
LONDON, 16. Dezember 2025 – Der Alexandra Palace ist an Dramen gewöhnt, an Jubelstürme, an bittere Niederlagen. Doch an diesem Abend kippt die Stimmung. Sekunden nach dem entscheidenden Dart wird aus sportlicher Enttäuschung ein verstörender Kontrollverlust, der das Geschehen auf der größten Darts-Bühne der Welt überschattet.
Ein blutender Handrücken, ein demolierter Tisch, betretene Gesichter im Publikum – und nun die Frage nach den Konsequenzen.
Der Darts-WM Ausraster von Cameron Menzies sorgt bei der laufenden PDC World Championship für intensive Diskussionen. Der schottische Profi verlor nach seinem Erstrunden-Aus nicht nur sein Match, sondern auch sichtbar die Kontrolle über seine Emotionen. Nach der knappen 2:3-Niederlage gegen den englischen Debütanten Charlie Manby schlug der 36-Jährige mehrfach mit der Faust gegen einen Getränketisch auf der Bühne des Alexandra Palace. Die Folge: eine blutige Hand, beschädigtes Inventar und ein Vorfall, der nun von den zuständigen Gremien geprüft wird.
Der Zwischenfall rückt den Umgang mit Emotionen im Profidarts erneut in den Fokus – und könnte für Menzies spürbare Konsequenzen nach sich ziehen.
Ein Match, das kippt – sportlich und emotional
Sportlich hatte die Partie alles, was ein WM-Spiel auszeichnet. Cameron Menzies ging als erfahrener Profi in die Begegnung, kontrollierte phasenweise das Geschehen und führte zwischenzeitlich mit 2:1 in Sätzen. Doch Charlie Manby, erst 20 Jahre alt und erstmals auf der großen WM-Bühne, zeigte sich unbeeindruckt. Mit bemerkenswerter Ruhe nutzte er Schwächen auf die Doppelfelder und zwang den Favoriten in einen Entscheidungssatz.
Als Manby schließlich den entscheidenden Matchdart versenkte, war die Überraschung perfekt. Während der Engländer den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere feierte, verwandelte sich bei Menzies Enttäuschung in Wut. Sekunden nach dem Handshake wandte sich der Schotte vom Board ab, ging zum Getränketisch und schlug mehrfach mit der Faust darauf ein. Flaschen und Zubehör gerieten ins Wanken, der Tisch wurde beschädigt.
Schiedsrichter Kirk Bevins griff ein und führte Menzies von der Bühne. Die Kameras zeigten eine blutige Hand – ein Bild, das sich rasch verbreitete und dem Darts-WM Ausraster eine zusätzliche Dramatik verlieh.
Ein Schockmoment im „Ally Pally“
Der Alexandra Palace gilt als emotionaler Hexenkessel, doch offene Aggressionen sind dort selten. Entsprechend irritiert reagierte das Publikum. Zwischen vereinzelten Buhrufen und betretenem Schweigen wurde deutlich, dass hier eine Grenze überschritten war. Für viele Zuschauer rückte der sportliche Ausgang des Matches in den Hintergrund – der Fokus lag auf dem Kontrollverlust eines gestandenen Profis.
Öffentliche Erklärung und persönliche Hintergründe
Kurz nach dem Vorfall meldete sich Cameron Menzies öffentlich zu Wort. In einer persönlichen Erklärung entschuldigte er sich für sein Verhalten und betonte, dass es keine Rechtfertigung für den Ausraster gebe. Zugleich machte er deutlich, unter welch großem emotionalem Druck er zuletzt gestanden habe.
Menzies verwies auf den Tod seines Onkels Gary, der ihn in den Tagen vor dem Match stark belastet habe. Besonders schwer habe ihn der Gedanke getroffen, dass ein möglicher Sieg bei der Darts-WM bedeutet hätte, am Tag der Beerdigung seines Onkels antreten zu müssen. Diese innere Zerrissenheit habe ihn emotional an seine Grenzen gebracht.
Gleichzeitig stellte der Schotte klar, dass diese Umstände sein Verhalten nicht entschuldigten. Er gratulierte Charlie Manby ausdrücklich zum Sieg und bezeichnete dessen Leistung als verdient. Die Offenheit, mit der Menzies über seine persönliche Situation sprach, sorgte für Aufmerksamkeit – änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass der Darts-WM Ausraster nun formell aufgearbeitet wird.
Disziplinarprüfung und mögliche Strafen
Der Vorfall beschäftigt inzwischen die zuständigen Instanzen. Die Professional Darts Corporation sowie die Darts Regulation Authority prüfen den Ausraster im Rahmen des geltenden Verhaltenskodex. Gerade bei der World Championship, dem prestigeträchtigsten Turnier des Jahres, gelten besonders strenge Maßstäbe.
Unsportliches Verhalten, Sachbeschädigung oder aggressives Auftreten können im Profidarts mit empfindlichen Sanktionen belegt werden. In der Vergangenheit reichten diese von hohen Geldstrafen bis hin zu zeitlich begrenzten Spielsperren. Welche Konsequenzen Menzies konkret drohen, ist offen – dass der Vorfall nicht folgenlos bleibt, gilt jedoch als wahrscheinlich.
Für den Schotten wäre eine Strafe besonders schmerzhaft. Menzies gehört seit Jahren zum erweiterten Kreis der Weltspitze, hat sich mühsam etabliert und kämpft regelmäßig um wichtige Ranglistenpunkte. Eine Sperre oder hohe Geldbuße könnte seine sportliche Planung empfindlich treffen.
Regeln, Verantwortung und Vorbildfunktion
- Der Verhaltenskodex der PDC schreibt professionelles Auftreten auf und neben der Bühne vor.
- Emotionale Ausbrüche mit Sachbeschädigung gelten als schwerwiegender Verstoß.
- Bei der Darts-WM werden Verstöße besonders konsequent geahndet.
Der Darts-WM Ausraster wirft damit auch grundsätzliche Fragen auf: Wie viel Emotion ist erlaubt? Und wo beginnt die Verantwortung gegenüber Veranstaltern, Mitspielern und Publikum? Gerade auf der größten Bühne des Sports erwarten Fans ein Mindestmaß an Selbstkontrolle – auch in Momenten größter Enttäuschung.
Der Kontrast: Manbys stiller Triumph
Während Menzies im Zentrum der Kritik steht, gerät der sportliche Erfolg von Charlie Manby beinahe in den Hintergrund. Der junge Engländer absolvierte sein WM-Debüt mit bemerkenswerter Abgeklärtheit, ließ sich weder von der Kulisse noch vom Favoritenstatus seines Gegners beeindrucken und belohnte sich mit dem Einzug in die zweite Runde.
Für Manby ist der Sieg ein Meilenstein, für Menzies ein bitterer Abend, der weit über das sportliche Aus hinaus nachwirkt. Der Kontrast könnte größer kaum sein – und unterstreicht die Fallhöhe, die die Darts-WM für ihre Protagonisten bereithält.
Ein Vorfall mit Signalwirkung
Der Fall Cameron Menzies zeigt, wie schmal der Grat zwischen Leidenschaft und Kontrollverlust im Profisport ist. Emotionen gehören zum Darts, sie treiben Spieler an und machen das Turnier im Alexandra Palace einzigartig. Doch der Darts-WM Ausraster macht ebenso deutlich, dass es Grenzen gibt, die nicht überschritten werden dürfen.
Wie streng die Strafe ausfallen wird, entscheidet sich in den kommenden Tagen. Unabhängig davon bleibt der Vorfall als mahnendes Beispiel im Gedächtnis – für Spieler, Offizielle und Fans gleichermaßen. Die Darts-WM lebt von großen Momenten. Dieser jedoch war einer, den niemand sehen wollte.