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Gardasee-Ort greift durch: Torri del Benaco verhängt Bußgelder gegen aufdringliche Kellner

In Aktuelles
Juli 30, 2025

Torri del Benaco – Der idyllische Ferienort am östlichen Ufer des Gardasees setzt ein deutliches Zeichen gegen aufdringliches Werbeverhalten in der Gastronomie. Mit einer neuen Gemeindeverordnung will die Stadt Touristen vor Belästigung schützen und das charmante Flair des Ortes bewahren.

Ein Ort der Ruhe zieht Grenzen

Torri del Benaco ist kein typischer Touristenmagnet. Mit nur rund 3.000 Einwohnern gilt der Ort als Geheimtipp für Erholungssuchende am Gardasee. Statt Massentourismus setzt man hier auf Qualität, Authentizität und ein historisches Ortsbild, das gepflegt und respektvoll behandelt werden will. Um dieses Image zu bewahren, hat die Gemeinde nun eine ungewöhnliche, aber entschlossene Maßnahme ergriffen: Aufdringliches Werbeverhalten durch Kellner und Restaurantbetreiber wird fortan mit empfindlichen Geldstrafen geahndet.

„Die Gäste sollen frei entscheiden können, wo sie einkehren“, betonte Bürgermeister Stefano Nicotra gegenüber der lokalen Presse. Der Schritt war notwendig geworden, nachdem sich vermehrt Besucher über unangenehm aufdringliche Methoden in der Gastronomie beschwert hatten.

Was genau ist verboten?

Die neue Regelung der Gemeinde ist klar definiert und betrifft insbesondere zwei Verhaltensweisen, die künftig nicht mehr toleriert werden:

  • Aktives, unangemessenes Ansprechen von Passanten durch Kellner oder beauftragte Werbepersonen.
  • Das wahllose Verteilen von Flyern vor oder neben Restaurants sowie auf öffentlichen Flächen oder fremden Terrassen.

Wer gegen diese Bestimmungen verstößt, muss mit Bußgeldern zwischen 25 und 500 Euro rechnen. Die Höhe des Strafmaßes wird von der örtlichen Gemeindeverwaltung im Einzelfall festgelegt, abhängig von Art und Häufigkeit des Vergehens.

Wird man in Torri del Benaco wirklich mit bis zu 500 € Strafe belegt, wenn Kellner Touristen ansprechen?

Ja. Die Gemeinde hat klare Vorgaben veröffentlicht, in denen festgelegt ist, dass aufdringliches Verhalten in der Gastronomie mit Geldbußen belegt wird. In besonders schweren Fällen oder bei Wiederholungen kann die Strafe tatsächlich bis zu 500 Euro betragen.

Ein Begriff wird zum Problem: „Acchiappini“

In Italien gibt es für aufdringliche Restaurantanwerber ein eigenes Wort: „acchiappini“ – frei übersetzt als „Fänger“. Sie sprechen Touristen an, laufen ihnen nach, drücken ihnen Flyer in die Hand oder führen sie aktiv an einen Tisch. Während diese Praxis in besonders touristischen Gegenden wie Neapel, Rom oder Florenz seit Jahren üblich ist, passt sie nicht zum Selbstverständnis von Orten wie Torri del Benaco.

Vizebürgermeister Marco Salaorni brachte es auf den Punkt: „Wenn der gesunde Menschenverstand nicht ausreicht, braucht es Regeln.“ Diese Aussage unterstreicht, wie ernst die Stadtverwaltung das Thema nimmt – nicht nur zum Schutz der Gäste, sondern auch zum Erhalt des touristischen Gleichgewichts im Ort.

Warum verbietet Torri del Benaco aufdringliche Kellner?

Hauptziel der neuen Regelung ist die Wahrung der Entscheidungsfreiheit der Gäste. Die wiederholten Beschwerden über übergriffiges Verhalten haben die Verwaltung zum Handeln gezwungen. Außerdem soll durch das Verbot von Flyeraktionen die Müllproblematik in den Griff bekommen werden – viele der ausgeteilten Prospekte landeten achtlos auf Straßen, Wegen oder in den umliegenden Olivenhainen.

Positive Resonanz aus der Gastronomie

Überraschend ist, dass die lokale Gastronomie die Maßnahme überwiegend unterstützt. Zahlreiche Restaurantbesitzer begrüßen das Verbot, da es ihrer Meinung nach dazu beiträgt, ein seriöses und hochwertiges Image für den Ort zu erhalten. Auch innerstädtische Konkurrenzsituationen sollen durch die neue Regelung entschärft werden. Wer Qualität bietet, so die Meinung vieler, brauche keine aggressiven Werbemethoden.

Unterstützt die lokale Gastronomie das Verbot?

Ja. Viele Gastronomen empfinden die Maßnahme sogar als längst überfällig. In Interviews wurde betont, dass eine ruhige Atmosphäre den Ort erst attraktiv macht. Das Verbot wird somit auch als Schutz vor einer schleichenden Erosion des Tourismuscharakters betrachtet.

Mehr als ein lokales Phänomen: Die nationale Perspektive

Auch wenn Torri del Benaco aktuell in den Schlagzeilen steht, ist das Problem der „acchiappini“ in ganz Italien bekannt. Vor allem in Städten mit hohem Besucherdruck wurden bereits ähnliche Maßnahmen umgesetzt. In Venedig, Florenz oder auf der Insel Capri gibt es inzwischen strenge Verhaltensregeln und Bußgeldkataloge für touristisches Fehlverhalten – sowohl für Besucher als auch für Anbieter.

Welche anderen Orte in Italien haben ähnliche Regeln?

Neben Torri del Benaco sind Städte wie Capri, Florenz und Venedig bekannt dafür, ebenfalls durchgreifende Maßnahmen gegen aufdringliches Werbeverhalten einzusetzen. Dort wurden Bußgelder für aggressives Verhalten ebenso eingeführt wie umfassende Imagekampagnen zur Aufklärung.

Ein Zeichen gegen Overtourism und Umweltbelastung

Interessant ist, dass die Maßnahme nicht nur unter dem Aspekt der Gastfreundschaft betrachtet wird. Vielmehr spielt auch der Umweltschutz eine zentrale Rolle. Denn durch die ungeordnete Verteilung von Werbematerial entsteht regelmäßig Müll, der beseitigt werden muss – ein Kostenfaktor, den die Gemeinde bislang aus eigener Kasse tragen musste.

Gilt das Verbot nur für Flyer oder auch für direkte Ansprache?

Beides ist betroffen. Die Regelung zielt auf alle Formen von aktiver Ansprache und werblichem Eingriff in die Bewegungsfreiheit der Gäste ab. Sowohl persönliche Kontaktversuche als auch das Verstreuen von Flyern auf fremdem Gelände gelten als Ordnungswidrigkeit.

Stille Mehrheit: Was sagen die Gäste?

Eine umfassende Auswertung von Kommentaren und Bewertungen in sozialen Netzwerken, Reiseblogs oder Foren zeigt: Direkte Meinungen zur neuen Regelung sind bislang selten. Das kann mehrere Gründe haben. Einerseits ist die Maßnahme noch sehr neu und wurde eventuell noch nicht von vielen Urlaubern wahrgenommen. Andererseits scheint das Problem im Ort nicht überhandgenommen zu haben – weshalb viele Gäste es womöglich gar nicht als Thema begreifen.

Stattdessen loben viele Touristinnen und Touristen in Bewertungen das „ruhige, charmante Ambiente“ von Torri del Benaco. Dies legt nahe, dass der Ort seinen Kurs der Qualitätsorientierung bereits erfolgreich verfolgt – und nun einen weiteren Schritt zum Schutz dieser Werte geht.

Wer entscheidet über die Höhe des Bußgelds?

Die Gemeindeverwaltung, konkret das Ordnungsamt von Torri del Benaco, ist für die Umsetzung zuständig. Es liegt im Ermessen der Behörde, wie hoch die Strafe im Einzelfall ausfällt. Eine Eskalation ist vorgesehen: Wiederholungstäter müssen mit deutlich höheren Summen im oberen Rahmen des Bußgeldkatalogs rechnen.

Ein Beispiel für nachhaltige Tourismuslenkung?

Viele europäische Städte, die mit den Folgen des Overtourism kämpfen, könnten sich an Torri del Benaco ein Beispiel nehmen. Statt symbolischer Kampagnen geht die Gemeinde aktiv gegen konkrete Störfaktoren vor – ohne dabei in pauschale Touristenkritik zu verfallen. Vielmehr steht das Verhalten der Anbieter im Fokus.

Es ist ein Zeichen dafür, dass Tourismuslenkung auch auf Gemeindeebene gelingen kann – mit klaren Regeln, mutigen Entscheidungen und dem Mut zur Unpopularität. Denn nicht alle Unternehmer dürften die Maßnahme im ersten Moment begrüßt haben. Doch die breite Zustimmung aus der Bevölkerung und der Politik zeigt: Der Ort steht hinter dieser Entscheidung.

Ein Ort mit Haltung

Torri del Benaco setzt ein starkes Signal. In einer Zeit, in der viele Urlaubsorte unter der Last des Massentourismus ächzen, wagt der kleine Gardasee-Ort einen Schritt in Richtung Qualität statt Quantität. Die Maßnahme gegen aufdringliche Kellner mag auf den ersten Blick ungewöhnlich wirken – doch sie ist Ausdruck einer klaren Haltung: Der Urlaub beginnt mit Respekt.

Für Reisende bedeutet das: ein ungestörtes Flanieren entlang der Promenade, freie Wahl bei der Restaurantentscheidung und ein Aufenthalt, der durch Ruhe und Gastfreundschaft geprägt ist. Für die Stadt bedeutet es: ein Bekenntnis zum Charakter des Ortes – und ein Vorbild für viele andere Destinationen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.