter wirken. Statt breiter Geldgeschenke setzt die Regierung auf eine Kombination aus steuerlichen Vorteilen, sozial gestaffelten Zuschüssen und flankierenden Maßnahmen wie dem Ausbau der Ladeinfrastruktur.
Geplanter Start der neuen E-Auto-Prämie
Nach aktuellem Stand könnte die neue E-Auto-Kaufprämie im Laufe des Jahres 2025 in Kraft treten. Noch sind allerdings nicht alle Details ausgearbeitet. Insbesondere die genaue Höhe der Zuschüsse steht zur Diskussion. Innerhalb der Koalition wird über Beträge zwischen 2.000 und 4.500 Euro gesprochen, wobei der Maximalbetrag nur für Haushalte mit niedrigem Einkommen gelten soll.
Ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums erklärte: „Wir wollen, dass Elektromobilität kein Luxusprodukt bleibt. Daher schaffen wir gezielte Anreize, die den Umstieg auch für Menschen mit kleinerem Einkommen ermöglichen.“
Reaktionen aus Wirtschaft und Gesellschaft
Positive Signale, aber auch Kritik
In der Automobilbranche werden die Pläne grundsätzlich begrüßt. Hersteller und Zulieferer sehen in der neuen Kaufprämie ein Signal der Verlässlichkeit. „Ein klar strukturiertes Fördermodell hilft, den Markt zu stabilisieren und Planungssicherheit zu schaffen“, heißt es aus Unternehmenskreisen.
Doch es gibt auch skeptische Stimmen. Jens Südekum, wirtschaftspolitischer Berater des SPD-Vorsitzenden, rät in einem Kommentar ausdrücklich von einer neuen Kaufprämie ab. Er warnt vor „Marktverzerrungen, die vor allem einkommensstarken Käufern nützen“. Stattdessen plädiert er für Investitionen in Ladeinfrastruktur und günstigeren Strom für E-Fahrzeuge. Diese Maßnahmen seien langfristig effektiver als einmalige Zuschüsse.
Wie hoch könnte die Kaufprämie für Elektroautos ausfallen?
Konkrete Zahlen nennt die Regierung bisher nicht. In politischen Kreisen ist von einem Förderrahmen zwischen 2.000 und 5.000 Euro die Rede, je nach Fahrzeugklasse und Einkommen. Modelle im oberen Preissegment sollen weitgehend ausgeschlossen bleiben. Damit will die Koalition verhindern, dass erneut teure Elektro-SUVs den Großteil der Fördermittel abschöpfen.
Einfluss auf den Automarkt
Das DIW kommt in einer früheren Studie zu dem Ergebnis, dass Förderprogramme die Zusammensetzung des Automarkts messbar verändert haben. Der Anteil elektrischer Fahrzeuge stieg nach Einführung des Umweltbonus 2016 deutlich, während die Zulassungen klassischer Verbrenner sanken. Nach dem abrupten Ende der Förderung im Dezember 2023 brach der Absatz von Elektroautos jedoch ein – ein Beleg für die hohe Abhängigkeit des Marktes von staatlicher Unterstützung.
Soziale und ökologische Perspektiven
Was bringt die neue Förderung wirklich?
Die Klima-Allianz und das Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) betonen in einer aktuellen Studie, dass eine sozial gerechte Antriebswende mehr als nur Kaufprämien benötigt. Zwar könnten Zuschüsse kurzfristig Kaufimpulse setzen, doch entscheidend seien faire Strompreise, ausreichende Ladepunkte und der gezielte Abbau von Mitnahmeeffekten. Nur dann könne die Förderung ihre volle Wirkung entfalten.
Der TÜV-Verband stützt diese Sichtweise: Laut einer Umfrage geben 48 Prozent der Befragten den hohen Anschaffungspreis als Haupthemmnis für den Kauf eines Elektroautos an, 47 Prozent bemängeln die Reichweite und 39 Prozent die mangelnde Ladeinfrastruktur. Eine Kaufprämie allein löse diese Probleme nicht – sie müsse Teil eines umfassenden Maßnahmenpakets sein.
Wie unterscheidet sich die neue Förderung von der alten BAFA-Prämie?
Die alte BAFA-Förderung war breit angelegt und galt für fast alle Käufer von Elektroautos. Der Zuschuss lag je nach Modell zwischen 3.000 und 6.750 Euro, unabhängig vom Einkommen. Dieses Modell soll nun durch ein gerechteres System ersetzt werden, das vor allem einkommensschwächeren Haushalten zugutekommt.
Ein weiterer Unterschied: Statt direkten Barzuschüssen sollen auch steuerliche Entlastungen und „Sozialleasing“-Modelle eine Rolle spielen. Ab 2027 könnte es möglich werden, Elektrofahrzeuge zu besonders niedrigen Leasingraten zu beziehen, wenn bestimmte Einkommenskriterien erfüllt sind.
Stimmen aus der Bevölkerung und Online-Diskussionen
Abwarten oder kaufen? – Nutzermeinungen aus Foren
In einschlägigen Foren und sozialen Medien wird das Thema kontrovers diskutiert. Auf Plattformen wie Reddit oder Motor-Talk äußern viele Nutzer, dass sie den Kauf eines Elektroautos bewusst aufschieben, bis die politische Entscheidung gefallen ist. „Wenn da jetzt 4.000 bis 5.000 Euro Förderung kämen, wäre das natürlich ein Argument“, schreibt ein Nutzer. Andere warnen jedoch vor überzogenen Erwartungen, da „Förderungen schon oft abrupt gestrichen wurden“.
Auch alternative Modelle werden diskutiert: So schlagen einige Nutzer kilometerbasierte Zuschüsse oder Förderungen für den Eigenstromverbrauch durch Photovoltaik vor. Diese Ideen zeigen, dass die Diskussion um faire und nachhaltige Fördermodelle längst über klassische Kaufprämien hinausgeht.
Wer hätte Anspruch auf die neue E-Auto-Prämie?
Anspruch sollen voraussichtlich Haushalte mit niedrigen und mittleren Einkommen haben. Details dazu, welche Einkommensgrenzen gelten sollen, stehen noch aus. Klar ist jedoch, dass die Förderung sozial gestaffelt wird, um gezielt Menschen zu unterstützen, die den Umstieg auf Elektromobilität bisher aus Kostengründen gescheut haben.
Ausblick: Mobilitätspolitik zwischen Klimaziel und Realismus
Was Experten jetzt von der Regierung fordern
Experten fordern, dass die neue Kaufprämie nur ein Baustein einer langfristigen Mobilitätsstrategie sein darf. Der Fokus müsse stärker auf Infrastruktur, Stromkosten und Nachhaltigkeit liegen. „Eine soziale Staffelung ist ein Schritt in die richtige Richtung, reicht aber nicht aus, um die Elektromobilität auf breiter Basis zu etablieren“, heißt es in der FÖS-Studie.
Auch der Ausbau der Ladeinfrastruktur bleibt entscheidend: Ohne flächendeckend verfügbare Schnellladestationen werden viele potenzielle Käufer zögern. Zudem gilt es, die Strompreise für Haushalts- und Ladeverbrauch zu stabilisieren, um Elektromobilität wirtschaftlich attraktiv zu machen.
Schlussbetrachtung: Zwischen Förderung, Fairness und Vertrauen
Ob die neue Kaufprämie für Elektroautos tatsächlich den erhofften Schub bringt, hängt von der konkreten Ausgestaltung ab. Klar ist: Der Markt reagiert sensibel auf politische Entscheidungen. Eine sozial gerechte, langfristig stabile Förderung könnte nicht nur Vertrauen schaffen, sondern auch dazu beitragen, dass die Elektromobilität in Deutschland endlich zum Massenphänomen wird. Gleichzeitig bleibt die Herausforderung, den Spagat zwischen Klimazielen, Wirtschaftlichkeit und sozialer Gerechtigkeit zu meistern – eine Aufgabe, die weit über den reinen Fahrzeugkauf hinausgeht.