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Welche Verschwörungstheorien sich bis heute um den 11. September (911) halten

In Allgemein
September 11, 2025

Mehr als zwei Jahrzehnte nach den Terroranschlägen des 11. September 2001 sind die Ereignisse längst Teil der Weltgeschichte. Doch neben den offiziellen Berichten kursieren weiterhin zahlreiche Verschwörungstheorien, die von alternativen Erklärungen bis hin zu spektakulären Behauptungen reichen. Warum sich diese Mythen halten und welche Fakten ihnen gegenüberstehen, zeigt ein aktueller Blick auf den Stand der Diskussionen.

Die Entstehung von Verschwörungserzählungen

Der 11. September gilt als einer der einschneidendsten Momente der jüngeren Weltgeschichte. Der Schock, ausgelöst durch den Zusammenbruch der Twin Towers und den Angriff auf das Pentagon, führte nicht nur zu politischen und militärischen Konsequenzen, sondern auch zu einer Welle von Spekulationen. Verschwörungstheorien sind in diesem Kontext häufig ein Versuch, komplexe und erschütternde Ereignisse auf einfache Erklärungen zu reduzieren. Die offizielle 9/11-Kommission veröffentlichte einen umfassenden Bericht, dennoch blieben Lücken, die von Zweiflern als Raum für alternative Deutungen genutzt wurden.

Bekannte Theorien rund um den 11. September

Ein Überblick zeigt, welche Narrative bis heute in Diskussionen und Foren kursieren:

  • Die Behauptung, die Türme seien nicht nur durch Flugzeuge und Brände, sondern durch eine kontrollierte Sprengung zum Einsturz gebracht worden.
  • Die Annahme, dass die US-Regierung oder Geheimdienste im Voraus von den Anschlägen wussten und sie bewusst zuließen („Inside Job“).
  • Theorien, dass beim Pentagon kein Flugzeug, sondern eine Rakete eingeschlagen sei.
  • Diskussionen über WTC 7, das am Abend des 11. September zusammenbrach, obwohl kein Flugzeug es direkt traf.

Der besondere Fall: WTC 7

WTC 7 ist bis heute das Herzstück vieler Diskussionen. Offiziellen Untersuchungen zufolge brachen über mehrere Stunden Feuer in dem Gebäude aus, verursacht durch Trümmerteile des Nordturms. Da die Sprinkleranlage versagte und sich Hitze über mehrere Etagen ausbreitete, kam es zu einem strukturellen Versagen. Ingenieure sprechen in diesem Zusammenhang von einem progressiven Kollaps, bei dem das Versagen einzelner Stützen eine Kettenreaktion auslöste. Dennoch bleibt der Umstand bemerkenswert, dass bis dahin kein vergleichbares Hochhaus allein durch Feuer vollständig eingestürzt war – ein Aspekt, der von Skeptikern aufgegriffen wird.

Frage: Wie kam es, dass Gebäude 7 einstürzte, obwohl es nicht von einem Flugzeug getroffen wurde?

Die Antwort lautet: durch eine Kombination aus Feuer über mehrere Etagen, strukturellen Schwächen und Ausfällen der Sicherheitssysteme. Fachliche Analysen verweisen darauf, dass genau diese Kombination von Faktoren den außergewöhnlichen Kollaps verursachte. Eine geheime Sprengung gilt bis heute als unbelegt.

„Jet Fuel Can’t Melt Steel Beams“ – ein Mythos im Internet

Ein Satz, der sich wie ein Meme im Netz verbreitete, lautet: „Kerosin kann keine Stahlträger schmelzen.“ Tatsächlich muss es das auch nicht. Stahl verliert bei großer Hitze seine Tragfähigkeit, verbiegt sich, und die Lastverteilung im Gebäude gerät ins Ungleichgewicht. Die Bilder von durchhängenden Trägern und Funkenregen wurden von Verschwörungstheoretikern anders gedeutet, doch Experten machen klar: Es reicht, dass Hitze die Stabilität reduziert, um einen Einsturz zu erklären.

Frage: Warum glauben Menschen noch immer an dieses Argument?

Der Satz wirkt eingängig und wurde massenhaft in sozialen Medien geteilt. Er unterstellt eine logische Unmöglichkeit, die aber auf einer Fehlinterpretation basiert. Dass Stahl nicht schmelzen muss, um zu versagen, ist in Fachkreisen längst unstrittig – die öffentliche Wahrnehmung wird jedoch von simplen Botschaften stärker geprägt als von komplexen Ingenieur-Erklärungen.

Alternative Szenarien in Foren und sozialen Medien

In Plattformen wie Reddit oder spezialisierten Foren tauchen bis heute neue Erzählungen auf. Ein Beispiel ist die sogenannte „fünfte Flugzeug-Theorie“, wonach angeblich ein weiteres Flugzeug WTC 7 treffen sollte, aber abgeschossen wurde. Diese Variante verbindet ältere Mythen mit neuen Elementen, bietet aber keinerlei überprüfbare Belege. Solche Erzählungen zeigen, wie flexibel Verschwörungstheorien sind und wie schnell sie sich den Erwartungen der Community anpassen.

Frage: Gibt es belastbare Beweise für eine kontrollierte Sprengung?

Nein. Ingenieure, Feuerwehrleute und unabhängige Studien haben keine Hinweise auf Explosivstoffe gefunden. Die typischen akustischen Signaturen und Lichtblitze einer Sprengung wurden nicht beobachtet. Untersuchungen betonen zudem, dass die Schäden und Brände allein ausreichten, um den Kollaps plausibel zu machen.

Studien und Gegenstimmen aus der Wissenschaft

Während offizielle Berichte wie der von NIST den Brandeinfluss als Ursache bestätigen, gibt es auch Studien wie die der University of Alaska Fairbanks, die zu anderen Ergebnissen kamen. In einer Simulation kam das Forschungsteam zu dem Schluss, dass Feuer allein nicht ausgereicht hätte. Dennoch konnte auch diese Untersuchung keine konkrete alternative Ursache benennen. Stattdessen wurde gefordert, die Mechanismen des progressiven Kollapses besser in Bau- und Brandschutzvorschriften zu integrieren.

Die Rolle der Medien und früherer Fehler

Ein weiterer Brennpunkt war die Berichterstattung am Tag selbst. Als die BBC den Einsturz von WTC 7 einige Minuten zu früh meldete, griffen Skeptiker dies als „Beweis“ auf, dass Insiderwissen vorlag. Tatsächlich handelte es sich um eine Fehlinformation in einer chaotischen Lage. Solche Pannen tragen jedoch bis heute dazu bei, dass Verschwörungstheorien Nahrung erhalten.

Politische und gesellschaftliche Dimensionen

Umfragen zeigen, dass erhebliche Teile der Bevölkerung auch Jahre nach den Anschlägen Zweifel äußern. In Deutschland hielt etwa ein Drittel der jungen Erwachsenen Anfang der 2000er Jahre einen „Inside Job“ zumindest für möglich. Solche Zahlen verdeutlichen, dass Verschwörungstheorien nicht am Rand der Gesellschaft bleiben, sondern in die Mitte hineinwirken können. Sie stützen sich auf Misstrauen gegenüber Institutionen und Politik – ein Muster, das auch in anderen Krisen, wie während der Corona-Pandemie, sichtbar wurde.

Frage: Wurde je geprüft, ob die Regierung Vorwissen hatte?

Die 9/11-Kommission untersuchte diese Frage ausführlich. Ergebnis: Geheimdienste hatten zwar Hinweise auf Aktivitäten extremistischer Gruppen, jedoch keine eindeutigen Beweise für den geplanten Anschlag. Vorwürfe, dass die US-Regierung absichtlich untätig blieb, lassen sich nicht bestätigen. Vielmehr zeigte sich ein Bild aus Versäumnissen, Kommunikationsfehlern und einer Unterschätzung der Gefahr.

Diskussionen in der Fachwelt

In Fachkreisen wird vor allem die Frage gestellt, welche Lehren für Bauingenieurwesen und Brandschutz aus dem Einsturz zu ziehen sind. So wurde betont, dass Hochhäuser zukünftig stärker gegen progressive Kollaps-Szenarien abgesichert werden müssen. Die Debatte in Feuerwehr- und Sicherheitskreisen dreht sich darum, wie ungewöhnlich der Fall WTC 7 wirklich war und ob neue Normen notwendig sind.

Warum sich Verschwörungstheorien halten

Verschwörungserzählungen haben eine emotionale Funktion: Sie bieten einfache Antworten auf schockierende Ereignisse und vermitteln ein Gefühl von Kontrolle. Sie sind zudem Teil von Identitätsbildung in Online-Communities. Gerade dort, wo Vertrauen in offizielle Institutionen fehlt, finden diese Erzählungen ein dauerhaftes Publikum. Hinzu kommt die mediale Wiederholung – je öfter eine Behauptung auftaucht, desto glaubwürdiger wirkt sie für viele Menschen.

Frage: Wie viele Menschen glauben heute noch an Verschwörungstheorien zum 11. September?

Die Zahlen variieren, aber Umfragen zeigen: Auch Jahrzehnte nach den Anschlägen hält ein nicht unerheblicher Anteil der Bevölkerung alternative Erklärungen für möglich. In den USA wie auch in Deutschland gibt es bis heute Gruppen, die offiziellen Darstellungen misstrauen. Dies zeigt, dass die Mythen tief verankert sind und sich auch mit der Zeit nicht automatisch auflösen.

Die Terroranschläge des 11. September 2001 sind nicht nur historische Tatsache, sondern auch Projektionsfläche für Misstrauen, Spekulation und Mythenbildung. Ob es um die spektakulären Bilder der einstürzenden Türme, den mysteriösen Fall von WTC 7 oder die Frage nach angeblichem Vorwissen von Behörden geht – die Diskussionen werden wohl nie vollständig verschwinden. Fakt bleibt jedoch: Keine Verschwörungserzählung konnte bislang durch harte Beweise bestätigt werden. Die Faszination und Verbreitung dieser Theorien zeigt vielmehr, wie stark kollektive Traumata, Unsicherheit und digitale Medien miteinander verwoben sind. Für Gesellschaft und Wissenschaft bedeutet dies, den Diskurs nicht nur mit Fakten, sondern auch mit Aufklärung über die Mechanismen von Mythenbildung zu begleiten.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.