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Ist das Motorola Razr 60 tatsächlich ein Faltstar mit Anspruch

In Produkte
Juni 23, 2025
Faltstar mit Anspruch

Faltbare Smartphones sind längst aus der Nische herausgewachsen. Mit dem neuen Motorola Razr 60 Ultra tritt ein Gerät auf den Plan, das nicht nur optisch, sondern auch technisch neue Standards unter den sogenannten Flip-Phones setzen will. Doch wie schlägt sich der Premium-Falter im Alltag? Ist das Konzept reif für den Massenmarkt oder bleibt es Spielerei für Technik-Enthusiasten? Ein umfassender Blick auf Design, Performance, Akkulaufzeit, Alltagstauglichkeit – und auch auf die Schattenseiten des vermeintlichen Klapp-Königs.

Design trifft auf Materialkunst

Schon beim ersten Blick offenbart sich: Das Razr 60 Ultra ist ein Hingucker. Motorola setzt auf eine hochwertige Verarbeitung mit markantem Materialeinsatz – unter anderem Alcantara, veganes Leder oder sogar eine Version mit Holzrückseite. Die Farbauswahl orientiert sich an Pantone-Trends, mit Tönen wie Rio Red, Cabaret oder Mountain Trail. Damit zielt das Gerät klar auf Design-Liebhaber, die sich vom Smartphone auch modischen Ausdruck wünschen.

Beim Gehäuse setzt Motorola auf Titanverstärkung im Scharnierbereich. Das verspricht nicht nur Langlebigkeit, sondern auch ein besonders hochwertiges Klappgefühl. In Sachen Schutz ist das Gerät IP48-zertifiziert, also staubgeschützt und gegen Spritzwasser resistent – ein Schritt nach vorn in einer Geräteklasse, die lange für ihre Empfindlichkeit bekannt war.

Displays: Außen wie innen auf Top-Niveau

Das äußere Cover-Display misst 4 Zoll und bietet eine beeindruckende Bildwiederholrate von 165 Hertz. Die pOLED-Technologie liefert hohe Kontraste und enorme Helligkeitswerte bis zu 4.500 Nits – ideal für die Nutzung im Sonnenlicht. Gorilla Glass Ceramic schützt die Oberfläche.

Innen wartet das 7 Zoll große Hauptdisplay ebenfalls mit pOLED und 165 Hz auf. Die Auflösung liegt je nach Quelle zwischen 2640×1080 und 2912×1224 Pixeln. Besonders auffällig: Die Falz in der Mitte ist kaum sichtbar und kaum spürbar – ein echtes Qualitätsmerkmal. Die Displayränder sind extrem schmal, das Seherlebnis entsprechend immersiv.

Technik auf Flaggschiff-Niveau

Unter der Haube arbeitet der Snapdragon 8 Elite – ein Top-Prozessor, der gemeinsam mit 16 GB RAM und bis zu 1 TB UFS 4.0 Speicher für erstklassige Leistung sorgt. Ob Multitasking, Gaming oder Bildbearbeitung: Das Gerät reagiert flüssig und ohne merkbare Verzögerung.

Dennoch gab es bei längerer Nutzung in mehreren Testberichten Hinweise auf ein spürbares Aufheizen des Gehäuses. Vor allem bei grafikintensiven Anwendungen kommt es zu Throttling – also einer leichten Drosselung der CPU-Leistung zur Hitzekontrolle. Das ist bei High-End-Smartphones nicht ungewöhnlich, verdient jedoch Erwähnung.

Stereo-Sound mit kleinen Schwächen

Die verbauten Lautsprecher liefern ein klares Stereo-Erlebnis, doch im Vergleich zur Konkurrenz (etwa Samsung oder Apple) sind sie leicht im Nachteil. Insbesondere bei höheren Lautstärken fehlt es an Volumen und Tiefe. Für Podcasts und Telefonate reicht es, für Musikliebhaber ist es ein kleiner Dämpfer.

Akkulaufzeit: Das unterschätzte Highlight

Wo viele Foldables bislang schwächeln, glänzt das Razr 60 Ultra: mit einer herausragenden Akkuleistung. Der verbaute 4.500 mAh Akku (einige Quellen sprechen auch von 4.700 mAh) bringt das Gerät auf bis zu 15 Stunden aktiver Nutzung. Besonders positiv: Auch bei aktiviertem Always-On-Display und Nutzung des Cover-Screens bleibt die Laufzeit stabil.

Beim Laden setzt Motorola auf Geschwindigkeit: Mit 68 Watt kabelgebunden und 30 Watt kabellos ist das Gerät in etwa einer Stunde vollständig geladen – ein Top-Wert im Foldable-Segment.

Kamera: Solide, aber kein Spitzenreiter

Das Kamerasystem besteht aus zwei 50-MP-Sensoren – Hauptkamera und Ultraweitwinkel. Eine Telefotolinse fehlt. Im Alltag liefern die Kameras gute Ergebnisse, besonders bei Tageslicht. Dank verbesserter AI-Verarbeitung sind auch Low-Light-Aufnahmen passabel.

Doch ein echtes Kamera-Flaggschiff ersetzt das Razr 60 Ultra nicht. Die Kamera-App verzichtet auf einen Pro-Modus, automatische Nachtmodi fehlen, und das Zoom-Verhalten ist rein digital. Wer sein Smartphone für anspruchsvolle Fotografie nutzt, wird hier Einschränkungen spüren.

Software & Moto AI: Viel drin, aber nicht alles nützlich

Motorola integriert neben Android 14 eine Reihe eigener AI-Features. Darunter Tools wie „Remember This“ (visuelle Erinnerungen speichern), Transkriptionen und „Catch Me Up“ (Zusammenfassungen verpasster Inhalte). Die Umsetzung ist solide, wirkt aber nicht revolutionär – eher ein freundlicher Helfer als ein echter Gamechanger.

Ein Kritikpunkt aus der Community: Der dedizierte AI-Knopf am Gehäuserand lässt sich bislang nicht umbelegen. Nutzer wünschen mehr Individualisierung – bislang leider Fehlanzeige.

Update-Politik mit Luft nach oben

Motorola verspricht drei große Android-Upgrades sowie vier Jahre Sicherheitsupdates. Das bedeutet: Support bis Android 18 bzw. etwa bis ins Jahr 2029. Das ist in Ordnung, liegt aber deutlich hinter den sieben Jahren Update-Zusagen von Samsung oder Google.

Reparierbarkeit & Langlebigkeit: Licht und Schatten

Ein Teardown zeigt: Das Razr 60 Ultra erhält eine mittelmäßige Reparaturnote (5,5/10). Grund: viele Schrauben, hitzebasierte Verklebung und zwei fest verbaute Akkus – ein Ausbau ist möglich, aber aufwändig.

Einige Nutzerberichte warnen zudem vor Langzeitschäden: So sei in einzelnen Fällen das Scharnier nach etwa sechs Monaten gebrochen. Der Austausch im Rahmen der Garantie verlaufe teils problematisch – Motorola zeigt sich nicht immer kulant.

„I have had nothing but problems […] refuse to replace the phone.“ – Nutzerzitat aus einem internationalen Forum

Kratzempfindlichkeit & Alltagsnutzung

Obwohl das Display sehr hochwertig verarbeitet ist, berichten einige Nutzer von leichten Kratzern auf der integrierten Schutzfolie des Innenbildschirms – insbesondere bei starker Nutzung. Hier zeigt sich die typische Foldable-Problematik: Die weichen Oberflächen sind anfälliger als bei klassischen Smartphones.

Positiv hervorzuheben ist die praktische Alltagstauglichkeit: Das Cover-Display erlaubt viele Aktionen ohne Aufklappen – etwa Nachrichten lesen, Musik steuern oder Google Maps nutzen. Das spart Zeit und Energie.

Preis & Positionierung

Mit einem Preis von etwa 1.300 bis 1.500 US-Dollar – bzw. rund 1.100 bis 1.300 Euro – ist das Razr 60 Ultra ein echtes Premiumgerät. Es richtet sich an Technik-Liebhaber, die Design, Leistung und Innovation suchen – und bereit sind, dafür zu zahlen.

Vergleich: Stärken und Schwächen im Überblick

StärkenSchwächen
Hochwertiges Design mit besonderen MaterialienHoher Preis
Top-Displays außen & innenKeine Telefoto-Kamera
Lange Akkulaufzeit & schnelles LadenLeichte Kratzer auf Schutzfolie möglich
AI-Features mit MehrwertSoftware-Updates nur bis 2029
Fast unsichtbare Display-FalzCPU-Throttling bei hoher Last
Innovatives Cover-DisplayTeils unflexible Garantieabwicklung

Fazit: Bester Foldable-Flip seiner Klasse – mit bekannten Kompromissen

Das Motorola Razr 60 Ultra ist das bislang ausgereifteste Flip-Foldable auf dem Markt. Mit hochwertigen Materialien, starken Displays, einem robusten Scharnier, langer Akkulaufzeit und einer durchdachten Benutzeroberfläche bietet es eine spannende Alternative zu Samsung & Co. Es ist nicht perfekt – insbesondere bei Kamera, Software-Support und Reparierbarkeit gibt es noch Luft nach oben.

Doch wer ein klappbares Smartphone mit Stil und Substanz sucht, findet im Razr 60 Ultra einen zuverlässigen Alltagsbegleiter – solange man sich der Schwächen bewusst ist. Für viele bleibt es damit der neue Maßstab im Segment der Premium-Foldables 2025.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.