
Hamburg – Am Hamburger Landgericht wird derzeit ein spektakulärer Prozess verhandelt, der weit über die Hansestadt hinaus für Aufsehen sorgt. Im Mittelpunkt steht die Unternehmerin Christina Block, Erbin des bekannten Steakhaus-Konzerns Block House, die mit schweren Vorwürfen gegen ihren Ex-Mann konfrontiert ist. Am 13. Prozesstag brach sie in Tränen aus und erklärte, ihr Ex-Mann wolle sie „ausradieren“ – ein Satz, der die Dramatik des Verfahrens unterstreicht.
Ein Prozess, der Deutschland bewegt
Wer ist Christina Block und warum steht sie vor Gericht?
Christina Block ist in Deutschland vor allem durch den traditionsreichen Familienbetrieb Block House bekannt, den ihr Vater gründete. Die Unternehmerin führt Teile des Gastronomiegeschäfts und ist durch ihr öffentliches Engagement regelmäßig in den Medien präsent. Nun jedoch steht sie im Zentrum eines Gerichtsprozesses, in dem ihr die Anklage vorwirft, eine Entführung ihrer eigenen Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Der Fall ist so brisant, dass er inzwischen auch international Aufmerksamkeit erregt.
Die Anklagepunkte gegen Christina Block
Im Kern lautet die Anklage auf gemeinschaftliche schwere Kindesentziehung, Freiheitsberaubung und gefährliche Körperverletzung. Am Silvesterabend 2023 sollen die Kinder gewaltsam von einer privaten Gruppe entführt und aus der Obhut des Vaters Stephan Hensel herausgebracht worden sein. Laut Anklage wurden Fesseln, Klebeband und Drohungen eingesetzt, um den Vater außer Gefecht zu setzen und die Kinder gegen ihren Willen zu verschleppen. Block wird beschuldigt, die Aktion beauftragt zu haben, bestreitet dies jedoch vehement.
Christina Block verteidigt sich vor Gericht
Am 13. Prozesstag erhob Block schwere Vorwürfe gegen ihren Ex-Mann. Sie brach in Tränen aus und sagte, Hensel versuche, sie „faktisch ausradieren“ zu lassen. Damit meinte sie die Art und Weise, wie er die Kinder gegen sie beeinflusse und sie aus dem Leben ihrer Kinder verdrängen wolle. „Ich bin ihre Mutter, ich liebe sie“, betonte Block in einer vorbereiteten Erklärung, in der sie die Entführungsvorwürfe erneut zurückwies. Sie stellte klar, von einem Entführungsplan nichts gewusst zu haben.
Der Ex-Mann im Zeugenstand
Vorwürfe von Stephan Hensel
Ihr Ex-Mann Stephan Hensel stellte die Situation völlig anders dar. In seiner Aussage schilderte er, dass die Kinder in einem ungepflegten Zustand bei ihm angekommen seien – mit fettigen Haaren und verschmutzter Kleidung. Er warf Block vor, die Kinder in der Vergangenheit vernachlässigt zu haben. Zudem sprach er von gezielten Manipulationen und angeblich gekauften Zeugen, um die Wahrheit zu verschleiern. Hensel zeigte sich überzeugt, dass Block hinter der gewaltsamen Entführung stehe.
Ein Streit um die Kinder
Die Auseinandersetzung dreht sich maßgeblich um die Kinder. Beide Elternteile erheben gegensätzliche Vorwürfe, während die Kinder im Zentrum einer massiven juristischen und emotionalen Auseinandersetzung stehen. Christina Block beklagt eine gezielte Entfremdung durch Hensel, während dieser die Kinder als Opfer von Vernachlässigung beschreibt. Der Fall wirft damit auch ein Schlaglicht auf die Problematik der Eltern-Kind-Entfremdung, die in vielen Trennungsfällen auftritt.
Die Rolle von Gerhard Delling
Lebensgefährte und Mitangeklagter
Eine zusätzliche Brisanz erhält der Prozess durch die Rolle von Gerhard Delling, dem bekannten Sportmoderator und Lebensgefährten von Block. Auch er ist angeklagt, allerdings „nur“ wegen Beihilfe. Ihm wird vorgeworfen, Reiserouten koordiniert und Kontakte organisiert zu haben. Delling wies dies zurück und erklärte, er habe keine operative Rolle gespielt, sondern sei lediglich als Unterstützer an der Seite von Block aufgetreten. „Welcher Vater tut so etwas?“, fragte er im Gerichtssaal mit Blick auf Hensels angeblichen Umgang mit privaten Daten von Block.
Ein öffentlicher Prozess mit Applaus
Die Aussagen Dellings sorgten für Zwischenrufe und sogar Applaus im Gerichtssaal. Die Richterin musste das Publikum mehrfach ermahnen. Dass der Prozess so emotional geführt wird, verdeutlicht den enormen Druck, der auf allen Beteiligten lastet. Nicht zuletzt steht der Ruf prominenter Personen auf dem Spiel, was die mediale Aufmerksamkeit zusätzlich verstärkt.
Internationale Dimensionen
Beteiligung von Sicherheitsfirmen
Besonders heikel ist die mutmaßliche Beteiligung internationaler Akteure. Unter den Mitangeklagten befindet sich ein israelisch-portugiesischer Ex-Agent namens Tal S., der laut Anklage an der Entführung beteiligt gewesen sein soll. Medien berichten von Kontakten zu einer privaten Sicherheitsfirma mit Sitz im Ausland. Zudem fiel im Prozess der Name von Danny Yatom, einem ehemaligen Mossad-Chef – Hinweise, die den Fall weit über eine reine Familienangelegenheit hinausheben.
Geheimdienst- und Politbezüge
Der Prozess ist auch politisch brisant. Diskutiert wurde über mögliche Kontakte zu früheren Geheimdienstchefs und über Netzwerke, die in den Ablauf involviert gewesen sein könnten. Ob und wie solche Personen tatsächlich eine Rolle spielten, ist unklar. Dennoch zeigt sich, wie weit die Ermittlungen greifen und wie viele Personen inzwischen in den Fall verwickelt sind. Über 140 Zeugen und 22 Sachverständige sind geladen, was den Mammutcharakter des Verfahrens verdeutlicht.
Die Vorgeschichte des Sorgerechtsstreits
Eine lange Auseinandersetzung
Die Wurzeln des Konflikts reichen zurück bis 2014, als sich das Paar scheiden ließ. 2019 zog Hensel nach Dänemark. 2021 entschied das Oberlandesgericht Hamburg, dass die Kinder zurück zur Mutter müssten. Doch die Vollstreckung dieses Urteils scheiterte an der dänischen Durchsetzung. Damit blieb der Streit ungelöst und spitzte sich weiter zu – bis hin zu der dramatischen Silvesternacht 2023.
Warum wird 2024 ein Urteil zur Rückführung der Kinder erwähnt?
Das Urteil aus dem Jahr 2024 bildet einen wichtigen Teil der Vorgeschichte. Es sollte eigentlich die Rückführung der Kinder an Block sicherstellen, wurde jedoch in der Praxis nie umgesetzt. Diese ausbleibende Durchsetzung ist ein Beispiel dafür, wie kompliziert grenzüberschreitende Familienrechtsfälle sein können, wenn nationale Systeme aufeinandertreffen. Für Block war dieses Urteil ein Beleg dafür, dass sie Anspruch auf die Kinder hat, während Hensel es als Einmischung in das Leben der Kinder in Dänemark verstand.
Eltern-Kind-Entfremdung als gesellschaftliches Problem
Studienlage und psychologische Aspekte
Der Prozess rückt das Thema Eltern-Kind-Entfremdung ins öffentliche Bewusstsein. Studien zeigen, dass etwa jedes fünfte erwachsene Kind innerhalb von zehn Jahren eine Entfremdung vom Vater erlebt. Psychologen sprechen in besonders schweren Fällen vom sogenannten „Parental Alienation Syndrome“ (PAS), bei dem ein Elternteil das Kind aktiv gegen den anderen beeinflusst. Für Kinder bedeutet dies häufig eine große psychische Belastung, die langfristig Auswirkungen auf Gesundheit und Lebenszufriedenheit haben kann.
Ein Blick in die Familienrechts-Praxis
Familiengerichte stützen sich häufig auf psychologische Gutachten, um das Kindeswohl zu bewerten. Diese Gutachten sollen klären, ob Manipulation, Vernachlässigung oder andere Risiken vorliegen. In Fällen wie dem Block-Verfahren wird jedoch deutlich, wie schwer eine objektive Einschätzung sein kann, wenn beide Eltern massive Vorwürfe gegeneinander erheben. Der Prozess zeigt die Grenzen juristischer Verfahren in hoch emotionalen Familienkonflikten.
Weitere Nutzerfragen im Überblick
Welche Rolle spielt Gerhard Delling in dem Verfahren?
Gerhard Delling ist als Lebensgefährte von Block ebenfalls angeklagt, da er laut Anklage bei der Organisation der Entführung geholfen haben soll. Er selbst bestreitet diese Rolle und sieht sich lediglich als unterstützender Partner. Vor Gericht kritisierte er scharf das Verhalten von Hensel und versuchte, die Vorwürfe gegen Block abzumildern.
Gibt es internationale Verbindungen oder Beteiligte im Fall?
Ja, neben den bereits erwähnten Ex-Agenten wird über eine Beteiligung privater Sicherheitsfirmen diskutiert. Zudem gibt es Hinweise auf Kontakte in internationale Geheimdienstkreise. Ob diese tatsächlich operativ beteiligt waren, ist unklar, doch sie verleihen dem Verfahren eine internationale Brisanz, die in vergleichbaren Familienrechtsfällen selten ist.
Atmosphäre im Gerichtssaal
Emotionen und Unterbrechungen
Der 13. Prozesstag war geprägt von heftigen Emotionen, Sitzungsunterbrechungen und gegenseitigen Vorwürfen. Christina Block wirkte stark belastet, während Stephan Hensel seine Anschuldigungen unbeirrt wiederholte. Immer wieder kam es zu Zwischenrufen aus dem Publikum, sodass die Richterin mehrfach zur Ordnung rufen musste. Das Bild, das sich dabei ergab, war das einer zerrissenen Familie, deren Konflikte nun in aller Öffentlichkeit ausgetragen werden.
Die mediale Dimension
Die mediale Aufmerksamkeit ist enorm. Zeitungen, Fernsehsender und Online-Portale berichten fast täglich über den Prozess. Besonders pikant: Der Fall verbindet familiäre Tragödien mit prominenten Namen, internationalen Verstrickungen und einem der größten Gastronomieunternehmen Deutschlands. Dies erklärt, warum nicht nur die Hamburger Öffentlichkeit, sondern auch internationale Medien wie The Guardian regelmäßig über den Prozess berichten.
Ein Verfahren ohne schnellen Ausgang
Mit über 140 geladenen Zeugen und 22 Sachverständigen ist bereits jetzt absehbar, dass das Verfahren lange dauern wird. Beobachter gehen davon aus, dass ein Urteil frühestens Ende 2025 zu erwarten ist. Bis dahin wird sich der Streit weiter zuspitzen – sowohl im Gerichtssaal als auch in der Öffentlichkeit.
Ein Schluss voller offener Fragen
Am Ende bleibt ein Bild voller Widersprüche: Eine Mutter, die ihre Kinder zurückhaben möchte und jede Schuld von sich weist. Ein Vater, der überzeugt ist, dass seine Kinder von der Mutter manipuliert wurden. Und ein Prozess, der durch internationale Verbindungen und prominente Beteiligte zu einem der aufsehenerregendsten Fälle der jüngeren Zeit geworden ist. Unabhängig vom Ausgang zeigt der Prozess, wie tief familiäre Konflikte gehen können – und wie schwer es ist, inmitten von Vorwürfen, Tränen und Anschuldigungen das Wohl der Kinder im Blick zu behalten.