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Aufkauf von AI Unternehmen: Was genau plant Mark Zuckerberg?

In Aktuelles
Juni 12, 2025
AI Scale

12. Juni 2025, 06:25 Uhr

Mark Zuckerberg treibt Meta mit großer Geschwindigkeit in eine neue Ära der Künstlichen Intelligenz. Nachdem die bisherigen Bemühungen rund um Metaverse und das eigene KI-Modell „Llama“ unter den Erwartungen blieben, setzt der Tech-Gigant nun alles auf die Entwicklung einer künstlichen Superintelligenz – mit milliardenschweren Investitionen, Top-Talenten aus der KI-Forschung und ehrgeizigen Allianzen. Doch die Ambitionen stoßen nicht nur auf Begeisterung, sondern auch auf Skepsis, Kritik und wachsendes Interesse von Regulierungsbehörden weltweit.

Ein neues KI-Team – handverlesen von Zuckerberg selbst

In Kalifornien formiert sich derzeit ein Team, das nach Ansicht vieler als „Dream Team der KI-Forschung“ gelten kann. Mark Zuckerberg persönlich hat rund 50 der renommiertesten Forscher und Ingenieure aus dem Bereich der künstlichen Intelligenz angeworben. Die Gespräche fanden nicht selten in seinem Privathaus in Lake Tahoe oder in Palo Alto statt. Die Mission des Teams ist klar definiert: Meta soll das erste Unternehmen werden, das eine sogenannte künstliche Superintelligenz erschafft – also eine KI, die nicht nur menschenähnlich denkt, sondern weit darüber hinausgeht.

Extreme Gehälter, klare Zielsetzung

Um die besten Köpfe für sich zu gewinnen, greift Meta tief in die Tasche. Gehälter im sieben- bis neunstelligen Bereich sind keine Seltenheit. Ziel ist es, Spitzenkräfte von OpenAI, Google DeepMind und Anthropic abzuwerben – Unternehmen, die ebenfalls an einer „Artificial General Intelligence“ (AGI) arbeiten.

Interne Quellen berichten, dass die Entwickler ein leistungsfähigeres System als Llama 4 konzipieren sollen. Das ursprüngliche Modell hatte gegenüber GPT-4 von OpenAI deutlich das Nachsehen. Ein neues Modell mit Codenamen „Behemoth“ wurde vorerst zurückgehalten – offenbar, weil es den Erwartungen nicht gerecht wurde. Diese Enttäuschung gilt als ein Katalysator für die radikale Neuausrichtung Metas.

Investitionen in Milliardenhöhe: Die Scale-AI-Offensive

Ein weiterer zentraler Schritt: Meta plant, sich mit rund 49 Prozent an dem US-Startup Scale AI zu beteiligen. Dafür sollen mindestens 15 Milliarden US-Dollar fließen. Das Unternehmen unter der Leitung von Alexandr Wang gilt als eines der strategisch wichtigsten in der KI-Branche. Wang soll künftig direkt an Zuckerberg berichten und eng in die Entwicklungsprozesse der Meta-KI eingebunden werden.

Meta und Scale AI: Eine Allianz mit geopolitischer Tragweite

Was auf den ersten Blick wie eine wirtschaftliche Partnerschaft wirkt, hat auch geopolitische Dimensionen. Scale AI arbeitet bereits mit dem US-Verteidigungsministerium zusammen, insbesondere an Projekten zur Einsatzplanung und Datenanalyse im Indo-Pazifik. Der Schulterschluss mit Meta könnte diese Verbindung weiter vertiefen – ein Umstand, der international für Aufmerksamkeit sorgt.

Ethik, Regulierung und die Suche nach Kontrolle

Während Meta seinen KI-Turbo zündet, mehren sich die Stimmen, die ein Innehalten fordern. In San Francisco und an renommierten Universitäten weltweit warnen Philosophen, Informatiker und Ethiker vor den Risiken unregulierter Super-KI-Entwicklung. Die Forderung: Ein international abgestimmtes Framework, das vergleichbar ist mit dem Regelwerk rund um das CERN oder internationalen Abrüstungsabkommen.

„Wir müssen sicherstellen, dass Maschinen mit Übermenschenintelligenz auch unsere Werte verstehen – und sich daran halten.“ – KI-Ethikerin, Stanford University

In wissenschaftlichen Publikationen wird die Wahrscheinlichkeit, dass eine künstliche Superintelligenz noch in diesem Jahrhundert entsteht, auf etwa 50 Prozent geschätzt. Gleichzeitig sehen viele Experten ein Risiko von rund 10 Prozent für ein katastrophales Versagen – mit potenziell existenzbedrohenden Folgen für die Menschheit.

Globale Governance: Ein „CERN für KI“?

Die politische Diskussion dreht sich zunehmend um neue Strukturen. Die EU und die UNESCO haben bereits Entwürfe für eine internationale KI-Regulierungsbehörde vorgelegt. Ein Vorschlag ist das sogenannte „MAGIC“-Modell (Multinational AGI Consortium), bei dem eine internationale Organisation Zugriff auf Rechenzentren, Sicherheitsprotokolle und Trainingsdaten erhält. Ziel ist es, eine vertrauenswürdige und unabhängige Kontrolle über die Entwicklung von Superintelligenz zu gewährleisten.

Offene Systeme vs. Black Boxes: Metas Open-Source-Strategie

Im Gegensatz zu OpenAI und Google, die ihre Modelle nur eingeschränkt der Öffentlichkeit zugänglich machen, setzt Meta auf Transparenz. Das geplante Super-KI-System soll vollständig Open Source bleiben – ein Signal an die Wissenschaftswelt, aber auch an Kritiker, die mangelnde Prüfbarkeit und intransparente Systeme beklagen.

Vorteile des Open-Source-Ansatzes:

  • Wissenschaftliche Überprüfbarkeit
  • Mehr Vertrauen durch Transparenz
  • Unabhängige Sicherheitstests
  • Potenzial für kollaborative Forschung

Kritik an Scale AI: Schattenseite des Datenhungers

Trotz aller Visionen gibt es auch dunkle Flecken in der Bilanz. Scale AI, der neue Hoffnungsträger Metas, arbeitet mit Subunternehmen wie Remotasks, die ihre Arbeitskräfte vor allem in Ländern des globalen Südens rekrutieren. Berichte über extrem niedrige Löhne, verzögerte Auszahlungen und kaum vorhandene Arbeitsrechte werfen Fragen zur sozialen Verantwortung des Unternehmens auf.

Die Daten, die für das Training von KI-Modellen notwendig sind, werden häufig durch sogenannte „Human Labelers“ aufbereitet – ein Prozess, der bei unzureichender Kontrolle leicht in ausbeuterische Strukturen abrutschen kann.

Kartellrechtliche Fragen: Zuviel Macht für Meta?

Die geplante Beteiligung Metas an Scale AI wird nicht nur wirtschaftlich, sondern auch rechtlich intensiv beobachtet. US-amerikanische Kartellbehörden wie die Federal Trade Commission (FTC) und das Department of Justice (DOJ) könnten die Transaktion unter die Lupe nehmen. Die zentrale Frage: Würde Meta damit eine marktbeherrschende Stellung im Zukunftssektor KI einnehmen?

Tabellarische Übersicht: Metas Superintelligenz-Offensive im Überblick

AspektDetails
Teamaufbau50+ Top-Forscher:innen, persönlich angeworben von Zuckerberg
Investitionen15 Mrd USD in Scale AI, 65 Mrd USD Gesamtbudget 2025
Strategische PartnerScale AI, Zusammenarbeit mit Pentagon & US-Armee
ZielsetzungEntwicklung einer künstlichen Superintelligenz
RegulierungRufe nach globaler Aufsicht durch ein KI-CERN
KritikpunkteArbeitnehmerrechte, Datenschutz, Machtkonzentration

Zwischen Vision und Verantwortung

Mark Zuckerberg verfolgt mit dem Superintelligenz-Projekt eine der ambitioniertesten technologischen Visionen unserer Zeit. Mit immensen Investitionen, klarer strategischer Führung und offener Architektur positioniert sich Meta als zentraler Akteur im KI-Wettrennen. Gleichzeitig wachsen ethische, soziale und regulatorische Bedenken. Die Frage bleibt: Wird Meta seiner Verantwortung gerecht, wenn es die nächste Stufe der Intelligenz erschafft?

Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob dieser Balanceakt zwischen Innovation und Kontrolle gelingt – und ob die Welt bereit ist für Maschinen, die klüger sind als wir alle.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.