Naturschutz in Bewegung Freiwillige gesucht: Jetzt bei der Pflege der Wulmstorfer Heide mithelfen

In Regionales
Oktober 25, 2025

Neu Wulmstorf. Zwischen Heidekraut, Birken und alten Panzerwegen ruft die Naturschutzstiftung Landkreis Harburg wieder zum freiwilligen Einsatz auf. In der Wulmstorfer Heide sollen Bürgerinnen und Bürger mit anpacken, um den einzigartigen Lebensraum zu erhalten. Die nächste Pflegeaktion steht bevor – und bietet nicht nur Naturarbeit, sondern auch ein Stück gelebten Umweltschutz vor der Haustür.

Ein besonderer Lebensraum zwischen Hamburg und Harburg

Die Wulmstorfer Heide liegt im Süden Hamburgs, zwischen Neu Wulmstorf, Fischbek und Daerstorf. Mit ihren rund 272 Hektar Fläche gehört sie zu den größten und artenreichsten Heidegebieten in Norddeutschland. Früher war das Areal ein militärischer Standortübungsplatz, heute ist es ein wertvolles Naturschutzgebiet mit einer außergewöhnlichen Artenvielfalt. Hier leben Kreuzottern, Heidelerchen, Laufkäfer, Sandwespen und viele andere spezialisierte Tierarten, die offene, sonnige Flächen brauchen.

Seit der Renaturierung wird das Gebiet von der Naturschutzstiftung Landkreis Harburg und dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) betreut. Beide Organisationen setzen sich regelmäßig für Pflegeeinsätze ein, um die Heidelandschaft in ihrem ursprünglichen Zustand zu bewahren. Ohne menschliches Eingreifen würde sich das Gebiet innerhalb weniger Jahre wieder zu einem Wald entwickeln – ein natürlicher, aber aus Naturschutzsicht unerwünschter Prozess.

Warum Entkusselung so wichtig ist

Das Herzstück der Arbeit in der Wulmstorfer Heide ist die sogenannte Entkusselung – das Entfernen junger Birken und Kiefern, die sich von selbst ausbreiten. Sie verdrängen das Heidekraut, sobald sie zu groß werden. Diese Aufgabe übernehmen engagierte Freiwillige, die jedes Jahr zusammenkommen, um Hand anzulegen.

Die Maßnahme klingt unspektakulär, ist aber entscheidend: Nur durch das Entfernen dieser Gehölze bleibt der offene Charakter der Heidelandschaft erhalten. Ohne sie würde die typische Vegetation aus Besenheide und Wacholder verschwinden, und mit ihr viele spezialisierte Insekten- und Vogelarten. Zudem werden durch die regelmäßige Pflege auch Schädlingspopulationen, wie der Heideblattkäfer, auf natürliche Weise eingedämmt.

Wann und wo der nächste Einsatz stattfindet

Die nächste Pflegeaktion ist für Samstag, den 15. Februar, von 11 bis 14 Uhr geplant. Treffpunkt ist um 10:30 Uhr auf dem Max-Geyer-Platz in Neu Wulmstorf. Von dort aus geht es gemeinsam in die Heideflächen an der ehemaligen Panzerringstraße, erreichbar über den Heideblütenweg in Fischbek. Teilnehmende sollten feste Schuhe, Arbeitshandschuhe und – wenn möglich – eine Astschere mitbringen. Wer helfen möchte, muss sich nicht vorher anmelden; ein spontaner Einsatz ist ausdrücklich willkommen.

Wie kann man sich als Freiwilliger anmelden?

Viele Interessierte fragen: „Wie kann ich mich als Freiwilliger bei der Entkusselung in der Wulmstorfer Heide anmelden?“ – Die Antwort ist einfach: Die Naturschutzstiftung Landkreis Harburg und die BUND-Ortsgruppe Neu Wulmstorf organisieren die Aktion öffentlich. Informationen finden sich auf den Websites der Gemeinde oder im Veranstaltungskalender des Landkreises. Eine formale Anmeldung ist in der Regel nicht erforderlich, da die Einsätze offen für alle Naturfreundinnen und -freunde sind.

Ein Einsatz für Biodiversität und Gemeinschaft

Wer sich an der Pflege beteiligt, tut nicht nur etwas für den Naturschutz, sondern erlebt die Landschaft auf besondere Weise. Der körperliche Einsatz verbindet mit der Natur und schafft Gemeinschaft: In den vergangenen Jahren nahmen zwischen zehn und zwanzig Freiwillige an den Aktionen teil, darunter Familien, Studierende und Senioren.

„Das gemeinsame Arbeiten in der Heide zeigt, wie wichtig bürgerschaftliches Engagement für den Erhalt unserer Natur ist“, sagt eine Sprecherin der Naturschutzstiftung. „Die Wulmstorfer Heide ist ein Paradebeispiel dafür, wie Naturschutz durch Teamarbeit lebendig wird.“

Wie groß ist das Gebiet und warum braucht es Pflege?

Das Naturschutzgebiet „Wulmstorfer Heide mit Bornberg“ umfasst etwa 272 Hektar. Es wurde nach der Aufgabe der militärischen Nutzung in den 1990er-Jahren renaturiert. Weil Heiden zu den sogenannten Kulturlandschaften zählen, sind sie auf regelmäßige Pflege angewiesen. Ohne Entkusselung, Beweidung oder Mahd würden Birken und Kiefern nachwachsen – und langfristig würde Wald entstehen. Diese Dynamik ist in vielen norddeutschen Heidegebieten beobachtbar und macht die ehrenamtliche Arbeit unverzichtbar.

Wie Pflegeaktionen ablaufen

Zu Beginn jeder Aktion wird das Einsatzgebiet erklärt: Wo genau entkusselt wird, welche Gehölze stehen bleiben dürfen und wie das Schnittgut gesammelt wird. Anschließend arbeiten kleine Gruppen parallel auf den Heideflächen. Das abgeschnittene Gehölz wird meist am Wegesrand aufgeschichtet und später von einer beauftragten Forstfirma gehäckselt und abtransportiert.

Der Aufwand ist beträchtlich: Bei der klassischen Heidepflege, etwa durch „Plaggen“, werden pro Hektar bis zu 1.300 Kubikmeter Material bewegt. Diese Arbeit ist für den Bodenschutz wichtig, weil sie überschüssige Nährstoffe entzieht – rund 1.600 Kilogramm Reinstickstoff pro Hektar werden so ausgetragen. Das verhindert eine Überdüngung, die Heidepflanzen sonst verdrängen würde.

Welche Ausrüstung brauchen Helfer?

Zu den Standardutensilien gehören stabile Arbeitshandschuhe, wetterfeste Kleidung und eine Astschere. Manche bringen kleine Sägen oder Harken mit. Wichtig ist, auf sicheres Schuhwerk zu achten, denn das Gelände ist oft uneben und sandig. Verpflegung wird meist selbst mitgebracht; die Veranstalter sorgen häufig für warme Getränke.

Wie oft finden solche Aktionen statt?

Pflegeeinsätze in der Wulmstorfer Heide finden mehrmals im Jahr statt – meist im späten Herbst oder Winter, wenn das Heidekraut ruht. In den letzten Jahren wurde der Schwerpunkt auf Februar- und Novembertermine gelegt. Diese Regelmäßigkeit ist entscheidend, damit die Gehölze nicht wieder überhandnehmen.

Mehr als nur Landschaftspflege

Die Freiwilligenaktionen sind Teil eines größeren Konzeptes: In der Wulmstorfer Heide wird nicht nur entkusselt, sondern auch aktiv an der Förderung von Artenvielfalt gearbeitet. Ein Beispiel ist das neu angelegte Wildbienenkliff am Bornberg, das durch gezielte Bodenbearbeitung Nistmöglichkeiten für Wildbienen schafft. Parallel wird ein Teil des Waldes in einen Buchenmischwald umgebaut, um langfristig stabile Ökosysteme zu schaffen.

Freizeit, Erholung und Klimaschutz

Neben dem ökologischen Wert spielt die Wulmstorfer Heide auch als Erholungsgebiet eine große Rolle. Auf Plattformen wie Komoot oder Outdooractive wird die Region als eines der schönsten Wandergebiete am südlichen Hamburger Stadtrand beschrieben. Mit einer durchschnittlichen Bewertung von 4,7 Sternen gilt sie als beliebtes Ziel für Spaziergänger, Naturfotografen und Familien. Viele Touren lassen sich direkt mit dem HVV erreichen – ein zusätzlicher Beitrag zum klimafreundlichen Ausflugsverhalten.

Wissenschaftliche Perspektive

Ökologen sehen in der regelmäßigen Pflege von Heideflächen ein Paradebeispiel für den Erhalt von Kulturlandschaften. Laut einer Studie des Vereins Naturschutzpark Lüneburger Heide sind jährlich Tausende Freiwillige im Einsatz, um über 5.000 Hektar Heide offen zu halten. Ohne diese Einsätze wäre der Verlust dieser einzigartigen Landschaftsform in Norddeutschland kaum aufzuhalten.

Wie Bürger langfristig helfen können

Interessierte Bürgerinnen und Bürger können auf verschiedene Weise unterstützen: Neben der körperlichen Mithilfe gibt es Möglichkeiten zur Spende oder zur Mitgliedschaft im BUND oder der Naturschutzstiftung Landkreis Harburg. Auch kleine Beiträge helfen, Materialkosten, Transport oder Pflegegeräte zu finanzieren. Darüber hinaus wird Engagement in Schulen und Vereinen gefördert, um junge Menschen früh an den Naturschutz heranzuführen.

  • Mitmachen: Teilnahme an den regelmäßigen Pflegeaktionen
  • Informieren: Besuch von Infoveranstaltungen der Naturschutzstiftung
  • Spenden: Unterstützung der Materialkosten
  • Bewusst handeln: Wanderwege nutzen und sensible Flächen meiden

Ein Blick in die Zukunft der Heidepflege

Langfristig sollen Pflegeeinsätze in der Wulmstorfer Heide stärker mit Umweltbildung verknüpft werden. Geplant sind geführte Aktionstage mit Schulen und Vereinen, bei denen nicht nur gearbeitet, sondern auch Wissen über Flora und Fauna vermittelt wird. Ziel ist, das Bewusstsein für ökologische Zusammenhänge zu stärken und die nächste Generation in den Schutzprozess einzubeziehen.

Ausblick: Engagement als Schlüssel zum Erhalt

Die Wulmstorfer Heide zeigt exemplarisch, wie Naturschutz, Bürgerbeteiligung und Freizeitnutzung harmonisch zusammenwirken können. Jede helfende Hand trägt dazu bei, die Heidelandschaft lebendig zu halten – als Lebensraum, als Erholungsort und als Symbol für nachhaltiges Engagement. Der Aufruf der Naturschutzstiftung Harburg ist deshalb mehr als nur eine Einladung zum Arbeitseinsatz: Er ist ein Signal, dass gelebter Umweltschutz in der Gemeinschaft beginnt und mit jedem freiwilligen Einsatz weiterwächst.

Wer sich die Heide im Winter oder Frühjahr anschaut, wird verstehen, warum sich der Einsatz lohnt: Das silbrige Heidekraut, das helle Gras und die weiten Blicke über die sanften Hügel bilden eine Landschaft, die ohne Pflege längst verschwunden wäre – und deren Zukunft in den Händen vieler liegt.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.