Verbraucherschützer verklagen Milka: Ärger um geschrumpfte Schokoladentafeln

In Regionales
September 02, 2025

Hamburg/Bremen – Die Verbraucherzentrale Hamburg zieht gegen Milka vor Gericht. Der Vorwurf: Mondelez, der Konzern hinter der bekannten Schokoladenmarke, habe die Füllmenge seiner Tafeln reduziert, ohne die Verpackung sichtbar zu verändern. Verbraucherschützer sprechen von einer irreführenden „Mogelpackung“ und wollen mit der Klage ein Zeichen gegen die sogenannte Shrinkflation setzen.

Der Kern des Streits

Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht die Entscheidung von Mondelez, die Füllmenge der beliebten Milka-Schokoladentafeln von 100 Gramm auf 90 Gramm zu senken. Betroffen sind klassische Sorten wie Alpenmilch, Noisette, Zartherb und Weiß. Auch die größeren Tafeln wurden angepasst – sie schrumpften von 270 auf 250 Gramm. Auffällig: Die Verpackungen blieben in Größe und Design nahezu identisch, sodass die Veränderung für viele Konsumenten kaum erkennbar war.

Genau darin sieht die Verbraucherzentrale Hamburg eine Täuschung der Kunden. Ihrer Ansicht nach hätten Käufer ein Recht auf eine klare Kennzeichnung solcher Änderungen. Die Klage wurde beim Landgericht Bremen eingereicht, das nun über die Transparenzpflicht von Herstellern entscheiden soll.

Shrinkflation in Deutschland

Der Fall Milka ist kein Einzelfall, sondern reiht sich in eine Serie ähnlicher Entwicklungen ein. Das Phänomen, das häufig als Shrinkflation bezeichnet wird, beschreibt die Praxis, den Inhalt von Produkten zu verringern, während der Preis gleichbleibt oder sogar steigt. Verbraucher fühlen sich dadurch getäuscht, denn trotz unveränderter Verpackung erhalten sie weniger Produkt für ihr Geld.

Verbraucherschützer fordern schon lange gesetzliche Regelungen, um Kunden besser vor solchen Maßnahmen zu schützen. Ein Vorschlag lautet, Hersteller müssten bei jeder Mengenreduzierung über mindestens sechs Monate hinweg einen deutlich sichtbaren Hinweis auf der Verpackung anbringen. Zudem solle die Verpackungsgröße künftig zwingend an den tatsächlichen Inhalt angepasst werden.

Die Sicht von Milka und Mondelez

Mondelez weist die Vorwürfe zurück. Ein Sprecher des Unternehmens erklärte, man habe die Verbraucher transparent informiert: Das neue Gewicht sei klar auf der Verpackung vermerkt und zusätzlich über Onlinekanäle kommuniziert worden. Die Reduzierung sei notwendig gewesen, um auf gestiegene Produktions- und Rohstoffkosten, insbesondere bei Kakao, zu reagieren. „Preisanpassungen sind für uns immer die letzte Option“, betont das Unternehmen.

Aus Sicht der Verbraucherschützer reicht das jedoch nicht aus. Sie argumentieren, dass der Hinweis auf der Verpackung zwar vorhanden sei, aber nicht deutlich genug, um für alle Käufer sofort erkennbar zu sein. Die nahezu unveränderte Größe der Verpackung verstärke den Eindruck einer bewussten Täuschung.

Foodwatch und weitere Kritik

Unterstützung erhält die Verbraucherzentrale auch von der Verbraucherorganisation Foodwatch. Diese bezeichnete Milka bereits als „dreisteste Werbelüge des Jahres“. Das Unternehmen betreibe klassische Mogelpackungspolitik, die das Vertrauen in Markenprodukte nachhaltig beschädige.

In einer Zeit, in der Inflation und steigende Lebenshaltungskosten viele Haushalte belasten, wird das Thema Shrinkflation besonders sensibel wahrgenommen. Kunden reagieren zunehmend kritisch auf Preissteigerungen oder versteckte Reduzierungen, die ohne deutliche Hinweise erfolgen.

Gesetzliche Dimension

Mit der Klage der Verbraucherzentrale Hamburg könnte nun auch eine rechtliche Grundsatzentscheidung fallen. Sollte das Landgericht Bremen der Argumentation folgen, könnten Hersteller künftig gezwungen sein, ihre Verpackungen deutlicher anzupassen und Verbraucher klar zu informieren. Politiker und Verbraucherschützer sehen darin eine Chance, die bestehenden Gesetzeslücken zu schließen.

Betroffene SorteAlte FüllmengeNeue Füllmenge
Milka Alpenmilch100 g90 g
Milka Noisette100 g90 g
Milka Zartherb100 g90 g
Milka Weiß100 g90 g
Milka Großtafel270 g250 g

Ein Schlusswort: Vertrauen auf dem Prüfstand

Die Klage gegen Milka ist mehr als nur ein Streit um zehn Gramm Schokolade. Sie steht stellvertretend für eine größere Debatte über Transparenz, Verbraucherschutz und das Vertrauen in bekannte Marken. Sollten die Verbraucherschützer erfolgreich sein, könnte das Urteil Signalwirkung für die gesamte Lebensmittelbranche haben. Für Verbraucher bleibt die Hoffnung, dass in Zukunft klarer erkennbar wird, wie viel Produkt tatsächlich in einer Packung steckt – und dass Markenhersteller die Treue ihrer Kunden nicht aufs Spiel setzen.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.