Schneider pocht auf Klimawirkung Reform des Heizungsgesetzes: Schneider fordert Erhalt der Klimawirkung im Gebäudeenergiegesetz

In Politik
Dezember 26, 2025

Berlin, 26. Dezember 2025Die Heizkörper laufen auf Hochtouren, draußen ist Winter – und politisch bleibt das Gebäudeenergiegesetz ein Dauerbrenner. Während Forderungen nach einer Abschwächung lauter werden, warnt Umweltminister Carsten Schneider vor einem Verlust der klimapolitischen Wirkung.

Die Debatte um die Reform des Heizungsgesetzes ist zurück im Zentrum der Bundespolitik – und sie ist schärfer geworden. Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) hat deutlich gemacht, dass für ihn eine Überarbeitung des Gebäudeenergiegesetzes nur unter einer zentralen Bedingung infrage kommt: Die Klimawirkung des Gesetzes müsse erhalten bleiben. Damit positioniert sich Schneider klar gegen Forderungen aus der Union, die geltenden Vorgaben grundlegend zu lockern oder vollständig zu streichen.

Das Heizungsgesetz gilt als eines der umstrittensten Projekte der vergangenen Legislaturperiode. Kaum ein anderes Vorhaben hat so direkt in den Alltag von Millionen Eigentümern, Mietern und Kommunen eingegriffen – und kaum eines hat die gesellschaftliche Debatte über Klimaschutz, soziale Zumutbarkeit und staatliche Steuerung so zugespitzt. Mit der nun angekündigten Reform steht erneut die Frage im Raum, wie verbindlich der Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung sein soll.

Das Heizungsgesetz als klimapolitisches Schlüsselprojekt

Das Gebäudeenergiegesetz ist seit Anfang 2024 in Kraft und bündelt die bisherigen Regeln zur Energieeffizienz von Gebäuden. Im Kern soll es den Ausstoß von Treibhausgasen im Gebäudesektor deutlich senken, einem Bereich, der seit Jahren hinter den Klimazielen zurückbleibt. Rund ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen entsteht durch Heizen und Warmwasserbereitung.

Zentrales Element des Gesetzes ist die sogenannte 65-Prozent-Regel. Sie schreibt vor, dass neu installierte Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Technologisch offen angelegt, erlaubt sie verschiedene Lösungen: Wärmepumpen, Solarthermie, der Anschluss an Wärmenetze oder hybride Systeme. Bestehende funktionierende Heizungen dürfen weiter betrieben werden; ein pauschaler Austauschzwang ist nicht vorgesehen.

Gleichzeitig wurde das Gesetz von Beginn an von umfangreichen Förderprogrammen begleitet. Ziel war es, den Umstieg auf klimafreundliche Heizsysteme wirtschaftlich abzufedern und insbesondere Haushalte mit geringem Einkommen zu entlasten. Genau an diesem Punkt entzündet sich nun erneut politische Kritik.

Union fordert grundlegende Änderungen

Aus den Reihen von CDU und CSU kommt seit Monaten massiver Gegenwind. Führende Unionspolitiker bezeichnen das Heizungsgesetz als überregulierend, teuer und bürokratisch. CSU-Chef Markus Söder sprach wiederholt von einem „Heizungszwang“ und forderte eine komplette Abschaffung der Regelungen. Auch der Unionsfraktionsvorsitzende Jens Spahn plädiert für eine umfassende Neuausrichtung und stellt infrage, ob staatliche Vorgaben in dieser Form überhaupt notwendig seien.

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Die Union argumentiert, dass steigende Preise für fossile Energieträger durch den Emissionshandel bereits ausreichende Lenkungswirkung entfalten würden. Zusätzliche gesetzliche Vorgaben seien aus ihrer Sicht nicht nur redundant, sondern könnten Investitionen bremsen und die Akzeptanz der Energiewende untergraben. Insbesondere für Eigentümer älterer Gebäude befürchten Kritiker eine finanzielle Überforderung.

Schneiders Gegenposition

Carsten Schneider hält dem entschieden entgegen. Der Umweltminister betont, dass der Gebäudesektor ohne klare Leitplanken seine Klimaziele verfehlt habe – und dies auch künftig tun würde, wenn der regulatorische Rahmen aufgeweicht werde. Eine Reform sei möglich, sagte Schneider, aber nur dann sinnvoll, wenn sie den CO2-Minderungspfad nicht infrage stelle.

Für Schneider ist das Heizungsgesetz kein Selbstzweck, sondern ein Instrument, um langfristige Investitionssicherheit zu schaffen. Wer heute eine neue Heizung einbaue, treffe eine Entscheidung für Jahrzehnte. Ohne klare Vorgaben bestehe die Gefahr, dass erneut auf fossile Technologien gesetzt werde, die später teuer nachgerüstet oder ersetzt werden müssten.

Auch an der sozialen Ausrichtung der Förderung hält Schneider fest. Zuschüsse von bis zu 70 Prozent für einkommensschwache Haushalte seien notwendig, um Klimaschutz sozial tragfähig zu gestalten. Die Förderung solle gezielt dort ansetzen, wo sie den größten Effekt entfaltet – sowohl ökologisch als auch gesellschaftlich.

Der geplante Reformfahrplan

Union und SPD haben sich darauf verständigt, die Reform des Heizungsgesetzes zeitnah anzugehen. Bis Ende Januar 2026 sollen die Eckpunkte für eine Novelle vorliegen, der Kabinettsbeschluss ist für Ende Februar vorgesehen. In diesem Zeitfenster soll ausgelotet werden, wie sich Vereinfachungen, technische Offenheit und Klimaziele miteinander verbinden lassen.

Diskutiert wird unter anderem, wie die Regelungen verständlicher gestaltet und bürokratische Hürden abgebaut werden können. Auch die Verzahnung mit der kommunalen Wärmeplanung spielt eine zentrale Rolle. Städte und Gemeinden sollen langfristig festlegen, welche Quartiere an Wärmenetze angeschlossen werden und wo individuelle Lösungen sinnvoll sind.

Emissionshandel als zusätzlicher Steuerungsfaktor

Parallel zum Heizungsgesetz gewinnt der nationale und europäische Emissionshandel an Bedeutung. Fossile Brennstoffe wie Öl und Gas werden schrittweise teurer, was den Betrieb alter Heizungen zunehmend unattraktiv macht. Schneider sieht darin einen wichtigen ergänzenden Mechanismus, der Marktanreize schafft, ohne allein auf ordnungsrechtliche Vorgaben zu setzen.

Aus Sicht des Umweltministeriums ersetzt der Emissionshandel jedoch keine klaren gesetzlichen Leitplanken. Vielmehr sollen beide Instrumente zusammenwirken: Preisliche Anreize auf der einen, verlässliche Standards auf der anderen Seite.

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Wirtschaftliche und gesellschaftliche Dimensionen

Die Auseinandersetzung um die Reform des Heizungsgesetzes hat erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Die Heizungs- und Energietechnikbranche ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen. Gleichzeitig warnen Verbände vor einem Investitionsstau, sollte die politische Richtung erneut infrage gestellt werden.

Planungssicherheit gilt als entscheidender Faktor. Hersteller, Handwerksbetriebe und Energieversorger benötigen klare Rahmenbedingungen, um Kapazitäten aufzubauen und Fachkräfte auszubilden. Unklare oder ständig wechselnde Vorgaben könnten diese Entwicklung bremsen.

Unsicherheit bei Eigentümern und Mietern

Auf der anderen Seite steht die Verunsicherung vieler Bürgerinnen und Bürger. Hauseigentümer fragen sich, ob Investitionen in neue Heizsysteme Bestand haben oder ob sie in wenigen Jahren erneut angepasst werden müssen. Mieter wiederum blicken auf mögliche Auswirkungen auf ihre Nebenkosten und die Umlagefähigkeit von Modernisierungskosten.

Die Reform des Heizungsgesetzes berührt damit grundlegende Fragen sozialer Gerechtigkeit. Wie lassen sich Klimaziele erreichen, ohne Wohnkosten weiter zu treiben? Und wie kann verhindert werden, dass notwendige Investitionen aufgeschoben werden, weil politische Entscheidungen unklar bleiben?

Zwischen Akzeptanz und Verpflichtung

Der Streit um das Heizungsgesetz zeigt exemplarisch, wie schwierig die Umsetzung der Energiewende im Alltag ist. Klimapolitik endet nicht bei abstrakten Zielmarken, sondern greift tief in private Lebensbereiche ein. Genau hier entscheidet sich, ob politische Maßnahmen langfristig Akzeptanz finden.

Schneider setzt in dieser Gemengelage auf Verlässlichkeit. Eine Reform dürfe nicht den Eindruck erwecken, dass klimapolitische Ziele beliebig verhandelbar seien. Gleichzeitig müsse sie praktikabel, verständlich und sozial ausgewogen bleiben.

Ein Prüfstein für die deutsche Klimapolitik

Die anstehende Reform des Heizungsgesetzes ist damit weit mehr als ein technisches Gesetzgebungsverfahren. Sie wird zu einem Prüfstein dafür, wie ernst es Deutschland mit der Wärmewende meint – und wie gut es der Politik gelingt, ökologische Notwendigkeiten mit gesellschaftlicher Realität zu verbinden.

Ob der von Schneider eingeforderte Erhalt der Klimawirkung tatsächlich gelingt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen. Klar ist schon jetzt: Die Entscheidung über die Zukunft des Heizungsgesetzes wird weit über die laufende Legislaturperiode hinauswirken – in die Keller der Republik ebenso wie in die Glaubwürdigkeit der deutschen Klimapolitik.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.