Stille am Flussufer Unzählige Störche sterben im Winterquartier: Hunderte Kadaver gefunden

In Ausland
Dezember 18, 2025

Madrid, 18. Dezember 2025 – Ein grauer Wintermorgen legt sich über die Ufer des Manzanares. Wo sonst Störche auf Nahrungssuche gehen, herrscht gespenstische Ruhe. Zwischen Schilf und Kies liegen Kadaver, dicht an dicht, ein Bild, das selbst erfahrene Naturschützer erschüttert.

Was sich derzeit im Großraum Madrid abspielt, ist eines der schwersten bekannten Massensterben von Weißstörchen in einem europäischen Winterquartier. Mehr als 400 tote Tiere wurden binnen kurzer Zeit geborgen, die Gesamtzahl der verendeten Vögel nähert sich nach Einschätzung der Behörden der Marke von 500. Die Ursache ist eindeutig: Vogelgrippe. Genauer gesagt eine aviäre Influenza, die sich in diesem Herbst und Winter erneut mit ungewöhnlicher Dynamik unter Wildvögeln ausbreitet.

Ein Winterquartier unter Beobachtung

Die betroffenen Fundorte liegen vor allem entlang des Flusses Manzanares sowie in angrenzenden Gemeinden südlich von Madrid. Die Region gilt seit Jahren als zentrales Winterquartier für Weißstörche aus Nord- und Mitteleuropa. Milde Temperaturen, offene Wasserflächen und ein reiches Nahrungsangebot haben dazu geführt, dass viele Störche ihre Zugrouten verkürzt oder ganz aufgegeben haben.

Genau diese Standorttreue wird nun zum Problem. Wo sich viele Tiere über Wochen und Monate konzentrieren, kann sich ein Virus besonders leicht verbreiten. Die Vogelgrippe bei Störchen trifft damit nicht einzelne, verstreute Tiere, sondern ganze Ansammlungen gleichzeitig.

Forstbehörden und Naturschutzdienste reagierten umgehend. Spezialisierte Teams begannen damit, Kadaver systematisch zu bergen und sicher zu entsorgen. Parallel dazu wurden Proben entnommen und an veterinärmedizinische Labore weitergeleitet, um den Erregertyp eindeutig zu bestimmen.

Bestätigte Ausbruchszonen

Nach Angaben der zuständigen Stellen wurden im Raum Madrid vier voneinander unabhängige Ausbruchszentren identifiziert. In allen Bereichen zeigte sich ein ähnliches Bild: zahlreiche verendete Weißstörche, kaum Anzeichen äußerer Verletzungen, dafür Symptome, die auf eine akute Infektion schließen lassen.

Erste Laboranalysen bestätigen das Vorhandensein eines Influenza-Virus. Ob es sich in allen Fällen um eine hochpathogene Variante handelt, wird weiterhin geprüft. Unabhängig davon ist klar: Die Vogelgrippe ist der entscheidende Faktor für das aktuelle Massensterben.

Vogelgrippe bei Störchen – ein bekanntes, aber seltenes Szenario

Die aviäre Influenza ist kein neues Phänomen. Seit Jahrzehnten werden Ausbrüche bei Wildvögeln dokumentiert, vor allem bei Wasservögeln wie Enten, Gänsen oder Schwänen. Dass jedoch Weißstörche in dieser Zahl betroffen sind, gilt als außergewöhnlich.

Störche sind zwar Zugvögel, verbringen aber zunehmend längere Zeit in festen Winterquartieren. Dadurch steigt ihr Risiko, sich bei lokalen Ausbrüchen anzustecken. Die Vogelgrippe bei Störchen ist daher weniger ein isoliertes Ereignis als vielmehr ein Symptom veränderter Zug- und Überwinterungsgewohnheiten.

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Europaweit registrieren Fachstellen in diesem Jahr eine ungewöhnlich hohe Zahl an Nachweisen aviärer Influenzaviren bei Wildvögeln. Besonders in den Herbst- und Wintermonaten nimmt die Zahl der Fälle deutlich zu, wenn sich Zugvögel sammeln und Rastplätze teilen.

Warum gerade jetzt?

Mehrere Faktoren kommen zusammen. Zum einen begünstigen milde Winter die Ansammlung großer Vogelpopulationen in bestimmten Regionen. Zum anderen können Influenzaviren bei niedrigen Temperaturen in feuchten Umgebungen länger überleben. Flussauen, Feuchtgebiete und Kläranlagen, die von Störchen häufig genutzt werden, bieten dem Virus günstige Bedingungen.

Hinzu kommt die hohe Mobilität der Tiere. Infizierte Vögel können das Virus über weite Strecken tragen, oft ohne sofort zu verenden. So gelangt die Vogelgrippe entlang der Zugrouten von Region zu Region – bis sie in einem Winterquartier wie dem Raum Madrid auf besonders dichte Bestände trifft.

Maßnahmen der Behörden

Angesichts der hohen Zahl toter Störche wurden umfassende Schutz- und Kontrollmaßnahmen eingeleitet. Ziel ist es, eine weitere Ausbreitung der Vogelgrippe zu verhindern und mögliche Risiken für andere Tierbestände zu minimieren.

  • Systematische Bergung und Entsorgung aller aufgefundenen Kadaver
  • Absicherung sensibler Ufer- und Feuchtgebiete
  • Verstärkte Überwachung von Wildvögeln im gesamten Großraum Madrid
  • Informationskampagnen für Landwirte und Tierhalter

Besonderes Augenmerk gilt dem Schutz von Geflügelbetrieben. Zwar gibt es bislang keine Hinweise auf eine Übertragung der Vogelgrippe von den betroffenen Störchen auf Hausgeflügel, doch die Erfahrung früherer Ausbrüche zeigt, wie schnell sich ein solches Szenario entwickeln kann.

Keine akute Gefahr für Menschen

Für die Bevölkerung besteht nach derzeitigem Kenntnisstand kein unmittelbares Gesundheitsrisiko. Die nachgewiesenen Virusvarianten betreffen Vögel, Übertragungen auf den Menschen sind äußerst selten und wurden im Zusammenhang mit dem aktuellen Geschehen nicht registriert.

Dennoch raten die Behörden zur Vorsicht. Tote oder sichtbar kranke Vögel sollten nicht berührt werden. Funde sind den zuständigen Stellen zu melden, um eine fachgerechte Entsorgung sicherzustellen und weitere Untersuchungen zu ermöglichen.

Ökologische Folgen des Massensterbens

Die Weißstorch-Population in Europa hatte sich in den vergangenen Jahrzehnten erholt. Intensive Schutzmaßnahmen, veränderte landwirtschaftliche Praktiken und ein wachsendes Bewusstsein für den Erhalt von Feuchtgebieten trugen dazu bei, dass der Bestand vielerorts wieder stabil war.

Das aktuelle Massensterben wirft nun neue Fragen auf. Sollte die Vogelgrippe bei Störchen weiterhin in dieser Intensität auftreten, könnten regionale Populationen spürbar geschwächt werden. Besonders problematisch ist der Verlust geschlechtsreifer Tiere während der Wintermonate, da sie im Frühjahr für die Brut fehlen.

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Naturschützer beobachten die Entwicklung mit Sorge. Zwar ist die Art insgesamt nicht akut bedroht, doch wiederholte Ereignisse dieser Größenordnung könnten langfristig Auswirkungen auf Zugverhalten, Brutpaare und regionale Bestandszahlen haben.

Ein europäisches Thema

Der Fall Madrid steht nicht isoliert. In mehreren europäischen Ländern wurden in diesem Jahr erhöhte Zahlen von Vogelgrippe-Fällen bei Wildvögeln gemeldet. Besonders betroffen sind Regionen entlang großer Zugrouten und Feuchtgebiete, in denen sich verschiedene Arten mischen.

Fachleute fordern daher eine engere Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Einheitliche Monitoring-Systeme, ein schneller Austausch von Untersuchungsergebnissen und koordinierte Schutzmaßnahmen gelten als entscheidend, um künftige Ausbrüche früher zu erkennen.

Veränderte Zugrouten, neue Risiken

Ein zentraler Aspekt in der Diskussion um die Vogelgrippe bei Störchen ist der Wandel des Zugverhaltens. Immer mehr Weißstörche bleiben ganzjährig in Süd- und Westeuropa oder kehren nur noch kurze Strecken zurück. Offene Mülldeponien, Kläranlagen und ganzjährig verfügbare Nahrung reduzieren den Druck, weite Strecken nach Afrika zurückzulegen.

Diese Sesshaftigkeit erhöht jedoch die epidemiologischen Risiken. Wo früher Zugbewegungen Populationen räumlich trennten, entstehen heute ganzjährige Konzentrationen. Krankheiten wie die Vogelgrippe finden dort ideale Bedingungen.

Wissenschaftliche Einordnung

Ornithologen und Veterinärmediziner sehen im aktuellen Geschehen einen deutlichen Hinweis darauf, dass klassische Schutzkonzepte angepasst werden müssen. Der Fokus liege nicht mehr allein auf Brutgebieten, sondern zunehmend auf Winterquartieren und Rastplätzen.

Langfristig könnten gezielte Managementmaßnahmen erforderlich werden, etwa eine bessere Kontrolle künstlicher Nahrungsquellen oder eine intensivere Überwachung besonders dichter Bestände. Ziel ist es, Risiken frühzeitig zu erkennen, ohne massiv in natürliche Prozesse einzugreifen.

Ein Winter, der nachwirkt

Die Bilder vom Manzanares werden bleiben: Reihen toter Störche, eingesammelt in den frühen Morgenstunden, während über den Flussnebeln die Silhouetten weniger überlebender Tiere kreisen. Sie sind ein stilles Zeugnis dafür, wie verletzlich selbst scheinbar stabile Tierpopulationen sein können.

Ob dieser Winter als Ausnahme in Erinnerung bleiben wird oder als Vorbote weiterer Ausbrüche, lässt sich derzeit nicht sagen. Sicher ist jedoch: Die Vogelgrippe bei Störchen hat den Blick auf Europas Winterquartiere verändert – und sie macht deutlich, dass Naturschutz längst eine grenzüberschreitende Aufgabe ist.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.