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dm ruft beliebtes Handserum zurück: Gesundheitsrisiko durch Hefepilz – was Kund:innen jetzt wissen müssen

In Aktuelles
Juni 20, 2025
dm Produkt

Die Drogeriekette dm hat einen deutschlandweiten Rückruf für ein weit verbreitetes Produkt gestartet: Das „Balea Handserum Hyaluron“ der Eigenmarke soll mit einem Hefepilz kontaminiert sein, der besonders für immungeschwächte Menschen zur ernsthaften Gefahr werden kann. Die betroffene Charge wurde sofort aus dem Handel genommen, die Rückgabe ist auch ohne Kassenzettel möglich. Der Rückruf sorgt für Aufsehen – nicht nur wegen des Gesundheitsrisikos, sondern auch im Hinblick auf die Qualitätssicherung bei Kosmetikprodukten.

Gezeigtes Bild exemplarisch

Produktwarnung bei dm: Was genau betroffen ist

Der Rückruf betrifft konkret das „Balea Handserum Hyaluron“ in der 75-Milliliter-Verpackung. dm hat in einer internen Routinekontrolle mikrobiologische Verunreinigungen festgestellt. Im Zentrum steht dabei der Hefepilz Candida parapsilosis. Als Reaktion hat dm am 17. Juni 2025 öffentlich zum Rückruf der betroffenen Charge mit der Nummer 58309 aufgerufen.

Diese Chargennummer ist auf dem Flaschenboden des Serums zu finden. Wer das Produkt zuhause hat, sollte es keinesfalls weiterverwenden, sondern umgehend in eine der dm-Filialen zurückbringen. Auch ohne Vorlage des Kassenbons wird der Kaufpreis vollständig erstattet.

Was ist Candida parapsilosis?

Der Hefepilz Candida parapsilosis ist medizinisch bekannt und gehört zur normalen Hautflora vieler Menschen. In den meisten Fällen ist er harmlos. Doch bei immungeschwächten Personen – etwa bei schwerer Grunderkrankung, nach Operationen oder in der Neugeborenen-Intensivpflege – kann der Erreger zu ernsthaften Infektionen führen.

Diese Pilzart bildet sogenannte Biofilme, die sich auf Oberflächen, Kathetern oder auch in Flüssigkeiten wie Kosmetika anlagern und dort lange überleben können. Besonders kritisch wird es, wenn die Kontamination mit schlecht konservierten Produkten kombiniert ist. Dann besteht die Möglichkeit, dass sich der Pilz dort vermehrt und auf empfindliche Haut oder Schleimhäute übertragen wird.

Infektionsgefahr: Wer ist besonders betroffen?

  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. Chemotherapie, HIV, Transplantationen)
  • Senior:innen und Neugeborene
  • Patient:innen mit offenen Wunden oder Hautläsionen

Bei gesunden Menschen ist das Risiko einer ernsthaften Infektion gering. Dennoch können auch Reizungen oder Entzündungen auf der Haut nicht ausgeschlossen werden.

Wie reagiert dm?

dm wird von Verbraucherschützer:innen für seine schnelle und transparente Kommunikation gelobt. Das Unternehmen informierte nicht nur auf seiner Website, sondern auch über soziale Medien, den WhatsApp-Newsletter und lokale Filialen. Die Rückrufaktion umfasst ausschließlich die betroffene Charge, andere Produkte der Balea-Serie seien nicht betroffen.

„Die Qualität unserer Produkte hat für uns höchste Priorität. Wir bedauern den Vorfall und bitten unsere Kund:innen um Entschuldigung“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme von dm.

Die Drogeriekette betont, dass der Rückruf rein vorsorglich erfolgt sei und bisher keine Krankheitsfälle bekannt sind.

Wie häufig sind mikrobiologische Verunreinigungen in Kosmetika?

Verunreinigungen in Kosmetikprodukten sind kein Einzelfall. Laut einer Auswertung von RAPEX (Rapid Alert System for Dangerous Non-Food Products) wurden allein zwischen 2005 und 2008 über 170 kosmetische Produkte in Europa zurückgerufen – 24 davon wegen mikrobieller Belastung. Dazu gehören neben Hefepilzen auch gefährliche Bakterien wie Pseudomonas aeruginosa oder Burkholderia cepacia.

Eine weitere Studie aus Iran belegte, dass etwa 20 % der getesteten Produkte in Schönheitssalons mit pathogenen Keimen kontaminiert waren. Das unterstreicht, wie wichtig umfassende Kontrollen und eine lückenlose Qualitätssicherung in der Kosmetikbranche sind.

Beispiele weiterer Rückrufe aus der Kosmetikbranche (Auswahl)

HerstellerJahrGrund
Marcelle (Kanada)2023Kontamination durch unspezifizierte Keime
Johnson & Johnson2023Burkholderia cepacia in Baby-Puder
L’Oréal2023Mikrobielle Belastung in Gesichtscreme

Was bedeutet das für Verbraucher:innen?

Für viele Verbraucher:innen ist dieser Rückruf ein Weckruf. Auch wenn die Kontamination ein Einzelfall zu sein scheint, verdeutlicht er doch, wie schnell selbst bei großen Marken Qualitätsprobleme auftreten können. Wichtig ist vor allem:

  • Chargennummern prüfen
  • Produkte bei Zweifel sofort absetzen
  • Rückgabe nicht hinauszögern

dm hat in diesem Fall alles richtig gemacht: frühzeitige Aufklärung, klare Rücknahmebedingungen, proaktive Kommunikation. Das stärkt das Vertrauen vieler Konsument:innen in die Marke, auch wenn der Vorfall an sich kritisch bleibt.

Wie lässt sich eine Kontamination überhaupt verhindern?

Die Ursachen für mikrobiologische Belastungen können vielfältig sein: mangelnde Hygiene bei der Abfüllung, fehlerhafte Konservierungssysteme oder Umwelteinflüsse während Lagerung und Transport. Der Pilz Candida parapsilosis ist besonders widerstandsfähig und kann in Produkten überleben, wenn keine ausreichende Konservierung vorhanden ist.

Vermeidungsstrategien der Hersteller:

  • Sterile Produktionsbedingungen
  • Regelmäßige mikrobiologische Tests jeder Charge
  • Sichere Konservierungssysteme
  • Schnelle Rückverfolgung durch Chargenkennzeichnung

Verbraucher:innen können sich zusätzlich schützen, indem sie Kosmetika nicht in der Nähe von Hitze lagern, sie nicht mit schmutzigen Fingern entnehmen und das Verfallsdatum im Blick behalten.

Regulatorischer Kontext: Wie streng sind die Vorschriften?

In der EU unterliegt Kosmetik einer strengen Regulierung. Doch die Kontrollen zeigen, dass es immer wieder zu Ausreißern kommt. Eine Untersuchung der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) im Jahr 2024 ergab, dass rund 6 % der untersuchten Kosmetikprodukte verbotene oder gesundheitsgefährdende Stoffe enthielten. Auch wenn dies überwiegend chemische Substanzen betrifft, zeigt es, dass die Kosmetikbranche in vielen Bereichen nachschärfen muss.

Die Kombination aus mikrobiologischer und chemischer Sicherheit ist für die Produktsicherheit entscheidend. Rückrufe wie der aktuelle Fall von dm dienen dabei nicht nur dem Gesundheitsschutz, sondern auch der Sensibilisierung der gesamten Branche.

Fazit: Wachsamkeit lohnt sich – für Hersteller wie für Konsument:innen

Der Rückruf des Balea Handserums ist ein wichtiger Präzedenzfall. Er zeigt: Selbst bei bekannten Marken kann es zu Kontaminationen kommen – sei es durch Keime oder andere Gefährdungen. dm hat mit seiner transparenten und konsequenten Vorgehensweise jedoch ein positives Signal gesetzt.

Für Verbraucher:innen bedeutet der Vorfall, dass der prüfende Blick auf Etiketten, Chargennummern und Meldungen der Hersteller keineswegs übertrieben ist. Wer informiert handelt, schützt nicht nur sich selbst, sondern trägt zur Verbesserung der Produktsicherheit bei.

Für die Branche ist der Fall ein Beispiel dafür, wie Rückrufmanagement im Idealfall ablaufen kann – schnell, klar und kundenorientiert.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.