
Dingolfing, 14. Dezember 2025 – Lichterketten, Glühweinduft, dichtes Gedränge: Die Vorweihnachtszeit lebt von Nähe und Vertrautheit. Umso größer ist der Schock, als Sicherheitsbehörden bekannt geben, dass ein mutmaßlicher Anschlagsplan auf einen Weihnachtsmarkt im Raum Dingolfing vereitelt worden sein soll. Fünf Männer sitzen in Haft, die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Vieles ist noch offen – doch die Tragweite des Verdachts ist bereits jetzt erheblich.
Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft München haben Ermittler einen mutmaßlichen Anschlagsplan auf einen Weihnachtsmarkt in Niederbayern aufgedeckt. Im Mittelpunkt steht dabei der Verdacht eines islamistisch motivierten Gewaltverbrechens. Die Behörden sprechen von konkreten Überlegungen, ein Fahrzeug als Tatmittel einzusetzen, um möglichst viele Menschen zu töten oder zu verletzen. Der Fall rückt den Weihnachtsmarkt in Dingolfing schlagartig in den Fokus bundesweiter Aufmerksamkeit.
Festnahmen nach intensiven Ermittlungen
Bereits am Freitag griffen Spezialeinheiten der Polizei zu. Fünf Männer wurden festgenommen, nachdem sich der Verdacht eines geplanten Anschlags verdichtet hatte. Am darauffolgenden Samstag ordnete ein Ermittlungsrichter am Amtsgericht München für vier der Beschuldigten Untersuchungshaft an. Der fünfte Mann wurde in Präventivgewahrsam genommen.
Die Ermittlungen werden von der Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus bei der Generalstaatsanwaltschaft München geführt. Beteiligt sind zudem das Landeskriminalamt und das Landesamt für Verfassungsschutz. Diese enge Zusammenarbeit gilt als entscheidend dafür, dass der mutmaßliche Anschlagsplan auf den Weihnachtsmarkt in Dingolfing rechtzeitig erkannt werden konnte.
Zu den Festgenommenen zählen nach offiziellen Angaben ein 56 Jahre alter ägyptischer Staatsangehöriger, ein 37-jähriger Mann aus Syrien sowie drei marokkanische Staatsbürger im Alter von 22, 28 und 30 Jahren. Alle fünf stehen im Verdacht, in unterschiedlicher Intensität an der Vorbereitung eines Anschlags beteiligt gewesen zu sein.
Predigt, Radikalisierung und Tatentschluss
Nach dem bisherigen Ermittlungsstand soll der 56-jährige Ägypter eine zentrale Rolle gespielt haben. Die Staatsanwaltschaft beschreibt ihn als islamischen Prediger, der in einer Moschee im Raum Dingolfing-Landau tätig gewesen sein soll. Dort habe er nach Erkenntnissen der Ermittler zu einem Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt aufgerufen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass dieser Aufruf nicht folgenlos blieb. Drei der Beschuldigten sollen sich bereit erklärt haben, den Anschlag tatsächlich auszuführen. Ein weiterer Verdächtiger soll den Tatentschluss der Gruppe gefestigt und unterstützt haben. Juristisch wird dieses Verhalten derzeit als versuchte Bestimmung zum Mord eingeordnet – ein schwerwiegender Vorwurf, der nun vor Gericht geprüft werden muss.
Ob es bereits einen festen Termin oder einen konkret benannten Weihnachtsmarkt in Dingolfing gegeben hat, ist bislang nicht öffentlich bestätigt. Die Behörden halten sich hier bewusst bedeckt, um laufende Ermittlungen nicht zu gefährden.
Geplantes Tatmittel: ein Fahrzeug
Besonders alarmierend ist der Hinweis der Ermittler, dass ein Fahrzeug als Tatmittel vorgesehen gewesen sein soll. Solche Anschlagspläne wecken in Deutschland sofort Erinnerungen an frühere Taten, bei denen Fahrzeuge gezielt als Waffen missbraucht wurden. Auch wenn die Behörden keine Details zu Art oder Herkunft des Fahrzeugs nennen, gilt dieses Element als ein zentrales Indiz für die Ernsthaftigkeit des Anschlagsplans.
Gleichzeitig betonen die Ermittler, dass sich der Fall noch in einem frühen Stadium befindet. Die Bewertung, wie konkret die Vorbereitungen tatsächlich waren, ist Teil der laufenden Untersuchungen.
Islamistisches Motiv – keine gesicherten Netzwerke
Nach übereinstimmender Einschätzung der Sicherheitsbehörden liegt dem mutmaßlichen Anschlagsplan auf den Weihnachtsmarkt in Dingolfing eine islamistische Motivation zugrunde. Hinweise auf eine direkte Anbindung an eine international agierende Terrororganisation gibt es bislang jedoch nicht.
Stattdessen konzentrieren sich die Ermittlungen auf mögliche lokale Radikalisierungsprozesse, persönliche Kontakte und ideologische Einflüsse. Ob weitere Personen in die Planungen involviert waren oder Kenntnis davon hatten, ist derzeit offen.
Die Staatsanwaltschaft macht deutlich, dass alle Beschuldigten als unschuldig gelten, solange kein rechtskräftiges Urteil vorliegt. Diese Unschuldsvermutung gilt auch angesichts der Schwere der Vorwürfe uneingeschränkt.
Politische Reaktionen und Sicherheitsbewertung
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann würdigte das Vorgehen der Sicherheitsbehörden ausdrücklich. Die schnelle und koordinierte Arbeit habe möglicherweise einen schweren Anschlag verhindert. Gerade in der sensiblen Vorweihnachtszeit sei Wachsamkeit entscheidend, sagte Herrmann sinngemäß.
Konkrete Angaben zu Einsatzorten oder möglichen Festnahmeorten wurden von offizieller Seite nicht bestätigt. In der Öffentlichkeit kursierende Hinweise, wonach Festnahmen im Grenzgebiet zu Österreich erfolgt sein sollen, blieben unkommentiert.
Für die Sicherheitslage bedeutet der Fall eine erneute Bestätigung der bestehenden Risikoeinschätzung: Weihnachtsmärkte gelten als besonders schützenswerte, aber auch potenziell gefährdete Orte. Entsprechend hoch sind die Sicherheitsvorkehrungen, die vielerorts bereits seit Jahren gelten.
Verunsicherung in der Region
In Dingolfing und im Landkreis Landau an der Isar hat die Nachricht spürbare Unruhe ausgelöst. Weihnachtsmärkte sind hier nicht nur touristische Anziehungspunkte, sondern fester Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens. Dass ausgerechnet diese Orte ins Visier eines mutmaßlichen Anschlagsplans geraten sein sollen, trifft viele Menschen emotional.
Gleichzeitig betonen lokale Verantwortliche, dass es bislang keine Hinweise auf eine akute Gefahr gebe. Der reguläre Betrieb der Weihnachtsmärkte wird fortgesetzt, begleitet von sichtbarer Polizeipräsenz und verstärkten Sicherheitsmaßnahmen.
Für viele Besucher bleibt dennoch ein Gefühl der Ambivalenz: zwischen dem Wunsch nach Normalität und der leisen Sorge, dass selbst scheinbar geschützte Räume nicht vollkommen sicher sind.
Zwischen Wachsamkeit und Normalität
Der mutmaßlich vereitelte Anschlagsplan auf einen Weihnachtsmarkt in Dingolfing zeigt, wie fragil das Sicherheitsgefühl in der Vorweihnachtszeit sein kann. Dass die Ermittler frühzeitig eingegriffen haben, unterstreicht die Bedeutung präventiver Sicherheitsarbeit. Zugleich macht der Fall deutlich, wie schwer es ist, Radikalisierung frühzeitig zu erkennen und Gefahren eindeutig zu bewerten.
Während Justiz und Sicherheitsbehörden nun die Hintergründe aufarbeiten, versucht die Region, zur vorweihnachtlichen Normalität zurückzufinden. Ob und welche Lehren aus dem Fall gezogen werden, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen. Fest steht jedoch: Die Balance zwischen Offenheit und Sicherheit bleibt eine der zentralen Herausforderungen dieser Zeit.