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Feiertagskarte Deutschland Reformationstag am 31. Oktober: Wo heute Feiertag ist – und wo nicht

In Allgemein
Oktober 31, 2025

Der Reformationstag am 31. Oktober sorgt jedes Jahr für Diskussionen: Während einige Bundesländer frei haben, bleibt in anderen der Arbeitsalltag unverändert. Was steckt hinter den regionalen Unterschieden, und warum ist der Tag für viele mehr als nur ein kirchlicher Feiertag?

Der Reformationstag: Ursprung und Bedeutung

Der Reformationstag erinnert an ein zentrales Ereignis der europäischen Geschichte: den Thesenanschlag Martin Luthers im Jahr 1517 an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg. Mit diesem symbolträchtigen Akt begann die Reformation – eine Bewegung, die nicht nur das Christentum, sondern auch Politik, Bildung und Gesellschaft tiefgreifend veränderte. Seit Jahrhunderten wird der 31. Oktober von evangelischen Christen als Gedenktag gefeiert.

Doch während der Tag in weiten Teilen Nord- und Ostdeutschlands gesetzlicher Feiertag ist, bleibt er in den südlichen und westlichen Bundesländern ein regulärer Arbeitstag. Diese konfessionell bedingte Trennung hat historische Wurzeln und prägt bis heute den deutschen Feiertagskalender.

Wo der 31. Oktober 2025 ein Feiertag ist

Im Jahr 2025 fällt der Reformationstag auf einen Freitag – für viele Menschen also die Gelegenheit zu einem langen Wochenende. Allerdings gilt das nicht überall in Deutschland. Nur in neun Bundesländern ist der 31. Oktober ein gesetzlicher Feiertag:

  • Brandenburg
  • Bremen
  • Hamburg
  • Mecklenburg-Vorpommern
  • Niedersachsen
  • Sachsen
  • Sachsen-Anhalt
  • Schleswig-Holstein
  • Thüringen

In diesen Ländern ruhen die Schulen und viele Betriebe, während anderswo der Alltag weitergeht. In katholisch geprägten Regionen wie Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz oder dem Saarland wird stattdessen am 1. November, dem Feiertag Allerheiligen, der Arbeitsbetrieb ausgesetzt.

Warum ist der Reformationstag nicht überall ein Feiertag?

Die Antwort liegt in der konfessionellen Geschichte Deutschlands. Der Reformationstag ist vor allem in evangelischen Regionen fest verankert, während katholische Landesteile andere kirchliche Gedenktage bevorzugen. Diese Aufteilung hat sich historisch entwickelt und wurde auch nach der Wiedervereinigung beibehalten. Die Einführung des Feiertags in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein im Jahr 2018 sollte das „Feiertagsgefälle“ zwischen Nord und Süd ausgleichen.

Darüber hinaus ist der Feiertagskalender Ländersache. Jedes Bundesland entscheidet eigenständig, welche Tage arbeitsfrei sind. Deshalb gibt es in Deutschland keine einheitliche Regelung für den Reformationstag – ein Umstand, der immer wieder für Diskussionen sorgt.

Was feiern die Menschen am Reformationstag?

Am Reformationstag gedenken evangelische Christen der Erneuerung der Kirche durch Martin Luther. Er kämpfte gegen den Ablasshandel und plädierte für eine persönliche, schriftnahe Beziehung zu Gott. Dieser Gedanke prägte die moderne Glaubensfreiheit und legte den Grundstein für das heutige Protestantentum.

Kirchengemeinden feiern diesen Tag mit Gottesdiensten, Konzerten und ökumenischen Veranstaltungen. Viele nutzen den Tag auch, um über die Bedeutung von Freiheit, Verantwortung und Toleranz in der heutigen Gesellschaft nachzudenken.

Was ist der Unterschied zwischen Reformationstag und Allerheiligen?

Während der Reformationstag vor allem in evangelischen Regionen gefeiert wird, gilt Allerheiligen am 1. November als katholischer Feiertag. Es ist ein Gedenktag für alle Heiligen und Märtyrer. Dadurch ergibt sich ein geografisches Spannungsfeld: In evangelischen Gebieten ist am 31. Oktober frei, in katholischen Regionen am 1. November – ein einzigartiges Beispiel religiös bedingter Feiertagsvielfalt in Deutschland.

Historische Entwicklung und einmalige Ausnahmen

Ein historischer Sonderfall war das Jahr 2017. Zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation wurde der 31. Oktober bundesweit zum einmaligen Feiertag erklärt. Millionen Menschen feierten damals gemeinsam das religiöse und kulturelle Erbe Martin Luthers. Danach kehrte man jedoch wieder zur föderalen Regelung zurück – ein Punkt, der bis heute von einigen als ungerecht empfunden wird.

Öffentliche Meinung: Mehrheit für bundesweite Regelung

Umfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Deutschen den Reformationstag gern bundesweit als Feiertag sehen würde. Laut einer Studie von INSA-Consulere befürworten 56 Prozent der Bevölkerung eine Vereinheitlichung. Besonders hoch ist die Zustimmung unter Protestanten (69 %), Katholiken (62 %) und sogar Konfessionslosen (58 %). In der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen liegt die Zustimmung mit 76 % deutlich über dem Durchschnitt.

Diese Zahlen zeigen: Der Wunsch nach Gleichbehandlung ist groß – und geht über religiöse Grenzen hinaus. Viele empfinden es als ungerecht, dass Beschäftigte im Norden frei haben, während im Süden der Arbeitstag normal verläuft.

Stimmen aus den sozialen Netzwerken

Auch in sozialen Medien ist der Reformationstag ein wiederkehrendes Thema. Auf Reddit und Twitter tauschen sich Nutzer jährlich über die Feiertagsverteilung aus. In einem vielzitierten Beitrag heißt es ironisch:
„Meine Gedanken sind bei den Leuten in Hessen und Berlin, die weder am 31.10. noch am 1.11. frei haben, während ich wenigstens ein langes Wochenende genießen darf.“

Solche Posts zeigen die emotionale Seite der Debatte. Viele Nutzer verweisen darauf, dass Hessen und Berlin zu den wenigen Bundesländern gehören, in denen weder Reformationstag noch Allerheiligen gesetzliche Feiertage sind – was manche als Benachteiligung empfinden.

Wirtschaftliche Aspekte eines zusätzlichen Feiertags

Ein häufiges Argument gegen zusätzliche Feiertage lautet, sie könnten die Wirtschaft schwächen. Doch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) fand heraus, dass es keinen Beleg dafür gibt, dass weniger Feiertage zu mehr Wachstum führen. Im Gegenteil: In manchen Bundesländern mit mehr Feiertagen entwickelte sich die Wirtschaft sogar stabiler.

Auch fiskalisch sind die Auswirkungen überschaubar. Eine Studie im Fachblatt Wirtschaftsdienst zeigte, dass Steuerausfälle durch zusätzliche Feiertage zwar messbar, aber gering sind – und häufig durch höhere Konsumausgaben oder Freizeitaktivitäten teilweise kompensiert werden. Der Reformationstag wird vielerorts genutzt, um regionale Veranstaltungen oder Kurzreisen zu unternehmen, was wiederum lokale Wirtschaftszweige stärkt.

Konfessionelle und kulturelle Balance

Die ungleiche Feiertagsverteilung in Deutschland hat auch eine kulturelle Komponente. Während der Süden durch Feiertage wie Fronleichnam oder Mariä Himmelfahrt geprägt ist, fehlt dem Norden lange ein entsprechender Ausgleich. Deshalb wurde 2018 beschlossen, den Reformationstag dauerhaft in mehreren norddeutschen Bundesländern einzuführen. Diese Entscheidung sollte einerseits historische Identität fördern und andererseits eine gerechtere Feiertagsbilanz herstellen.

Aktuelle Debatte: Wird der Reformationstag bald bundesweit gefeiert?

Ob der Reformationstag irgendwann bundesweit zum Feiertag wird, bleibt offen. Politiker, Kirchen und Verbände diskutieren regelmäßig über das Thema. Gewerkschaften betonen die Bedeutung gemeinsamer Ruhetage, während Wirtschaftsvertreter vor steigenden Kosten warnen. Evangelische Kirchenvertreter verweisen auf den kulturellen und bildungspolitischen Wert des Tages: „Der Reformationstag erinnert uns an Freiheit des Glaubens, Gewissens und Denkens – das ist ein gesellschaftlicher Auftrag, nicht nur ein religiöser.“

Fragen, die sich viele stellen

  • Kann der Reformationstag zukünftig bundesweit gesetzlicher Feiertag werden? – Bisher gibt es keine konkreten Pläne. Diskussionen laufen, aber politische Mehrheiten fehlen.
  • Warum ist der Reformationstag nicht in allen Bundesländern Feiertag? – Die Regelung hängt von der historischen Konfession und der föderalen Zuständigkeit ab.
  • Ist der Reformationstag 2025 ein Brückentag? – Ja, da er auf einen Freitag fällt, ergibt sich in vielen Regionen ein langes Wochenende.

Ein Feiertag mit Symbolkraft

Der Reformationstag bleibt ein Tag mit hoher Symbolkraft. Er erinnert nicht nur an die religiöse Erneuerung, sondern steht auch für Werte wie Eigenverantwortung, Freiheit und Zivilcourage. Diese Themen sind heute aktueller denn je. In einer Zeit gesellschaftlicher Spannungen und globaler Krisen ist die Erinnerung an eine Bewegung, die aus Überzeugung Veränderung suchte, von besonderer Bedeutung.

Deutschland zwischen Tradition und Moderne: Der Feiertag im Wandel

Die Diskussion um den Reformationstag zeigt, wie lebendig die deutsche Feiertagskultur ist. Zwischen Tradition, Föderalismus und gesellschaftlichem Wandel spiegelt sie die Vielfalt des Landes wider. Ob der 31. Oktober eines Tages überall frei sein wird, bleibt ungewiss – doch seine historische und kulturelle Bedeutung ist unumstritten.

Was bleibt, ist die Erkenntnis: Der Reformationstag ist mehr als ein freier Tag. Er ist ein Symbol für Erneuerung, Vielfalt und das Recht, anders zu denken – ein Erbe, das Deutschland bis heute prägt.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.