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Korfu: Wie durch eine SMS plötzlich 300 Euro weg sind

In Aktuelles
Juli 30, 2025

Korfu – Die griechische Insel zieht jedes Jahr Tausende Touristen an. Doch ein unsichtbares Risiko lauert abseits von Stränden und Tavernen: Das eigene Handy kann zur Kostenfalle werden. Ohne Vorwarnung verbindet es sich mit einem ausländischen Netz – und plötzlich stehen Roaming-Gebühren in dreistelliger Höhe auf der Rechnung.

Ein kurzer Moment – und 340 Euro sind weg

Viele Urlauber auf Korfu erleben ein böses Erwachen, wenn sie nach wenigen Tagen einen Blick auf ihre Mobilfunkrechnung werfen. Beträge von 146 Euro, 298 Pfund oder gar über 340 Euro sind keine Einzelfälle. Dabei hatten sie weder übermäßig telefoniert noch gestreamt – sie waren schlicht unbemerkt im falschen Netz unterwegs.

Was wie ein technischer Fehler klingt, hat einen realen Hintergrund: Korfu liegt nur rund zwei Kilometer von der albanischen Küste entfernt. Das führt dazu, dass sich Smartphones bei entsprechender Signalstärke automatisch mit albanischen Mobilfunkmasten verbinden – oft ohne Hinweis oder Zustimmung des Nutzers.

Warum verbindet sich mein Handy auf Korfu mit dem albanischen Netz?

Diese Frage stellen sich viele Betroffene im Nachhinein. Der Grund ist simpel: Die Signalstärke eines Mobilfunknetzes bestimmt häufig, mit welchem Anbieter sich das Gerät verbindet. Ist das albanische Netz in Küstennähe stärker als das griechische, springt das Smartphone automatisch um. Dieses Verhalten ist standardmäßig in den meisten Geräten aktiviert – und wird selten bewusst wahrgenommen.

Ein typisches Szenario

Ein Urlauber startet auf Korfu einen Tagesausflug mit dem Miet-Quad. Dabei öffnet er Google Maps, um sich zu orientieren. Während der Fahrt entlang der Küste erhält er eine unscheinbare SMS: „Welcome to Albania“. Ohne weitere Hinweise läuft die Navigation weiter – und frisst teure Daten im albanischen Netz. Erst später zeigt die Rechnung, dass dieser Moment über 300 Euro gekostet hat.

„Ich dachte, die SMS sei ein Fehler. Aber es war real – mein Handy war im albanischen Netz, obwohl ich nie dort war.“ – Nutzerkommentar aus einem O₂-Hilfeforum

Albanien ist kein EU-Land – und damit auch kein EU-Roaming-Gebiet

Seit der Einführung von „Roam like at home“ gelten innerhalb der EU einheitliche Mobilfunktarife. Doch Albanien gehört nicht zur Europäischen Union. Damit greifen dort keine regulierten Roaming-Konditionen. Die Folge: Jedes übertragene Megabyte, jede SMS oder jeder Anruf kann massiv zu Buche schlagen.

LeistungTypische Kosten in Albanien
Mobiles Internet (Daten)0,49 € bis 11,94 € pro MB
SMS-Versand0,19 € bis 0,59 €
Anrufe (ausgehend)1,99 € bis 2,99 € pro Minute

Einige Anbieter setzen zwar Tagesobergrenzen, etwa bei 45 Pfund oder 6 Euro pro Tag. Doch diese greifen oft nicht, wenn es sich um ein Nicht-EU-Land handelt oder kein spezielles Auslands-Paket gebucht wurde.

Wie kann ich auf Korfu Roaming-Kosten vermeiden?

Wer sicher reisen will, sollte sich im Vorfeld mit ein paar einfachen Maßnahmen schützen. Diese Tipps haben sich in vielen Erfahrungsberichten bewährt:

  • Automatische Netzwerkwahl deaktivieren: Direkt nach der Ankunft auf Korfu manuell das griechische Netz (z. B. Cosmote, Vodafone GR, WIND GR) auswählen.
  • Datenroaming ausschalten: So verhindert man, dass im Hintergrund unbemerkt Daten fließen.
  • Offline-Karten nutzen: Google Maps oder vergleichbare Apps vor der Reise mit Offline-Karten füttern.
  • WLAN bevorzugen: In Hotels, Restaurants oder Cafés auf WLAN setzen und mobile Daten meiden.
  • Roaming-Pakete buchen: Beim eigenen Anbieter vorab ein Datenpaket oder Weltzonen-Tarif buchen – falls möglich.

Wie entstehen Kosten, obwohl ich mein Handy kaum genutzt habe?

Viele Nutzer berichten von Roaming-Kosten, obwohl sie keine bewussten Aktionen am Handy ausgeführt haben. Die Ursache liegt oft in automatischen Prozessen:

  • App-Aktualisierungen: Anwendungen wie WhatsApp, Google Maps oder Wetter-Apps ziehen im Hintergrund Daten.
  • Cloud-Dienste: Synchronisation von Fotos, E-Mails oder Backups verursacht regelmäßig Datenverkehr.
  • Push-Benachrichtigungen: Auch Nachrichten oder System-Updates können Roaming-Daten auslösen.

Was viele nicht wissen: Selbst das kurze Aktivieren des Bildschirms kann reichen, damit im Hintergrund Datenverbindungen hergestellt werden – und das bei voller Roaming-Gebühr.

Erkennt mein Handy, in welchem Land ich mich befinde?

Leider nein. Die meisten Smartphones zeigen lediglich den Netzbetreiber an, nicht jedoch das jeweilige Land. Dadurch kann leicht übersehen werden, ob das Gerät noch im EU-Raum eingebucht ist oder bereits ein Drittland-Netz nutzt.

Wie reagieren Mobilfunkanbieter bei ungewolltem Roaming?

Ein Lichtblick für viele Betroffene: Einige Mobilfunkanbieter zeigen sich kulant. Wer glaubhaft machen kann, dass er sich nie in Albanien aufgehalten hat, kann mit teilweiser oder vollständiger Erstattung rechnen. Dazu sollte man umgehend Widerspruch einlegen, idealerweise mit Screenshot der SMS, Standortnachweis oder schriftlicher Reisebestätigung.

Erfahrungswerte zeigen, dass viele Kunden mit Vodafone, O₂ oder Telekom teils positive Rückmeldungen erhalten haben – insbesondere, wenn das Roamingverhalten glaubhaft unbeabsichtigt war.

Wie kann ich mich zusätzlich absichern?

Neben den genannten Vorsichtsmaßnahmen gibt es weitere Optionen:

  • eSIM mit festen Auslandstarifen: Anbieter wie Airalo, Holafly oder Nomad bieten günstige eSIM-Pakete für Datenvolumen im Ausland.
  • Prepaid-SIM vor Ort: In Griechenland lassen sich lokale SIM-Karten kaufen, mit denen das Risiko von Drittland-Verbindungen minimiert wird.
  • Gerät ganz abschalten: Wer auf Nummer sicher gehen will, kann mobile Daten ganz deaktivieren oder das Gerät nur im Flugmodus mit WLAN nutzen.

Warum taucht die SMS „Welcome to Albania“ überhaupt auf?

Die SMS ist eine gesetzliche Pflichtbenachrichtigung bei Netzwechsel. Sobald sich das Gerät in ein ausländisches Netz einwählt, muss der Anbieter den Kunden darüber informieren – inklusive Roaming-Konditionen. Leider wird diese Info oft übersehen oder als Spam abgetan, was zur Verwirrung beiträgt.

Urlauber helfen Urlaubern: Die Rolle sozialer Medien

In Facebook-Gruppen wie „We Love Sidari“ oder in Reisecommunities auf Reddit teilen Betroffene ihre Erfahrungen, warnen andere und geben Tipps zur Vermeidung. Manche Urlauber berichten sogar, dass sie nur durch solche Beiträge auf die Problematik aufmerksam wurden – bevor es zu spät war.

„Ohne den Facebook-Post hätte ich die Roaming-Falle nie verstanden. Ich habe sofort alles abgeschaltet – zum Glück.“ – Nutzerbeitrag aus einer Korfu-Community

Schlussgedanken: Wie ein sorgloser Urlaub nicht zur Kostenfalle wird

Korfu bleibt eine traumhafte Destination – mit Sonne, Meer und mediterranem Flair. Doch genau dort, wo Erholung beginnt, können unbemerkte digitale Gefahren lauern. Der Wechsel in ein Drittland-Netz wie das albanische ist kein Einzelfall, sondern ein systemisches Risiko in Grenzregionen.

Wer sich vorbereitet, kann mit einfachen Maßnahmen hohe Rechnungen vermeiden. Die Kombination aus manueller Netzwerkwahl, deaktiviertem Datenroaming, bewusster Nutzung von WLAN und Informationsaustausch mit anderen Reisenden schützt effektiv. Und sollte es doch zu einer bösen Überraschung kommen, ist schnelles Handeln gefragt – mit Screenshots, Dokumentation und einem sachlichen Widerspruch beim Anbieter.

Was bleibt, ist der Appell an Reisende, sich nicht nur über Sehenswürdigkeiten zu informieren, sondern auch über technische Risiken vor Ort. Denn am Ende soll der Urlaub auf Korfu in guter Erinnerung bleiben – nicht als Lehrgeld für ein paar unbemerkte Megabyte.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.