
Die Polizei in Sachsen-Anhalt steht vor erheblichen Herausforderungen: steigende Krankenstände, eine Zunahme psychischer Erkrankungen und ein hoher Überstundenberg belasten die Einsatzfähigkeit der Beamtinnen und Beamten massiv. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) schlägt Alarm und fordert tiefgreifende Reformen, um die Funktionsfähigkeit der Sicherheitsbehörden zu sichern.
Laut aktuellen Daten der Landesregierung lag der Krankenstand bei der Polizei zwischen 2020 und 2024 konstant zwischen 8,7 und 9,9 Prozent – deutlich über dem Landesdurchschnitt von 7,7 Prozent. Besorgniserregend ist der hohe Anteil psychischer Erkrankungen: 58 Prozent der Fälle von Dienstunfähigkeit oder vorzeitigem Ruhestand sind auf psychische und Verhaltensstörungen zurückzuführen, während der Landesdurchschnitt bei 12,6 Prozent liegt.
Die Zahl der Krankheitstage stieg in den letzten vier Jahren von 138.000 auf 146.000. Gleichzeitig sank der Altersdurchschnitt der Polizeibeamten von 47,2 auf 45,9 Jahre, was auf eine Verjüngung der Belegschaft hinweist. Dennoch bleibt die Belastung hoch, insbesondere durch Schichtdienste und Personalmangel.
Schichtsystem unter Kritik
Die GdP kritisiert das derzeitige Schichtsystem als gesundheitsgefährdend. GdP-Landeschef Uwe Petermann bezeichnete es als “irre” und forderte ein Umdenken. “Wir haben derzeit ein irres Schichtsystem, in dem keine Gesunderhaltung möglich ist”, so Petermann. Studien legen nahe, dass auch die Wechselfolge der Schichten krank machen könne. Laut Petermann ist die Organisation im Land besonders ungünstig: “Auch hier müsste es umgekehrt sein: Von der Nacht- in die Mittelschicht und dann zwei Tagschichten, damit sich der Körper erholt.”
Psychische Belastungen nehmen zu
Psychische Erkrankungen sind nach Muskel-Skelett-Erkrankungen die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeitstage; was die Dauer der Krankschreibungen betrifft, rangieren sie sogar auf Platz 1. Sie stellen unangefochten den meistverbreiteten Grund für ein verfrühtes Ausscheiden aus dem Arbeitsleben dar – 48 % aller neuen Erwerbsminderungsrenten sind psychisch bedingt. Die GdP fordert daher verstärkte Maßnahmen zur psychischen Gesundheitsförderung und Prävention.
Forderungen der Gewerkschaft
Angesichts der hohen Belastungen fordert die GdP konkrete Maßnahmen: Neben einer Reform des Schichtsystems sollen Überstunden verbindlich abgebaut und psychologische Unterstützungsangebote ausgebaut werden. Zudem wird eine Erhöhung des Personals gefordert, um die Arbeitsbelastung zu reduzieren und die Einsatzfähigkeit der Polizei langfristig zu sichern.