Ein leiser Architekt Perry Bamonte tot: Gitarrist und Keyboarder von The Cure stirbt mit 65

In Ausland
Dezember 27, 2025

London, 27. Dezember 2025 – Die Nachricht kam leise, doch sie hallt nach. Mit Perry Bamonte verliert die internationale Rockmusik einen Musiker, der selten im grellen Rampenlicht stand, dessen Arbeit aber über Jahrzehnte den Klang einer der einflussreichsten Bands der Gegenwart geprägt hat. Der Gitarrist und Keyboarder von The Cure ist im Alter von 65 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben. Für Fans weltweit endet damit ein Kapitel, das untrennbar mit Melancholie, Tiefe und musikalischer Konsequenz verbunden ist.

Der Tod von Perry Bamonte wurde am Freitagabend von The Cure offiziell bestätigt. In einer kurzen Mitteilung würdigte die Band ihren langjährigen Weggefährten als „stillen, intuitiven und ungemein kreativen“ Musiker, der über viele Jahre ein zentraler Bestandteil ihrer Geschichte gewesen sei. Bamonte starb nach Angaben der Band nach kurzer Krankheit in seinem privaten Umfeld. Weitere Details wurden nicht bekanntgegeben.

Mit Bamonte verliert The Cure nicht nur einen Instrumentalisten, sondern einen Klanggestalter, der den Sound der Band über mehrere Schaffensphasen hinweg entscheidend mitgeprägt hat – auf der Bühne ebenso wie im Studio.

Ein ungewöhnlicher Weg in den inneren Kreis von The Cure

Perry Archangelo Bamonte wurde am 3. September 1960 in London geboren. Seine Beziehung zu The Cure begann nicht mit einem Plattenvertrag oder einer Audition, sondern abseits des Scheinwerferlichts. Mitte der 1980er Jahre arbeitete Bamonte zunächst als Gitarren- und Bühnentechniker für die Band. Gemeinsam mit seinem Bruder Daryl, der als Tourmanager tätig war, gehörte er zum engsten Umfeld der Gruppe.

Diese Nähe sollte sich als entscheidend erweisen. Bamonte kannte die Musik, die Dynamik und die Arbeitsweise der Band aus nächster Nähe, lange bevor er selbst Teil des Line-ups wurde. Als The Cure 1990 nach dem Weggang von Roger O’Donnell eine personelle Neuausrichtung vornahmen, rückte Perry Bamonte offiziell in den Mittelpunkt: Er wurde Gitarrist und Keyboarder der Band – ein Schritt, der den Sound der folgenden Jahre maßgeblich beeinflussen sollte.

Mehr als ein Ersatz: ein prägender Musiker

Von Beginn an war klar, dass Bamonte kein bloßer Lückenfüller war. Seine Fähigkeit, zwischen Gitarre, Keyboard, Bass und zusätzlichen Klangflächen zu wechseln, verlieh den Live-Auftritten wie auch den Studioaufnahmen eine neue Tiefe. In einer Phase, in der The Cure ihren internationalen Erfolg festigten und zugleich musikalisch reiften, wurde Perry Bamonte zu einem wichtigen Baustein des Gesamtklangs.

Zwischen 1990 und 2005 stand Bamonte bei mehreren hundert Konzerten auf der Bühne. Seine Präsenz war dabei selten laut oder dominant – vielmehr fügte er sich in das komplexe Klanggefüge ein, das The Cure seit jeher auszeichnete.

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Studioalben, die Geschichte schrieben

Während seiner ersten Schaffensphase mit der Band wirkte Perry Bamonte an mehreren Alben mit, die heute als zentrale Werke im Katalog von The Cure gelten. Besonders prägend war seine Beteiligung an dem 1992 erschienenen Album Wish, das der Band zu weltweitem kommerziellem Erfolg verhalf.

  • Wish (1992)
  • Wild Mood Swings (1996)
  • Bloodflowers (2000)
  • The Cure (2004)

Auf diesen Alben brachte Bamonte nicht nur seine Gitarrenarbeit ein, sondern prägte mit Keyboards, atmosphärischen Texturen und zusätzlichen Arrangements die emotionale Dichte der Songs. Besonders Bloodflowers gilt als Werk, in dem seine zurückhaltende, aber wirkungsvolle Spielweise deutlich hörbar ist.

Auch auf Live-Alben und Konzertmitschnitten war Perry Bamonte präsent und trug dazu bei, den oft düsteren, zugleich hymnischen Charakter der Band auf die Bühne zu übertragen.

Abschied, Anerkennung und Rückkehr

Im Jahr 2005 verließ Bamonte The Cure, nachdem Bandkopf Robert Smith die Gruppe strukturell verkleinerte und zeitweise als Trio weiterführte. Der Abschied verlief ohne öffentliches Zerwürfnis, markierte jedoch das Ende einer langen, intensiven Phase gemeinsamer Arbeit.

Die Bedeutung von Perry Bamonte für die Band blieb dennoch unbestritten. 2019 wurde er gemeinsam mit The Cure in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen – eine Anerkennung, die seinen Beitrag zur internationalen Rockgeschichte offiziell würdigte.

Das späte Comeback auf der großen Bühne

2022 kehrte Bamonte überraschend zu The Cure zurück. Die Band erweiterte ihr Line-up erneut, und Bamonte übernahm wieder die Rolle des Gitarristen und Keyboarders. In den folgenden zwei Jahren spielte er rund 90 Konzerte im Rahmen der internationalen Tournee, die später unter dem Titel Shows of a Lost World bekannt wurde.

Diese Rückkehr wurde von Fans und Kritikern gleichermaßen als musikalische Bereicherung wahrgenommen. Die Konzerte galten als besonders dicht, emotional und klanglich ausgewogen – nicht zuletzt dank der Erfahrung und Sensibilität, die Perry Bamonte in das Ensemble einbrachte.

Sein letzter Auftritt mit der Band fand am 1. November 2024 in London statt, im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Albums Songs of a Lost World. Das Konzert wurde aufgezeichnet und später als Film und Video veröffentlicht – ein spätes Dokument seiner Arbeit mit The Cure.

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Aktiv auch jenseits von The Cure

Auch außerhalb von The Cure blieb Perry Bamonte musikalisch aktiv. Er spielte Bass in der britischen Rockformation Love Amongst Ruin, einer Supergroup, der unter anderem ehemalige Mitglieder von Placebo angehörten. Mit dieser Band veröffentlichte Bamonte weitere Studioalben und zeigte erneut seine stilistische Bandbreite.

Darüber hinaus widmete er sich künstlerischen Arbeiten abseits der Musik, unter anderem als Illustrator, und pflegte persönliche Interessen, die ihn bewusst fern des Musikgeschäfts hielten. Kollegen beschrieben ihn als zurückhaltend, konzentriert und kreativ – Eigenschaften, die sich auch in seiner Musik widerspiegelten.

Ein Musiker ohne Pose

Im Unterschied zu vielen Rockmusikern seiner Generation suchte Perry Bamonte nie die öffentliche Inszenierung. Interviews waren selten, öffentliche Auftritte abseits der Bühne die Ausnahme. Sein Fokus lag auf der Musik – auf dem Zusammenspiel, dem Klang, der Atmosphäre.

Gerade diese Haltung machte ihn für viele Fans und Mitmusiker zu einer besonderen Figur innerhalb der Rockszene. Er war präsent, ohne sich aufzudrängen, und prägend, ohne dominant zu wirken.

Reaktionen und stille Trauer

Nach Bekanntwerden seines Todes äußerten sich zahlreiche Weggefährten und Fans betroffen. Die offizielle Mitteilung von The Cure blieb bewusst zurückhaltend und persönlich – ein Ton, der gut zu dem Musiker passte, den sie würdigte.

Für die Band bedeutet der Verlust von Perry Bamonte mehr als den Tod eines ehemaligen Mitglieds. Er war Teil ihrer Geschichte, ihres Klangs und ihrer gemeinsamen Entwicklung über Jahrzehnte hinweg.

Ein Vermächtnis aus Klang und Haltung

Perry Bamonte hinterlässt kein spektakuläres öffentliches Erbe, keine großen Gesten oder Skandale. Was bleibt, ist seine Musik – eingebettet in einige der wichtigsten Alben von The Cure und in zahllose Konzerte, die für viele Fans prägend waren.

Sein Tod markiert das Ende einer Musikerlaufbahn, die leise begann, lange wirkte und nun ebenso leise endet. Doch in den Songs, den Melodien und den atmosphärischen Schichten, die er mitgestaltet hat, bleibt Perry Bamonte präsent – als Teil eines Sounds, der Generationen begleitet hat und weiter begleiten wird.

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Als Autor für das Magazin "Nah am digitalen Rand" verbinde ich meine Germanistik-Expertise mit einem unstillbaren Interesse für redaktionell spannende Themen. Meine Leidenschaft gilt der Erforschung und dem Verständnis der digitalen Evolution unserer Sprache, ein Bereich, der mich stets zu tiefgründigen Analysen und Artikeln inspiriert.