
Berlin, 7. November 2025 – Immer mehr Nutzer erhalten betrügerische Nachrichten über WhatsApp. Nach aktuellen Analysen werden sowohl Einzelchats als auch Gruppeneinladungen gezielt missbraucht, um persönliche Daten, Geld oder Kontozugänge zu erbeuten. Laut Sicherheitsstudien und offiziellen Plattformangaben ist die Zahl der Betrugsfälle in Deutschland und weltweit deutlich gestiegen. Neue Schutzfunktionen und Aufklärungskampagnen sollen helfen, das Risiko zu senken.
Wachsende Zahl an Betrugsversuchen über WhatsApp
Meta, der Mutterkonzern von WhatsApp, warnt in einem offiziellen Blogbeitrag vor einer zunehmenden Zahl von Betrugsversuchen über den Messenger-Dienst. Nutzer erhalten immer häufiger Nachrichten von unbekannten Nummern oder werden unaufgefordert zu Gruppenchats hinzugefügt. Diese Nachrichten enthalten häufig Aufforderungen, schnell zu reagieren, Zahlungen vorzunehmen oder vertrauliche Informationen preiszugeben. Laut Meta sollen Nutzer in solchen Situationen innehalten, den Inhalt hinterfragen und die Identität des Absenders überprüfen.
Typische Betrugsformen sind laut Meta unter anderem das Versprechen von schnellen Gewinnen, gefälschte Rechnungsforderungen oder Nachrichten mit hoher Dringlichkeit. Zusätzlich hat WhatsApp neue Warnmeldungen eingeführt, die Nutzer darauf hinweisen, wenn sie mit unbekannten Kontakten kommunizieren. Diese Hinweise sollen helfen, Betrugsversuche frühzeitig zu erkennen.
Phishing über gefälschte Telefonnummern und gefälschte Websites
Nach Berichten von Heise Online sind in Deutschland vermehrt Phishing-Angriffe über WhatsApp und SMS im Umlauf. Dabei täuschen Kriminelle offizielle Absendernummern vor – teilweise sogar solche, die WhatsApp selbst für Sicherheitsbestätigungen nutzt. Empfänger erhalten eine Nachricht, die auf eine gefälschte Website führt, die angeblich einen Sicherheitscheck anbietet. Tatsächlich wird durch diesen Prozess der Fremdzugriff auf das WhatsApp-Konto ermöglicht. Sobald der Zugriff hergestellt ist, können Betrüger Nachrichten lesen, verschicken und weitere Kontakte anschreiben.
Heise empfiehlt, regelmäßig im Menü „Verknüpfte Geräte“ zu prüfen, ob unbekannte Browser oder Computer Zugriff auf das eigene Konto haben, und verdächtige Verbindungen umgehend zu entfernen.
Internationale Betrugsmuster und organisierte Netzwerke
Euronews berichtete über eine internationale Betrugskampagne, bei der gefälschte Jobangebote über WhatsApp verbreitet werden. Nutzer werden mit unrealistisch hohen Verdienstmöglichkeiten gelockt und zu finanziellen Transaktionen aufgefordert. In vielen Fällen führen die Nachrichten zu betrügerischen Websites, auf denen Kryptowährungszahlungen oder Investitionen verlangt werden. Der geschätzte Gesamtschaden durch diese Masche beträgt rund 100 Millionen Euro weltweit.
Die Betrüger nutzen die globale Reichweite von WhatsApp und operieren in transnationalen Netzwerken, die aus Südostasien und dem Nahen Osten gesteuert werden. Diese Gruppen verwenden automatisierte Systeme, um massenhaft Nachrichten zu versenden und Nutzer gezielt nach demografischen Merkmalen anzusprechen.
Neue Sicherheitsfunktionen und technische Schutzmaßnahmen
Meta hat auf die wachsende Bedrohung reagiert und mehrere Sicherheitsmechanismen eingeführt. Dazu gehören Warnmeldungen bei Videoanrufen, wenn der Bildschirm mit unbekannten Personen geteilt wird, und automatische Hinweise, sobald ein Nutzer mit einem nicht gespeicherten Kontakt interagiert. Ziel ist es, vor allem ältere und weniger technikaffine Personen besser zu schützen. Diese Gruppe ist laut AndroidHeadlines besonders häufig betroffen.
Gleichzeitig arbeiten Plattformen wie WhatsApp und Messenger mit künstlicher Intelligenz, um betrügerische Aktivitäten automatisch zu erkennen. Dazu zählen Muster in Nachrichten, wiederkehrende Formulierungen und ungewöhnliche Versandfrequenzen. Der Einsatz solcher Technologien soll helfen, betrügerische Accounts schneller zu sperren und deren Netzwerke zu unterbrechen.
Finanzielle Schäden in Deutschland deutlich gestiegen
Die „Global Anti-Scam Alliance“ (GASA) und das Unternehmen BioCatch veröffentlichten 2025 eine Studie zur Betrugssituation in Deutschland. Demnach belaufen sich die finanziellen Schäden durch Betrugsfälle im Land auf etwa 10,6 Milliarden Euro innerhalb eines Jahres. Der durchschnittliche Verlust pro Opfer beträgt über 800 Euro. Besonders auffällig ist, dass 84 Prozent der Betrugsversuche über Plattformen mit Direktnachrichtenfunktionen erfolgen – WhatsApp ist mit 59 Prozent die am häufigsten genutzte Plattform für derartige Angriffe.
Entgegen gängiger Annahmen betrifft das Problem nicht nur ältere Menschen. Die Studie zeigt, dass auch jüngere und gut ausgebildete Personen zu den häufigen Opfern gehören. Das verdeutlicht, dass Betrug über WhatsApp kein spezifisches Altersphänomen ist, sondern breite Bevölkerungsschichten betrifft.
Betrug über Gruppenfunktionen
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) weist auf eine besondere Form des Betrugs hin, die über WhatsApp-Gruppen organisiert wird. Dabei geben sich Kriminelle als Mitarbeiter seriöser Unternehmen oder Finanzberater aus. Nutzer werden in Gruppen eingeladen, in denen vermeintliche Finanzprodukte oder Anlageempfehlungen diskutiert werden. Tatsächlich handelt es sich dabei um fingierte Chats, in denen Vertrauen aufgebaut wird, bevor die Opfer zu Geldtransaktionen bewegt werden. Dieser Gruppenmechanismus ermöglicht es Betrügern, viele Personen gleichzeitig zu erreichen.
Neue Betrugsformen mit Deepfake-Technologien
Eine 2025 veröffentlichte Studie zur Nutzung von Deepfake-Technologien zeigt, dass Betrüger zunehmend KI-generierte Audio- und Videoinhalte einsetzen. Damit imitieren sie reale Personen – etwa Familienmitglieder – um emotionale Bindungen auszunutzen. Besonders ältere Erwachsene werden so dazu gebracht, Geld zu überweisen oder sensible Daten herauszugeben. Die Studie empfiehlt, jüngere Familienmitglieder aktiv in den Schutz älterer Angehöriger einzubeziehen und regelmäßige Aufklärungsgespräche zu führen.
Neue Trends in sozialen Medien und Foren
Diskussionen in sozialen Medien und Foren zeigen weitere aktuelle Entwicklungen. Auf Reddit berichten Nutzer von sogenannten „10-Euro-Anfütterungen“. Dabei werden Teilnehmern kleiner Geldbeträge versprochen, wenn sie bestimmten Anweisungen in WhatsApp-Gruppen folgen. Diese Aktionen dienen dem Vertrauensaufbau, bevor größere Forderungen gestellt werden.
Im Forum BleepingComputer wurden Fälle dokumentiert, bei denen gefälschte Investmentplattformen über WhatsApp verbreitet wurden. Die Seiten imitieren echte Handelsplattformen und nutzen technische Mechanismen wie Cloudflare-CDNs, um ihren Ursprung zu verschleiern. Eine weitere beobachtete Masche sind QR-Code-basierte Freigaben: Nutzer werden dazu verleitet, Berechtigungen zu bestätigen, die Betrügern Zugriff auf Geräte und Daten ermöglichen.
Wie erkennen Nutzer betrügerische Nachrichten?
Unerwartete Nachrichten von unbekannten Nummern
Viele Nutzer fragen sich, warum sie plötzlich Nachrichten von unbekannten Nummern erhalten. Laut WhatsApp werden diese Kontakte häufig gezielt von Betrügern hinzugefügt, um eine Kommunikation zu initiieren. Besonders dann, wenn in den Nachrichten nach Geld oder persönlichen Daten gefragt wird, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Betrugsversuche.
Verifizierungscode ohne Anmeldung
Wenn Nutzer einen WhatsApp-Verifizierungscode erhalten, ohne sich angemeldet zu haben, ist Vorsicht geboten. Dabei handelt es sich um eine gängige Betrugsmasche, bei der Kriminelle versuchen, Zugriff auf bestehende Konten zu erhalten. Nutzer sollten den Code niemals weitergeben und die Zwei-Faktor-Authentifizierung aktivieren.
Gefahr durch Videoanrufe mit Bildschirmfreigabe
Laut Sicherheitsanalysen kann das Teilen des Bildschirms während eines Videoanrufs zu einer Kontoübernahme führen. Betrüger nutzen diese Methode, um vertrauliche Daten wie Sicherheitscodes oder Bankinformationen abzufangen. Nutzer sollten Bildschirmfreigaben grundsätzlich nur mit bekannten Kontakten durchführen.
Jobangebote über WhatsApp
Eine weitere häufige Frage betrifft Jobangebote, die über WhatsApp verschickt werden. Nach Angaben mehrerer Sicherheitsunternehmen handelt es sich dabei in den meisten Fällen um Betrugsversuche. Nutzer werden mit hohen Verdienstaussichten angelockt, um anschließend Zahlungen oder die Installation fremder Software zu veranlassen.
Was tun, wenn bereits Geld überwiesen wurde?
Wer auf einen Betrug hereingefallen ist, sollte umgehend handeln. Dazu gehören die Änderung von Passwörtern, das Aktivieren der Zwei-Faktor-Authentifizierung, die Kontaktaufnahme mit der eigenen Bank sowie die Meldung des Vorfalls an WhatsApp und die Polizei. Auch Freunde und Familienmitglieder sollten informiert werden, um eine Weiterverbreitung zu verhindern.
Tabellarischer Überblick: Zentrale Kennzahlen und Fakten
| Aspekt | Belegter Wert / Quelle |
|---|---|
| Gesamtschaden durch Betrugsfälle in Deutschland | ca. 10,6 Milliarden Euro (GASA 2025) |
| Durchschnittlicher Verlust pro Opfer | über 800 Euro (GASA 2025) |
| Plattformanteil WhatsApp an Betrugsversuchen | 59 % (GASA 2025) |
| Schaden durch globale Jobbetrugsmaschen | rund 100 Millionen Euro (Euronews 2023) |
| Neue Schutzmechanismen | Bildschirmfreigabe-Warnung, KI-gestützte Erkennung, Absenderhinweise (Meta 2025) |
Gesamtbild und aktuelle Einschätzungen
Die dokumentierten Betrugsfälle zeigen, dass WhatsApp zunehmend als Plattform für komplexe und international koordinierte Betrugsstrukturen dient. Während klassische Methoden wie gefälschte Nachrichten und Phishing weiterhin weit verbreitet sind, entstehen gleichzeitig neue Angriffstechniken, die auf technologische Mittel wie Deepfakes oder QR-Code-Autorisierungen setzen. Sicherheitsmaßnahmen der Plattformen, staatliche Warnungen und Aufklärungskampagnen versuchen, dieser Entwicklung entgegenzuwirken. Dennoch belegen aktuelle Zahlen, dass Betrug über WhatsApp weiterhin eines der größten Risiken im Bereich digitaler Kommunikation darstellt.
































