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Faktencheck: Arbeitet Putin´s Tochter tatsächlich in einer Gallerie in Paris?

In Aktuelles
Juni 11, 2025
Putins Tochter

Paris, 11. Juni 2025, 15:00 Uhr

Eine junge Frau kuratiert still und unauffällig Ausstellungen in Paris – auf den ersten Blick eine normale Kunststudentin. Doch hinter dem schlichten Namen Elizaveta Rudnova verbirgt sich laut Recherchen internationaler Medien eine der wohl umstrittensten Identitäten Europas: Sie soll die uneheliche Tochter von Wladimir Putin sein. Ihre Beschäftigung in zwei progressiven Pariser Galerien, die sich unter anderem der Antikriegskunst widmen, sorgt für erhebliches internationales Aufsehen.

Ein Name, viele Gesichter

Elizaveta Rudnova – auch bekannt als Luiza Rozova – wurde im Jahr 2003 geboren und lebte viele Jahre weitgehend außerhalb der Öffentlichkeit. Ihre Mutter, Svetlana Krivonogikh, stammt aus St. Petersburg und wurde durch Geschäftsbeteiligungen unter anderem an der kremlnahen „National Media Group“ zur Millionärin. Nach Angaben investigativer Journalisten pflegte sie in den frühen 2000ern eine enge Beziehung zu Wladimir Putin. Offiziell bestätigt wurde die Vaterschaft allerdings nie.

Im Internet war Elizaveta eine Zeitlang mit einem öffentlichen Instagram-Profil aktiv, das im Frühjahr 2022 plötzlich verschwand – kurz vor Beginn der russischen Invasion in der Ukraine. Damals noch unter dem Pseudonym Luiza Rozova, positionierte sie sich öffentlich mit Aussagen wie „Ich hasse Krieg“ und „Ich hasse den Tod“. Für viele Beobachter ein überraschender Schritt – immerhin handelte es sich um die angebliche Tochter eines Mannes, der einen großflächigen Angriffskrieg begonnen hatte.

Studium und Lebensalltag in Paris

Seit 2020 lebt Elizaveta Rudnova in Paris. Sie absolvierte ein Studium im Bereich Kunst- und Kulturmanagement an der renommierten privaten Hochschule ICART. Dort fiel sie durch ihre Zurückhaltung auf: kein öffentlicher Auftritt, keine Interviews, keine demonstrative Präsenz. Laut Mitarbeitern und Kommilitonen trat sie „höflich, engagiert und intelligent“ auf – niemand schien zu ahnen, welches öffentliche Interesse ihrer Identität eines Tages zuteilwerden würde.

Seit Oktober 2024 ist sie festangestellte Kuratorin in zwei Pariser Kunstgalerien: dem Studio Albatros und der L Galerie. Beide sind bekannt für ihre kritischen, oft politischen Ausstellungen mit Schwerpunkten auf Menschenrechte, Kriegsfolgen und künstlerischem Widerstand.

Ihre Aufgaben im Alltag

Die Arbeit von Rudnova beschränkt sich laut Galerieangaben nicht auf administrative Aufgaben. Sie übernimmt eigenständig Ausstellungsorganisation, verfasst Künstlerbiografien, erstellt Videoarbeiten und betreut die Pressearbeit. Sie gilt als strukturierte und kreative Mitarbeiterin, wie aus internen Aussagen hervorgeht.

Ort mit Symbolkraft

Dass ihre Hauptarbeitsstätte das „Studio Albatros“ im historischen 16. Arrondissement ist, ist besonders brisant: Das Viertel ist bekannt als Zentrum der russischen Emigration seit dem 19. Jahrhundert. Zahlreiche Intellektuelle und Oppositionelle fanden hier einst Schutz vor den politischen Verhältnissen in ihrer Heimat. Dass hier nun ausgerechnet die angebliche Tochter des russischen Präsidenten tätig ist, der gegenwärtig kritische Stimmen im eigenen Land massiv unterdrücken lässt, empfinden viele als ironischen Bruch.

Kritik und Verteidigung – zwei Lager

Die Reaktionen auf Rudnovas Tätigkeit in der Pariser Kunstszene sind gespalten. Insbesondere aus ukrainischen und russischen Exilkreisen wurde Kritik laut. Die Künstlerin Nastya Rodionova, selbst aus Russland geflohen, äußerte sich in einem Interview deutlich:

„Es geht nicht darum, wer ihre Eltern sind. Es geht um Transparenz. Eine Person mit dieser Herkunft in einer Antikriegsausstellung zu beschäftigen, ohne das offenzulegen, ist problematisch.“

Auch aus der Ukraine wurden Stimmen laut, die anmahnten, dass gerade in einer Stadt wie Paris, die für offene Diskurse bekannt ist, mehr Sensibilität gegenüber symbolischen Rollen erforderlich sei. Einige sahen sogar in ihrer Anstellung eine Form der „kulturellen Weißwaschung“ – ein Versuch, politische Nähe zu verschleiern durch scheinbar progressive Aktivitäten.

Auf der anderen Seite gibt es auch deutliche Verteidigung. Der Galerieleiter Alexandre Vichnevski stellte in einem Interview klar, dass man keine Kenntnis über Rudnovas familiäre Herkunft gehabt habe. Ihre Einstellung sei auf Grundlage ihrer fachlichen Leistungen erfolgt. Er betonte:

„Wir beurteilen unsere Mitarbeiter nach Engagement, nicht nach ihrem Stammbaum.“

Modemarke und künstlerisches Unternehmertum

Weniger bekannt ist Rudnovas Engagement im Modebereich. Sie gründete eine kleine Modemarke namens 123th, mit der sie bereits in Sankt Petersburg mehrere Veranstaltungen organisierte. Stilistisch bewegt sie sich dabei zwischen Streetwear und konzeptueller Mode, oft versehen mit gesellschaftskritischen Slogans. Auch in Paris sollen erste Vernetzungen in die Modeszene bestehen, wenn auch unauffällig.

Was spricht für die Vaterschaft?

Obwohl der Kreml sich bis heute weder zugegeben noch dementiert hat, dass Elizaveta Putins Tochter ist, sprechen verschiedene Indizien dafür:

  • Ihr Geburtsdatum und ihre dokumentierte Verbindung zur Oligarchin Svetlana Krivonogikh.
  • Flugtickets und Aufenthaltsdokumente, die unter verschiedenen Namen (Rozova, Rudnova) geführt wurden.
  • Patronymischer Bezug auf „Olegovna“, möglicherweise in Anlehnung an Putins verstorbenen Vertrauten Oleg Rudnov.

All diese Hinweise genügen für investigative Medien, sie als „mutmaßliche“ Tochter zu führen – rechtlich bindend ist jedoch keiner davon.

Rechtliche Grauzone – moralisches Dilemma

Die öffentliche Diskussion um Elizaveta Rudnova kreist damit weniger um juristische Fragen, sondern um ethische. Ist es gerecht, Kinder für die Politik ihrer Eltern verantwortlich zu machen? Oder ist es fahrlässig, die symbolische Kraft solcher Personen in Kontexten wie Antikriegskunst zu ignorieren?

Ein französischer Kommentator bringt das Dilemma auf den Punkt:

„Sie ist nicht Wladimir Putin. Aber sie ist seine Geschichte.“

Für viele bleibt unklar, ob Rudnova gezielt mit ihrer Identität spielt oder sie schlicht abstreifen möchte. Dass sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, keine Bodyguards beschäftigt und sich konsequent aus politischen Diskursen heraushält, spricht für Letzteres.

Ausblick: Was bleibt?

Der Fall Elizaveta Rudnova ist ein Paradebeispiel für die Verwobenheit von Biografie, Politik und Öffentlichkeit in der globalisierten Welt. Sie steht – ob gewollt oder nicht – für ein Spannungsfeld zwischen Herkunft und Haltung, zwischen Symbolik und Subjekt.

Die Zukunft wird zeigen, ob sie sich dauerhaft im internationalen Kunstbetrieb etabliert – und ob es ihr gelingt, das öffentliche Bild von einer „Tochter des Systems“ hin zu einer eigenständigen Identität zu transformieren.

Eines jedoch ist jetzt schon sicher: Ihr Name, so still sie auch lebt, wird nicht mehr aus der Öffentlichkeit verschwinden.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.