
Die Hardrock- und Metal-Szene nimmt Abschied von einem ihrer prägenden Wegbereiter: Paul Mario Day, der ursprüngliche Sänger der legendären Band Iron Maiden, ist im Alter von 69 Jahren verstorben. Der britisch-australische Musiker hinterließ ein beachtliches Vermächtnis – auch abseits des ganz großen Rampenlichts. Kollegen, Fans und Weggefährten erinnern sich an eine Stimme, die nie vergessen wird.
Eine Stimme, die alles mitbegründete
Paul Mario Day war der erste Sänger der Band Iron Maiden, bevor diese weltweit zu einem der erfolgreichsten Heavy-Metal-Acts avancierte. Als er im Dezember 1975 zur Band stieß, war Iron Maiden noch weit entfernt von ihrem späteren Ruhm. Day sang in der allerersten Besetzung, die maßgeblich vom Visionär und Bassisten Steve Harris geformt wurde. Gemeinsam spielten sie in Clubs, auf kleinen Festivals und in Proberäumen – als Iron Maiden noch ein vielversprechender Rohdiamant war.
Obwohl Paul Mario Day nicht auf einem offiziellen Album der Band vertreten ist, legte seine Stimme den Grundstein für das Klangbild, das später die New Wave of British Heavy Metal (NWOBHM) prägte. Sein Einfluss ist bis heute spürbar – nicht zuletzt durch den Song “Strange World”, zu dem er später erklärte, eine Co-Autorenschaft beanspruchen zu dürfen.
Warum wurde Paul Mario Day bei Iron Maiden ersetzt?
Paul Mario Day war nur rund zehn Monate Teil von Iron Maiden. Im Oktober 1976 verließ er die Band. Der Grund: mangelnde Bühnenpräsenz. Steve Harris, der Gründer von Iron Maiden, erklärte später, dass Day zwar ein fähiger Sänger gewesen sei, es ihm aber an Ausstrahlung auf der Bühne gefehlt habe. Eine Entscheidung, die rückblickend zwar nachvollziehbar erscheint, aber Day auch tief getroffen hat – insbesondere da er sich ungerecht behandelt fühlte.
In einem Fanforum äußerte er sich einmal: „It still hurts to think the first ever song I ever composed was on a big selling album and nobody knows it was me.“ Diese Aussage bezieht sich auf „Strange World“, einen Titel des ersten Iron-Maiden-Albums, bei dem er laut eigener Aussage kreative Beiträge leistete, jedoch nicht offiziell genannt wurde.
Die zweite Karriere: More, Wildfire und Sweet
Nach dem abrupten Ende bei Iron Maiden begann Day, seine Karriere abseits des Mainstreams neu zu formen. Anfang der 1980er gründete er die Band More, deren Debütalbum „Warhead“ (1981) insbesondere in der britischen Metalszene ein Ausrufezeichen setzte. Die Band trat 1981 beim legendären Monsters of Rock Festival in Donington Park auf und tourte mit Größen wie AC/DC, Whitesnake und Def Leppard. Besonders der Titeltrack „Warhead“ gilt bis heute als Hymne der NWOBHM.
1983 bis 1984 war Day als Sänger der Band Wildfire aktiv, die mit den Alben „Brute Force and Ignorance“ und „Summer Lightning“ zwei solide Werke veröffentlichte. In dieser Phase überzeugte er durch ein breites stimmliches Spektrum und gestiegenes Selbstbewusstsein auf der Bühne – genau jenes Element, das ihm in früheren Jahren vorgeworfen worden war.
Im Jahr 1985 schloss sich Day schließlich der Band Sweet an – in einer neu formierten Besetzung unter der Leitung von Andy Scott. Gemeinsam tourten sie unter anderem durch Australien und Großbritannien. Das Live-Album „Live at the Marquee“ dokumentiert seine Bühnenqualitäten in eindrucksvoller Weise.
Welche Bands gehörten zu Paul Mario Days musikalischem Weg?
Nach Iron Maiden war Paul Mario Day Mitglied folgender Bands:
- More (1980–1982): NWOBHM-Vorreiterband mit Festivalauftritten und Album „Warhead“
- Wildfire (1983–1984): Veröffentlichung zweier Studioalben
- Sweet (1985–1986): Aufnahme eines gefeierten Live-Albums
- Spätere Projekte: Crimzon Lake, Buffalo Crows, Defaced (Australien)
In den letzten Jahren engagierte sich Day in kleineren australischen Musikprojekten. Trotz zunehmender gesundheitlicher Beschwerden nahm er laut Berichten noch im Juni 2025 neues Material auf.
Ein stiller Tod, ein lauter Nachhall
Am 29. Juli 2025 verstarb Paul Mario Day im Alter von 69 Jahren in seinem Haus in Newcastle, Australien. Wie mehrere Quellen übereinstimmend berichten, litt er an Krebs. Sein Tod kam nicht überraschend, doch seine Kollegen und Fans zeigten sich tief erschüttert. Die Band More veröffentlichte ein bewegendes Statement: „Every time we hit the opening notes to ‘Warhead’, we will always think of him.“
Andy Scott (Sweet) schrieb auf Social Media: „Paul’s vocal performance has stood the test of time.“ Drei ausverkaufte Shows im Londoner Marquee Club seien der Beweis für seine nachhaltige Wirkung. Scott nannte Day einen „bloody great vocalist“, dessen Stimme bis heute unter die Haut gehe.
Wie erinnern sich Fans und Weggefährten an Paul Mario Day?
Die Fanreaktionen in Foren wie Reddit und Maidenfans sind geprägt von Wertschätzung und nachträglicher Anerkennung. Ein Nutzer schrieb: „He was a fantastic singer. He really grew as a frontman AFTER Maiden.“ Andere drückten Bedauern aus, dass Day nie den Ruhm erhielt, den er verdient hätte. In Gesprächen mit Zeitzeugen wird deutlich: Paul Mario Day war zwar kein Star im klassischen Sinne, aber ein Musiker mit Integrität, Leidenschaft und Stilgefühl.
Das Treffen der Gründungsmitglieder – ein spätes Wiedersehen
Ein oft übersehener Moment in Days Lebensgeschichte ereignete sich 2017: Am 29. Dezember jenes Jahres trafen sich Mitglieder der Iron-Maiden-Ursprungsformation von 1975 in London – darunter auch Paul Mario Day. Nur der damalige Drummer Barry Purkis fehlte. Dieses Wiedersehen wurde von Fans als symbolischer Akt verstanden: Die einstigen Mitstreiter würdigten sich gegenseitig, fernab von Ruhm oder Groll.
Was bleibt von Paul Mario Day?
Obwohl seine Zeit bei Iron Maiden kurz war, hat Paul Mario Day bleibende Spuren hinterlassen – musikalisch und menschlich. Seine Stimme prägte das Fundament einer der größten Metalbands der Welt. Und auch wenn er nie auf einem offiziellen Iron-Maiden-Album zu hören war, so lebt sein Geist in vielen Songs und Erinnerungen weiter.
In späteren Jahren bewies er, dass man auch jenseits des kommerziellen Erfolgs künstlerische Relevanz erlangen kann. Mit More, Wildfire und Sweet schuf er Werke, die für Fans des klassischen Heavy Metal unverzichtbar bleiben. Er wird als Sänger in Erinnerung bleiben, der durch harte Erfahrungen wuchs – und seinen Weg mit Würde zu Ende ging.
Was machte Paul Mario Day in den letzten Jahren?
Seit Mitte der 1980er lebte Day in Australien. Dort arbeitete er mit mehreren lokalen Bands und Musikern zusammen. Zuletzt war er bei der Gruppe Buffalo Crows als Gastsänger aktiv. Im Juni 2025 nahm er erneut Musik auf, trotz schwerer Krankheit. Der genaue Status dieser Aufnahmen ist unklar – ob sie posthum veröffentlicht werden, bleibt abzuwarten.
Ein letztes Echo – was Fans jetzt tun können
In Fanforen kursieren bereits Aufrufe, die Werke von Paul Mario Day nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Vorschläge reichen von Tribute-Playlists bis hin zu Petitionen, ihm posthum Anerkennung für „Strange World“ zu verleihen. Eine Vinyl-Neuauflage von More’s „Warhead“ ist ebenfalls im Gespräch.
Ein Reddit-Nutzer fasste es treffend zusammen: „Let’s not remember him just as ‘the first singer of Iron Maiden’ – he was much more than that.“
Ein Leben für die Musik – ein Abschied mit Nachklang
Paul Mario Day war nie der Lauteste, nie der Bekannteste – aber stets authentisch. Als Musiker, als Sänger, als Mensch. Seine Stimme war kraftvoll, verletzlich, ehrlich. Sie hallt weiter – in Live-Aufnahmen, in Alben, in den Erinnerungen unzähliger Fans. Auch wenn er nie im ganz großen Rampenlicht stand, so leuchtet sein Stern in der Geschichte des Rock heller, als es viele je erwartet hätten.