Polizist schießt auf Angreifer Schusswaffeneinsatz bei Polizeieinsatz in Berlin-Hellersdorf

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Dezember 26, 2025

Berlin-Hellersdorf, 26. Dezember 2025 – Ein dumpfer Knall durchbricht die winterliche Stille, Blaulicht spiegelt sich in den Fenstern eines Plattenbaus. Was als Routineeinsatz wegen Ruhestörung beginnt, endet in Gewalt, Verletzten und einem Schuss aus einer Dienstwaffe. Der zweite Weihnachtsfeiertag hinterlässt in Hellersdorf Spuren, die weit über den Morgen hinausreichen.

In den frühen Morgenstunden des zweiten Weihnachtsfeiertags ist ein Polizeieinsatz in Berlin-Hellersdorf eskaliert. Bei einem Einsatz wegen randalierender Personen in einem Mehrfamilienhaus griff ein Mann Polizeibeamte an. In der akuten Bedrohungslage gab ein Polizist einen Schuss ab und traf den Angreifer. Mehrere Menschen wurden verletzt, darunter auch Einsatzkräfte. Der Vorfall löste umfangreiche Ermittlungen aus und wirft erneut Fragen zum Umgang mit Gewalt, Eskalationsdynamiken und Polizeiarbeit im urbanen Raum auf.

Ein Einsatz, der als Routine beginnt

Gegen 6:00 Uhr morgens gingen bei der Berliner Polizei mehrere Notrufe ein. Anwohner meldeten laute Stimmen, aggressives Verhalten und wiederholtes Klingeln an Wohnungstüren in einem Mehrfamilienhaus in der Erich-Kästner-Straße. Nach Angaben der Polizei wurde der Einsatz zunächst als Ruhestörung eingestuft – ein alltäglicher Einsatzanlass, insbesondere an Feiertagen.

Mehrere Streifenwagen machten sich auf den Weg. Als die Beamten das Wohnhaus betraten, trafen sie auf eine Gruppe von Personen, die sich offenbar aggressiv verhielten. Nach Darstellung der Polizei schlug die Situation binnen kürzester Zeit um. Die Beamten seien körperlich angegangen worden, es kam zu Handgreiflichkeiten im engen Treppenhaus.

Was die Lage zusätzlich verschärfte: Einer der Männer näherte sich den Einsatzkräften mit einem spitzen Gegenstand. In diesem Moment, so schildern es die Ermittler, sei eine akute Gefährdung für Leib und Leben der Polizisten entstanden.

Der Moment der Eskalation

In der unübersichtlichen Situation gab ein Polizeibeamter schließlich einen Schuss aus seiner Dienstwaffe ab. Der Schuss traf den Angreifer ins Bein. Rettungskräfte waren bereits vor Ort und leisteten umgehend Erste Hilfe. Der verletzte Mann wurde in ein Krankenhaus gebracht und operiert. Nach Angaben der Polizei bestand zu keinem Zeitpunkt Lebensgefahr.

Auch zwei Polizeibeamte erlitten Verletzungen. Sie wurden medizinisch versorgt, Details zur Art der Verletzungen nannte die Polizei zunächst nicht. Fest steht jedoch: Der Einsatz hatte innerhalb weniger Minuten mehrere Verletzte gefordert und die Einsatzlage grundlegend verändert.

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Großaufgebot von Polizei und Rettungskräften

Nach der Schussabgabe sperrten Einsatzkräfte den Bereich rund um das Wohnhaus weiträumig ab. Zahlreiche Polizeifahrzeuge, Rettungswagen und weitere Kräfte trafen ein. Für Anwohner war ein Verlassen oder Betreten des Hauses zeitweise nicht möglich. Die Erich-Kästner-Straße wurde zum Schauplatz eines Einsatzes, der die sonst ruhige Wohngegend sichtbar erschütterte.

Mehrere Personen aus der ursprünglichen Gruppe wurden vorläufig festgenommen. Sie wurden abgeführt und zur weiteren Vernehmung gebracht. Die Polizei machte zunächst keine Angaben zur genauen Zahl der Festgenommenen oder zu möglichen Vorwürfen gegen sie. Klar ist jedoch: Die Ermittlungen konzentrieren sich auf den Ablauf der Eskalation und die individuelle Rolle der Beteiligten.

Ermittlungen der Mordkommission

Wie bei allen Schusswaffeneinsätzen durch Polizeibeamte übernahm die Mordkommission die Ermittlungen. Dies ist ein standardisiertes Verfahren, das sicherstellen soll, dass der Einsatz der Dienstwaffe unabhängig, transparent und rechtlich überprüft wird. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob der Schuss gerechtfertigt war, sondern auch um die Umstände, die zu dieser Entscheidung führten.

Die Ermittler rekonstruieren den Ablauf des Einsatzes minutiös. Dazu gehören Zeugenaussagen, die Auswertung von Funkprotokollen, mögliche Videoaufnahmen sowie die Untersuchung des Tatorts. Auch der beteiligte Polizist wird vernommen. Ziel ist es, ein vollständiges Bild der Geschehnisse zu erhalten.

Stimmen aus dem Wohnviertel

Für viele Anwohner kam der Vorfall überraschend. „Normalerweise ist es hier ruhig. Dass an Weihnachten plötzlich geschossen wird, hat uns sehr mitgenommen“, sagte ein Bewohner des Hauses. Andere berichteten von lautem Geschrei, dem Eintreffen zahlreicher Einsatzfahrzeuge und einer angespannten Atmosphäre.

Ein Nachbar schilderte, wie er durch das Blaulicht geweckt wurde: „Man schaut aus dem Fenster und sieht Polizei überall. Dann hört man, dass jemand angeschossen wurde. Das vergisst man nicht so schnell.“ Die Unsicherheit blieb auch nach dem Abzug der Einsatzkräfte spürbar.

Polizeischuss in Berlin-Hellersdorf als Ausnahmefall

Der Einsatz von Schusswaffen durch die Polizei ist in Berlin selten, aber nicht ausgeschlossen. Er ist rechtlich nur zulässig, wenn eine gegenwärtige Gefahr für Leben oder schwere körperliche Unversehrtheit besteht und andere Mittel nicht ausreichen. Genau diese Voraussetzungen prüfen die Ermittler nun.

Polizeisprecher betonten, dass die eingesetzten Beamten in kürzester Zeit Entscheidungen treffen mussten. Gleichzeitig unterliegt jeder Polizeischuss einer strengen rechtlichen Bewertung. Die Balance zwischen Selbstschutz der Beamten und dem Schutz der Allgemeinheit steht dabei im Mittelpunkt.

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Gewalt im Einsatzalltag

Der Vorfall wirft ein Schlaglicht auf die zunehmenden Herausforderungen für Polizeikräfte im Alltag. Einsätze, die mit scheinbar harmlosen Anlässen beginnen, können sich binnen Sekunden zuspitzen. Enge Räume, unklare Bedrohungslagen und aggressive Beteiligte erhöhen das Risiko für Eskalationen.

In Berlin wie auch in anderen Großstädten berichten Polizeigewerkschaften seit Jahren von einer steigenden Zahl gewalttätiger Übergriffe auf Einsatzkräfte. Der Vorfall in Hellersdorf reiht sich in diese Entwicklung ein, ohne jedoch verallgemeinert werden zu dürfen. Jeder Einsatz folgt eigenen Dynamiken, jede Situation verlangt individuelle Entscheidungen.

Öffentliche Erwartung nach Transparenz

Nach dem Polizeischuss in Berlin-Hellersdorf ist die öffentliche Aufmerksamkeit groß. Anwohner, Medien und politische Akteure erwarten eine transparente Aufarbeitung. Gerade weil der Einsatz an einem Feiertag stattfand und mehrere Menschen verletzt wurden, ist das Bedürfnis nach Klarheit hoch.

Die Berliner Polizei kündigte an, regelmäßig über den Stand der Ermittlungen zu informieren, sobald gesicherte Erkenntnisse vorliegen. Bis dahin gilt die Unschuldsvermutung für alle Beteiligten – sowohl für die festgenommenen Personen als auch für den beteiligten Polizeibeamten.

Ein Morgen, der nachwirkt

Der zweite Weihnachtsfeiertag in Berlin-Hellersdorf wird vielen Anwohnern in Erinnerung bleiben. Der Polizeischuss, die Verletzten, die Absperrungen – all das hat den Alltag jäh unterbrochen. Was bleibt, ist ein Gefühl von Verunsicherung, aber auch die Erwartung, dass der Vorfall lückenlos aufgeklärt wird.

Während die Ermittlungen andauern, kehrt äußerlich wieder Ruhe in die Erich-Kästner-Straße ein. Doch die Fragen, die dieser Einsatz aufwirft, reichen über den Ort hinaus. Sie betreffen den Umgang mit Gewalt, die Anforderungen an Polizeiarbeit und die fragile Grenze zwischen Routine und Ausnahmezustand – sichtbar geworden an einem winterlichen Morgen in Berlin-Hellersdorf.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.