
Tübingen, 7. November 2025 – In einem Keller des Hörsaalzentrums der Universität Tübingen sind mehrere Exemplare der Chilenischen Einsiedlerspinne entdeckt worden. Laut übereinstimmenden Medienberichten handelt es sich um die erste bestätigte Sichtung dieser Art in Deutschland. Die Universität informierte umgehend die betroffenen Personen und leitete Maßnahmen zur Bekämpfung ein. Fachleute bewerten den Fund als ungewöhnlich, aber unter kontrollierbaren Bedingungen.
Entdeckung von 20 Giftspinnen in Tübingen
Nach Angaben mehrerer regionaler Medien, darunter die Stuttgarter Nachrichten und Watson, wurden im Keller eines Universitätsgebäudes in Tübingen bis zu 20 Exemplare der Chilenischen Einsiedlerspinne (Loxosceles laeta) gefunden. Die Spinnen wurden demnach in einem nicht öffentlich zugänglichen Bereich des Hörsaalzentrums entdeckt. Laut der Universität handelt es sich um ein Gebäude, das nur von autorisiertem Personal genutzt wird. Es wurden Klebefallen aufgestellt und die Räume vorübergehend gesperrt, um eine mögliche Ausbreitung zu verhindern.
Die Universität Tübingen bestätigte, dass alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter informiert wurden. Zusätzlich seien Warnhinweise angebracht und Schädlingsbekämpfungsmaßnahmen eingeleitet worden. In den umliegenden Räumen konnten keine weiteren Spinnen gefunden werden. Nach Einschätzung von Zoologen ist der Fund ein Einzelfall, der dennoch besondere Aufmerksamkeit verdient, da die Art ursprünglich aus Südamerika stammt.
Herkunft und Besonderheiten der Chilenischen Einsiedlerspinne
Die Chilenische Einsiedlerspinne ist eine in Südamerika heimische Art, die zur Familie der Sicariidae gehört. Sie wird in wissenschaftlichen Quellen als nachtaktiv beschrieben und zeichnet sich durch sechs Augen aus – ein Merkmal, das sie von den meisten anderen Spinnenarten unterscheidet. Ihr Körper trägt eine charakteristische dunkle Zeichnung in Form einer Geige auf dem Rücken. Diese Besonderheit führte im englischen Sprachraum zur Bezeichnung „Violin Spider“.
Die Spinne bevorzugt trockene, dunkle Orte und hält sich bevorzugt in Kellern, hinter Möbeln oder in ungestörten Ecken auf. Laut dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe kommt die Art normalerweise nur in Südamerika vor, wird jedoch gelegentlich durch Warentransporte in andere Länder verschleppt. Solche Funde seien äußerst selten. Die Bedingungen in Mitteleuropa gelten als ungünstig für eine dauerhafte Ansiedlung, da die Tiere warme und trockene Klimazonen bevorzugen.
Gefährdungspotenzial und medizinische Bewertung
Nach den vorliegenden Berichten gilt Loxosceles laeta als potenziell giftig. Ihr Biss kann in seltenen Fällen zu sogenannten Nekrosen führen, also zu Gewebeschäden an der betroffenen Stelle. Fachleute betonen jedoch, dass die Spinne scheu ist und Angriffe auf Menschen äußerst selten vorkommen. Der Zoologe Hubert Höfer vom Karlsruher Museum erklärte, dass die Tiere menschliche Nähe meiden und meist nur in dunklen, ungestörten Bereichen aktiv sind. Bei einem Biss wird ärztliche Behandlung empfohlen, eine generelle Gesundheitsgefahr besteht laut Experten jedoch nicht.
In Deutschland sind bislang keine dokumentierten Fälle von Bissen dieser Art bekannt. Die mediale Aufmerksamkeit resultiert vor allem aus der Seltenheit des Fundes und dem Exotenstatus der Spinne. Wissenschaftliche Arbeiten, wie etwa die in ResearchGate veröffentlichte Studie zur visuellen Spektralsensitivität der Art, zeigen, dass sie besonders empfindlich auf UV- und Grünlicht reagiert. Diese Eigenschaft erklärt teilweise ihr Verhalten, dunkle Rückzugsorte zu bevorzugen.
Bekämpfung und Vorsorgemaßnahmen
Die Universität Tübingen hat nach eigenen Angaben sofort reagiert. Die betroffenen Räume wurden geräumt und versiegelt, während Fachleute Klebefallen auslegten, um verbliebene Tiere zu erfassen. Alle Beschäftigten erhielten Hinweise zum Verhalten in möglicherweise kontaminierten Bereichen. Diese Maßnahmen entsprechen den Empfehlungen von Schädlings- und Spinnenexperten, die betonen, dass eine mechanische Erfassung der Tiere sicherer und nachhaltiger sei als chemische Bekämpfungsmethoden.
In der Bevölkerung stellen sich seither viele Fragen dazu, wie man mit Spinnenfunden dieser Art umgehen sollte. In sozialen Netzwerken wurde wiederholt die Zahl von „20 Giftspinnen“ geteilt, wobei Fachquellen wie die Stuttgarter Zeitung und SWP auch von niedrigeren Zahlen berichten. Diese Abweichung verdeutlicht, dass die genauen Umstände des Fundes noch nicht vollständig erfasst sind.
Wie gefährlich ist ein Biss der Chilenischen Einsiedlerspinne?
Ein Biss dieser Spinne kann theoretisch schwere Hautreaktionen hervorrufen. Das Gift enthält Enzyme, die Zellgewebe zerstören und in seltenen Fällen zu Nekrosen führen. In Südamerika, wo die Art verbreitet ist, sind einzelne medizinisch dokumentierte Fälle bekannt. In Deutschland dagegen wurden bisher keine Bissvorfälle verzeichnet. Fachleute halten die Gefahr daher für äußerst gering, warnen jedoch davor, das Risiko vollständig zu unterschätzen. Vorsicht im Umgang mit unbekannten Spinnen wird empfohlen.
Wie gelangten die Spinnen nach Tübingen?
Laut mehreren Quellen wurde die Art vermutlich durch den globalen Warenverkehr nach Deutschland eingeschleppt. Der Transport von Gütern, Verpackungsmaterialien oder Laborbedarf kann einzelne Tiere unbeabsichtigt mitführen. Dieser Mechanismus ist bereits aus anderen Ländern bekannt, in denen die Chilenische Einsiedlerspinne außerhalb ihres natürlichen Lebensraums auftrat. Hinweise deuten darauf hin, dass die Tiere in Kartons oder Containern verschleppt wurden, bevor sie sich in den Kellerräumen niederließen.
Welche Vorsorgemaßnahmen sind sinnvoll?
Zur Vorbeugung raten Fachquellen, selten genutzte Räume regelmäßig zu inspizieren und potenzielle Verstecke wie Ritzen oder Kartons zu verschließen. Kleidung, Schuhe oder Decken sollten vor dem Gebrauch ausgeschüttelt werden, wenn sie längere Zeit unbenutzt waren. Klebefallen gelten als wirksames Mittel, um Vorkommen frühzeitig zu erkennen. Der Einsatz von Insektiziden wird von Experten nicht empfohlen, da er meist keine nachhaltige Wirkung zeigt und andere Tierarten beeinträchtigen kann.
Kann sich die Art in Deutschland etablieren?
Nach Einschätzung von Fachleuten ist eine dauerhafte Etablierung derzeit unwahrscheinlich. Das Klima in Mitteleuropa gilt als zu feucht und kühl, um stabile Populationen zu ermöglichen. Allerdings verweisen Forscher auf die zunehmende Mobilität von Warenströmen sowie den Einfluss des Klimawandels, die künftig zu mehr Einschleppungen führen könnten. Der Fall Tübingen gilt deshalb als Beispiel für die Notwendigkeit schneller Reaktionsmechanismen in Forschungseinrichtungen und öffentlichen Gebäuden.
Was tun bei einem Spinnenfund?
Wer eine Spinne entdeckt, die dem beschriebenen Erscheinungsbild ähnelt, sollte sie nicht mit bloßen Händen berühren. Empfohlen wird, das Tier vorsichtig zu fotografieren oder einzufangen, etwa mithilfe eines Glases und eines Papiers, um es später von Fachleuten bestimmen zu lassen. Die Universität Tübingen informierte über ihre Vorgehensweise: Räume wurden abgeriegelt, die Funde dokumentiert und Experten hinzugezogen. Diese Praxis gilt als Standardmaßnahme im Umgang mit potenziell gefährlichen Tierarten.
Wissenschaftlicher Kontext und mediale Wahrnehmung
Eine Studie, die in der Fachzeitschrift Nature Scientific Data veröffentlicht wurde, zeigt, dass weltweite Medienberichte über Spinnenfunde häufig überproportional alarmierend wirken. Nur ein sehr kleiner Anteil aller bekannten Spinnenarten (< 0,5 Prozent) gilt überhaupt als medizinisch relevant. Die Untersuchung deutet darauf hin, dass Meldungen über seltene Arten wie die Chilenische Einsiedlerspinne oft stärkere öffentliche Reaktionen auslösen als durch die Faktenlage gerechtfertigt ist. Diese Beobachtung erklärt, warum die Nachricht aus Tübingen national und international auf große Resonanz gestoßen ist.
Auch regionale Medien, darunter RTF1 und der Schwarzwälder Bote, griffen das Thema auf und berichteten über die Reaktion der Universität sowie die Informationspolitik gegenüber Studierenden und Beschäftigten. In sozialen Netzwerken wurde der Fund teils mit Sorge, teils mit Faszination aufgenommen. Fachleute betonen, dass die Kommunikation solcher Ereignisse entscheidend ist, um Fehlinformationen zu vermeiden und Panik vorzubeugen.
Hintergrund zur Art Loxosceles laeta
Die Chilenische Einsiedlerspinne gehört zur Gattung Loxosceles, deren Vertreter weltweit rund 100 Arten umfassen. Zu den bekanntesten zählt die Braune Einsiedlerspinne (Loxosceles reclusa), die insbesondere in den Vereinigten Staaten verbreitet ist. Beide Arten teilen ähnliche Merkmale, darunter das charakteristische Sechsenaugenmuster und ein vergleichbares Giftprofil. Laut Wikipedia bevorzugen sie trockene Innenräume, wo sie sich in Kartons, hinter Tapeten oder unter Möbeln verbergen. Ihre Lebenserwartung beträgt in geschützten Umgebungen mehrere Jahre.
Der Fund mehrerer Chilenischer Einsiedlerspinnen an der Universität Tübingen stellt eine ungewöhnliche zoologische Entdeckung in Deutschland dar. Die Reaktion der Universität zeigt, wie Forschungseinrichtungen auf biologische Risiken vorbereitet sein müssen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gesundheitlicher Gefahren gering ist. Die vorliegenden Fakten belegen, dass die Tiere nicht aggressiv sind und eine dauerhafte Etablierung hierzulande als unwahrscheinlich gilt. Gleichwohl verdeutlicht der Fall, dass Globalisierung und Warenverkehr neue biologische Herausforderungen mit sich bringen können, die wissenschaftliche Aufmerksamkeit und sachliche Kommunikation erfordern.

































