
Lizard Island (Australien) – Auf einer Luxus-Kreuzfahrt entlang des Great Barrier Reef kam es zu einem erschütternden Zwischenfall: Eine 80-jährige Passagierin wurde nach einem Ausflug auf Lizard Island zurückgelassen und später tot aufgefunden. Der Vorfall hat die Reisebranche aufgerüttelt, Untersuchungen der australischen Schifffahrtsbehörde ausgelöst und eine Debatte über Sicherheit und Verantwortung auf Expeditionskreuzfahrten entfacht.
Der tragische Zwischenfall auf Lizard Island
Die „Coral Adventurer“, ein Expeditionsschiff der australischen Reederei Coral Expeditions, war auf einer mehrwöchigen Rundreise entlang der australischen Küste unterwegs, als sich das Unglück ereignete. Die Reise galt als exklusive Entdeckungstour durch das Great Barrier Reef – mit Stopps an abgelegenen Inseln wie Lizard Island, rund 240 Kilometer nördlich von Cairns. Hier endete für eine Passagierin, Suzanne Rees, das Abenteuer tödlich.
Nach Angaben der Behörden nahm die 80-jährige Frau an einer geführten Wanderung zum Aussichtspunkt „Cook’s Look“ teil – einer anspruchsvollen Strecke mit starker Hitze und felsigem Terrain. Rees fühlte sich während der Wanderung unwohl und entschloss sich, früher umzukehren. Berichten zufolge wurde sie dabei allein gelassen und erreichte das Schiff nie wieder. Erst Stunden später fiel ihr Fehlen beim Abendessen auf.
Das Schiff legte ohne sie ab
Als die Crew der Coral Adventurer bemerkte, dass die Passagierin nicht an Bord war, hatte das Schiff Lizard Island bereits verlassen. Die australische Küstenwache leitete erst spät in der Nacht eine Suchaktion ein. Hubschrauber und Einsatzkräfte durchkämmten das Gebiet, bis Rees am Sonntagmorgen tot aufgefunden wurde. Die Ermittler gehen nicht von einem Verbrechen aus – doch der Schock über das Vorgehen sitzt tief.
Ermittlungen und schwere Vorwürfe gegen die Reederei
Die Australian Maritime Safety Authority (AMSA) hat sofort eine umfassende Untersuchung eingeleitet. Im Fokus steht, warum das Sicherheitsmanagementsystem an Bord offenbar versagte. Laut Vorschriften muss der Kapitän jederzeit wissen, wie viele Passagiere sich an Bord befinden. Dazu gehören verpflichtende Zählungen bei jedem Landgang. Warum dieser Prozess auf Lizard Island nicht eingehalten wurde, ist zentraler Bestandteil der laufenden Ermittlungen.
Auch die Polizei und der Gerichtsmediziner prüfen den Fall. Die Tochter der Verstorbenen erhebt schwere Vorwürfe: „Das Schiff hätte niemals ohne meine Mutter ablegen dürfen. Sie wurde zurückgelassen, weil niemand überprüfte, ob alle an Bord waren.“ Ihre Aussagen verbreiteten sich in sozialen Medien und stießen eine breite Diskussion über Sicherheitsstandards auf Luxusreisen an.
Reaktion von Coral Expeditions
Die Reederei Coral Expeditions zeigte sich in einem ersten Statement „zutiefst betroffen“ und kündigte volle Kooperation mit den Behörden an. Alle Passagiere erhielten eine Rückerstattung ihrer Reisekosten, und das Schiff kehrte nach Cairns zurück. Der geplante 60-tägige Törn um die gesamte australische Küste wurde gestrichen. Auch zukünftige Abfahrten der „Coral Adventurer“ sind vorerst suspendiert, bis die Untersuchung abgeschlossen ist.
Wie konnte das passieren?
Der Fall wirft grundlegende Fragen auf: Wie konnte es passieren, dass eine Passagierin bei einem organisierten Ausflug verloren ging, ohne dass jemand ihr Fehlen bemerkte? Die Antwort liegt in der komplexen Struktur solcher Expeditionen. Anders als auf klassischen Kreuzfahrten verlassen hier kleinere Gruppen das Schiff – oft mit Zodiacs oder Beibooten. Eine fehlerhafte Zählung oder Kommunikationslücke kann fatale Folgen haben.
Extreme Bedingungen auf Lizard Island
Lizard Island, auch Jiigurru genannt, ist eine abgeschiedene Inselgruppe im nördlichen Great Barrier Reef. Die Temperaturen können dort über 50 °C erreichen, besonders auf der exponierten Strecke zum „Cook’s Look“. Diese Tour gilt als herausfordernd – insbesondere für ältere Reisende. Frühere Gäste berichteten auf Foren wie Cruise Critic, dass die Wanderung zwar spektakulär, aber körperlich anspruchsvoll sei. Normalerweise würden solche Touren von mehreren Guides begleitet und auf Fitnessniveaus abgestimmt.
„Ich kann nicht glauben, dass das passieren konnte“ – Stimmen aus dem Netz
In sozialen Netzwerken wie X und Facebook meldeten sich ehemalige Passagiere und Tourismus-Experten zu Wort. Ein Reiseblogger kommentierte: „Bei Expeditionen dieser Art sind Wanderungen freiwillig und werden von Guides begleitet. Dass eine Teilnehmerin allein zurückgeschickt wurde, widerspricht gängigen Sicherheitsprotokollen.“ Die Tochter von Suzanne Rees schrieb auf X, dass ihre Mutter „niemals hätte allein gelassen werden dürfen“. Ihre Worte lösten eine Welle von Beileidsbekundungen aus – aber auch Kritik an der Branche.
Regeln und Verantwortung auf Passagierschiffen
Nach den geltenden Richtlinien der AMSA müssen Passagierschiffe ein sogenanntes Sicherheitsmanagementsystem (SMS) führen. Darin sind Verfahren festgelegt, die es dem Kapitän jederzeit ermöglichen, die genaue Anzahl der Passagiere zu kennen. Diese Regel gilt insbesondere bei Zwischenstopps, bei denen Reisende für Aktivitäten wie Tauchen, Schnorcheln oder Wandern das Schiff verlassen.
Vorgeschriebene Passagierzählung – und ihre Folgen
Das SMS verpflichtet die Crew zu einer doppelten Zählung beim Verlassen und Wiedereinsteigen der Passagiere. Werden diese Prozeduren nicht eingehalten, kann das gravierende Konsequenzen haben – bis hin zur Entziehung der Betriebserlaubnis. Die AMSA hat bereits angeordnet, dass die Coral Adventurer keine neuen Gäste an Bord nehmen darf, bis die Untersuchung abgeschlossen ist.
Statistische Einordnung: Wie häufig passieren solche Vorfälle?
| Jahr | Gemeldete Schiffszwischenfälle (Australien) | Schwere Vorfälle (%) |
|---|---|---|
| 2016 | 1.245 | 0,05 |
| 2017 | 1.310 | 0,07 |
| 2018 | 1.402 | 0,06 |
| 2019 | 1.355 | 0,06 |
Nur rund 0,06 % der gemeldeten Zwischenfälle in Australien werden als „sehr ernst“ eingestuft. Trotzdem zeigen Experten, dass besonders auf Expeditionskreuzfahrten, bei denen Landgänge unter schwierigen Bedingungen stattfinden, das Risiko deutlich höher ist.
Die besondere Gefahr bei Expeditionskreuzfahrten
Expeditionsreisen unterscheiden sich stark von klassischen Kreuzfahrten. Statt Entertainment und Städten stehen hier Natur, Abenteuer und Abgeschiedenheit im Vordergrund. Gerade diese Abgeschiedenheit – ein Luxus für viele Gäste – erschwert im Notfall die schnelle Hilfe. Auf Inseln wie Lizard Island gibt es keine medizinische Infrastruktur, und Rettungseinsätze müssen per Helikopter erfolgen.
Frage vieler Reisender: Wie sicher sind solche Reisen wirklich?
Die Sicherheitsstandards in Australien gelten als sehr hoch, und schwere Unfälle sind äußerst selten. Dennoch zeigen Vorfälle wie dieser, dass menschliche Fehler selbst bei strengen Regeln nicht ausgeschlossen sind. Eine Studie zur Sicherheit auf Passagierschiffen belegt, dass menschliches Versagen – etwa bei Kommunikation oder Protokolltreue – zu den häufigsten Ursachen zählt. Technische Mängel oder unvorhersehbare Wetterbedingungen folgen erst danach.
Was Reisende jetzt wissen wollen
- „Was geschah genau bei der Kreuzfahrt-Stornierung?“ – Die Reise wurde beendet, nachdem klar wurde, dass eine Passagierin auf Lizard Island zurückgelassen wurde.
- „Warum war die Frau allein unterwegs?“ – Sie brach eine Wanderung wegen Unwohlseins ab und sollte allein zurückkehren, ohne Begleitung.
- „Welche Sicherheitsmaßnahmen wurden nicht eingehalten?“ – Offenbar unterblieb die vorgeschriebene Passagierzählung nach dem Landgang.
- „Was bedeutet das für künftige Reisen?“ – Vermutlich werden Reedereien ihre Protokolle verschärfen, besonders bei Ausflügen mit älteren Gästen.
Branchenweite Konsequenzen möglich
Der Tod von Suzanne Rees könnte weitreichende Folgen für die gesamte Kreuzfahrtindustrie haben. Die australische Tourismusbranche diskutiert derzeit, ob gesetzliche Vorschriften für Expeditionstouren verschärft werden müssen. Einige Experten fordern verpflichtende Begleitung für alle Passagiere, die eine Wanderung abbrechen oder allein zurückkehren wollen. Auch eine doppelte elektronische Erfassung beim Ein- und Ausstieg ist im Gespräch.
Reaktionen aus der Kreuzfahrtgemeinde
In Foren wie „Cruise Critic“ äußerten viele frühere Gäste Unverständnis über den Vorfall. „Auf unseren Touren wurden wir stets gezählt – manchmal dreimal“, schrieb eine Nutzerin. Andere mahnten, dass gerade kleine Schiffe wie die Coral Adventurer eigentlich als besonders sicher gelten. Diese Stimmen verdeutlichen, dass der Vorfall als Ausreißer gilt – aber dennoch eine Schwachstelle in der Sicherheitskette offengelegt hat.
Der menschliche Faktor
Hinter allen Protokollen und Systemen stehen Menschen. Der Fall von Lizard Island zeigt, dass die beste Technik und die strengsten Regeln nur so gut sind wie ihre Anwendung. Selbst kleine Nachlässigkeiten – ein versäumter Funkspruch, eine unvollständige Liste – können dramatische Folgen haben. Für die Familie der Verstorbenen bleibt die Erkenntnis, dass aus einem Luxusurlaub eine Tragödie wurde, die nie hätte passieren dürfen.
Abschließender Blick: Was bleibt nach der Tragödie auf Lizard Island?
Die Untersuchungen der AMSA und der Polizei dauern an. Noch sind viele Fragen offen, doch schon jetzt ist klar, dass der Tod von Suzanne Rees Spuren hinterlässt – bei der Reederei, in der Branche und in der öffentlichen Wahrnehmung. Er erinnert daran, dass Sicherheit keine Formalität ist, sondern gelebte Verantwortung. Für Reisende mag dieser Fall eine Mahnung sein, sich auch selbst über Risiken und Protokolle zu informieren. Für die Betreiber von Kreuzfahrten ist er ein Weckruf, ihre Abläufe konsequent zu überprüfen. Und für die Familie von Suzanne Rees bleibt die Hoffnung, dass ihr Schicksal künftig andere Leben retten kann.


















