
Berlin – Autofahrerinnen und Autofahrer in Deutschland müssen sich ab 2026 auf spürbar steigende Spritpreise einstellen. Grund dafür ist vor allem die Einführung des neuen Emissionshandelssystems (ETS II), das die Kosten für Benzin und Diesel deutlich anheben dürfte. Während manche Prognosen von nur wenigen Cent Mehrbelastung sprechen, warnen andere Berechnungen vor Preissprüngen von bis zu 20 Cent pro Liter. Die Unsicherheit sorgt schon jetzt für intensive Diskussionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Steigende Spritpreise ab 2026: Was steckt dahinter?
Der CO₂-Preis als zentraler Kostentreiber
Der entscheidende Grund für die erwarteten Preissteigerungen an den Tankstellen liegt im wachsenden Einfluss des CO₂-Preises. Bislang wird dieser in Deutschland schrittweise festgelegt, doch ab 2026 verändert sich das System grundlegend: Der Preis wird nicht mehr politisch bestimmt, sondern über Auktionen am Markt gebildet. Für das Jahr 2026 gilt zunächst ein Preiskorridor von 55 bis 65 Euro pro Tonne CO₂. Ab 2027 fällt dieser Korridor weg, und die Preisbildung wird vollständig durch den Marktmechanismus bestimmt. Das bedeutet: mehr Unsicherheit, stärkere Schwankungen und eine potenziell höhere Belastung für Verbraucher.
Unterschiedliche Prognosen für 2026
Wie stark die Spritpreise im Jahr 2026 tatsächlich steigen werden, hängt von der Betrachtungsweise ab. Der ADAC selbst spricht teilweise von nur moderaten Erhöhungen von rund drei Cent je Liter im Vergleich zum Vorjahr. Andere Berechnungen, etwa von Fachmedien oder Versicherern, gehen jedoch von deutlich stärkeren Auswirkungen aus: Demnach könnten Benzinpreise um bis zu 17 Cent und Dieselpreise um bis zu 19 Cent pro Liter steigen. Wieder andere Kalkulationen, wie sie in Fachstudien oder bei Energiewende-Instituten diskutiert werden, halten sogar Werte von bis zu 20 Cent für realistisch.
Einordnung durch Experten
Ein Sprecher des ADAC erklärte dazu: „2026 wird der Sprung an den Zapfsäulen vermutlich noch moderat ausfallen. Deutlich stärker wird die Belastung aber ab 2027, wenn die Preisbildung vollständig in den Markt übergeht.“ Diese Einschätzung teilen auch Analysten von Forschungsinstituten, die darauf hinweisen, dass sich spätestens dann die Kosten von Emissionen wesentlich unmittelbarer auf die Verbraucherpreise auswirken werden.
Die Bandbreite der Prognosen
Moderate Szenarien
In eher vorsichtigen Berechnungen, wie sie etwa von einigen Nachrichtenportalen veröffentlicht wurden, ist für 2026 nur mit einem Aufschlag von knapp drei Cent zu rechnen. Diese Werte beziehen sich jedoch häufig auf den direkten Unterschied zwischen 2025 und 2026 – also auf einen kurzfristigen Vergleich. Solche Zahlen können trügerisch sein, weil sie nicht das Gesamtniveau, sondern nur den Jahressprung betrachten.
Deutliche Mehrbelastungen
Andere Quellen gehen von einem wesentlich größeren Effekt aus. Demnach könnte ein durchschnittlicher Benzinpreisaufschlag von 17 Cent pro Liter eintreten, bei Diesel wären es knapp 19 Cent. Diese Zahlen basieren auf einem CO₂-Preis von 65 Euro pro Tonne und einem Vergleich mit den Preisen von 2020. Besonders Autofahrer, die täglich pendeln oder lange Strecken zurücklegen müssen, würden die Unterschiede stark zu spüren bekommen.
Langfristige Projektionen
Einige Forschungsinstitute warnen zudem, dass der CO₂-Preis 2026 auch deutlich über den bisher genannten 65 Euro liegen könnte. Szenarien zwischen 90 und 110 Euro pro Tonne sind möglich, wenn die Klimaziele nicht rechtzeitig erreicht werden. In diesem Fall würden die Spritpreise deutlich stärker steigen als bislang angenommen. Solche Projektionen unterstreichen die Unsicherheit der aktuellen Debatte.
Folgen für Autofahrer und Gesellschaft
Direkte Auswirkungen an der Zapfsäule
Für viele Verbraucher wird die zentrale Frage lauten: Wie viel teurer wird das Tanken konkret? Eine einfache Rechnung zeigt die Dimension: Wer pro Jahr 15.000 Kilometer fährt und dabei durchschnittlich sieben Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht, benötigt rund 1.050 Liter Kraftstoff. Bei einem Preisaufschlag von 17 Cent pro Liter wären das zusätzliche Kosten von etwa 180 Euro pro Jahr – allein durch die CO₂-Bepreisung.
Indirekte Folgen über Transport und Logistik
Nicht nur Autofahrer selbst sind betroffen. Auch Speditionen, Lieferdienste und die gesamte Logistikbranche sehen sich steigenden Kosten gegenüber. Diese Mehrbelastungen werden mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Verbraucherpreise umgelegt – etwa bei Lebensmitteln, Konsumgütern und Dienstleistungen. Schon jetzt weisen Branchenvertreter darauf hin, dass die Mehrkosten im Transportsektor unweigerlich zu höheren Endpreisen führen werden.
Soziale Dimension der Spritpreissteigerung
In Online-Foren und sozialen Netzwerken wird die Frage intensiv diskutiert, wie gerecht die CO₂-Bepreisung ausgestaltet ist. Pendlerinnen und Pendler sowie Menschen mit niedrigerem Einkommen sind von steigenden Spritpreisen besonders stark betroffen, da sie weniger Ausweichmöglichkeiten haben. Kritische Stimmen warnen davor, dass die Belastung für einkommensschwächere Haushalte unverhältnismäßig hoch ausfallen könnte. Auch die Frage nach möglichen politischen Gegenreaktionen – etwa durch Entlastungsmaßnahmen oder Preisbremsen – wird breit diskutiert.
Politische und regulatorische Hintergründe
Das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG)
Die Grundlage für die Preissteigerungen bildet das deutsche Brennstoffemissionshandelsgesetz. Es sieht vor, dass die CO₂-Kosten für fossile Brennstoffe Schritt für Schritt steigen. Während in den Jahren 2021 bis 2025 feste Preise galten, geht Deutschland 2026 in die Marktphase über. Das bedeutet: Der Preis wird über Zertifikate-Auktionen festgelegt, wobei zunächst ein Preiskorridor den Rahmen vorgibt. Diese Systemumstellung soll mehr Kosteneffizienz bringen, führt aber auch zu größerer Unsicherheit über die Preisentwicklung.
Der europäische Kontext: ETS II
Die deutschen Maßnahmen sind eingebettet in die europäische Klimapolitik. Ab 2027 wird das neue Emissionshandelssystem ETS II europaweit eingeführt. Dieses System umfasst unter anderem den Straßenverkehr und die Wärmeversorgung. Damit ist klar, dass die Belastungen nicht nur national bestimmt werden, sondern auch von der europäischen Marktlogik abhängen. Schon jetzt rechnen Experten damit, dass ab 2027 größere Preissprünge unvermeidlich sind.
Stimmen aus Foren und sozialen Netzwerken
Diskussionen zur Alltagspraxis
In Autokommunen wie Motor-Talk rechnen Nutzer vor, welche Mehrkosten entstehen, wenn die Literpreise tatsächlich um bis zu 20 Cent steigen. Viele heben hervor, dass die Kosten nicht nur Autofahrer treffen, sondern auch CNG-Fahrzeuge oder die Transportbranche. Es herrscht Einigkeit: Die höheren Preise werden über kurz oder lang auch in den Supermarktregalen spürbar sein.
Verteilungsfragen im Fokus
Auf Plattformen wie Reddit wird verstärkt die soziale Frage diskutiert: Während Besserverdiener die Mehrbelastung oft leichter tragen können oder auf Elektroautos umsteigen, trifft es Haushalte mit geringem Einkommen härter. Diese Polarisierung könnte die gesellschaftliche Akzeptanz der Klimapolitik gefährden. „Steuern und Abgaben bestimmen längst stärker den Spritpreis als der Rohölmarkt“, merkt ein Nutzer an – eine Beobachtung, die viele teilen.
Der große Sprung ab 2027
Viele Diskussionen drehen sich darum, ob 2026 wirklich den „großen Knall“ bringt oder erst 2027. Die meisten Stimmen sehen das Jahr 2026 eher als Vorbereitungsphase, während ab 2027 mit dem ETS II der eigentliche Kostenhebel greift. In Foren werden Bandbreiten von bis zu 19 Cent pro Liter genannt, die in dieser Phase durchaus realistisch sein könnten.
Überblick in Zahlen
Mögliche Preisaufschläge im Jahr 2026
CO₂-Preis (€/t) | Benzin (Cent/Liter) | Diesel (Cent/Liter) |
---|---|---|
55 | +15,7 | +17,5 |
60 | +16,8 | +18,6 |
65 | +17,9 | +19,7 |
90–110 | +25 bis +30 | +27 bis +32 |
Rechenbeispiel für Pendler
- Jahresfahrleistung: 15.000 km
- Durchschnittsverbrauch: 7 Liter/100 km
- Gesamtverbrauch: ca. 1.050 Liter
- Mehrkosten bei +17 Cent/Liter: rund 180 € pro Jahr
Perspektiven für Verbraucher
Strategien zur Kostenreduktion
Viele Experten raten Autofahrern, rechtzeitig über Alternativen nachzudenken. Dazu zählen die Anschaffung sparsamerer Fahrzeuge, der Umstieg auf Hybrid- oder Elektroautos oder auch die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Auch Carsharing und Fahrgemeinschaften werden als Optionen diskutiert. Gleichzeitig betonen Fachleute, dass staatliche Unterstützungsmaßnahmen notwendig bleiben, um soziale Schieflagen abzufedern.
Politische Diskussionen
Die Frage, wie die Politik auf die steigenden Kosten reagieren sollte, ist bereits jetzt Gegenstand intensiver Debatten. Während Befürworter eine konsequente Bepreisung von Emissionen als wichtigen Schritt zum Klimaschutz sehen, warnen Kritiker vor einer Überlastung der Bürgerinnen und Bürger. Diskutiert werden mögliche Kompensationsmaßnahmen wie ein Klimageld oder steuerliche Entlastungen für besonders betroffene Haushalte.
Internationale Einflüsse
Hinzu kommt, dass die Preisentwicklung an den Tankstellen nicht allein von der CO₂-Bepreisung abhängt. Faktoren wie die Rohölpreise, Wechselkurse, geopolitische Krisen oder globale Nachfrageentwicklungen spielen ebenfalls eine Rolle. Das macht Prognosen noch unsicherer und zeigt, dass Verbraucher sich auf eine volatile Zukunft einstellen müssen.
Die entscheidenden Jahre nach 2026
Auch wenn 2026 schon deutliche Preiserhöhungen mit sich bringen kann, richten sich viele Blicke auf die Jahre ab 2027. Dann wird sich zeigen, wie der europäische Emissionshandel in der Praxis wirkt und ob politische Eingriffe notwendig werden. Manche Szenarien gehen davon aus, dass der CO₂-Preis langfristig dreistellig wird, was dramatische Folgen für den Straßenverkehr hätte.
Abschließende Einschätzung: Zwischen Unsicherheit und Realität
Zusammenfassend lässt sich sagen: Autofahrer müssen ab 2026 mit steigenden Spritpreisen rechnen, auch wenn die Höhe stark variieren kann. Während konservative Schätzungen von nur wenigen Cent ausgehen, sehen andere Prognosen erhebliche Mehrkosten voraus. Klar ist in jedem Fall, dass der CO₂-Preis zum zentralen Treiber der Preisentwicklung wird – mit Folgen für Autofahrer, Transportwirtschaft und Konsum. Ob die Politik rechtzeitig gegensteuert oder den Marktmechanismus uneingeschränkt wirken lässt, bleibt abzuwarten. Für die Verbraucher bedeutet dies: Flexibilität und Anpassungsbereitschaft werden wichtiger denn je.