
London, 29. Dezember 2025 – Der Alexandra Palace vibriert, die Tribünen sind gefüllt, das Murmeln der Menge liegt wie ein leises Grollen in der Luft. Wieder einmal zeigt sich an diesem Abend, warum die Darts-Weltmeisterschaft als das unberechenbarste Turnier des Jahres gilt. Ein weiterer Favorit scheitert – und das auf eine Weise, die sinnbildlich für diese außergewöhnliche WM steht.
Nathan Aspinall, einer der profiliertesten englischen Dartspieler der vergangenen Jahre, ist bei der Darts-WM 2026 ausgeschieden. Sein dramatisches Aus im Londoner Alexandra Palace reiht sich ein in eine Serie von Überraschungen, die dieses Turnier bereits früh prägen.
Ein Abend, der alles veränderte
Als Nathan Aspinall am frühen Abend die Bühne im Alexandra Palace betrat, wirkte vieles vertraut. Der Engländer, Spitzname „The Asp“, gehört seit Jahren zur erweiterten Weltspitze, ist ein Spieler mit Erfahrung, mentaler Stärke und einem Ruf als gefährlicher Turnierakteur. Doch die Darts-WM 2026 folgt ihren eigenen Gesetzen – und diese machten auch vor Aspinall nicht halt.
In der dritten Runde traf Aspinall auf den Niederländer Kevin Doets. Die Rollen schienen klar verteilt: hier der etablierte Profi aus England, dort der Herausforderer, deutlich niedriger in der PDC Order of Merit platziert. Doch schon früh zeichnete sich ab, dass dieses Duell mehr als nur eine Pflichtaufgabe werden würde.
Aspinall übernahm zunächst die Kontrolle, zeigte phasenweise genau jene Qualitäten, die ihn in den vergangenen Jahren ausgezeichnet haben. Starkes Scoring, konsequentes Spiel auf die Doppelfelder, dazu die gewohnte Ruhe in entscheidenden Momenten. Nach fünf gespielten Sätzen führte der Engländer mit 3:2 – ein Vorsprung, der im WM-Format oft reicht, um ein Match nach Hause zu bringen.
Die Partie kippt – Leg für Leg
Doch Kevin Doets ließ sich nicht beirren. Der Niederländer nutzte jede sich bietende Gelegenheit, blieb auch unter Druck stabil und zwang Aspinall immer wieder zu Fehlern. Besonders in den Schlussphasen der Sätze zeigte sich, wie schmal der Grat zwischen Sieg und Niederlage sein kann.
Der sechste Satz entwickelte sich zum Wendepunkt des Spiels. Aspinall verpasste mehrere Chancen, das Match zu entscheiden, während Doets konsequent blieb und sich den Satz sicherte. Im entscheidenden siebten Satz war die Spannung im Alexandra Palace mit Händen zu greifen. Jeder Dart wurde bejubelt, jeder Fehlwurf kommentiert.
Am Ende war es Doets, der den letzten Satz für sich entschied. Das Ergebnis: 4:3 für den Niederländer – und das vorzeitige Aus von Nathan Aspinall bei der Darts-WM 2026. Ein Moment, der selbst erfahrene Beobachter kurz sprachlos zurückließ.
Das große Favoritensterben der Darts-WM 2026
Mit dem Ausscheiden von Nathan Aspinall setzt sich ein Trend fort, der das Turnier seit Beginn begleitet. Die Darts-WM 2026 entwickelt sich zu einem Wettbewerb, in dem große Namen früh scheitern und Außenseiter immer wieder für Schlagzeilen sorgen.
Bereits in den ersten Turniertagen mussten mehrere gesetzte Spieler ihre Titelträume begraben. Der Alexandra Palace, sonst oft ein Ort der Bestätigung für Favoriten, ist in diesem Jahr vor allem Bühne für Überraschungen. Die Gründe dafür sind vielfältig: ein erweitertes Teilnehmerfeld, hohe Leistungsdichte, aber auch die besondere Atmosphäre, die gerade bei knappen Spielen eine entscheidende Rolle spielt.
Das Favoritensterben bei der Darts-WM 2026 ist dabei kein Zufall, sondern Ausdruck eines Sports, der sich in den vergangenen Jahren stark professionalisiert hat. Die Abstände zwischen den Spielern sind geringer geworden, mentale Stärke und Tagesform entscheiden oft mehr als der Ranglistenplatz.
Zahlen und Rahmenbedingungen des Turniers
- Die PDC Darts-Weltmeisterschaft 2026 findet vom 11. Dezember bis zum 3. Januar im Alexandra Palace in London statt.
- Erstmals nehmen 128 Spieler aus mehr als 20 Nationen teil.
- Das Gesamtpreisgeld beträgt rund fünf Millionen Pfund, der Sieger erhält eine Million Pfund.
- Das erweiterte Feld erhöht die Anzahl der potenziellen Überraschungen deutlich.
In diesem Kontext wirkt das Aus von Aspinall weniger wie ein Ausrutscher, sondern vielmehr wie ein weiteres Kapitel einer WM, die sich konsequent gegen Prognosen stellt.
Der Alexandra Palace als Faktor
Der Ally Pally ist mehr als nur eine Spielstätte. Er ist Mythos, Druckkessel und Bühne zugleich. Gerade für erfahrene Spieler wie Nathan Aspinall kann die Atmosphäre sowohl antreibend als auch belastend sein. Die Nähe zum Publikum, die Lautstärke, die schnellen Stimmungswechsel – all das macht dieses Turnier einzigartig.
Während einige Spieler von dieser Kulisse profitieren, geraten andere ins Straucheln. In der Partie gegen Doets war zu beobachten, wie kleine Unsicherheiten in entscheidenden Momenten große Wirkung entfalten können. Ein verpasster Dart auf Doppel, ein zu kurzer Anwurf – Kleinigkeiten, die im WM-Kontext über das Weiterkommen entscheiden.
Publikum und Dynamik
Das Publikum im Alexandra Palace gilt als leidenschaftlich, manchmal auch als unberechenbar. In diesem Match unterstützten die Fans beide Spieler, wechselten je nach Spielverlauf die Sympathien. Für Aspinall, der häufig auf Rückhalt aus den Rängen zählen kann, war dies ein ungewohnter, zusätzlicher Faktor.
Immer wieder brandete Applaus auf, immer wieder wurde es schlagartig still. Diese Dynamik verstärkte den Druck auf beide Akteure – mit dem besseren Ende für den Herausforderer.
Konsequenzen für den Turnierverlauf
Das Aus von Nathan Aspinall verändert den Turnierbaum spürbar. Spieler, die ursprünglich auf ein Duell mit dem Engländer eingestellt waren, müssen ihre Planung anpassen. Kevin Doets wiederum steht plötzlich im Fokus und sieht sich in der nächsten Runde einer völlig neuen Erwartungshaltung gegenüber.
Für die verbliebenen Favoriten erhöht sich der Druck weiter. Jeder weitere Spieltag zeigt: Sicherheit gibt es bei dieser Darts-WM 2026 nicht. Wer den Titel gewinnen will, muss nicht nur sein spielerisches Niveau abrufen, sondern auch mit der besonderen Dramaturgie dieses Turniers umgehen können.
Der Blick auf Aspinalls Saison
Für Nathan Aspinall ist das frühe Ausscheiden ein sportlicher Rückschlag. Die Darts-WM gilt als wichtigster Wettbewerb des Jahres – sportlich wie finanziell. Ranglistenpunkte, Preisgeld, mediale Präsenz: All das bleibt ihm diesmal verwehrt.
Gleichzeitig fügt sich das Ergebnis in eine Phase ein, in der Aspinall immer wieder mit Schwankungen zu kämpfen hatte. Trotz seiner Erfahrung und seines Potenzials zeigt auch sein Beispiel, wie gnadenlos das Niveau auf der PDC-Tour geworden ist.
Ein Turnier der offenen Fragen
Je weiter die Darts-WM 2026 fortschreitet, desto klarer wird: Dieses Turnier folgt keiner klassischen Dramaturgie. Die bekannten Narrative – Favoriten marschieren durch, Außenseiter scheitern früh – greifen in diesem Jahr nicht. Stattdessen entsteht ein Wettbewerb, der von Offenheit, Spannung und ständigen Brüchen lebt.
Für Fans ist das ein Gewinn. Für Spieler bedeutet es maximale Herausforderung. Jeder Auftritt im Alexandra Palace kann zum Schlüsselmoment werden – im positiven wie im negativen Sinne.
Wenn Gewissheiten verschwinden
Das Ausscheiden von Nathan Aspinall ist mehr als nur eine einzelne Überraschung. Es steht stellvertretend für eine Darts-WM, die ihre eigenen Regeln schreibt. Namen verlieren an Bedeutung, Tagesform und mentale Stärke rücken in den Vordergrund.
Wer am Ende den Pokal in die Höhe stemmen wird, ist offen wie selten zuvor. Sicher ist nur eines: Das Favoritensterben bei der Darts-WM 2026 hat das Turnier verändert – und es wird die kommenden Runden weiter prägen.