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Tragisches Unglück: Wanderer kommt bei Kuh-Angriff ums Leben

In Aktuelles
September 01, 2025
Ramsau am Dachstein – Ein schwerer Zwischenfall in den österreichischen Alpen hat das Land erschüttert: Ein 85-jähriger Wanderer aus Wien kam bei einem Angriff einer Kuhherde ums Leben. Seine Ehefrau wurde schwer verletzt, überlebte jedoch. Der Vorfall wirft erneut Fragen zur Sicherheit auf Almen und dem richtigen Verhalten bei Begegnungen mit Weidevieh auf.

Der Vorfall in Ramsau am Dachstein

Am vergangenen Sonntag ereignete sich in der beliebten Wanderregion Ramsau am Dachstein ein tragisches Unglück. Das Ehepaar, beide aus Wien, war mit ihrem Hund unterwegs zur Austriahütte, als es in unmittelbarer Nähe zu einer Kuhherde kam. Diese bestand aus neun Tieren, darunter drei Mutterkühe mit ihren Kälbern. Für die Tiere bedeutete die Anwesenheit des Hundes offenbar eine Bedrohung. Aus dem Schutzinstinkt heraus rannten mehrere Kühe auf das Paar zu, attackierten die Wanderer und trampelten sie nieder.

Der Mann erlitt schwerste Verletzungen und wurde mit dem Rettungshubschrauber in ein Krankenhaus nach Salzburg gebracht. Noch vor einer geplanten Notoperation verstarb er. Seine 82-jährige Frau konnte ebenfalls geborgen werden, sie liegt mit schweren, aber nicht lebensbedrohlichen Verletzungen im Krankenhaus. Der Hund blieb unverletzt.

Hintergründe: Warum Kühe gefährlich werden können

Die meisten Wanderer verbinden Kühe mit friedlichen Bildern von grünen Almwiesen. Doch insbesondere Mutterkühe reagieren sehr empfindlich, wenn sie ihre Kälber schützen wollen. Hunde spielen dabei eine zentrale Rolle, da sie von Kühen instinktiv als Bedrohung wahrgenommen werden – ähnlich wie Wölfe.

Fachleute erklären: „Der Hund oder der Besitzer müssen ja nicht einmal Schuld sein, die Kuh kann sich durch den Hund aber trotzdem bedroht fühlen.“ Diese Wahrnehmung führt dazu, dass Mutterkühe mitunter sofort den Angriff suchen. Das Verhalten ist also weniger Aggression als vielmehr ein instinktiver Schutzmechanismus.

Statistische Einordnung der Gefahr

Statistiken des Kuratoriums für Alpine Sicherheit zeigen, dass Kuhangriffe zwar selten sind, dennoch immer wieder vorkommen. In den letzten zehn Jahren wurden in Österreich 54 Zwischenfälle mit Weidevieh registriert. Darunter fanden zwei tödliche Attacken in Tirol statt. Zum Vergleich: In derselben Zeit kamen in den Alpen rund 3.000 Menschen bei Bergunfällen ums Leben, über 120.000 wurden verletzt. Kuhangriffe sind also zahlenmäßig selten, aber ihre Folgen können fatal sein.

Ein internationaler Vergleich macht die Dimension deutlich: Allein in England kamen zwischen 2019 und 2023 insgesamt 22 Menschen durch Kuhangriffe ums Leben. Weltweit wurden im gleichen Zeitraum nur rund zehn Todesfälle durch Hai-Angriffe verzeichnet. Dies verdeutlicht, dass Kühe unterschätzt werden und statistisch gesehen gefährlicher sein können als Raubtiere wie Haie.

Rechtliche Verantwortung und Haftungsfragen

Der tragische Todesfall wirft erneut die Frage auf: Wer haftet bei einem Kuh-Angriff in Österreich? Ein höchstrichterliches Urteil in einem früheren Fall stellte klar: Alm-Besitzer sind nur dann haftbar, wenn sie keine Warnschilder aufstellen oder bekannt ist, dass aggressive Tiere gehalten werden. Wanderer tragen ansonsten Eigenverantwortung. Zäune oder die Trennung von Vieh und Wanderwegen sind in alpinem Gelände nicht verpflichtend. Diese Rechtslage sorgt seit Jahren für Diskussionen zwischen Bauern, Tourismusverbänden und Wanderern.

Wie verhalte ich mich richtig bei einer Kuhbegegnung?

Viele Wanderer stellen sich die Frage: Was tun, wenn eine Kuhherde den Wanderweg versperrt? Experten empfehlen, mindestens 20 Meter Abstand zu halten und ruhig sowie ohne hastige Bewegungen an den Tieren vorbeizugehen. Ist das nicht möglich, sollte der Weg weiträumig umgangen werden. Kühe dürfen keinesfalls bedrängt oder gar provoziert werden.

Ein weiterer häufiger Gedanke: Sollte ich meinen Hund bei Kuhbegegnung anleinen oder frei lassen? Hier gilt eine differenzierte Empfehlung. Grundsätzlich sollte der Hund an der Leine geführt werden. Kommt es jedoch zu einem direkten Angriff, raten Experten, die Leine sofort loszulassen. So kann der Hund fliehen und die Aufmerksamkeit der Kuh von den Menschen ablenken.

Praktische Verhaltenstipps für Wanderer

  • Hunde an der kurzen Leine führen, bei Gefahr sofort ableinen.
  • Nicht direkt durch eine Herde gehen, sondern einen Abstand suchen.
  • Kühen nicht den Rücken zukehren, sondern ruhig weitergehen.
  • Keine hektischen Bewegungen oder lautes Rufen.
  • Kälbern niemals zu nahe kommen oder sie gar streicheln.

Ursachen von Attacken: Wenn Mutterkühe Schutzinstinkt zeigen

Warum greifen Kühe beim Wandern manchmal an? Der Hauptgrund ist fast immer derselbe: Mutterkühe schützen ihre Kälber. Ein Hund, selbst wenn er angeleint ist, wirkt auf die Tiere wie ein natürlicher Feind. In Kombination mit Nähe zu den Kälbern steigert sich der Stresspegel der Tiere enorm. Selbst Wanderer ohne Hund können in Gefahr geraten, wenn sie zwischen Kuh und Kalb geraten.

Die Bergrettung Steiermark rät in solchen Fällen ausdrücklich: „Hunde unbedingt anleinen – sie wirken auf Kühe oft bedrohlich. Bei einem drohenden Angriff aber sofort ableinen, damit der Hund flüchten kann.“ Dieser Rat mag paradox erscheinen, wird jedoch von zahlreichen erfahrenen Bergführern bestätigt.

Erfahrungen und Wahrnehmung in der Bevölkerung

In Online-Foren und sozialen Medien wird intensiv über den Vorfall diskutiert. Auf Wanderplattformen raten Nutzer dazu, niemals den Hund hochzunehmen, da dies die Aggression der Tiere noch verstärken könnte. Stattdessen solle man dem Hund die Möglichkeit geben, eigenständig zu entkommen. Andere Stimmen betonen, dass die Schuldfrage nicht ausschließlich bei den Wandernden liege, sondern das Verhalten der Kühe schlicht instinktgetrieben sei.

Ein Nutzer schrieb: „Der Hund oder der Besitzer müssen ja nicht mal Schuld sein, die Kuh kann sich durch den Hund aber trotzdem bedroht fühlen.“ Diese Einschätzung zeigt, dass auch das Verständnis für das Verhalten der Tiere wächst, selbst wenn die Konsequenzen tragisch sind.

Prävention durch Aufklärung und Kodizes

Österreich hat in den letzten Jahren verschiedene Maßnahmen ergriffen, um das Risiko von Kuh-Angriffen zu minimieren. Dazu gehören einheitliche Hinweisschilder an Almen, Informationskampagnen und ein Verhaltenskodex für Wanderer. Dieser Kodex sieht klare Regeln vor: Hunde an die Leine nehmen, Abstand halten, Wege nicht verlassen. Bei Missachtung drohen im Ernstfall sogar Schadensersatzforderungen. Die Balance zwischen sicherem Wandern und traditioneller Almwirtschaft bleibt dabei eine große Herausforderung.

Konkrete Tipps bei Gefahrensituationen

Doch wie verhalte ich mich bei einer aggressiven Kuh konkret? Experten raten dazu, Ruhe zu bewahren, nicht in Panik zu geraten und sich langsam zurückzuziehen. Droht ein Angriff, kann es helfen, sich groß zu machen, indem man die Arme hebt. Manche Bergsteiger empfehlen auch, mit dem Wanderstock leicht gegen die Stirn der Kuh zu tippen – nicht gegen die Nase –, um das Tier zurückzudrängen. Wichtig ist stets, den Tieren keine Angriffsfläche zu bieten und einen geordneten Rückzug anzustreben.

Ein wiederkehrendes Problem in den Alpen

Der jüngste Todesfall reiht sich in eine Serie ähnlicher Vorfälle ein, die in den vergangenen Jahren Schlagzeilen machten. Besonders problematisch sind Begegnungen zwischen Wanderern mit Hunden und Mutterkühen mit Kälbern. Tourismusverbände und Almwirte stehen daher vor der Aufgabe, Gäste noch stärker zu sensibilisieren und Wege, wo möglich, umzuleiten.

Die Zahl der Wanderer in Österreich ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. Millionen Menschen zieht es jährlich in die Berge, was zwangsläufig auch die Zahl der Begegnungen zwischen Mensch und Tier erhöht. Obwohl die Wahrscheinlichkeit eines Angriffs gering ist, zeigen die tragischen Einzelfälle, dass das Risiko nicht unterschätzt werden darf.

Ein Unglück mit Signalwirkung

Das Drama von Ramsau am Dachstein zeigt eindrücklich, wie schmal die Grenze zwischen einem unbeschwerten Wandertag und einer tödlichen Gefahr sein kann. Während die Frau des verstorbenen Wanderers im Krankenhaus um ihre Genesung kämpft, bleibt in der Bevölkerung die Betroffenheit groß. Die Diskussion um Verantwortung, Prävention und das richtige Verhalten wird mit neuem Nachdruck geführt. Sicher ist: Der Schutzinstinkt von Mutterkühen ist nicht zu unterschätzen, und jeder Wanderer muss sich seiner Eigenverantwortung bewusst sein.

Die Alpen sind ein einzigartiger Naturraum, in dem Landwirtschaft, Tourismus und Tierwelt aufeinandertreffen. Damit diese Koexistenz weiterhin gelingt, braucht es Aufklärung, Rücksichtnahme und klare Regeln. Die Erinnerung an den 85-jährigen Wiener Wanderer, der in den Bergen sein Leben verlor, mahnt alle Beteiligten, die Gefahren nicht zu verharmlosen und die Sicherheit auf den Almen noch stärker in den Mittelpunkt zu rücken.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.