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H5N1-Virus breitet sich aus: Aktuelle Warnung für Katzenhalter in Deutschland

In Aktuelles
Juni 10, 2025
Katze Virus

10. Juni 2025, 09:00 Uhr

Ein ursprünglich als reine Tierkrankheit eingestuftes Virus sorgt derzeit weltweit für Aufsehen: Das hochpathogene Vogelgrippevirus H5N1 hat nicht nur Wildvögel und Geflügel infiziert, sondern sich zunehmend auch auf Säugetiere ausgeweitet – insbesondere auf Hauskatzen. Während Tierhalter und Veterinärmediziner aufhorchen, schlagen internationale Gesundheitsorganisationen Alarm: Droht eine neue pandemische Welle über einen bislang unterschätzten Übertragungsweg?

Was ist H5N1 und warum ist es für Katzen gefährlich?

H5N1 ist ein hochpathogenes Influenzavirus, das ursprünglich vor allem bei Wildvögeln vorkam, aber auch Nutzgeflügel in großem Stil infiziert hat. In den letzten Jahren wurde das Virus jedoch auch bei zahlreichen Säugetieren festgestellt, darunter Marder, Füchse, Waschbären – und vermehrt auch bei Hauskatzen.

Die Erkrankung verläuft bei Katzen meist schwer bis tödlich. Typische Symptome sind Fieber, Apathie, Atemnot, neurologische Auffälligkeiten wie Zittern, Inkoordination oder Krämpfe sowie Appetitlosigkeit. Die Fallsterblichkeit ist hoch: Studien sprechen von bis zu 70 % der infizierten Tiere, die innerhalb weniger Tage sterben.

Aktuelle Fallzahlen und weltweite Ausbreitung

Seit 2022 wurden in den Vereinigten Staaten mehr als 130 Infektionen bei Hauskatzen registriert. Allein im ersten Drittel des Jahres 2025 kamen über 30 neue Fälle hinzu. Betroffen sind Tiere in mindestens 23 Bundesstaaten, darunter Kalifornien, Texas, Oregon und Colorado. Auch in Europa wurden in Ländern wie Polen und Südkorea größere Ausbrüche verzeichnet, teils in Tierheimen, wo Dutzende Katzen innerhalb weniger Tage starben.

Diese Zahlen zeigen eine besorgniserregende Dynamik, da sie nicht auf Einzelfälle begrenzt sind, sondern auf ein systemisches Problem in der Übertragungskette hindeuten.

Wie infizieren sich Katzen mit dem Virus?

Rohes Futter als Risikoquelle

Eine der häufigsten Übertragungsquellen ist kontaminiertes rohes Futter. In mehreren Fällen konnte nachgewiesen werden, dass Katzen über infiziertes Fleisch – meist Geflügel oder Milchprodukte – erkrankten. In den USA kam es zu Rückrufen entsprechender Produkte. Auch in Europa gelten Rohfutterprodukte als ein ernstzunehmendes Risiko.

Kontakt zu Wildtieren

Katzen, die draußen unterwegs sind, jagen oft Vögel oder Kleintiere. Diese direkten Kontakte zu potenziell infizierten Wildtieren stellen eine weitere Übertragungsquelle dar. Auch indirekter Kontakt, etwa durch kontaminiertes Wasser oder Futterstellen, kann ausreichen, um eine Infektion zu verursachen.

Neue Erkenntnisse zu Übertragungswegen

In Kanada wurde kürzlich darüber berichtet, dass auch Insekten wie Stubenfliegen das Virus mechanisch weitertragen könnten – etwa durch Kontakt mit infiziertem Wasser aus Teichen. Zwar gilt dies bislang nicht als gesicherter Infektionsweg, doch Forscher fordern, solche möglichen Vektoren stärker zu untersuchen.

Versteckte Gefahr: Katzen als „Mixing Vessels“?

Wissenschaftler warnen, dass Katzen – ähnlich wie Schweine – als sogenannte „Mixing Vessels“ dienen könnten: Organismen, in denen sich verschiedene Influenzaviren kombinieren und mutieren können. Besonders bedenklich ist, dass bei infizierten Katzen Mutationen entdeckt wurden, die eine Anpassung an Säugetierwirte anzeigen.

„Sollte eine katzenadaptierte Variante entstehen, die auch Menschen infizieren kann, stehen wir vor einer ernsten zoonotischen Bedrohung“, erklärt ein Virologe der Cornell University.

Symptome bei betroffenen Tieren

SymptomBeschreibung
FieberHäufig erhöhte Körpertemperatur über 39,5 °C
AtemnotKurzatmigkeit, Hecheln, röchelndes Atmen
Neurologische StörungenZittern, Lähmungen, Orientierungslosigkeit
AppetitverlustVerweigerung von Futter und Wasser
AugenausflussTränende oder verklebte Augen, teilweise blutig

Prävention: Was Katzenhalter jetzt tun sollten

Da es bisher keinen zugelassenen Impfstoff gegen H5N1 für Hauskatzen gibt, bleibt nur die Prävention. Experten empfehlen folgende Maßnahmen:

  • Verzicht auf Rohfutter oder ungekochte Milchprodukte
  • Reine Wohnungshaltung, besonders in Risikogebieten
  • Kein Kontakt zu Wildvögeln oder toten Tieren zulassen
  • Hygiene: Nach Stallbesuchen Kleidung wechseln, Hände gründlich waschen
  • Symptome frühzeitig erkennen und Tierarzt aufsuchen

Wie gefährlich ist H5N1 für den Menschen?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und europäische Behörden wie EFSA und ECDC bewerten das Risiko einer Übertragung auf den Menschen derzeit als sehr gering. Bislang ist keine direkte Übertragung von Katze zu Mensch dokumentiert worden. Dennoch verweisen Experten auf das potenzielle Risiko durch Mutationen.

Seit 2003 wurden weltweit fast 900 Infektionen beim Menschen nachgewiesen – mit einer Sterblichkeit von rund 52 %. Zwar verliefen diese Infektionen zumeist über Geflügelkontakt, doch die Zahl ist ein mahnendes Beispiel für das pandemische Potenzial des Virus.

Internationale Einschätzungen und Reaktionen

Großbritannien stuft das Risiko für Menschen aktuell als „sehr gering“ ein, beobachtet die Entwicklung jedoch genau. In Südkorea und Polen wurden nach Ausbrüchen in Tierheimen strenge Maßnahmen zur Rohfutterkontrolle eingeführt. Auch in den USA wurden bestimmte Futtermittel zurückgerufen.

Die WHO, EFSA und die Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) fordern verstärkte Überwachungssysteme im Rahmen des „One Health“-Konzepts – einem ganzheitlichen Ansatz zur Verknüpfung von Tiergesundheit, menschlicher Gesundheit und Umweltfaktoren.

Langfristige Lösungsansätze

Neben verbesserten Überwachungsmaßnahmen rückt auch die Diskussion um alternativen Fleischkonsum in den Fokus. Forschende schlagen vor, den Einsatz von kultiviertem (laborgezüchtetem) Fleisch zu fördern, um Tierkontakt und damit zoonotische Risiken zu minimieren.

Insgesamt zeigt sich, dass neben kurzfristigem Schutz auch ein struktureller Wandel nötig sein könnte, um zukünftige Ausbreitungen solcher Krankheiten zu verhindern.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Auch wenn aktuell keine unmittelbare Gefahr für Menschen besteht, zeigen die Entwicklungen bei H5N1-Infektionen von Katzen ein ernstzunehmendes Risiko für Tiergesundheit und mögliche zukünftige Übertragungen. Katzenhalter sollten wachsam sein, mögliche Symptome ernst nehmen und konsequente Hygienemaßnahmen einhalten.

Der Fall H5N1 bei Katzen unterstreicht, wie eng Tier- und Menschengesundheit miteinander verwoben sind – und wie wichtig frühzeitige Aufklärung, transparente Informationspolitik und verantwortungsvolles Verhalten aller Beteiligten ist.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.