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Aktuelle Erhebung 2025: Fernsehen überholt Internet wieder als wichtigste Nachrichtenquelle in Deutschland

In Aktuelles
Juni 18, 2025
News

Deutschland, 18. Juni 2025, 11:00 Uhr

Über Jahre hinweg galt das Internet als aufsteigender Stern im Medienuniversum – besonders in der Nachrichtennutzung. Doch eine aktuelle Erhebung bringt eine überraschende Wendung: Erstmals seit Jahren liegt das Fernsehen wieder knapp vor dem Internet als wichtigste Nachrichtenquelle in Deutschland. Eine Entwicklung, die nicht nur Aufmerksamkeit verdient, sondern auch tiefergehende Fragen nach Vertrauen, Mediengewohnheiten und Generationenunterschieden aufwirft.

Fernsehen vor Internet – knapp, aber bedeutend

Aktuellen Erhebungen zufolge nennen 43 % der Deutschen das lineare Fernsehen als ihre wichtigste Nachrichtenquelle. Das Internet liegt mit 42 % nur knapp dahinter. Während dieser Unterschied numerisch kaum auffällt, ist er symbolisch umso bedeutender: Er signalisiert einen Trendwechsel und zeigt, dass das Fernsehen trotz der Digitalisierung nicht an Relevanz eingebüßt hat – im Gegenteil.

Im Jahr 2024 lagen beide Medien nahezu gleichauf. Damals hatte das Internet mit einem Prozentpunkt leicht die Nase vorn. Dass das Fernsehen nun wieder führt, zeigt nicht nur eine Verschiebung in der Wahrnehmung, sondern unterstreicht auch seine dauerhafte Position als verlässliche Informationsquelle.

Wer nutzt was? Generationen im Vergleich

Ein tiefer Blick in die Altersstruktur verdeutlicht: Mediennutzung ist stark generationenabhängig.

AltersgruppeBevorzugte Nachrichtenquelle
Unter 24 JahreSocial Media, Online-Plattformen
25–54 JahreOnline-Medien, Podcasts, gelegentlich TV
Über 55 JahreLineares Fernsehen

Vor allem Menschen über 55 Jahren greifen zu 59 % primär zum Fernseher, wenn sie sich über das Weltgeschehen informieren. In der jüngsten Zielgruppe dagegen dominieren Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube – trotz geringerem Vertrauen in deren Inhalte.

Warum das Fernsehen weiterhin überzeugt

Das Fernsehen punktet durch eine Reihe an Faktoren, die es auch in einer zunehmend digitalen Welt stark machen:

  • Verlässlichkeit: Viele Zuschauer verbinden TV-Sender mit geprüften Informationen und journalistischen Standards.
  • Struktur und Routine: Nachrichten zur festen Uhrzeit bieten Orientierung – etwa die Tagesschau um 20 Uhr.
  • Reichweite: Öffentlich-rechtliche Sender und große Privatsender erreichen Millionenhaushalte täglich.

Diese Merkmale machen das Fernsehen besonders für Menschen attraktiv, die klare Strukturen und verlässliche Einordnungen im Nachrichtenfluss schätzen.

Internetnutzung: Vielfalt mit Schattenseiten

Das Internet bietet eine immense Fülle an Informationsquellen – von renommierten Nachrichtenseiten bis hin zu Social-Media-Kanälen und Podcasts. Dabei nutzen rund 66 % der Bevölkerung das Internet wöchentlich für Nachrichtenkonsum. Die Zahl derer, die regelmäßig Nachrichtenvideos auf YouTube, TikTok oder Instagram konsumieren, steigt stetig. Vor allem kurze, visuelle Formate sind beliebt.

Doch mit dieser Vielfalt kommen auch Herausforderungen:

„Online bin ich ständig informiert, aber nie sicher, was wirklich stimmt.“ – Aussage eines 31-jährigen Nutzers aus einer Fokusgruppe.

Algorithmisch gesteuerte Inhalte führen oft zur Bildung von Filterblasen. Zudem zeigen Studien, dass Nutzer im Netz meist nur eine kleine Auswahl an Quellen regelmäßig konsumieren – trotz der riesigen Verfügbarkeit.

Das wachsende Problem der Nachrichtenvermeidung

Ein zunehmend relevanter Aspekt ist die sogenannte Nachrichtenvermeidung. Über 70 % der Menschen geben an, sich bewusst von Nachrichteninhalten zu distanzieren – oft aus psychischen Gründen. Negative Nachrichten über Krieg, Krisen oder Katastrophen wirken sich auf das emotionale Wohlbefinden aus.

Besonders junge Erwachsene neigen zur selektiven Informationsaufnahme – viele folgen nur bestimmten Formaten oder Influencern, die Inhalte emotional aufbereiten oder gar kommentierend interpretieren. Klassische Nachrichtenformate verlieren hier an Zugkraft.

Neue Formate und Persönlichkeiten gewinnen an Einfluss

In internationalen Vergleichen zeigt sich: Persönlichkeiten wie Podcaster, YouTuber oder Kommentatoren gewinnen immer mehr Einfluss im Nachrichtensektor. In den USA nutzen über 20 % Menschen wie Joe Rogan oder Tucker Carlson als Hauptinformationsquelle. Diese Entwicklung ist auch in Europa zunehmend spürbar – wenngleich in abgeschwächter Form.

Hierzulande bleiben öffentlich-rechtliche Sender dominant, doch Influencer wie Rezo, MrWissen2Go oder LeFloid haben längst bewiesen, dass komplexe politische Inhalte auch online erfolgreich vermittelt werden können – allerdings mit stark variierenden journalistischen Standards.

Internationaler Blick: Deutschland als Sonderfall?

Während in Deutschland das Fernsehen wieder leicht dominiert, ist der Trend global keineswegs einheitlich. In den USA und Australien etwa hat das Internet – vor allem Social Media – das Fernsehen bereits deutlich überholt.

  • Australien: 37 % beziehen Nachrichten primär über soziale Medien, das Fernsehen liegt deutlich darunter.
  • USA: Social Media wird für 54 % zur Hauptquelle, Fernsehen nur noch bei etwa 50 %.

Diese Entwicklungen zeigen: Deutschland ist kein globaler Vorreiter, sondern eher ein konservativer Markt, der stärker auf etablierte Medien setzt.

Vertrauen als entscheidender Faktor

Der Vertrauensindex spielt eine zentrale Rolle in der Medienwahl. Während öffentlich-rechtliche Sender ein sehr hohes Vertrauen genießen (über 80 % Zustimmung), ist das Vertrauen in Onlinequellen deutlich fragmentierter. Vor allem Social Media und KI-gestützte Nachrichtenformate schneiden hier schlechter ab. Nur 4 % der Befragten nutzen regelmäßig KI-Tools wie ChatGPT für den Nachrichtenzugang.

Interessant ist dabei: Studien zeigen, dass Leser Inhalte tendenziell nicht danach bewerten, ob sie von Menschen oder Maschinen stammen, sondern danach, ob sie ins eigene Weltbild passen – ein psychologisches Muster mit erheblichen Folgen für Desinformation.

Die Rolle des Journalismus im Wandel

Um die Aufmerksamkeit des Publikums zu erhalten, setzen viele Medienhäuser auf Innovation:

  • Kurze, modularisierte Nachrichtenformate
  • Erklärboxen mit Zusatzwissen
  • Transparenz-Kennzeichnungen zur Herkunft der Informationen
  • Personalisierte Newsfeeds

Der klassische Journalismus steht damit unter doppeltem Druck: Er muss sowohl Vertrauen aufrechterhalten als auch mit neuen Formaten experimentieren, um jüngere Zielgruppen zu erreichen.

Fazit: Alte Stärke trifft auf neue Herausforderung

Das Fernsehen ist – entgegen vieler Prognosen – kein aussterbendes Medium. Im Gegenteil: Es behauptet sich 2025 erneut als wichtigste Nachrichtenquelle in Deutschland. Dennoch ist der Vorsprung vor dem Internet minimal und keineswegs zementiert. Vielmehr spiegelt sich in der Entwicklung eine mediale Spannung zwischen Gewohnheit und Innovation wider.

Der Medienmarkt ist fragmentierter denn je. Unterschiedliche Generationen nutzen unterschiedliche Kanäle, und die Anforderungen an Vertrauen, Geschwindigkeit und Einordnung steigen stetig. Die Herausforderung für Medienmacher lautet: Qualität und Transparenz bewahren – bei gleichzeitiger Anpassung an ein verändertes Mediennutzungsverhalten.

Ob das Fernsehen diesen Platz langfristig halten kann, bleibt offen. Sicher ist nur: Die Bedeutung von glaubwürdiger Information wächst – unabhängig vom Kanal.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.