
Dingolfing/München, 15. Dezember 2025. Zwischen Lichterketten, Budenreihen und dem leisen Stimmengewirr der Vorweihnachtszeit liegt eine stille Anspannung. In Niederbayern haben Sicherheitsbehörden fünf Männer festgenommen, die nach Erkenntnissen der Ermittler einen Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt geplant haben sollen. Was öffentlich als Ort der Begegnung und Besinnlichkeit gilt, stand offenbar im Fokus eines mutmaßlich islamistisch motivierten Gewaltplans.
Festnahmen im Raum Niederbayern
Die Generalstaatsanwaltschaft München bestätigte am Wochenende die Festnahme von fünf Männern im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Anschlagsplan auf einen Weihnachtsmarkt. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf den Raum Dingolfing in Niederbayern. Nach dem bisherigen Kenntnisstand der Behörden bestand der Verdacht, dass ein Anschlag mit einem Fahrzeug verübt werden sollte – mit dem erklärten Ziel, möglichst viele Menschen zu töten oder schwer zu verletzen.
Auch wenn weder ein konkreter Tatort noch ein genauer Zeitpunkt öffentlich benannt wurden, werten die Ermittler den Zugriff als präventiven Erfolg. Die Verdächtigen wurden demnach festgenommen, bevor es zu einer konkreten Umsetzung kommen konnte. Die Sicherheitsbehörden betonen, dass durch das frühzeitige Eingreifen eine erhebliche Gefahr für die Öffentlichkeit abgewendet worden sein könnte.
Hier der Beitrag von NADR News zum Thema:
Alarm kurz vor Weihnachten: Anschlagsplan auf Weihnachtsmarkt in Dingolfing
Verdächtige und ihre mutmaßlichen Rollen
Bei den festgenommenen Personen handelt es sich nach Angaben der Ermittlungsbehörden um Männer unterschiedlicher Nationalitäten und Altersgruppen. Im Zentrum der Ermittlungen steht ein 56-jähriger ägyptischer Staatsangehöriger, der als Prediger beziehungsweise Imam in einer Moschee im Raum Dingolfing-Landau tätig gewesen sein soll. Ihm wird vorgeworfen, den Anschlagsplan ideologisch befördert oder initiiert zu haben.
Darüber hinaus wurden drei marokkanische Staatsangehörige im Alter von 22, 28 und 30 Jahren festgenommen. Nach dem bisherigen Ermittlungsstand sollen sie bereit gewesen sein, die Tat auszuführen. Ein weiterer Verdächtiger, ein 37-jähriger Syrer, soll die Gruppe in ihrem Vorhaben bestärkt haben. Die genaue Tatbeteiligung der einzelnen Beschuldigten ist Gegenstand laufender Ermittlungen.
- 56-jähriger ägyptischer Staatsangehöriger, mutmaßlich ideologischer Impulsgeber
- Drei marokkanische Männer im Alter zwischen 22 und 30 Jahren
- 37-jähriger syrischer Staatsbürger mit unterstützender Rolle
Für alle Beschuldigten gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. Die Ermittlungsbehörden weisen darauf hin, dass die rechtliche Bewertung der einzelnen Rollen erst nach Abschluss der Untersuchungen möglich sein wird.
Untersuchungshaft und Präventivgewahrsam
Vier der fünf Festgenommenen wurden einem Haftrichter vorgeführt. Gegen sie ergingen Haftbefehle, sodass sie sich nun in Untersuchungshaft befinden. Der fünfte Beschuldigte wurde in Präventivgewahrsam genommen. Diese Maßnahme dient der Abwehr einer unmittelbaren Gefahr und ist zeitlich begrenzt. Die Ermittlungen werden von der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus der Generalstaatsanwaltschaft München geführt, unterstützt durch das bayerische Landesamt für Verfassungsschutz.
Keine konkreten Hinweise auf Ziel oder Zeitpunkt
Trotz der Schwere der Vorwürfe betonen die Sicherheitsbehörden, dass bislang keine belastbaren Hinweise auf einen konkret ausgewählten Weihnachtsmarkt oder einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag vorliegen. Auch ein genaues Datum sei nach aktuellem Ermittlungsstand nicht bekannt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann erklärte, dass keine akute Gefährdungslage für einzelne Märkte bestehe.
Gleichzeitig machte Herrmann deutlich, dass die allgemeine Sicherheitslage während der Weihnachtszeit weiterhin ernst genommen werde. Großveranstaltungen, insbesondere Weihnachtsmärkte, gelten seit Jahren als potenzielle Anschlagsziele und stehen daher unter besonderem Schutz. Bereits bestehende Sicherheitskonzepte sollen nach Angaben des Innenministeriums konsequent umgesetzt werden.
Sicherheitsbehörden sehen präventiven Erfolg
Vertreter von Polizei und Staatsanwaltschaft hoben die enge Zusammenarbeit verschiedener Sicherheitsbehörden hervor. Der Fall zeige, wie wichtig frühzeitige Hinweise, Informationsaustausch und konsequentes Handeln seien. Auch die Auswertung extremistischer Netzwerke und Predigten spiele eine zentrale Rolle bei der Gefahrenabwehr.
Polizeigewerkschaften nahmen den Fall zum Anlass, erneut auf die Belastung der Einsatzkräfte hinzuweisen. Sie fordern zusätzliche personelle Ressourcen, moderne Technik und eine langfristige Stärkung der Sicherheitsstrukturen. Gerade in Zeiten erhöhter Bedrohungslagen sei eine gut ausgestattete Polizei entscheidend, um Anschlagspläne frühzeitig zu erkennen.
Weihnachtsmärkte bleiben geöffnet
Trotz der Festnahmen und der laufenden Ermittlungen sollen die Weihnachtsmärkte in Bayern weiterhin wie geplant stattfinden. Die Behörden sehen derzeit keinen Anlass für Absagen oder flächendeckende Einschränkungen. Besucherinnen und Besucher werden jedoch gebeten, aufmerksam zu sein und verdächtige Beobachtungen umgehend den Sicherheitskräften zu melden.
In vielen Städten gehören Poller, verstärkte Polizeipräsenz und Zugangskontrollen inzwischen zum vertrauten Bild der Adventszeit. Diese Maßnahmen sollen ein möglichst hohes Maß an Sicherheit gewährleisten, ohne den Charakter der Märkte grundlegend zu verändern.
Zwischen Wachsamkeit und Normalität
Der mutmaßlich vereitelte Anschlagsplan in Niederbayern macht deutlich, wie fragil das Gleichgewicht zwischen gesellschaftlicher Offenheit und notwendiger Sicherheit bleibt. Weihnachtsmärkte stehen sinnbildlich für Gemeinschaft, Tradition und ein friedliches Miteinander – gerade deshalb geraten sie immer wieder ins Visier extremistischer Gewaltfantasien.
Dass es in diesem Fall zu keinem Anschlag kam, werten die Behörden als Erfolg ihrer präventiven Arbeit. Gleichzeitig unterstreicht der Fall die dauerhafte Herausforderung, potenzielle Gefahren frühzeitig zu erkennen, ohne das öffentliche Leben zu lähmen. Während die Ermittlungen weiterlaufen, bleibt die Botschaft der Sicherheitsbehörden klar: Wachsamkeit ist notwendig, Panik jedoch nicht angebracht.