Doping-Sperre erschüttert den Bob-Sport Bob-Skandal: Nach Doping-Sperre von Anschieber Wulff verliert Friedrich den Gesamtweltcup an Lochner

In Sport
Oktober 16, 2025

Altenberg. Der deutsche Bobsport steht unter Schock: Nach einer Doping-Sperre gegen Anschieber Simon Wulff verliert Ausnahmefahrer Francesco Friedrich seinen hart erkämpften Gesamtweltcupsieg im Zweierbob. Der Titel geht nun an seinen Dauerrivalen Johannes Lochner – eine Entscheidung, die nicht nur sportlich, sondern auch moralisch Wellen schlägt.

Der Beginn eines Skandals: Positive Probe beim Saisonauftakt

Der Fall nahm seinen Anfang am 7. Dezember 2024 beim Weltcup-Auftakt in Altenberg. Bei einer routinemäßigen Dopingkontrolle wurde bei Anschieber Simon Wulff das verbotene Stimulans Methylhexanamin nachgewiesen. Diese Substanz steht auf der Liste der „Specified Substances“ – sie kann theoretisch unbeabsichtigt aufgenommen werden, ist im Wettkampf jedoch strikt verboten.

Die Analyse der B-Probe bestätigte das Ergebnis. Daraufhin leitete die Internationale Testing Agency (ITA) ein Verfahren ein, das schließlich in einer 21-monatigen Sperre für Wulff mündete. Diese gilt rückwirkend ab dem 7. Dezember 2024 und endet am 7. September 2026. Ab dem Sommer 2026 darf er wieder trainieren, allerdings ist eine Teilnahme an den Olympischen Winterspielen 2026 ausgeschlossen.

Was ist Methylhexanamin?

Methylhexanamin, auch unter dem Namen DMAA bekannt, ist ein leistungssteigerndes Stimulans. Es kann kurzfristig die Konzentration und Explosivität erhöhen – Effekte, die im Bobsport von Vorteil wären. Die Substanz findet sich in manchen Nahrungsergänzungsmitteln, weshalb laut Experten unbeabsichtigte Aufnahmen nicht ausgeschlossen sind. Dennoch gilt: Im Wettkampf ist sie verboten.

Folgen für Francesco Friedrich und den Weltcup

Die Konsequenzen des positiven Tests trafen vor allem den mehrfachen Olympiasieger und Weltmeister Francesco Friedrich. Da Wulff Teil seines Zweierbob-Teams war, wurden die Wettkampfergebnisse des Duos nachträglich annulliert. Dadurch verlor Friedrich den Gesamtweltcup-Titel im Zweierbob – ein historischer Rückschlag für den Ausnahmeathleten.

Gesamtwertung neu berechnet

Die Internationale Bob- und Skeletonföderation (IBSF) berechnete die Punkte neu. In der neuen Rangliste fiel Friedrich auf Platz drei zurück, während Johannes Lochner den Sieg zugesprochen bekam. Lochner, selbst mehrfacher Weltmeister, erhält damit seinen zweiten Gesamtsieg im Zweierbob.

FahrerVorherige PlatzierungNeue PlatzierungPunkteveränderung
Francesco Friedrich13-240 Punkte
Johannes Lochner21+160 Punkte
Brad Hall (GBR)32+80 Punkte

Reaktionen im Lager der Athleten

Friedrich zeigte sich nach Bekanntgabe der Entscheidung gefasst, aber enttäuscht. „Das ist bitter, aber wir müssen Verantwortung übernehmen“, ließ er verlauten. Lochner hingegen äußerte Unverständnis über den Zeitpunkt der Entscheidung: „Die Kristallkugel wurde längst vergeben. Jetzt wird das alles nachträglich geändert – das fühlt sich komisch an.“

In den sozialen Medien war die Reaktion gespalten. Während viele Fans Verständnis für die Strafe zeigten, äußerten andere Zweifel an der Fairness der Entscheidung, da nur das Rennen in Altenberg annulliert wurde, obwohl Wulff auch in Sigulda und Winterberg eingesetzt war.

Der Fall Simon Wulff: Unklarheit über die Herkunft der Substanz

Wulff selbst bestreitet, die Substanz absichtlich eingenommen zu haben. Laut seinem Anwalt wurden mehrere Nahrungsergänzungsmittel überprüft, um eine mögliche Kontaminationsquelle zu identifizieren. Eine eindeutige Ursache ließ sich jedoch nicht nachweisen.

Die ITA bestätigte, dass keine vorsätzliche Manipulation vorlag, dennoch blieb die Sperre bestehen. Im Anti-Doping-Regelwerk gilt: Schon der Nachweis einer verbotenen Substanz genügt für eine Sperre – unabhängig von Vorsatz oder Absicht.

Nahrungsergänzungsmittel im Spitzensport: Risiko und Verantwortung

Der Fall hat eine Debatte über den Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln im Profisport entfacht. Viele Athleten greifen auf Supplements zurück, um Regeneration und Leistung zu unterstützen. Doch laut Anti-Doping-Experten wissen viele Sportler nicht genau, welche Inhaltsstoffe die Produkte enthalten.

Eine Anti-Doping-Spezialistin warnte: „Athleten verlassen sich zu sehr auf Herstellerangaben. Selbst minimale Verunreinigungen können Dopingproben verfälschen.“ Der Deutsche Bob- und Schlittenverband (BSD) reagierte und kündigte an, künftig strengere interne Kontrollen für Nahrungsergänzungsmittel einzuführen.

Reaktionen aus der Szene und in den Medien

In sozialen Netzwerken wurde der Fall breit diskutiert. Auf der Plattform X (ehemals Twitter) zeigten internationale Sportfans Verständnis, da Methylhexanamin nicht zu den klassischen, schweren Dopingmitteln zählt. Einige Kommentatoren warfen jedoch die Frage auf, ob Friedrich als mehrfacher Olympiasieger stärker überwacht werden müsse.

Öffentliche Meinung: Zwischen Fairness und Überreaktion

Ein häufiger Tenor in den Foren: Der Fall sei „eine Tragödie, aber keine Täuschung“. Andere forderten eine einheitlichere Linie im Umgang mit sogenannten „specified substances“. Besonders in Deutschland polarisiert der Fall: Während einige den Verlust des Weltcups als gerecht empfinden, sehen andere Friedrich als „Bauernopfer“ eines Systems, das keine Unschuldsvermutung kennt.

Fragen, die viele Fans bewegen

  • Warum wird Simon Wulff 21 Monate gesperrt? Weil seine Probe das verbotene Stimulans Methylhexanamin enthielt und der internationale Verband eine klare Linie bei Dopingverstößen verfolgt.
  • Ist die B-Probe ebenfalls positiv ausgefallen? Ja, sie bestätigte den Befund der A-Probe vollständig.
  • Welche Auswirkungen hat die Sperre für Friedrich? Durch den Punkteverlust verliert er den Gesamtweltcup im Zweierbob.
  • Darf Wulff während der Sperre trainieren? Erst ab Juli 2026 darf er wieder offiziell mit der Mannschaft trainieren.
  • Bleibt Friedrich Weltmeister? Ja, der WM-Pokal bleibt in seinem Besitz, da nur der Weltcup betroffen ist.

Johannes Lochner: Vom Herausforderer zum Weltcup-Sieger

Für Johannes Lochner ist die Entscheidung ein verspäteter Triumph. Nach Jahren intensiver Duelle mit Friedrich sieht er sich nun offiziell an der Spitze der Weltcupwertung. In einem Interview betonte er: „Natürlich freue ich mich über den Titel, aber so will man eigentlich nicht gewinnen.“

Lochner gilt als einer der konstantesten Piloten der letzten Jahre und hatte angekündigt, nach den Olympischen Spielen 2026 seine Karriere zu beenden. Der nun zugesprochene Titel ist damit möglicherweise der letzte große Erfolg seiner Laufbahn.

Ein Vergleich der Rivalen

KategorieFrancesco FriedrichJohannes Lochner
Gesamtweltcup-Siege (Zweier)92
Weltmeistertitel103
Olympische Goldmedaillen20
Teamgröße4–6 Athleten im Wechsel4–5 Athleten im Wechsel

Ein Skandal mit Signalwirkung

Der Dopingfall Wulff zeigt, wie sensibel der Bobsport auf Regelverstöße reagiert. Selbst unbeabsichtigte Verstöße können gravierende Konsequenzen haben – nicht nur für den Täter, sondern auch für ganze Teams. Das Vertrauen in sauberen Sport steht erneut auf dem Prüfstand.

Der Deutsche Bob- und Schlittenverband kündigte an, künftig noch stärker mit der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) und der ITA zusammenzuarbeiten. Zudem sollen alle Teammitglieder verpflichtend an Schulungen zur sicheren Supplementierung teilnehmen.

Internationale Vergleiche

Methylhexanamin-Fälle gab es in der Vergangenheit auch in anderen Sportarten: Im Radsport, Gewichtheben und Rugby wurden mehrfach ähnliche Sperren verhängt, oft mit mildernden Umständen. Der Bob-Sport ist jedoch besonders exponiert, da die körperliche Sprungkraft und Explosivität entscheidend für den Start sind – und somit das Risiko einer Leistungssteigerung durch Stimulanzien größer ist.

Auswirkungen auf die Zukunft des Bobsports

Der Fall könnte zu einer Neujustierung der Kontrollmechanismen führen. Fachleute fordern, dass die Grenzen zwischen „specified“ und „non-specified substances“ klarer gezogen werden. Außerdem wird diskutiert, ob Teams kollektiv bestraft werden sollten, wenn ein Athlet unabsichtlich gegen Regeln verstößt.

Ein sportliches und moralisches Lehrstück

Am Ende bleibt ein fader Beigeschmack. Francesco Friedrich, einer der erfolgreichsten Bobpiloten aller Zeiten, verliert den Gesamtweltcup wegen eines Fehlers, den er nicht selbst begangen hat. Simon Wulff steht vor einem Neuanfang – mit der Hoffnung, 2026 wieder zurückzukehren. Und Johannes Lochner? Er steht an der Spitze, doch auch er weiß: Dieser Sieg wird immer ein Sternchen tragen.

Der Fall Wulff zeigt eindrucksvoll, wie eng Erfolg und Verantwortung im Spitzensport miteinander verknüpft sind. Er ist Mahnung und Motivation zugleich – für Athleten, Trainer und Verbände, den fairen Wettkampf über alles zu stellen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.