
Berlin, 16. Dezember 2025 – Die politische Stimmung in Deutschland ist angespannt, fragmentiert, in Bewegung. Zwischen Vertrauensverlust und Polarisierung gewinnen Persönlichkeiten an Bedeutung, die klare Konturen zeigen – unabhängig davon, ob sie verbinden oder spalten. Eine aktuelle Umfrage rückt nun eine Politikerin in den Mittelpunkt, die seit Jahren für Kontroversen sorgt.
Alice Weidel, Bundesvorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), belegt im jüngsten Politiker-Ranking des Meinungsforschungsinstituts INSA den fünften Platz unter allen deutschen Politikerinnen und Politikern. Damit ist sie die beliebteste Politikerin in dieser Erhebung. Das Ergebnis sorgt parteiübergreifend für Aufmerksamkeit – und für Debatten über Deutung, Aussagekraft und politische Bedeutung solcher Rankings.
Ein Ranking, das politische Linien sichtbar macht
Das regelmäßig veröffentlichte INSA-Politiker-Ranking erfasst, welche politischen Akteure in der Bevölkerung positiv oder negativ wahrgenommen werden. In der aktuellen Erhebung rangiert Alice Weidel hinter Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sowie den CSU-Politikern Markus Söder und Alexander Dobrindt und dem nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst (CDU). Unter den Frauen führt Weidel das Ranking jedoch an.
Mit einem positiven Zuspruch von rund einem Viertel der Befragten liegt sie deutlich vor anderen prominenten Politikerinnen. Boris Pistorius erreicht als Spitzenreiter höhere Zustimmungswerte, doch Weidels Position als beliebteste Politikerin ist in dieser Form bemerkenswert – gerade vor dem Hintergrund der politischen Einordnung ihrer Partei und der teils scharfen öffentlichen Kritik an ihr.
Beliebtheit bedeutet nicht Zustimmung in der Breite
Das Ranking misst keine Wahlabsicht, sondern Sympathie und Ablehnung gegenüber einzelnen Personen. Genau darin liegt seine Besonderheit – und seine Begrenzung. Alice Weidel polarisiert seit Jahren stark. Ihre hohen Zustimmungswerte gehen einher mit ebenso ausgeprägter Ablehnung. Diese Spannung spiegelt sich in nahezu allen Erhebungen wider, die ihre Person betreffen.
Als AfD-Vorsitzende steht Weidel für eine Politik, die sich bewusst von etablierten Positionen abgrenzt. Ihre mediale Präsenz, ihre rhetorische Schärfe und ihre klare Rollenverteilung innerhalb der Partei tragen dazu bei, dass sie auch über das eigene Wählerlager hinaus wahrgenommen wird – positiv wie negativ.
Alice Weidel als politische Figur
Alice Elisabeth Weidel, geboren 1979, gehört seit Jahren zu den bekanntesten Gesichtern der AfD. Sie sitzt seit 2017 im Deutschen Bundestag, ist Fraktionsvorsitzende ihrer Partei und seit 2022 gemeinsam mit Tino Chrupalla Bundesvorsitzende. Innerhalb der AfD gilt sie als strategisch prägend, nach außen als eine der profiliertesten Stimmen.
Im Bundestagswahlkampf 2025 trat Weidel erneut als Spitzenkandidatin an. Die AfD erzielte dabei ein Ergebnis von etwas mehr als 20 Prozent und wurde zweitstärkste Kraft hinter der Union. In den Monaten zuvor hatten einzelne Umfragen die Partei zeitweise sogar an der Spitze gesehen. Auch diese Entwicklung trug zur verstärkten Wahrnehmung Weidels als zentrale politische Akteurin bei.
Zwischen Umfragewerten und politischer Realität
Die Platzierung von Alice Weidel im INSA-Ranking wirft grundsätzliche Fragen auf: Wie lässt sich Beliebtheit in Zeiten politischer Polarisierung messen? Und was sagt sie über tatsächliche politische Macht aus? In der Parteienlandschaft wird das Ergebnis unterschiedlich interpretiert.
Innerhalb der AfD gilt das Ranking als Beleg dafür, dass Weidels Kurs auf Resonanz stößt. In anderen Parteien wird die Platzierung eher als Ausdruck einer zugespitzten Stimmungslage gesehen, in der Ablehnung des politischen Status quo eine immer größere Rolle spielt. Einigkeit besteht darin, dass solche Rankings Momentaufnahmen sind – und dennoch Hinweise auf Verschiebungen im politischen Klima geben.
Warum Rankings unterschiedlich ausfallen
- Politiker-Rankings erfassen persönliche Sympathie, nicht zwingend politische Zustimmung.
- Sonntagsfrage-Umfragen messen Wahlabsichten und folgen anderen methodischen Logiken.
- Themenbezogene Befragungen – etwa zu Außen- oder Wirtschaftspolitik – können stark von Personenwerten abweichen.
Gerade deshalb sind Vergleiche zwischen verschiedenen Umfragen nur eingeschränkt möglich. Die Rolle von Alice Weidel als beliebteste Politikerin in einem konkreten Ranking sagt viel über Wahrnehmung, aber wenig über Konsensfähigkeit aus.
Polarisierung als politischer Faktor
Kaum eine andere Politikerin steht derzeit so sehr für die Polarisierung der politischen Debatte wie Alice Weidel. Ihre Positionen in der Migrations-, Europa- und Gesellschaftspolitik stoßen auf Zustimmung bei einem Teil der Bevölkerung, während sie zugleich deutliche Ablehnung auslösen. Diese Gleichzeitigkeit ist kein Widerspruch, sondern prägt zunehmend die politische Realität.
Das INSA-Ranking macht diese Entwicklung sichtbar: Beliebtheit entsteht nicht zwangsläufig aus Ausgleich oder Kompromiss, sondern kann auch aus klarer Abgrenzung resultieren. Weidels Platzierung als beliebteste Politikerin ist damit weniger Ausdruck eines gesellschaftlichen Konsenses als vielmehr Spiegel einer gespaltenen Öffentlichkeit.
Was das Ergebnis über die politische Stimmung sagt
Dass Alice Weidel in einem bundesweiten Ranking an der Spitze der Politikerinnen steht, verdeutlicht die Verschiebung politischer Koordinaten. Vertrauen, Zustimmung und Aufmerksamkeit verteilen sich nicht mehr entlang klassischer Parteigrenzen. Persönlichkeiten gewinnen an Gewicht – gerade dann, wenn sie klare Narrative bedienen.
Ob sich diese Beliebtheitswerte verstetigen oder verändern, bleibt offen. Umfragen reagieren sensibel auf aktuelle Ereignisse, Debatten und mediale Präsenz. Sicher ist jedoch: Das politische Klima bleibt volatil, und Figuren wie Alice Weidel spielen darin eine zentrale Rolle – unabhängig davon, ob sie verbinden oder polarisieren.
Ein Stimmungsbild mit begrenzter Haltbarkeit
Das aktuelle INSA-Ranking liefert ein prägnantes Stimmungsbild, keinen endgültigen Befund. Alice Weidel ist darin die beliebteste Politikerin Deutschlands – ein Faktum, das Aufmerksamkeit verdient, aber Einordnung verlangt. In einer politischen Landschaft, die zunehmend von Dynamik und Zuspitzung geprägt ist, sind solche Ergebnisse Momentaufnahmen eines größeren Prozesses.
Wie sich diese Wahrnehmung entwickelt, wird nicht zuletzt davon abhängen, welche Themen die politische Agenda bestimmen – und welche Antworten die Akteure darauf finden. Für den Moment aber markiert das Ranking einen Punkt, an dem sich politische Stimmungen, mediale Wahrnehmung und gesellschaftliche Spannungen verdichten.