
Ein Fest, das mehr als nur Unterhaltung bietet
Vom 26. bis 29. Juni 2025 feiert Stuttgart-Süd eine Premiere: Das neu ins Leben gerufene Schoettleplatz-Fest lädt über vier Tage hinweg zu einem vielseitigen Programm rund um Musik, Kultur, soziales Engagement und Nachbarschaft ein. Organisiert vom Verein schall & rauch 0711 e. V., wird das Fest von lokalen Kulturakteuren getragen und vom Kulturamt sowie dem Bezirksbeirat Süd finanziell unterstützt. Ziel ist es, ein generationenübergreifendes, niedrigschwelliges Format zu schaffen, das allen Menschen im Viertel – und darüber hinaus – offensteht.
Ein Platz mit Geschichte: Der Erwin-Schoettle-Platz
Der Veranstaltungsort selbst ist nicht zufällig gewählt: Der Erwin-Schoettle-Platz erinnert an den SPD-Politiker und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus. Eingebettet zwischen dem Alten Feuerwehrhaus, einem wichtigen Kulturzentrum, und dem Jugendhaus, bildet der Platz heute das Herz von Heslach – einem Stadtteil mit starkem sozialen Gefüge und hohem kulturellen Potenzial.
Das Programm: Vielfältig, inklusiv und generationenübergreifend
Das Veranstaltungsangebot umfasst eine beeindruckende Mischung aus Musik, Theater, Tanz, Literatur und offenen Formaten. Bereits am Donnerstag startet das Fest mit einem musikalischen Auftakt. Bis Sonntag folgen weitere Konzerte, Mitmachaktionen und Gesprächsrunden.
Musik für jeden Geschmack
Das musikalische Spektrum ist breit gefächert: Von Swing und Jazz über elektronische Beats bis hin zu Indie und Urban Sounds reicht das Line-Up. Lokale und überregionale Acts wie Goldy.mp3, DJ AfroPunk, Flying Dubmen, Zweifel, Leirum oder Linda Kyei Swing Combo bespielen verschiedene Bühnen auf dem Platz. Auch Improvisationstheater und spontane Performances gehören zum Programm.
Familien willkommen: Kinderangebote und Improtheater
Für Kinder und Familien gibt es ein eigenes Angebot: Neben Spielstationen und Kreativständen finden am Wochenende mehrere Improvisationstheater-Aufführungen speziell für Kinder statt. Am Samstag ist zudem eine Lesung eingeplant, die auch jüngere Zuhörer ansprechen soll.
Open Stage: Bühne für alle
Ein besonderes Highlight bildet die Open Stage am Sonntagmittag. Hier sind alle eingeladen, sich spontan mit Musik, Lesung oder Poetry einzubringen. „Wir wollen Teilhabe ermöglichen – ohne Hürden“, erklärt Mitorganisator Mirko Schneider. Die offene Bühne sei ein Statement für Vielfalt und Ausdrucksfreiheit im Kiez.
Initiativen, Ehrenamt und Engagement
Am Sonntag steht das Fest im Zeichen des sozialen Engagements. Über 20 lokale Gruppen – von den NaturFreunden über die Stolperstein-Initiative bis zur Geschichtswerkstatt Stuttgart-Süd – präsentieren ihre Arbeit. Ziel ist es, das ehrenamtliche Engagement sichtbar zu machen und Möglichkeiten zur Vernetzung zu schaffen.
Ehrenmünzen für herausragendes Engagement
Ein feierlicher Höhepunkt ist die Verleihung der Stuttgarter Ehrenmünze an drei Bürgerinnen und Bürger, die sich über Jahre hinweg für das Gemeinwohl eingesetzt haben: Waltraud Schwollius, Wolfgang Jaworek und Hagen Müller. Bezirksvorsteher Jonathan Makurath würdigt sie als „tragende Säulen unserer Stadtgesellschaft“.
Herausforderungen und Kritik: Zwischen Euphorie und Realität
So viel Begeisterung das neue Fest auch auslöst – es gibt auch kritische Stimmen. Bereits im Vorfeld kam es zu Beschwerden von Anwohnern über zu erwartenden Lärm, Müllaufkommen und eingeschränkte Zufahrtsmöglichkeiten zur Tiefgarage. Die Veranstalter reagierten mit Maßnahmen: temporäre Sperrungen, zusätzliche Toilettenanlagen, Müllstationen und kostenlose Ausweichparkplätze sollen für Entlastung sorgen.
„Wir mussten sehr schnell sehr viel organisieren – aber die Bereitschaft zur Zusammenarbeit im Viertel ist groß.“ – Veranstalterteam
Finanzierung und Struktur
Das Fest wird über ein Gesamtbudget von etwa 41.000 € finanziert. Dieses setzt sich zusammen aus städtischen Fördermitteln (u. a. 6.000 € vom Bezirksbeirat), Standmieten und Einnahmen aus dem Getränkeverkauf. Der Eintritt ist grundsätzlich frei, Spenden werden jedoch erbeten. Getränke sind für Stadtfest-Verhältnisse moderat bepreist – etwa 4,90 € für ein Bier –, was in den sozialen Medien mehrheitlich positiv kommentiert wurde.
Besucherzahlen und Reichweite
Für das viertägige Event werden rund 8.000 Besucher erwartet – das entspricht etwa 18 Prozent der Bevölkerung von Heslach. Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit über Social Media, Plakate im Viertel und Empfehlungen auf Plattformen wie „Rausgegangen“ wird ein vielfältiges Publikum angesprochen. Auffällig ist: Viele der Mitwirkenden kommen direkt aus dem Quartier.
Mehr als ein Fest: Stadtentwicklung im Hintergrund
Das Fest ist nicht losgelöst von städtebaulichen Überlegungen: Es steht im Kontext des Projekts „Schoettle-Areal“, das im Rahmen der IBA’27 langfristig eine gemeinwohlorientierte Nutzung der umliegenden Flächen vorsieht. Kulturelle Zwischennutzungen, Wohnprojekte und grüne Begegnungsorte sind Bestandteil dieser Vision. Das Fest dient auch als Testballon für eine neue Art der öffentlichen Raumnutzung.
Folgeveranstaltungen schon in Planung
Bereits kurz nach dem Schoettleplatz-Fest wird der Platz erneut zur Bühne: Das Afrika-Festival Stuttgart folgt im Juli. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung des Areals als kultureller Hotspot im Süden der Stadt.
Die wichtigsten Programmpunkte im Überblick
Tag | Programmhöhepunkte |
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Donnerstag, 26.06. | Eröffnungskonzert, DJ-Nacht |
Freitag, 27.06. | Live-Musik (Indie, Jazz), Tanzperformance |
Samstag, 28.06. | Lesung, Familienangebote, Poetry Slam |
Sonntag, 29.06. | Tag der Initiativen, Improtheater, Ehrenmünzen, Open Stage |
Ein Stadtteil rückt zusammen
Das Schoettleplatz-Fest ist mehr als ein gewöhnliches Stadtteilfest – es ist Ausdruck einer aktiven, reflektierten und partizipativen Stadtgesellschaft. Hier begegnen sich Generationen, Milieus und Kulturen. Die Verbindung aus Kultur, Geschichte und sozialen Anliegen macht den Charakter des Festes einzigartig. Trotz Herausforderungen in der Organisation scheint das Fest Potenzial zu haben, sich als feste Institution in Stuttgarts Kulturlandschaft zu etablieren – getragen von Menschen, die ihr Viertel nicht nur bewohnen, sondern mitgestalten wollen.