
Köln, 1. Juni 2025, 10:00 Uhr
Inmitten der lebendigen Kulturlandschaft Kölns eröffnet am 11. Juni 2025 das africologneFESTIVAL – ein europaweit einzigartiges Festival, das sich ganz der afrikanischen und afrodiasporischen Theater-, Tanz- und Performancekunst widmet. Bis zum 22. Juni wird die Stadt zur Plattform für transkontinentale Zusammenarbeit, zur Bühne für unterrepräsentierte Stimmen und zum Resonanzraum für politische und kulturelle Auseinandersetzungen.
Ein Festival mit Geschichte und Mission
Seit seiner Gründung im Jahr 2011 verfolgt das africologneFESTIVAL eine klare Vision: die Förderung eines künstlerischen Dialogs zwischen Afrika und Europa, der weit über folkloristische Darstellungen hinausgeht. Es geht um Austausch auf Augenhöhe, um postkoloniale Fragestellungen, um Empowerment und Sichtbarkeit. In diesem Jahr markiert das Festival nicht nur sein bisher umfangreichstes Programm, sondern auch den Abschied seines Gründers und künstlerischen Leiters Gerhardt Haag, der das Projekt über 14 Jahre lang mit aufgebaut und geprägt hat.
„Das africologneFESTIVAL ist kein Festival über Afrika – es ist ein Festival mit Afrika.“ – Gerhardt Haag
Festivalstruktur: Vielfalt auf vielen Ebenen
Kunstformen im Dialog
Das Festival deckt ein breites Spektrum an Kunstformen ab: Theater, Tanz, Performance, Musik, Film und interaktive Formate finden sich im Programm. Dabei wird bewusst auf Kollaboration gesetzt – zwischen Künstler:innen aus dem afrikanischen Kontinent, der Diaspora und europäischen Partnern. Diese künstlerische Vernetzung zeigt sich nicht nur in den Produktionen selbst, sondern auch in begleitenden Workshops, Gesprächsformaten und Open Stages.
Solidarisches Preissystem
Das africologneFESTIVAL folgt einem solidarischen Preismodell. Eintrittskarten sind in mehreren Preisstufen erhältlich – von ermäßigten Tickets über reguläre Preise bis zu Premiumkarten. Damit soll ein möglichst inklusiver Zugang gewährleistet werden, unabhängig von finanziellen Möglichkeiten.
Programmhöhepunkte 2025
Das diesjährige Programm beeindruckt durch seine künstlerische Dichte, politische Relevanz und thematische Vielschichtigkeit. Einige der herausragenden Produktionen sind:
- À NOS MORTS (THE FORGOTTEN LIBERATORS): Ein Tanztheater, das sich mit der vergessenen Geschichte afrikanischer Soldaten in europäischen Kriegen beschäftigt.
- SORCIÈRES / KIMPA VITA: Eine choreografische Hommage an die kongolesische Freiheitskämpferin, die für Spiritualität und Unabhängigkeit stand.
- MASQUISARD: Eine rituelle Theaterperformance über den kamerunischen Widerstand gegen die Kolonialherrschaft.
- ECOSYSTEM: Eine multimediale Produktion über den Ressourcenabbau und die koloniale Vergangenheit im Kongobecken.
- DECOLONIZE THE STREETS: Stadtinterventionen, die sich mit der kolonialen Geschichte Kölns auseinandersetzen und diese sichtbar machen.
Begleitet wird das Programm von musikalischen Akzenten, u.a. durch DJ FREEGAH und Varinia Akua, die mit Afrobeats, Funk und Spoken Word den urbanen Klang des Festivals prägen.
Kulturelle Diskurse und gesellschaftlicher Mehrwert
Diskussionsforen und Labs
Ein besonderes Augenmerk legt das africologneFESTIVAL auf die Reflexion der präsentierten Inhalte. Diskussionsformate wie das dialogFORUM oder das Common LAB bieten Raum für Austausch, Debatten und Wissenstransfer. Hier geht es um die Rolle der Kunst in gesellschaftlichen Transformationsprozessen, um Fragen nach Identität, Repräsentation und struktureller Ungleichheit.
Literarische Premiere: Anthologie “SPUREN”
2025 feiert das Festival zudem die Premiere seiner ersten eigenen Anthologie. Unter dem Titel „SPUREN“ versammelt sie literarische und essayistische Beiträge von Künstler:innen und Autor:innen, die sich mit Themen wie Migration, Erinnerungskultur und postkolonialem Erbe beschäftigen. Die Buchpräsentation findet am 16. Juni im Orangerie Theater statt.
Lokale Initiativen und Nachwuchsförderung
Mit dem Programmformat africologneLOCAL gibt das Festival lokalen BIPoC-Künstler:innen aus Köln eine Bühne, um ihre eigenen kreativen Stimmen in die Festivalwoche einzubringen. Es ist eine wichtige Ergänzung zum internationalen Programm und fördert nachhaltig die kulturelle Vielfalt vor Ort.
Workshops wie „Sketch & Connect“ mit dem Künstler Nando Nkrumah laden Besucher:innen dazu ein, selbst künstlerisch aktiv zu werden und durch gemeinsames Schaffen in Kontakt mit anderen Perspektiven zu treten.
Besonderes Ereignis: Der Abschied von Gerhardt Haag
Am 22. Juni endet das Festival nicht nur mit Performances und Konzerten, sondern auch mit einer feierlichen Abschiedsgala. Unter dem Titel „It’s Time to Say Goodbye“ verabschiedet sich Gerhardt Haag von seinem Lebensprojekt. Der Theatermacher hinterlässt ein starkes Erbe: ein Festival, das sich kontinuierlich weiterentwickelt und mittlerweile als Vorzeigeprojekt für transkulturelle Kunst gilt.
Herausforderungen und kritische Stimmen
Bei allem Zuspruch sieht sich das Festival auch mit Herausforderungen konfrontiert. So wurde in vergangenen Ausgaben gelegentlich die Dramaturgie einzelner Produktionen kritisiert – etwa bei „Swap Families“, das als zu konzeptuell und wenig zugänglich beschrieben wurde. Diese Kritik wird ernst genommen und fließt in die kuratorische Weiterentwicklung des Festivals ein.
Ein weiterer Diskussionspunkt ist die Frage nach Diversität im Team und in der Programmauswahl. In Kooperation mit EU-Projekten wie „Common Stories“ arbeitet africologne aktiv an einem Code of Conduct und an inklusiven Strukturen hinter den Kulissen. Die Offenheit für Selbstreflexion ist Teil des Programms – nicht nur inhaltlich, sondern auch organisatorisch.
Veranstaltungsorte: Eine ganze Stadt wird Bühne
Das Festival findet an zahlreichen Orten in Köln statt – darunter die Alte Feuerwache, das Schauspiel Köln, die TanzFaktur, das Rautenstrauch-Joest-Museum, der Odonien-Kulturpark und viele mehr. Die dezentrale Struktur ermöglicht eine breite Beteiligung der Stadtgesellschaft und bringt Festivalatmosphäre in verschiedenste Stadtteile.
Ein Festival mit Wirkung – auch in Zahlen
Während des zehnjährigen Jubiläums 2019 zählte das africologneFESTIVAL rund 5.000 Besucher:innen. Die Veranstalter rechnen 2025 mit einer ähnlichen Größenordnung, zumal das Programm erneut erweitert wurde und zahlreiche internationale Gäste erwartet werden. Die Relevanz des Festivals geht jedoch über Besucherzahlen hinaus: Es schafft Räume für Perspektiven, die sonst oft marginalisiert werden, und bringt Diskurse in Bewegung.
Fazit: Ein kulturelles Ereignis mit Zukunft
Das africologneFESTIVAL 2025 ist mehr als eine Veranstaltung. Es ist ein Ort der Begegnung, ein Forum für Debatte und ein lebendiger Beweis dafür, dass Kunst und Gesellschaft untrennbar miteinander verwoben sind. In einer Zeit, in der globale Verflechtungen und lokale Identitäten gleichermaßen verhandelt werden müssen, liefert das Festival Antworten – in Form von Bildern, Bewegungen, Stimmen und Visionen.
Mit dem Abschied von Gerhardt Haag endet ein Kapitel, doch das Buch africologne bleibt geöffnet. Die Impulse, die von Köln aus in die Welt gesendet werden, zeigen: Dekoloniale Kulturarbeit ist kein Trend – sie ist notwendig, zukunftsweisend und inspirierend.
Website: africologne-festival.de
Weitere Infos: Afrika Veranstaltungen