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i-Kfz-App Digitaler Fahrzeugschein startet – So kommt der Kfz-Nachweis jetzt aufs Smartphone

In Allgemein
November 06, 2025

Berlin, 6. November 2025 – Ein neues Kapitel der Fahrzeugverwaltung beginnt: Der Fahrzeugschein wandert aufs Smartphone. In einem Pilotprojekt soll die digitale Version der Zulassungsbescheinigung Teil I zeigen, wie einfach der Nachweis künftig per App funktioniert. Noch ist es eine Testphase, doch der Schritt signalisiert den Aufbruch zu einer papierlosen, vernetzten Mobilität – mit Chancen, aber auch offenen Fragen.

Ein Projekt mit Signalwirkung

Seit dem 28. April 2025 läuft die bundesweite Pilotphase für den digitalen Fahrzeugschein. Initiiert vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) in Zusammenarbeit mit dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) und der Bundesdruckerei GmbH, soll das Projekt zeigen, wie der klassische „Zettel im Handschuhfach“ bald Geschichte werden könnte. Rund 2.500 Testpersonen wurden für die erste Phase zugelassen, der öffentliche Roll-out ist für das zweite Halbjahr 2025 geplant.

Der neue digitale Fahrzeugschein ist Bestandteil der offiziellen i-Kfz-App, über die Nutzer ihre Zulassungsbescheinigung Teil I auf dem Smartphone speichern und verwalten können. Die App greift dabei direkt auf das Fahrzeugregister des KBA zu, wodurch Daten wie Hauptuntersuchungen oder Sicherheitsüberprüfungen automatisch aktualisiert werden. Voraussetzung für die Nutzung ist ein Smartphone mit Android oder iOS sowie ein Personalausweis mit aktivierter Online-Ausweisfunktion (eID) oder ein elektronischer Aufenthaltstitel.

Wie funktioniert der digitale Fahrzeugschein?

Die Nutzung ist denkbar einfach: Nach der Installation der App erfolgt die Anmeldung über die eID-Funktion. Anschließend werden die beim KBA hinterlegten Fahrzeugdaten abgerufen und in der App angezeigt. Nutzer können mehrere Fahrzeuge verwalten und den digitalen Nachweis sogar mit anderen Fahrern teilen – etwa innerhalb der Familie oder bei Fahrzeugverleih. Die Freigabe erfolgt über QR-Code oder Freigabelink, zeitlich begrenzt oder dauerhaft.

Nach Angaben der Bundesdruckerei soll der digitale Fahrzeugschein künftig nahtlos in eine europaweite „Wallet-Lösung“ (EUDI-Wallet) integriert werden. Damit wäre er Teil eines größeren Ökosystems digitaler Identitäten in der EU, das auch Führerschein, Personalausweis oder Gesundheitsdaten umfasst.

Akzeptanz und technische Hürden

Obwohl der digitale Fahrzeugschein technisch ausgereift wirkt, zeigen sich Herausforderungen. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Innovation und Wettbewerb ergab, dass bislang nur etwa 35 Prozent der Deutschen ihre eID-Funktion aktiviert haben. Sechs Prozent wissen nicht einmal, dass ihr Ausweis diese Möglichkeit bietet. Das könnte den flächendeckenden Einsatz der App bremsen – denn ohne aktivierte eID ist keine Authentifizierung möglich.

Auch organisatorisch bestehen Hürden. Laut einer Untersuchung des Forschungsverbunds der Friedrich-Ebert-Stiftung zur Digitalisierung der Verwaltung existieren noch ungleiche technische Standards zwischen den Behörden. Manche Polizeidienststellen und Zulassungsämter arbeiten mit veralteten Systemen, wodurch die Erkennung des digitalen Nachweises erschwert werden kann. Das BMDV betont jedoch, dass in der Pilotphase Erfahrungen gesammelt und Anpassungen vorgenommen werden, bevor der Roll-out bundesweit erfolgt.

Rechtliche Lage und Übergangsphase

Offiziell erfüllt der digitale Fahrzeugschein die Mitführungspflicht der Zulassungsbescheinigung Teil I – zumindest innerhalb Deutschlands. Dennoch empfehlen KBA und ADAC, die Papierfassung vorerst weiterhin mitzuführen. Grund ist die noch unvollständige Schulung aller Kontrollbehörden sowie die fehlende internationale Anerkennung. Bei Fahrten ins Ausland gilt daher: Der Papier-Fahrzeugschein bleibt vorerst Pflicht.

Wichtige Fakten im Überblick

  • Start der Pilotphase: 28. April 2025
  • Teilnehmerzahl: rund 2.500 Testnutzer
  • Vollständige Einführung: zweites Halbjahr 2025
  • Authentifizierung: eID-Funktion oder elektronischer Aufenthaltstitel
  • Funktion: Digitaler Nachweis, automatische Datenupdates, Teilen per QR-Code
  • Empfehlung: Papierdokument vorerst weiter mitführen

Erfahrungen aus der Praxis

In Foren und sozialen Netzwerken haben die ersten Testnutzer ihre Erfahrungen geteilt. Auf Reddit schreibt ein Nutzer im Subreddit r/automobil: „Nach der Installation der App benötigt man den Personalausweis mit aktivierter eID-Funktion … Die App ruft automatisch die beim KBA hinterlegten Fahrzeuge ab.“ Das Teilen des Fahrzeugscheins über QR-Code wird dort besonders gelobt – die Funktion gilt als praktisch und intuitiv.

Im GS-Forum überwiegt dagegen die Skepsis: „Digital im Handy birgt immer die Gefahr, dass man im entscheidenden Fall keinen Akku mehr hat“, heißt es dort. Andere User verweisen auf die unklare Rechtslage bei Auslandsfahrten. Lob kommt hingegen aus dem teltarif-Forum: „Ich habe das Glück, die neue i-Kfz-App testen zu können … Ich muss auf diesem Weg ein großes Lob aussprechen. Der komplette Prozess ist sehr nutzerfreundlich.“ Diese gemischten Stimmen zeigen, dass Technik und Vertrauen gleichermaßen wachsen müssen, bevor sich der digitale Nachweis flächendeckend durchsetzt.

Antworten auf häufige Fragen

Viele Autofahrer fragen sich, wie der Umstieg praktisch funktioniert. Die wichtigste Frage lautet: Wie bekommt man den digitalen Fahrzeugschein aufs Handy? Die Antwort: über die i-Kfz-App, die mit der Online-Ausweisfunktion des Personalausweises gekoppelt ist. Nach der Authentifizierung lädt die App automatisch die Daten aus dem Fahrzeugregister.

Eine weitere häufige Frage betrifft die Gültigkeit bei Verkehrskontrollen. In Deutschland wird der digitale Fahrzeugschein grundsätzlich anerkannt. Dennoch raten Experten, das Papierdokument weiterhin mitzuführen, bis die Umstellung bundesweit abgeschlossen ist. Im Ausland bleibt der Papiernachweis vorerst verbindlich.

Auch das Thema Mehrfahrzeugnutzung spielt eine Rolle. Die App erlaubt es, mehrere Fahrzeuge gleichzeitig digital zu hinterlegen. Besitzer von Firmen- oder Familienflotten können so alle Nachweise zentral verwalten. Über die Freigabefunktion lassen sich einzelne Fahrzeugscheine mit anderen Nutzern teilen – etwa wenn ein Fahrzeug verliehen oder gemeinsam genutzt wird.

Datenschutz und Sicherheit

Die App speichert keine sensiblen Daten lokal auf dem Smartphone, sondern ruft sie bei Bedarf verschlüsselt vom KBA-Server ab. Nach Angaben der Bundesdruckerei erfüllt das System höchste Sicherheitsstandards und nutzt die Infrastruktur der eID-Authentifizierung. Die digitale Zulassungsbescheinigung soll weder manipulierbar noch kopierbar sein. Jede Freigabe eines Fahrzeugscheins wird zudem protokolliert und kann vom Nutzer widerrufen werden.

Technische Integration

Der digitale Fahrzeugschein ist ein Teilprojekt innerhalb der sogenannten „vierten Stufe“ des Programms i-Kfz. Dieses langfristige Vorhaben umfasst auch digitale Fahrzeugzulassung, Adressänderung, Wiederzulassung und Stilllegung über Online-Portale. Ziel ist eine vollständig digitale Fahrzeugverwaltung, bei der Behördengänge entfallen. In Zukunft könnten Versicherungen, Leasinganbieter und Werkstätten direkt an dieses System angebunden werden.

Digitalisierung mit Lücken

Experten sehen in der Einführung des digitalen Fahrzeugscheins einen wichtigen Schritt hin zur Modernisierung der Verwaltung – zugleich aber auch ein Beispiel für die strukturellen Hürden in Deutschland. Die geringe eID-Nutzung und unterschiedliche IT-Systeme in Behörden bremsen den Fortschritt. Während Nachbarländer wie Estland oder Dänemark längst umfassende digitale Identitäten einsetzen, steckt die Umsetzung in Deutschland noch im Aufbau.

Trotzdem zeigt die Pilotphase, dass die Technik funktioniert und die Nachfrage vorhanden ist. Der Wunsch nach weniger Papier und mehr Komfort ist groß. „Einfach, sicher und jederzeit griffbereit“, so beschreibt das BMDV den Anspruch der neuen Lösung. Ob dieser Anspruch erfüllt wird, hängt davon ab, wie konsequent Behörden, Nutzer und Politik die Umstellung begleiten.

Ausblick: Der Weg zur digitalen Mobilität

Der digitale Fahrzeugschein ist mehr als nur ein neues Dokument – er ist ein Symbol für den Wandel in der Verwaltung. Er zeigt, dass digitale Identitäten, sichere Datensysteme und praktische Anwendungen zusammengeführt werden können. Doch bis der neue Kfz-Nachweis flächendeckend genutzt wird, bleibt der Papierfahrzeugschein Begleiter im Handschuhfach. Die kommenden Monate werden zeigen, ob sich das Vertrauen der Nutzer und die technische Stabilität in der Praxis bewähren. Sollte das gelingen, könnte Deutschland einen wichtigen Schritt Richtung „smarter Mobilität“ geschafft haben – auf dem Weg von der Akte zur App.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.