
Cannes – 16. Juni 2025, 11:00 Uhr
Bild exemplarisch
Nach Jahren relativer Öffentlichkeitspause meldet sich Angelina Jolie nicht nur zurück auf der Kinoleinwand, sondern auch in der öffentlichen Wahrnehmung. Zwischen Festivalauftritten, neuer Regiearbeit und tiefgreifenden persönlichen Einsichten präsentiert sich die Hollywood-Ikone wie verwandelt – reflektiert, engagiert und doch glamourös. Ihr Auftritt bei den Filmfestspielen in Cannes markiert einen Höhepunkt dieses Comebacks, das von der Branche und der Öffentlichkeit gleichermaßen mit Spannung verfolgt wird.
Ein bemerkenswerter Auftritt in Cannes
Angelina Jolies Auftritt am 16. Mai 2025 bei den Filmfestspielen in Cannes war mehr als ein bloßes Blitzlichtgewitter. Es war ein Statement – stilistisch, inhaltlich und emotional. Als „Godmother“ der Trophée Chopard erschien sie in einem One-Shoulder-Kleid von Brunello Cucinelli, das durch seine zurückhaltende Eleganz und subtile Glitzerfäden den Trend des „Quiet Luxury“ perfekt aufgriff. Ergänzt durch eine weinrote Maniküre, minimalistisches Make-up und dezenten Chopard-Schmuck, demonstrierte Jolie, dass auch Zurückhaltung Stärke ausdrücken kann.
Was vielen Beobachtern auffiel: Ihre Körpersprache wirkte gleichzeitig souverän und zurückhaltend. Ein virales TikTok-Video, das sie leicht nervös neben ihrem Bodyguard zeigte, wurde von vielen als erfrischend ehrlich wahrgenommen. Jolie zeigte sich verletzlich – und wurde gerade dafür gefeiert.
Rolle, Regie, Reflexion: Das kreative Comeback
Angelina Jolies Rückkehr beschränkt sich nicht auf den roten Teppich. Vielmehr ist sie Ausdruck eines neuen Kapitels als kreative Schaffende. Bereits 2024 feierte das Biopic „Maria“ über Opernlegende Maria Callas Premiere – mit Jolie in der Titelrolle. Die intensive Vorbereitung, inklusive Gesangsunterricht, empfand sie als kathartisch. Medien berichteten, dass Jolie während des Trainings Tränen vergoss – ein Symbol dafür, wie tief sie sich auf diese Figur einließ.
Parallel dazu stellte Jolie ihr Regiedebüt mit dem Film „Without Blood“ vor. Das Kriegsdrama, das auf dem gleichnamigen Roman von Alessandro Baricco basiert, feierte seine Premiere beim Toronto International Film Festival 2024 und kam im April 2025 in Italien in die Kinos. Es ist zugleich das erste Projekt eines internationalen Dreijahresvertrags mit Fremantle – ein strategischer Schritt für Jolie, die sich künftig nicht nur als Darstellerin, sondern verstärkt auch als Regisseurin positionieren möchte.
Zwischen Bildgewalt und Kritik: Die Stimmen zu „Without Blood“
Die Resonanz auf „Without Blood“ fiel zwiegespalten aus. Während die Optik und Kameraführung weithin gelobt wurden, kritisierten viele Filmkritiker die Handlung als zu symbolisch und handlungsarm. Rotten Tomatoes verzeichnete eine Kritikerbewertung von lediglich 31 %, während Portale wie Pajiba die emotionale Distanz und die Dialogführung als Schwächen ausmachten.
Andere Stimmen – etwa von Next Best Picture – sehen im Verzicht auf eine konkrete Verortung oder historische Einbettung eine bewusst gewählte, universelle Erzählstrategie. Jolie selbst wollte laut Interviews Gewalt nicht nacherzählen, sondern ihre Spuren im Menschen erfahrbar machen. In feministischen Filmkreisen wird dieser Ansatz durchaus als Bruch mit gängigen Kriegsdarstellungen verstanden – zugunsten einer subtileren, weniger voyeuristischen Ästhetik.
Die Rückkehr von „Maleficent“ und neue Projekte
Neben künstlerischen Ambitionen als Regisseurin kehrt Jolie auch als Schauspielerin auf die große Bühne zurück. „Maleficent 3“ ist in aktiver Entwicklung, mit Jolie wieder in ihrer ikonischen Rolle. Auch neue Filmprojekte wie „Maude v Maude“ mit Halle Berry und das Mode-Drama „Couture“ unter der Regie von Alice Winocour sind Teil ihrer nahen Filmografie.
Gerade „Couture“, das in der Welt der Pariser Mode spielt, könnte dabei Jolies eigene Auseinandersetzung mit Identität, Weiblichkeit und Kreativität in neuem Gewand erzählen – eine vielversprechende Mischung aus Stil, Drama und psychologischer Tiefe.
Ein neues Selbstverständnis mit 50
Am 4. Juni 2025 feierte Angelina Jolie ihren 50. Geburtstag – ein Anlass, den sie öffentlich zum Anlass nahm, über ihr Leben, ihre Verluste und ihre neuen Prioritäten zu sprechen. Der frühe Tod ihrer Mutter, die nur 56 Jahre alt wurde, habe sie dazu bewogen, ihr Älterwerden nicht als Verlust, sondern als Gewinn zu sehen. Jolie erklärte, dass sie sich mit 50 stärker, klarer und mehr im Einklang mit sich selbst fühle als je zuvor.
Diese Reifung spiegelt sich nicht nur in ihren künstlerischen Entscheidungen wider, sondern auch in ihrem sozialen Engagement. Ihre Stiftung, die Maddox Jolie-Pitt Foundation, bleibt weiterhin aktiv in Kambodscha, und mit ihrer Modemarke „Atelier Jolie“ fördert sie nachhaltiges, kooperatives Design – nicht als Statussymbol, sondern als sozialethisches Projekt.
Die Haltung hinter dem Comeback: Kunst als Verantwortung
Jolies Rede in Cannes, gehalten als Mentorin für den Chopard-Nachwuchspreis, wurde als bewegend und engagiert beschrieben. Sie sprach über die Bedeutung von Zugänglichkeit im internationalen Kino, forderte gleiche Chancen für Künstlerinnen und Künstler aus Konfliktregionen und bezog klar Stellung zur weltweiten Lage in Krisengebieten wie Gaza, Sudan oder der Ukraine.
„Film ist nicht nur Unterhaltung – er ist Verantwortung. Er ist ein Fenster in Realitäten, die oft verdrängt werden.“
Dieser Satz aus ihrer Rede bringt auf den Punkt, was Jolies Comeback so besonders macht: Es ist keine Rückkehr in alte Bahnen, sondern der Versuch, mit Kunst Haltung zu zeigen – und dabei neue Wege zu gehen.
Persönliche Nähe statt Star-Distanz
Ein oft übersehener Aspekt ihres Comebacks ist die zwischenmenschliche Qualität, die Jolie als Regisseurin mitbringt. Schauspielkollegin Salma Hayek beschrieb sie als „mütterlich, mutig und liebevoll“ – jemand, der Räume schafft, statt sie zu dominieren. Am Set von „Without Blood“ soll sie sehr achtsam und gleichzeitig fokussiert gewesen sein. Ihre Führungsrolle basiere auf Respekt, nicht Kontrolle.
Diese Haltung unterscheidet sie von vielen anderen Schauspielerinnen ihrer Generation, die oft zwischen Imagepflege und öffentlicher Erwartung zerrieben werden. Jolie wirkt gelassener, leiser – aber nicht minder einflussreich.
Fazit: Ein Comeback voller Nuancen
Angelina Jolies Rückkehr ist weit mehr als ein medial inszeniertes Comeback. Sie steht für einen Wandel im Selbstbild einer Frau, die einst als Rebellentochter begann, zur Oscar-Preisträgerin wurde, sich als Menschenrechtsaktivistin etablierte und nun als kreative Kraft mit Haltung neue Maßstäbe setzt.
Ob man ihre Filme liebt oder kritisch betrachtet: Ihre Rückkehr ist nicht laut, nicht überinszeniert – sondern authentisch, reflektiert und vielschichtig. Jolie scheint angekommen zu sein – bei sich selbst und in einer neuen künstlerischen Ära.
Wichtige Stationen des Comebacks im Überblick
Datum | Ereignis | Ort |
---|---|---|
November 2024 | Filmpremiere „Maria“ | Venedig Filmfestival |
September 2024 | Regiedebüt „Without Blood“ | TIFF Toronto |
April 2025 | Kinostart „Without Blood“ | Italien |
Mai 2025 | Auftritt in Cannes | Filmfestival Cannes |
Juni 2025 | Angelina Jolie wird 50 | Los Angeles |
Jolie beweist: Ein Comeback kann mehr sein als ein Wiedersehen. Es kann ein neuer Anfang sein – bewusst, klug und tiefgründig.