Diese Veranstaltung mit globaler Bühne kommt jetzt erneut nach Karlruhe

In Karlsruhe
Juni 28, 2025
Global Games

Karlsruhe – Die Fächerstadt steht erneut im Rampenlicht der internationalen Sportwelt. Mit der Vergabe der World Games 2029 an Karlsruhe kehrt das größte Multisport-Event für nicht-olympische Disziplinen an einen historischen Ort zurück. Die Entscheidung ist ein Signal – für den Sport, die Stadt und das internationale Publikum.

Was sind die World Games?

Die World Games sind ein internationales Multisportereignis, das alle vier Jahre stattfindet. Anders als bei den Olympischen Spielen stehen hier nicht-olympische Sportarten im Mittelpunkt – darunter Tanzsport, Klettern, Sumō, Frisbee, Kickboxen oder Drachenbootrennen. Sie bieten diesen Disziplinen eine Bühne, auf der sie sich einem globalen Publikum präsentieren können.

Organisiert wird das Event von der International World Games Association (IWGA), die unter dem Patronat des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) steht. Ziel ist es, Sportarten, die trotz hoher Professionalität und internationaler Reichweite nicht in das olympische Programm aufgenommen wurden, in einem vergleichbaren Rahmen zu präsentieren.

Karlsruhe wird 2029 erneut Gastgeber

Karlsruhe ist nicht neu im Geschäft: Schon 1989 war die badische Großstadt Austragungsort der dritten Ausgabe der World Games – damals als erste Stadt außerhalb der Vereinigten Staaten. 40 Jahre später feiert man das Comeback: Im Mai 2024 gab die IWGA bekannt, dass Karlsruhe zum zweiten Mal den Zuschlag erhalten hat. Damit ist Karlsruhe weltweit die erste Stadt, die die Spiele zweimal ausrichten darf – ein Novum in der Geschichte der Veranstaltung.

Warum gerade Karlsruhe?

Mehrere Faktoren sprachen für die Fächerstadt:

  • Erfahrung: Die erfolgreiche Durchführung 1989 zeigte, dass Karlsruhe in der Lage ist, Großveranstaltungen dieser Art zu managen.
  • Geografische Lage: Karlsruhe liegt strategisch günstig in Zentraleuropa und ist über Autobahnen, Fernzüge und nahegelegene Flughäfen gut erreichbar.
  • Infrastruktur: Bereits vorhandene Sportstätten sollen für die Events genutzt werden – das reduziert Kosten und Umweltbelastung.
  • Rückhalt: Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) unterstützt die Bewerbung aktiv, ebenso wie zahlreiche lokale Akteure und Sportverbände.

Ein zweites Mal Gastgeber – Ein Gewinn für die Stadt?

Großsportevents sind mit Chancen, aber auch Risiken verbunden. Studien zu anderen Veranstaltungen zeigen: Während Olympische Spiele und Fußballweltmeisterschaften oftmals mit immensen Kostenexplosionen einhergehen, sind die World Games vergleichsweise effizient konzipiert. Trotzdem bleibt die Frage: Rechnet sich das für Karlsruhe?

Erfahrungen aus Birmingham 2022

Ein Blick auf die letzten World Games in Birmingham (USA) liefert interessante Erkenntnisse. Laut einer Studie wurden indirekte wirtschaftliche Effekte von rund 165 Millionen US-Dollar generiert. Die direkten Effekte blieben allerdings deutlich niedriger und beliefen sich auf etwa 11,7 Millionen US-Dollar. Zwar stieg die internationale Sichtbarkeit der Stadt, doch der wirtschaftliche Mehrwert hielt sich in Grenzen.

Karlsruhe setzt auf vorhandene Strukturen

Die Stadt verfolgt eine nachhaltige Strategie: Es sollen keine neuen Stadien gebaut, sondern bestehende Einrichtungen modernisiert und genutzt werden. Dazu gehören u. a. die Europahalle, das Beiertheimer Stadion und weitere spezialisierte Sportstätten. Der Karlsruher Gemeinderat hat die Bewerbung bewusst unter die Bedingung gestellt, dass finanzielle Mittel von Land und Bund zur Verfügung gestellt werden – eine Form der Absicherung gegen übermäßige Belastung der städtischen Haushalte.

Vielfalt der Sportarten – das Besondere an den World Games

Die World Games unterscheiden sich in ihrer Sportartenvielfalt deutlich von klassischen Großveranstaltungen. Während Olympia auf bekannte und medienstarke Disziplinen setzt, bieten die World Games Raum für Spezialisierung und Innovation. Mit dabei sind u. a.:

SportartBesonderheit
DrachenbootTeamorientiert, hohe Dynamik
SumōTraditionsreich, selten im Westen zu sehen
ParkourUrban, modern, jugendnah
TanzsportWettbewerb auf höchstem ästhetischen Niveau
DrohnenrennenTechnisch anspruchsvoll, publikumswirksam

Einbindung spezialisierter Sportverbände

Ein bisher wenig beachteter Aspekt ist die Zusammenarbeit mit Nischensportverbänden wie der Fédération Aéronautique Internationale (FAI) oder der World Flying Disc Federation (WFDF). Diese bringen nicht nur Expertise ein, sondern sorgen für internationale Vernetzung und mediale Reichweite in spezifischen Zielgruppen.

Stimmen aus der Community – Stolz und Kritik

Die Reaktionen auf die Entscheidung, Karlsruhe erneut zur Austragungsstadt zu machen, fallen in sozialen Netzwerken gemischt aus. Auf dem Subreddit r/karlsruhe_one überwiegt der Stolz: „Die World Games sind zurück – das wird die Stadt auf ein neues Level bringen.“ Andere betonen die Bedeutung für das Gemeinschaftsgefühl und hoffen auf eine langfristige Aufwertung des städtischen Images.

Doch es gibt auch kritische Stimmen – etwa in r/olympics: „Die Vergabe war alles andere als transparent. Hannover wusste nicht mal, dass der Prozess beendet war.“ Diese Kritik zielt auf mangelnde Kommunikationsprozesse zwischen Bewerberstädten und der IWGA. Auch aus Expertensicht wird empfohlen, die Organisation künftig transparenter zu gestalten, um das Vertrauen in der Öffentlichkeit zu stärken.

Politische und finanzielle Dimension

Hinter der Bewerbung steckt auch ein komplexes Geflecht aus kommunaler Politik, Bundes- und Landesförderung sowie internationalem Sportrecht. Die Karlsruher Entscheidung zur Bewerbung war eng an die Bedingung geknüpft, dass sich sowohl das Land Baden-Württemberg als auch der Bund finanziell beteiligen. Diese Forderung wurde erfüllt – aber nicht ohne politische Diskussionen über die Sinnhaftigkeit derartiger Ausgaben in Zeiten angespannter Haushalte.

Der Spagat zwischen Prestige und Verantwortung

Während die Stadtführung auf internationale Sichtbarkeit und infrastrukturelle Impulse setzt, warnen Kritiker vor der Kostenfalle. Der Blick in die Vergangenheit zeigt jedoch: Karlsruhe hat Erfahrung darin, Events wirtschaftlich solide umzusetzen. Bereits 1989 und 2005 (bei den European Gymnastics Games) konnte die Stadt zeigen, dass sie Großveranstaltungen im Griff hat – auch ohne Gigantomanie.

Welche Chancen bietet das Event für Karlsruhe?

Die positiven Effekte lassen sich in mehreren Ebenen gliedern:

  • Tourismus: Mit mehreren Tausend internationalen Athlet:innen und Besucher:innen kann Karlsruhe seine touristische Infrastruktur präsentieren und stärken.
  • Sportförderung: Lokale Sportvereine profitieren durch erhöhte Aufmerksamkeit und potenzielle Nachwuchsgewinnung.
  • Stadtentwicklung: Die Modernisierung bestehender Anlagen wirkt sich langfristig positiv aus.
  • Imagegewinn: Als erste Doppelgastgeberstadt weltweit positioniert sich Karlsruhe als weltoffene und sportbegeisterte Kommune.

Fazit: Ein Balanceakt mit Signalwirkung

Die World Games 2029 sind für Karlsruhe mehr als nur ein sportliches Großereignis – sie sind ein Symbol für Kontinuität, Verantwortung und Mut. Während viele Städte an der Organisation vergleichbarer Events scheitern oder sich finanziell übernehmen, setzt Karlsruhe auf nachhaltige Planung, vorhandene Ressourcen und breite gesellschaftliche Beteiligung.

Doch die Herausforderungen bleiben: Die Vergabe war nicht frei von Kritik, die Finanzierung muss weiterhin solide bleiben, und der soziale Mehrwert muss sichtbar gemacht werden. Gelingt dies, könnten die World Games in Karlsruhe nicht nur sportlich, sondern auch gesellschaftlich ein voller Erfolg werden – ganz im Sinne des internationalen Mottos: “The Power of Sport to Move the World.”

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.