Gesundheitspionier im Indischen Ozean Tabakfreie Generation: Malediven verbieten das Rauchen

In Ausland
November 01, 2025

Malé – Die Regierung der Malediven hat einen historischen Schritt unternommen: Ab dem 1. November 2025 dürfen Menschen, die am oder nach dem 1. Januar 2007 geboren sind, weder Tabakprodukte kaufen noch konsumieren. Mit dieser Entscheidung will das Inselparadies im Indischen Ozean eine „tabakfreie Generation“ schaffen und Vorbild im globalen Kampf gegen den Nikotinkonsum werden.

Ein Gesetz mit Signalwirkung

Die Malediven sind das erste Land weltweit, das ein sogenanntes „generationales Rauchverbot“ umsetzt. Präsident Mohamed Muizzu unterzeichnete am 21. Mai 2025 das zweite Amendment des Tobacco Control Act. Das Gesetz gilt ab dem 1. November 2025 und verbietet den Kauf, Besitz und Konsum von Tabakprodukten für alle, die am oder nach dem 1. Januar 2007 geboren wurden. Damit setzt die Regierung ein starkes Zeichen gegen die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen des Rauchens.

Der neue Rechtsrahmen umfasst nicht nur klassische Zigaretten, sondern auch E-Zigaretten, Vaping-Produkte und deren Zubehör. Ebenso verboten sind Tabakwerbung, Sponsoring und die Einfuhr von Geräten, die zur Tabakproduktion verwendet werden können. Die Behörden betonen, dass die Maßnahme Teil eines langfristigen Plans sei, um den Tabakkonsum im Land vollständig zu beenden.

Wer ist von dem Rauchverbot betroffen?

Das Rauchverbot gilt für alle Bürgerinnen und Bürger der Malediven, die nach dem 1. Januar 2007 geboren wurden – unabhängig davon, ob sie zu Hause oder auf einer der Inselresorts leben. Besonders bemerkenswert: Auch Touristen und ausländische Besucher unterhalb dieses Geburtsjahres sind von dem Gesetz betroffen. Wer Tabakprodukte in dieser Altersgruppe konsumiert oder verkauft, muss mit empfindlichen Strafen rechnen. Der Verkauf an Minderjährige kann mit Geldbußen bis zu 50.000 Rufiyaa (rund 3.200 US-Dollar) geahndet werden.

Warum die Malediven diesen Schritt gehen

Die Entscheidung fußt auf ernüchternden Zahlen: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren 2022 rund 27,3 Prozent der maledivischen Bevölkerung ab 15 Jahren Raucher – Männer mit 43,6 Prozent, Frauen mit 3,7 Prozent. Etwa 12,8 Prozent aller Todesfälle im Land werden mit Tabakkonsum in Verbindung gebracht. Der wirtschaftliche Schaden liegt bei mehr als 661 Millionen Rufiyaa pro Jahr. Diese Zahlen machten der Regierung deutlich, dass ein Umdenken erforderlich ist.

In einer landesweiten Befragung stimmte die Mehrheit der Bevölkerung dem Vorschlag einer tabakfreien Generation zu. Ursprünglich wurden verschiedene Jahrgänge diskutiert – 2000, 2004 und schließlich 2007 –, bevor die Regierung sich auf den jüngsten Jahrgang festlegte, um möglichst früh einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Präsident Muizzu erklärte, man wolle „den Teufelskreis des Rauchens für immer durchbrechen“ und die kommende Generation vor den Gefahren des Nikotins schützen.

Die Lage unter Jugendlichen

Schon vor dem Gesetz zeigte die „Global Youth Tobacco Survey“ der WHO, dass 8,3 Prozent der 13- bis 15-Jährigen auf den Malediven regelmäßig Tabak oder ähnliche Produkte konsumierten. Über 17 Prozent hatten bereits E-Zigaretten ausprobiert, fast die Hälfte war regelmäßig Passivrauch ausgesetzt. Besonders alarmierend: In der Altersgruppe zwischen 15 und 29 Jahren rauchten laut Gesundheitsministerium über 21 Prozent. Das Verbot soll diese Entwicklung langfristig stoppen.

Ab wann gilt das Rauchverbot?

Das Gesetz tritt am 1. November 2025 in Kraft. Ab diesem Tag dürfen die betroffenen Jahrgänge keinen Tabak mehr kaufen oder nutzen. Geschäfte müssen Altersverifikationen durchführen, und Online-Verkäufe ohne Kontrolle werden verboten. Auch Automatenverkauf oder Lieferung über Kurierdienste ist untersagt, wenn keine Altersprüfung erfolgt.

Gesundheitliche und wirtschaftliche Motive

Die maledivische Regierung verfolgt mit dem Rauchverbot sowohl gesundheitspolitische als auch wirtschaftliche Ziele. Tabakbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden und Krebs verursachen nicht nur Leid, sondern auch enorme Kosten im Gesundheitssystem. Laut Regierungsangaben sind 23 Prozent der medizinischen Behandlungsfälle indirekt auf Tabakkonsum zurückzuführen. Zudem belastet der Tabakkonsum das staatliche Versicherungssystem „Aasandha“ erheblich, wie Bürger in Online-Foren wiederholt kritisierten.

„Trotz nur 23 Prozent Raucheranteil tragen wir den Großteil der Gesundheitskosten“, schrieb ein Nutzer im Reddit-Forum r/maldives und sprach damit vielen aus der Seele. Die Regierung hofft, dass das Verbot nicht nur die Gesundheit verbessert, sondern langfristig auch die wirtschaftliche Stabilität stärkt.

Wie sieht die internationale Reaktion aus?

Gesundheitsorganisationen weltweit begrüßen den Schritt. Die Initiative „Action on Smoking and Health“ (ASH) bezeichnete das Gesetz als „wegweisend für den globalen Tobacco Endgame-Ansatz“. Auch die WHO lobte die Malediven als Beispiel für proaktive Gesundheitspolitik. Dagegen warnen Verbände wie CAPHRA oder das Consumer Choice Center vor unbeabsichtigten Nebenwirkungen. Sie sehen die Gefahr, dass ein Schwarzmarkt für Zigaretten entstehen könnte, ähnlich wie in Australien oder Dänemark, wo vergleichbare Beschränkungen getestet wurden.

Droht ein Schwarzmarkt?

Kritiker fürchten, dass die unterschiedlichen Regeln für Generationen eine Zwei-Klassen-Gesellschaft schaffen könnten. Während ältere Bürger weiterhin rauchen dürfen, müssen jüngere auf illegale Quellen zurückgreifen, wenn sie Nikotin konsumieren wollen. Schon heute beobachten Behörden einen Anstieg von Schmuggelware – laut CAPHRA um bis zu 38 Prozent. Besonders Vaping-Flüssigkeiten und billige Importzigaretten werden als problematisch genannt. Das Gesundheitsministerium entgegnet, dass strenge Grenzkontrollen und hohe Strafen Missbrauch verhindern sollen.

Tourismus und internationale Gäste im Fokus

Die Malediven sind stark vom Tourismus abhängig, und das Rauchverbot betrifft auch Reisende. In Reisegruppen auf Facebook und Foren wie TripAdvisor berichten Urlauber, dass E-Zigaretten-Flüssigkeiten bereits bei der Einreise beschlagnahmt werden. Hotels und Resorts haben begonnen, ihre Gäste über die neuen Regeln zu informieren. Eine Diskussion auf Facebook beschreibt, dass selbst mitgebrachte E-Zigaretten am Flughafen von Malé konfisziert wurden. „Guests are not permitted to bring vape fluids into the country“, heißt es in einem Beitrag eines Reiseveranstalters.

Wie reagieren Touristen auf das Verbot?

Während einige Reisende Verständnis für den Gesundheitsschutz zeigen, äußern andere Unmut über die strengen Kontrollen. Kritiker befürchten, dass das Verbot das Image der Malediven als luxuriöses Reiseziel beeinträchtigen könnte. Doch die Regierung sieht die Maßnahme als Teil einer größeren Vision: Die Malediven sollen als „Healthy Nation“ positioniert werden, ein Land, das nicht nur für seine Strände, sondern auch für seinen Lebensstil bekannt ist.

Stimmen aus der Bevölkerung

Die öffentliche Meinung ist gespalten. In den sozialen Medien finden sich sowohl Lob als auch Kritik. Auf Instagram kursieren Kampagnen mit Slogans wie „The countdown to a smoke-free future begins tonight“ oder „Join us for a healthier generation“. Diese offiziellen Beiträge werden tausendfach geteilt und gelten als Teil einer breit angelegten Imagekampagne. Gleichzeitig diskutieren Bürger auf Reddit über die sozialen Folgen des Gesetzes. Einige User befürchten, dass der plötzliche Wegfall von Nikotinprodukten zu psychischen Problemen führen könnte – insbesondere bei jungen Menschen mit Aufmerksamkeitsdefiziten oder Stresssymptomen.

Welche Strafen drohen bei Verstößen?

Das Gesetz sieht hohe Bußgelder vor. Wer Tabakwaren an Personen verkauft, die am oder nach dem 1. Januar 2007 geboren wurden, muss mit bis zu 50.000 Rufiyaa Strafe rechnen. Für den Konsum von E-Zigaretten oder Vapes können Geldstrafen bis zu 5.000 Rufiyaa verhängt werden. Zudem sind Polizei und Zollbehörden befugt, Tabakprodukte zu beschlagnahmen und bei wiederholten Verstößen rechtliche Schritte einzuleiten.

Gesetzliche Details und Umsetzung

Die Umsetzung des Gesetzes erfordert erhebliche logistische und bürokratische Anpassungen. Händler müssen neue Altersprüfsysteme einführen, während Onlineplattformen strikte Verifikationsmethoden nutzen müssen. Die Regierung arbeitet außerdem an einer Informationskampagne, um die Bevölkerung über das Gesetz und seine Hintergründe aufzuklären. Geplant ist eine Zusammenarbeit mit Schulen, um Aufklärung über Nikotinabhängigkeit in den Unterricht zu integrieren.

Langfristige Perspektive

Mit dem „Tobacco Endgame“-Ansatz verfolgen die Malediven eine Strategie, die über klassische Prävention hinausgeht. Ziel ist es, die Tabakindustrie schrittweise aus dem Land zu verdrängen. Das Gesundheitsministerium rechnet damit, dass die Zahl der Raucher in den nächsten 15 Jahren um mehr als 70 Prozent sinken wird. Die Vision: eine vollständig rauchfreie Gesellschaft bis 2040.

Was sind die größten Herausforderungen?

Einige Experten weisen darauf hin, dass ein generationales Rauchverbot nur dann erfolgreich sein kann, wenn es mit alternativen Angeboten zur Schadensminderung kombiniert wird – etwa Entwöhnungsprogrammen oder medizinisch begleiteten Nikotinersatztherapien. Ohne diese Begleitmaßnahmen bestehe die Gefahr, dass illegale Märkte oder gesundheitsschädlichere Alternativen entstehen. Auch die Kontrolle auf den weit verstreuten Inseln der Malediven wird als organisatorische Hürde genannt.

Ein mutiger Schritt mit globaler Strahlkraft

Ob das Rauchverbot der Malediven Schule macht, bleibt abzuwarten. Schon jetzt diskutieren Länder wie Neuseeland, Malaysia und Irland ähnliche Modelle. Die Malediven haben sich mit ihrem konsequenten Ansatz jedoch in die internationale Schlagzeilen gebracht. Das Land, das sonst vor allem für Luxusresorts und Korallenriffe bekannt ist, positioniert sich nun als Gesundheitsvorreiter. Die Entscheidung könnte zu einer Blaupause für andere Nationen werden, die den Kampf gegen Tabakabhängigkeit aufnehmen wollen.

Ein neues Kapitel für die Malediven

Der 1. November 2025 markiert nicht nur ein Datum im Kalender, sondern den Beginn eines neuen gesellschaftlichen Verständnisses von Gesundheit und Verantwortung. Die „tabakfreie Generation“ der Malediven steht für mehr als ein Verbot – sie symbolisiert eine Bewegung, die auf Aufklärung, Bewusstsein und Zukunft setzt. Ob sich dieser Ansatz langfristig bewährt, wird sich zeigen. Doch eines ist sicher: Die Malediven haben Geschichte geschrieben und setzen damit ein starkes Signal für den globalen Gesundheitsschutz.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.